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Veröffentlicht am 03.01.2022

Jahrelange Rache

Geduldige Rache (Ein Loreena-MacLaughlan-Thriller)
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Detektive Superintendent Loreena MacLaughlan bekommt einen sonderbaren Fall in ihr Revier - Ethan McKennitt behauptet dass er seine Freundin Haley getötet hat, im Drogenrausch. Doch es gibt keinerlei Anhaltspunkte, ...

Detektive Superintendent Loreena MacLaughlan bekommt einen sonderbaren Fall in ihr Revier - Ethan McKennitt behauptet dass er seine Freundin Haley getötet hat, im Drogenrausch. Doch es gibt keinerlei Anhaltspunkte, auch die Freunde von Ethan können nicht weiterhelfen. Doch Haley bleibt verschwunden. Nach 7 Jahren bekommt dieser Fall eine neue Dynamik und Loreena MacLaughlan muss den Fall erneut aufnehmen...mit fatalen Folgen.

"Wie wahrscheinlich wäre es, dass es einem Unbekannten gäbe, der seine Schuld auf einen anderen abwälzen wollte?" (Seite 171)

Ein Thriller der Zeit benötigt, auch muss man sich etwas in die Geschichte "hineinwühlen". Der Schreibstil an sich ist super, informativ, hier und da manchmal ausschweifend aber gut erklärt. Das Personenregister zu Beginn wird auf Dauer etwas Hilfe sein, aber am Anfang nutzt es wenig.

Mit der Ermittlerin Loreena MacLaughlan hatte ich, am Anfang, meine Probleme. Sie war mir zu blass und Nichts aussagend. Ihr Kollege, der Norweger Knud hingegen passte mir sofort und seine Art war erfrischend und anders. Mit der Zeit ergibt sich aber ein perfektes Zusammenspiel zwischen beiden und das Lesen beginnt Spass zu machen.

Ein interessantes Thema- geduldige und langjährige Rache. Sonst geht es in Thriller oft umgehend zur Sache und wird meist blutig. Hier geht es auch zur Sache- aber in "Portionen" und nicht auf reines Blutgemetzel. Eine tolle Abwechslung und gut umgesetzt. Trotzdem sind die Taten nicht ohne und gehen ordentlich an die Substanz.

Es gibt immer wieder Rückblicke, von Tätern, Opfern und Mitwissern. Das ist gekonnt ausgebaut, stimmig und passt zum gesamten Thrillerbild. Es gab am einem gewissen Zeitpunkt einen tollen Spannungsbogen der sich fast zum Unerträglichen spannt und man fleissig am Rätseln und überlegen ist. Das hat mir verdammt gut gefallen und zugesagt.

Ich würde sehr gerne weitere Bände von Knud und Loreena lesen denn das könnte ein neues, traumhaftes Ermittlerduo werden. Ein Thriller der auch ruhige Momente hatte und durch den Gesamtaufbau besticht.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Wer hat Schuld?

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
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Auf dem Hausboot wird die Leiche von Daniel gefunden. Wer könnte ein Motiv gehabt haben? Miriam die gleich das Hausboot neben Daniel hat und die Polizei rief? Oder Laura die kurz vor seinem Tod bei ihm ...

Auf dem Hausboot wird die Leiche von Daniel gefunden. Wer könnte ein Motiv gehabt haben? Miriam die gleich das Hausboot neben Daniel hat und die Polizei rief? Oder Laura die kurz vor seinem Tod bei ihm Nachts auf dem Hausboot blieb? Irene die etwas beobachtet hat? Oder Theo und Angela die mehr mit Daniel zu tun hatten als ihnen lieb ist?

"Sie glaubte, dass sie ihre Geschichte jemand Integerem anvertraute, einem Menschen mit gutem Charakter, und entblößte ihre Seele stattdessen einem Scharlatan, einem menschlichen Raubtier. Man hätte meinen sollen, dass sie Raubtiere inzwischen erkennen würde". (Seite 146)

Der dritte Roman von Paula Hawkins, ich habe ihr Debüt "Girl on the train" verschlungen gehabt und war auch hier ziemlich neugierig. Die Autorin hat noch immer Biss und kann mich mitziehen, aber das ein oder andere blieb dann doch, etwas, auf der Strecke.

