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Veröffentlicht am 03.03.2018

Kleine Leute – große Sorgen

Kleiner Mann - was nun?
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Johannes Pinneberg und Emma Mörschel lieben sich und so ist es für sie keine Frage zu heiraten als sie erfahren, dass Emma schwanger ist. Eine alltägliche Geschichte – doch es sind die 1920er, die Zeit ...

Johannes Pinneberg und Emma Mörschel lieben sich und so ist es für sie keine Frage zu heiraten als sie erfahren, dass Emma schwanger ist. Eine alltägliche Geschichte – doch es sind die 1920er, die Zeit der großen Wirtschaftskrise, die besonders die kleinen Leute hart trifft. Pinneberg ist ein Angestellter, der seinen Job verliert als sein Arbeitgeber von seiner Ehe erfährt. Auf ein vages Versprechen hin zieht er mit Emma nach Berlin zu seiner Mutter, doch auch hier muss er um jeden Schritt kämpfen. Wie viel Leid und Not kann eine Liebe überstehen? Emma und Pinneberg lassen sich nicht unterkriegen.

Ein zutiefst erschütterndes und gleichzeitig herzerwärmendes Buch von streckenweise brutaler Aktualität. Jeden Schicksalsschlag der Pinneberg trifft, spürt der Leser schmerzhaft. Nüchtern und immer auf den Punkt trifft Fallada jede Eigenart seiner Zeit, des Lebens selbst und der harten Welt. Ein Zeitzeugnis ist die Darstellung der Arbeitswelt, wie der kleine Angestellte seinen Arbeitgebern und ihren Launen ausgeliefert war und wie die Wirtschaftskrise die Situation zusätzlich verschärft; anderes, wie die Szenen mit Behörden, ob Krankenkasse oder Arbeitsamt, ist wiederum von trauriger Aktualität. Falladas Feder ist spitz, er trifft die Grausamkeit des Unpersönlichen genau und das Lachen bleibt dem Leser im Halse stecken. Rührend ist die Liebesgeschichte von Pinneberg und Emma. Naiver Glaube an die Zukunft, romantische Sicht auf die Welt und ein unverdrossener Kampf mit allen Mühsalen und Unwägbarkeiten des Lebens mischen sich mit der Ausweglosigkeit der Situation und dem Geschichtswissen des Lesers zu einer herzzerreißenden Tragik. Das hat mir die Lektüre auch sehr schwer gemacht. Literarisch ist das Werk einzigartig, doch mir fiel die düstere Atmosphäre schwer.

Eine Geschichte, die zeitloser ist als sie sein sollte und dem Leser gleichzeitig bewusst macht, wie gut es einem in der heutigen Zeit geht. Nicht einfach, aber ein Buch, das sich lohnt!

Veröffentlicht am 02.01.2018

Wieder vergessen

One Week Friends 2
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Unermüdlich bringt sich Yuki bei Kaori jede Woche aufs Neue in Erinnerung. Mithilfe ihres Tagebuchs hat diese ungewöhnliche Freundschaft tatsächlich eine Chance, doch dann kommt es zu einem Streit und ...

Unermüdlich bringt sich Yuki bei Kaori jede Woche aufs Neue in Erinnerung. Mithilfe ihres Tagebuchs hat diese ungewöhnliche Freundschaft tatsächlich eine Chance, doch dann kommt es zu einem Streit und das Tagebuch geht verloren.
Der zweite Band über ein ungewöhnliches Thema. Er bietet immer noch nette Unterhaltung, doch die seltsame Panelwahl und die am Ende nicht ganz so überzeugende Geschichte, konnten mich diesmal nicht mehr fesseln. Diese Reihe werde ich nicht weiter verfolgen, auch wenn sie durchaus Potential hat.

Veröffentlicht am 12.09.2021

Nicht mein Fall

Papierklavier
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Die 16jährige Maja hat keine einfache Jugend. Ihre Mutter ist alleinerziehend, ohne lukrativen Job und dementsprechend wenig zu Hause. Maja fungiert als Ersatzmutter für ihre beiden jüngeren Schwestern, ...

