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Veröffentlicht am 19.04.2017

Rumpelstilzchen für Erwachsene - eine spannende, düstere und unheimliche Märchenadaption

Nora Bendzkos Galgenmärchen / Kindsräuber
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Mit der Reihe "Galgenmärchen" adaptiert Autorin Nora Bendzko klassische Märchen neu für Erwachsene. Der erste Band der Reihe "Wolfssucht" (Rotkäppchen) konnte mich bereits überzeugen. Im vorliegenden Band ...

Mit der Reihe "Galgenmärchen" adaptiert Autorin Nora Bendzko klassische Märchen neu für Erwachsene. Der erste Band der Reihe "Wolfssucht" (Rotkäppchen) konnte mich bereits überzeugen. Im vorliegenden Band "Kindsräuber" wird nun das Märchen vom Rumpelstilzchen neu erzählt. Wiederum spielt die Geschichte vor dem Hintergrund des dreißigjährigen Krieges, diesmal jedoch in Prag, wo Alene und ihr Vater, so wie das übrige kriegsmüde Volk, Hunger leiden und ums Überleben kämpfen. Umso gelegener kommt Alene das Auftauchen eines alten Bekannten, der es zum Boten des Königs geschafft hat und der mittlerweile schwangeren Alene ein Angebot der Königin übermittelt. Doch damit nimmt das Unglück seinen Lauf.

Kindsräuber macht aus Rumpelstilzchen eine vielschichtige Geschichte, mit vielen Ideen und überraschenden Wendungen. Schon bald ist nicht mehr klar, wem Alene vertrauen kann, was real ist und was nicht. Die Handlung ist dabei geschickt mit dem geschichtlichen Hintergrund verknüpft. Es gibt keine seitenlangen historischen Ausführungen, die Auswirkungen des Krieges werden jedoch nicht ausgespart und die Herrscherfamilie wird gelungen portraitiert. Insbesondere die beiden aufgeweckten Prinzen bilden so einen angenehmen Gegenpunkt zur düsteren, unheimlichen Geschichte.

Sprachlich war mir das Buch teils noch ein wenig zu umständlich und distanziert geschrieben, ließ sich allerdings nach kurzer Eingewöhnung flüssig lesen. Sehr gut haben mir die Beschreibungen der Protagonisten und der Stadt gefallen, hier hatte ich rasch plastische Bilder im Kopf. Vor allem in Finale waren einige unheimliche, dramatische Szenen so intensiv beschrieben, dass ich die Seiten atemlos verschlungen habe.

Insgesamt ist Kindsräuber meines Erachtens wieder eine sehr gelungene Märchenadaption geworden. Vor allem was das Einflechten des historischen Hintergrundes und die Beschreibungen betrifft, gefällt mir das Buch sogar noch besser als der (ebenfalls empfehlenswerte) Vorgänger. Wer sich für unheimliche Geschichten interessiert, sollte hier also auf jeden Fall zugreifen!

Veröffentlicht am 19.04.2017

Leckere, regionale und vegetarischen Gerichte und interessante Warenkunde

Superfoods einfach & regional
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Wie der Name bereits verrät, handelt es sich um ein Kochbuch, das Rezepte für regionale "Superfoods" enthält, also besonders gesunde heimische Lebensmittel. Alle 80 Rezepte sind vegetarisch gehalten und ...

Wie der Name bereits verrät, handelt es sich um ein Kochbuch, das Rezepte für regionale "Superfoods" enthält, also besonders gesunde heimische Lebensmittel. Alle 80 Rezepte sind vegetarisch gehalten und entsprechend dem Vorkommen der Zutaten nach Jahreszeiten sortiert.

Getestet wurden von mir die folgenden Rezepte:
- Galettes mit Radicchio
- Eier im Glas auf Vogerlsalat
- Gemüse-Vollkorn-Crumble mit Bohnen und Schafskäse
- Lasagne al cavolo (Kohllasagne)
- Karotten-Sauermilch-Smoothie
- Dinkelstange mit weißer Bohnencreme
- Dinkelmuffins mit Rharbarber und Mohn

Dabei war kein einziges Rezept eine Enttäuschung. Insbesondere die Muffins und die Galettes waren einfach nur traumhaft, aber auch die anderen Rezepte kamen gut an und boten viele abwechslungsreiche Geschmäcker. Auch mein Partner, der im Zweifel lieber gut als kalorienarm isst und als passionierter Hobbykoch besonders kritisch ist, war von den Rezepten überwiegend angetan und hat sich bereits von mehreren Ideen für Gemüsesorten, Kerne und andere Zutaten, die wir bislang kaum verwendet haben, inspirieren lassen.