Der Schreibstil ist bei der Autorin so erstaunlich ruhig. Sie baut so gekonnt und fast gemein eine Spannung ein die einen plötzlich packt und nicht mehr los lässt. Man denkt - jetzt habe ich die Lösung, hier passiert nicht mehr viel und dann endet ein Kapitel mit einem Bogen der einen schon fast zwingt weiterlesen zu müssen.

Etwas schwierig war es für mich die Leute, gerade zu Beginn, auseinanderzuhalten. Die Karte im vorderen Teil des Buches ist eine grosse Hilfe. Aber hier und da musste ich doch überlegen und nochmals nachschauen. Denn alle haben auf irgendeiner Weise miteinander zu tun und werden es ohne es anfangs zu ahnen.

Miriam lebt neben Daniel und hat so ihre Geheimnisse. Miriam hat Schreckliches erlebt und versucht es weiterhin zu verarbeiten, es gibt immer wieder Rückblicke die ihren Zugang zum Gesamtbild finden. War sie es?

Theo und Angela haben eine gemeinsame Vergangenheit, auch diese wird hier beleuchtet und lässt den Verdacht auf sie fallen. Theo ist eh ein ganz gerissener Hund und hat ebenso seine Geheimnisse wie Angela. Könnten sie Daniel getötet haben?

Laura ist in ihrem jungen Leben von vielem nicht verschont geblieben, sie durchleidet viel, kommt mit ihrem Leben nicht klar. Ein Ereignis aus ihrer Kindheit hat sie alles von vorne beginnen lassen. War sie wütend auf Daniel?

Irene ist die Älteste in diesem Bunde, hat mit dem ein oder anderen Protagonisten in dieser Geschichte zu tun, weiss auch gewisse Dinge die sie beobachtet hat. Was könnte sie über Daniel erfahren haben?

Und genauso arbeitet die Autorin. Zu Beginn gibt es viele Fäden die für sich stehen, so scheint es. Diese werden von ihr aber gekonnt und spannend zusammengeführt. Und langsam entwickelt sich ein Bild was sich aber ständig ändert, bis zum Ende hin. Und selbst da hat mich die Unsicherheit nicht verlassen. Das ist wieder ein Punkt den man bei ihren Büchern mögen muss, sonst führt es zu Unzufriedenheit.

Was ich mir gewünscht hätte- mehr über Daniel zu erfahren. Denn dieser blieb komplett auf der Strecke. Es gibt viele Andeutungen, Zweifel und Möglichkeiten für Zugeständnisse die aber nicht ganz aufgeklärt werden. Das hat mich etwas gestört, dass dieser so im Dunkeln geblieben ist.

Paula Hawkins schreibt und arbeitet doch aussergewöhnlich in ihren Romanen, man muss diesen Stil und das was geschieht auch mögen und sich einlassen können, dann entwickelt sich ihr Buch zu einem kleinen Highlight.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Daumen hoch

Anekdoten eines Beifahrers
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"Es gibt nicht das perfekte Leben, aber es gibt perfekte Leben. Mindestens eines für jeden von uns. Die Schwierigkeit liegt jedoch darin, genau dieses Leben zu finden. Die Suche gestaltet sich für jeden ...

"Es gibt nicht das perfekte Leben, aber es gibt perfekte Leben. Mindestens eines für jeden von uns. Die Schwierigkeit liegt jedoch darin, genau dieses Leben zu finden. Die Suche gestaltet sich für jeden von uns anders, dauert mal erfreulich kurz, mal erschöpfend lang und nimmt viele Umwege." (Seite 174)

42 Länder, 432 Mitfahrgelegenheiten und immer neue Gesichter,neue Geschichten.

2017 beschließt Daniel seinen Job zu kündigen und durch die Welt zu reisen. Allerdings nicht mit Flugzeug oder dem "üblichen" sondern er trampt.

Da wäre ich schon sehr skeptisch, aber ich habe die Abenteuer von Daniel sehr gerne gelesen und ihn begleitet. Denn durch die Anekdoten von Daniel erhält man ein anderes Bild, baut Vorurteile gegenüber Menschen und Ländern ab was dieses Buch wiederum so lohnenswert macht.