Die 16jährige Maja hat keine einfache Jugend. Ihre Mutter ist alleinerziehend, ohne lukrativen Job und dementsprechend wenig zu Hause. Maja fungiert als Ersatzmutter für ihre beiden jüngeren Schwestern, versucht mit einem Teilzeitjob die Familie mit über Wasser zu halten und gleichzeitig in der Schule mitzukommen. Jetzt ist auch noch Oma Sieglinde verstorben und damit sind auch die Klavierstunden für Majas begabte Schwester Heidi vorbei. Maja kämpft mit allen Mitteln darum wenigstens das in Ordnung zu bringen.

Die Gestaltung des Buches ist witzig und originell. In Tagebuchform geschrieben und mit vielen, großflächigen Zeichnungen hat es eine ganz eigene Dynamik. Die Zeichnungen selbst sind natürlich Geschmackssache, aber sie geben dem Buch einen eigenen Charakter.

Die Geschichte selbst konnte mich allerdings nicht fesseln. Sie war mir zu vollgestopft. Es geht um viele Themen, die sicherlich wichtig sind. Maja muss neben der Schule arbeiten, in einem Job, der illegal überwacht wird und zudem Kunden betrügt. Ihre Mutter ist nicht nur alleinerziehend, ihre Kinder stammen auch von unterschiedlichen Männern, was viele Vorurteile nach sich zieht, vor allem da die Familie arm ist. Die Armut selbst. Gewichtsprobleme und Schönheitsnormen der Gesellschaft. Nicht zuletzt die derzeit so beliebte Genderfrage. Für 140 Seiten war es einfach zu viel. Das Buch ist eher eine Art Momentaufnahme, sodass die Themen weder genug Raum haben, um sich zu entwickeln noch in irgendeiner Form zum Abschluss gebracht werden.

Alles in allem: Ich wurde mit keinem Charakter warm, obwohl Maja durchaus sympathische Züge hat, inhaltlich war es mir zu überladen und die Zeichnungen trafen nicht meinen Geschmack. Warum das Buch für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2021 nominiert wurde, kann ich mir erklären, aber ich mochte es nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.07.2021

Nicht mein Buch

All Our Hidden Gifts - Die Macht der Karten (All Our Hidden Gifts 1)
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Seit Maeve an der neuen Schule ist, versucht sie verzweifelt zur beliebten Clique dazuzugehören. Da sie nicht mit schulischen Leistungen glänzen kann, kehrt sie sich heftig von allem ab, was sie bisher ...

Seit Maeve an der neuen Schule ist, versucht sie verzweifelt zur beliebten Clique dazuzugehören. Da sie nicht mit schulischen Leistungen glänzen kann, kehrt sie sich heftig von allem ab, was sie bisher ausgemacht hat, inklusiver ihrer besten Freundin Lily. Das war vor einem Jahr und Maeve ist noch keinen Schritt weiter. Der Zufall spielt ihr ein Tarotkartenset in die Hände und hier entdeckt sie ihr großes Talent. Ihre Vorhersagen sind beängstigend genau und ihr Ansehen in der Klasse steigt. Doch dann kommt es zu einem weiteren Streit mit Lily und am nächsten Tag ist sie weg. Haben Maeves Kräfte etwas damit zu tun?

Das Buch klang nach einem spannenden Mystery-Roman, der mit ungewöhnlichen Ideen aufwartet. Die erste Ernüchterung kam als ich mit Maeve einfach nicht warm werden konnte. Sie war mir von Anfang an unsympathisch und das blieb sie bis zum Schluss. Die Idee mit den Karten ist toll umgesetzt und der ganze Mysteryanteil der Geschichte hat mich begeistert. Magisch, düster, mal etwas anderes als die übliche Romantasymischung. Soweit hätte ich mich mit der Geschichte aussöhnen können. Ruiniert wurde alles mit dem Auftreten der Kinder Bridgets – einer pseudochristlichen, fundamentalistischen, homophoben Sekte, die mit Intoleranz und Gewalt die kleine Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Dieser Aspekt verdrängt das Mysterymotiv fast völlig. Nur sehr dünn ist es mit ihm verbunden und soll wohl erst in späteren Bänden stärker in den magischen Teil des Spannungsbogens eingebunden werden. Hier machte mich die Gruppe per se nur aggressiv und stieß mich ab. Um endgültig die ursprünglich erwartete Hauptgeschichte in den Hintergrund zu spielen, wird Maeves erste große Liebe mit dazugehörigen Sexphantasien in einem ermüdenden hin und her ausführlich ausgewalzt und das oft in unpassenden Momenten, wenn es eigentlich um die Suche nach ihrer besten Freundin oder einen Angriff der Sekte geht.