Ich habe das Buch zum Winter-Ende getestet, also in jener Zeit, in der abwechslungsreiches regionales Kochen besonders schwierig ist. Das Buch enthält hier tolle Ideen zum Kochen mit Kohl, Schwarzwurzeln und anderem Wintergemüse. Ich freue mich aber auch schon auf die zahlreichen sommerlicheren Rezepte!

Neben den Rezepten enthält das Buch auch hilfreiche Informationen zum Thema regionale Ernährung. Zum einen finden sich bei praktisch jedem Rezept Informationen zu einem darin vorkommenden "Superfood", zum anderen gibt es einen umfangreichen Einführungsteil.

Mein einziger Kritikpunkt besteht darin, dass die Rezepte keine Nährwertangaben enthalten. Die Autorin begründet diese bewusste Entscheidung zwar nachvollziehbar, ich hätte diesen Service für die LeserInnen dennoch geschätzt. Da ich Kampfsport betreibe und mich überwiegend vegetarisch ernähre, ist es mir wichtig, genügend Eiweiß zu essen - solche Tabellen sind dafür hilfreich. Das Buch enthält neben dem normalen Rezeptregister aber immerhin Indizes, welche die eiweißreichen, fettarmen oder glutenfreien Rezepte des Buchs listen.

Auch abseits dieser nützlichen Aufstellungen ist das Buch überaus praktisch und liebevoll gestaltet - von den Lesebändchen bis zu den wunderschönen Bildern und dem sympathischen Layout.

Wer sich für gesunde, regionale Ernährung interessiert, sollte dieses Buch meines Erachtens unbedingt besitzen. Die durchgängig hohe Qualität der Rezepte, die nützlichen Ernährungstipps und die liebevolle Aufmachung stellen einen klaren Mehrwert gegenüber diversen Rezept-Websites dar.

Veröffentlicht am 19.04.2017

Klassiker der Science-Fiction Literatur und zugleich ein spannender, sozialkritischer Roman.

Krieg der Welten
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Der Roman "Krieg der Welten" gehört neben den Werken von Jule Vernes zu den Klassikern der Science Fiction Literatur. Seit seinem Erscheinen 1898 inspirierte er zahlreiche Filme, Computerspiele, Sequels ...

Der Roman "Krieg der Welten" gehört neben den Werken von Jule Vernes zu den Klassikern der Science Fiction Literatur. Seit seinem Erscheinen 1898 inspirierte er zahlreiche Filme, Computerspiele, Sequels oder Hörspiele (darunter jenes von 1938, das in New York für Panik sorge, da zahlreiche HörerInnen es für eine authentische Reportage über die Landung Außerirdischer hielten).

Die Handlung ist dabei rasch erzählt: Eine Vorhut von Marsianern landet auf der Erde. Hochintelligente Wesen, die sich in tödlichen Kampfmaschinen fortbewegen und sich anschicken, die rohstoffreiche Erde zu übernehmen. Aus der Sicht eines neugierigen Engländers wird der aussichtslose Kampf der Menschheit gegen die Invasoren geschildert, der - soviel sei verraten - ein sehr kreatives und überraschendes Ende nimmt. Die Handlung liest sich dabei nicht nur außerordentlich spannend, sie stellt zugleich eine Kritik am damaligen Kolonialismus dar und thematisiert auf erstaundlich aktuelle Weise den Umgang des Menschen mit der Natur.

Der Schreibstil ist sehr ökonomisch gehalten: Auf gut 300 Seiten (also deutlich unter dem Durchschnitt moderner Fantasy-Literatur) wird quasi der gesamte Krieg um die Erde abgehandelt. Bisweilen merkte man, dass der Text über 100 Jahre alt ist, insgesamt hat mir der nüchterne Sprachstil aber sehr zugesagt. Die von anderen RezensentInnen geäußerte Kritik an der Übersetzung teile ich insofern nicht - ich kenne allerdings auch die beinahe zeitgleich beim Fischer-Verlag erschienen Übersetzung nicht.

Die Aufmachung des Buches fand ich sehr gelungen. Es ist zwar "nur" ein Taschenbuch, enthält aber vereinzelte Illustrationen und Postkarten mit passenden Motiven.

Wer sich auch nur im entferntesten für phantastische Literatur interessiert, sollte "Krieg der Welten" gelesen haben, da das Buch völllig zurecht zu den Klassikern der Literatur gehört. Die neue Ausgabe des Mantikore-Verlags bietet sich dafür gut an.

Veröffentlicht am 19.04.2017

Gelungene Fantasygeschichte rund um 2 Meuchler in der Welt von Splittermond

Nacht über Herathis
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Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, keine Romane mehr zu lesen, die in Rollenspiel-Welten angesiedelt sind. Zu groß war bisher meist die Enttäuschung über Bücher, die mit einer bekannten Welt worben, ...

Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, keine Romane mehr zu lesen, die in Rollenspiel-Welten angesiedelt sind. Zu groß war bisher meist die Enttäuschung über Bücher, die mit einer bekannten Welt worben, aber sonst nicht viel zu bieten hatten. Lange habe ich diesen Vorsatz jedoch nicht durchgehalten - zum Glück. Denn "Nacht über Herathis" ist ein gelunener Roman, der zwar in Splittermond, der Welt des gleichnamigen Rollenspiels, angesiedelt ist, aber auch Nicht-RollenspielerInnen gefallen dürfte.

Die Geschichte handelt vom Schwarzen Dorn und Pitt, zwei Meuchlern der Gilde der langen Messer. Ihr Beruf ist zwar illegal, moralisch fühlen sich jedoch beide im Recht, da sie ihrem eigenen Codex folgen und niemanden nur des Geldes wegen umbringen. Doch die neue Anführerin der Gilde schenkt dem Codex keine Bedeutung mehr und verlangt Morde, für die es scheinbar keinen Grund gibt.

Beeindruckt hat mich vor allem die beschriebene Welt, die klassische Fantasyelemente enthält, aber auch mit einigen interessanten, neuen Ideen aufwartet - beispielsweise dem magischen Feenmarkt, auf dem es praktisch alles zu kaufen gibt, der jedoch seinen eigenen Gesetzen folgt. Auch die einzelnen Protagonisten haben mir gut gefallen, da sie glaubwürdig waren und jeder einen ganz anderen Charakter hatten - von der frechen Gnomin bis zum sturen, ungeliebten Möchtegern-Meuchler.

Das Buch ließ sich gut lesen, da es relativ einfach geschrieben war. Sprachliche Highlights sucht man insofern vergeblich, im Mittelpunkt steht klar die Erzählung. Diese hat mich rasch gepackt, tendierte - wie viele Fantasybücher - aber vor allem zum Ende hin ins Märchenhafte. Das Buch eignet sich insofern sicher auch als Jugendbuch.

Insgesamt hat mir "Nacht über Herathis" einige unterhaltsame Stunden mit der Gilde der Langen Messer beschert und mir die faszinierende Welt von Splittermond nähergebracht. Insofern war es für mich sicher nicht das letzte Buch aus dieser Welt. Wer eine anspruchsvolle Lektüre sucht, ist mit anderen Büchern aber sicher besser beraten. Wer gerne auch mal klassische Fantasygeschichten mit liebenswürdigen Helden und klarer Gut-Böse-Dichotomie liest, dem kann ich "Nacht über Herathis" nur empfehlen.

Veröffentlicht am 19.04.2017

Pyrenäen Krimi mit viel Atmosphäre

Monteperdido – Das Dorf der verschwundenen Mädchen
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Monteperdido, ein Dorf inmitten der Pyrenäen. Vor fünf Jahren verschwanden hier zwei Mädchen. Als eines von Ihnen lebend auftaucht, keimt in der Bevölkerung Hoffnung auf, auch das zweite Mädchen und den ...

Monteperdido, ein Dorf inmitten der Pyrenäen. Vor fünf Jahren verschwanden hier zwei Mädchen. Als eines von Ihnen lebend auftaucht, keimt in der Bevölkerung Hoffnung auf, auch das zweite Mädchen und den Entführer zu finden. Aber das bange Warten und die zahlreichen Verdächtigungen verlangen auch der Dorfgemeinschaft einiges ab.

Monteperdido ist ein sehr atmosphärisch geschriebener Krimi, der ein gutes und detaillietes Bild dieser Gegend Spanienes vermittelt. Sowohl die Natur, als auch der Konflikt zwischen der Dorfgemeinschaft und den Ermittlern aus der Stadt nehmen eine wichtige Rolle ein. Die verschiedenen Dorfbewohner sind gut ausgearbeitet und allesamt interessante Charaktere, mit genügend Geheimnissen um noch drei weitere Krimis füllen zu können.

Den Fall fand ich gut konstruiert und sehr komplex. Er lädt zum Miträtseln ein und ist plausibel und logisch. Obwohl ich ein paar richtige Erkenntnisse und Theorien hatte, wurde ich am Ende doch vom Täter überrascht.

Der Schreibstil war präzise und gut lesbar, mir aber teilweise zu langatmig. Trotz des Zeitdrucks, um das Mädchen noch lebend finden zu können, empfand ich die Geschichte nur durch durchschnittlich spannend.

Wer Krimis mag und gerne einmal über die Natur und die Dörfer bei den Pyrenäen lesen möche, macht mit Monteperdido nichts falsch. Wer bei Krimis Wert auf Spannung und Actition legt, ist mit einem anderen Buch vielleicht besser beraten.