Daniel kommt bei fremden Menschen unter die neugierig sind, die ihm Geld, Schlafplatz, Zigaretten und ihre Lebensgeschichte bieten. Er kann durch "Couchsurfing" Schlafplätze finden. Aber es ist nicht alles Gold. Auch heisst es Lebensmittel in der Mülltonne zu finden, kilometerweit zu laufen weil kein Auto hält. Bei Wind und Wetter in der Natur unterwegs sein, frieren, schwitzen und auch hier und da verzweifeln.

Lächeln ist wichtig, Daumen hoch und sich auf die Abenteuer die kommen einzulassen. Wirklich "gefährlich" oder kritisch wurde es bei Daniel nicht, aber wir lernen auch dass er gemeinsam mit Frauen getrampt ist und die Welt ist freundlich wenn Du es ebenso bist, unabhängig vom Geschlecht.

Viele interessante Länder hat Daniel besucht, erzählt voller Liebe, Leidenschaft und was ihn beschäftigt. Mit vielen Fotos im hinteren Teil des Buches bekommt man auch den bildlichen Eindruck von Naturschauspielen oder den Gesichtern zu den Geschichten.

Was sucht Daniel? Vielleicht etwas seinen Platz zum Leben, zum freuen und natürlich eine Frau für sein Leben. ;)

Egal ob daheim oder in der weiten Welt- so einfach ist das mit den Frauen nicht, auch das lernen wir. Macht es aber realistisch und sympathisch.

Natürlich kehrt Daniel immer wieder nach Hause zurück, freut sich darauf, schaut sich die "Umstände" dort an, plant, überlegt und macht weiter.

Durch seine Show bringt er nun vielen Menschen seine Reise näher, klärt auf und lebt sein Projekt was mir im Gesamtbild so gut gefallen hat. Nur die willkürlichen Sprünge hier und da waren etwas anstrengend und brachten mich ab und dann ins Schleudern.

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Veröffentlicht am 09.09.2021

Wo ist Oscar?

Das Nest
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Der 15jährige Oscar Meyer-Hoff ist verschwunden. DIe Ermittler Anette Werner und Jeppe Korner werden zur Hilfe gerufen. Die Eltern von Oscar haben eine Galerie und sind Drohungen gewohnt, wie auch nun ...

Der 15jährige Oscar Meyer-Hoff ist verschwunden. DIe Ermittler Anette Werner und Jeppe Korner werden zur Hilfe gerufen. Die Eltern von Oscar haben eine Galerie und sind Drohungen gewohnt, wie auch nun bei Oscar. Doch dass ein Familienmitglied einfach verschwindet ist neu. Die Situation spitzt sich zu als in der Müllverbrennungsanlage eine männliche Leiche entdeckt wird.... was ist das dunkle Geheimnisse hinter dem Verschwinden von Oscar?

"Das war keine Lüge, dachte er, als sie sich von Vater und Tochter verabschiedeten. Innerhalb der ersten vierundzwanzig Stunden tauchen die meisten Verschwundenen tatsächlich unverletzt wieder auf. Nach vierundzwanzig Stunden ging die Statistik allerdings dramatisch zurück." (Seite 54)

Der vierte Band mit den Ermittlern Anette Werner und Jeppe Korner und ich habe mich sehr auf das Buch gefreut. An sich ist es auch wieder spannend, düster und toll umgesetzt, aber diesmal war es nicht ganz so rund, leider hat mich das Ende so gar nicht begeistern können.

Der Schreibstil an sich wieder spannend, mit kleinen Spritzern Humor, Andeutungen und der ein oder anderen dunklen "Ecke" die man gerne näher beleuchten möchte um mehr zu erfahren.

Oscar verschwindet von Heute auf Morgen und keiner weiss was passiert ist. Seine Eltern leiten eine Galerie und handeln mit Kunst, waren aber in einen Skandel verwickelt was sie viel Sympathien gekostet hat. Fällt dies ihnen nun direkt auf die Füsse? Es bleibt angedeutet, gewisse Ansichten der Eltern machen einen stutzig und nur beim lesen habe ich eine Gänsehaut bekommen. Das war wieder so gelungen.

Auch das Privatleben der Ermittler bleibt im Fokus, nicht direkt und zu aufdringlich, aber doch mit dem Fall verbunden, was die Autorin, in meinen Augen, sehr gut umgesetzt hat. Denn egal ob bei Anette oder Jeppe, beide haben mit Familien zu tun, mit Entscheidungen, ihrem Job und dem Spagat es überall irgendwie hinzubekommen.