Für mich war die Geschichte nicht rund. Die einzelnen Handlungsaspekte passten nicht richtig zusammen und waren für mich nicht ausgewogen. Es kam mir manchmal so vor als sollte hier zu viel auf einmal erzählt werden. Entweder habe ich einen falschen Schwerpunkt gesetzt, indem ich dachte, dass hier Tarot, Magie und das Verschwinden Lilys im Zentrum steht, oder die Haupthandlung wurde im Laufe der Geschichte aus den Augen verloren. Im Zentrum standen schließlich sehr dominant das Wirken der Sekte und das Thema der freien Geschlechterentfaltung und Toleranz. Sehr wichtig, ohne Frage, aber der Rest der Geschichte blieb auf der Strecke.

Meine Antipathie gegenüber Maeve und der Kinder Bridgets ist subjektiv. Diese beiden Punkte hätten meinen Lesespaß auf jeden Fall beeinträchtigt. Dass die Geschichte für mich insgesamt nicht stimmig ist, gab der Sache leider den Rest.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.08.2020

Schöne Geschichte, aber unsympathische Charaktere

PaNia - Die Legende der Windpferde
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Nia ist begeistert, dass sie nach Windheim zurückkehren darf – ihre Eltern dagegen sehen der Sache mit gemischten Gefühlen entgegen. Während die beiden Erwachsenen versuchen sich mit der dementen Tante ...

Nia ist begeistert, dass sie nach Windheim zurückkehren darf – ihre Eltern dagegen sehen der Sache mit gemischten Gefühlen entgegen. Während die beiden Erwachsenen versuchen sich mit der dementen Tante Lisbeth und der Schwangerschaft zu arrangieren, entdeckt Nia die Umgebung von Windheim neu. Da ihr im Dorf nur Ablehnung entgegenschlägt und ihre Eltern mit sich selbst beschäftigt sind, streift sie durch den allgegenwärtigen Wald und begegnet dort einem traumhaften schwarzen Pferd und einem geheimnisvollen Jungen.

Die Legende der Windpferde ist eine tolle Grundidee. Märchenhaft, mystisch, ein wenig düster und doch magisch lockt sie den Leser genau wie Nia immer tiefer in die Welt der Sagen.

Damit endete leider meine positive Erfahrung mit dem Buch, denn so sympathisch Nia auch ist und so sehr die Mythen mich fasziniert haben, so gut wie jeder andere Charakter hat mich negativ berührt. Ob es die feindlichen Dorfbewohner sind, die unfreundlichen Jugendlichen, die tumben Touristen oder das sehr fragwürdige kleine Dorf im Wald – jede Begegnung war ein Stich. Den Rest gaben mir Nias Eltern. Ben schien permanent abwesend, Sammy nur am Keifen und Nörgeln. Gemeinsamer Konsens war, dass sie Nia bei jeder Gelegenheit fortzuschicken scheinen und sich niemals dafür interessieren, wo sie hingeht und was sie erlebt hat. Unfall mit dem Fahrrad, ah ja, hm, auch Eier zum Frühstück? Wahrgenommen wird Nia nur, wenn sie in irgendeiner Form nützlich sein kann und dann hat sie da zu sein und zu springen.

Mag sein, dass ich die Charaktere schließlich zu schroff wahrgenommen habe, da mir das ewige Gezänk irgendwann auf den Geist ging. Sie haben mir die Lektüre auf jeden Fall etwas verdorben.

Mein Fazit: Schöne Idee, toll geschrieben, aber ich bin mit den Charakteren nicht warm geworden.

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