Der ganze Ermittlungsablauf verläuft spannend, auch hier kann ich nicht meckern. Aber es war nicht so ganz rund. Viele Dinge werden angedeutet, machen einen konfus und sind dann zu leicht, zu locker, zu oberflächlich abgefertigt. Auch dass die Familie kaum beleuchtet wurde, viele Dinge sind auch hier angedeutet und werden dann gar nicht mehr zum Ende verfolgt, das fand ich einfach sehr schade.

Denn die Thematik an sich ist hochaktuell, erschreckend und schockiert auch hier. Aber sie erhält, in meinen Augen, nicht den nötigen Platz und Respekt und wird dem vierten Band nicht gerecht.

Ich habe diesen Band ebenso gerne gelesen wie seine Vorgänger, aber fand ihn im Allgemeinen dann doch etwas zu schwach und leider nicht gänzlich aufklärend.

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Veröffentlicht am 28.08.2021

Zerstörerische Erinnerungen

Sag mir, wer ich bin
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Sally, gerade 16 Jahre, wollte in Paris ihr Französisch verbessern....jedoch wird sie von einem Unbekannten belästigt und wacht schwer verletzt und ohne Erinnerung im Krankenhaus auf. Sally muss mit diesen ...

Sally, gerade 16 Jahre, wollte in Paris ihr Französisch verbessern....jedoch wird sie von einem Unbekannten belästigt und wacht schwer verletzt und ohne Erinnerung im Krankenhaus auf. Sally muss mit diesen Erinnerungen leben was auch ihr Umfeld belastet. Als sie auf einer Party einen Mann sieht ist sie sich sicher - er ist ihr Peiniger...

"Es ist hoffnungslos , dachte Sally trübsinnig und fragte sich, ob die Männer immer die Frauen verletzten und schlugen, die sie liebten, und ob diese Frauen erwarteten, misshandelt zu werden, oder es sogar wollten. Je länger sie in diesem Büro arbeitete, desto mehr Zweifel kamen ihr, ob Liebe und Gewalt nicht zwei Aspekte derselben Sache waren." (Seite 135/136)

Ein Roman der Kontroverse. Und nicht jedem wird das Buch zusagen. Jedoch hat sich die Autorin mit wichtigen Dingen auseinandergesetzt und dies merkt man.

Sally wacht schwer verletzt und ohne Erinnerung Krankenhaus auf. Schon zu Beginn spannt sich der Spannungsbogen und konnte mir mich, bis zum Ende, mitnehmen. Zusammen mit Sally beginnt man, mit der Zeit, ihre Erinnerungen zu "erarbeiten" aber wie Sally hinterfragt man irgendwann gewisse Dinge, Erinnerungen und ihre Lücken.

Das Buch, die Geschichte, handelt im Jahr 1962. Das erwähnt die Autorin, hätte aber besser erwähnt werden müssen. So ist man eher verwundert warum die Gesellschaft so reagiert. In das genannte Jahr passt das Verhalten aber optimal. Denn gerade das nahe Umfeld von Sally, vorrangig ihre Eltern, reagieren ablehnend, verschwiegen, keiner darf etwas wissen oder erfahren.

Eine Triggerwarnung wäre angebracht denn es geht um fatale Erinnerungen, Misshandlung und der Thematik sexuelle Gewalt. Auch störte es mich dass es französische Sätze gab aber keine Übersetzung. Man ist also gezwungen dies zu googeln was den Lesefluss stört.

Sally ist ein "schwieriger' Mensch. Damit muss man klar kommen. Allerdings fand ich es persönlich nicht übertrieben oder unrealistisch denn die Erinnerungen machen das Leben von Sally schwer, loslassen und leben kann sie überhaupt nicht. Das schmerzt und ist nachvollziehbar.

Was Erinnerungen, gut wie schlecht, wahr oder eingebildet, ausmachen, welche Macht sie besitzen - hier bekommt man ein erschreckend gutes Bild davon.

Das Ende bleibt offen, schockiert, nimmt einen mit, muss man auch hier mögen. Ich persönlich finde den Roman, im Gesamtkonzept, weitgehend gut umgesetzt. Ob der Roman jedem gefällt das muss jeder selbst lesen.


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