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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2021

Sehr bewegend

Der Mauersegler
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Jakob hat Blasenkrebs, aggressiv und schnellwachsend. Sein bester Freund Prometheus ist Onkologe und wird bald eine Patientenstudie zu einer neuen und bisher aussichtsreichen Therapieform beginnen. Trotz ...

Jakob hat Blasenkrebs, aggressiv und schnellwachsend. Sein bester Freund Prometheus ist Onkologe und wird bald eine Patientenstudie zu einer neuen und bisher aussichtsreichen Therapieform beginnen. Trotz Bedenken nimmt Prometheus seinen besten Freund in die Studie auf und plötzlich wird das Gelingen der Studie noch viel wichtiger und Prometheus setzt alles daran. - Schnitt. - Prometheus sitzt im Auto, verzweifelt, auf der Flucht, strandet hinter der dänischen Grenze im Meer. Dort trifft er auf Helle, Aslaug und ihre Ponys, die ihn bei sich aufnehmen.

Ich gebe zu, ich war ein kleines bisschen skeptisch vor der Lektüre. Die bisherigen Bücher von Jasmin Schreiber wurden angepriesen mit ihrem feinen Humor, was viele Leser begeistert. Für mich sind solche Bücher jedoch oft nichts. Dennoch hatte mich die Leseprobe von "Der Mauersegler" auf eine Art für sich eingenommen, dass ich es lesen wollte. Und ich wurde in großen Teilen nicht enttäuscht.

Jasmin Schreiber hat hier eine sehr ergreifende Geschichte über Freundschaft, Schuld und Verzeihen geschrieben. Die Verbindung zwischen Jakob und Prometheus ist äußerst tragisch, berührend und tränenreich. Nur langsam erschließt sich beim Lesen das ganze Bild, die ganze Katastrophe, vor der Prometheus davon läuft. Er ist voller unterdrückter Trauer, die überlagert wird von der Schuld und den Selbstvorwürfen, versagt zu haben. Schreiber erzählt das alles sehr ruhig und ganz ohne (den von mir gefürchteten) erzwungenen Humor.

Die Geschichte ist gegliedert in zwei Erzählstränge. Einerseits die Handlung um Jakob und Prometheus, in der sich die Freundschaft der beiden in episodenhaften Abschnitten entfaltet. In der Gegenwart steht die Handlung um Helle und Aslaug, die mich jedoch ab der Hälfte etwas genervt hat. Der Ponyhof und die 'Therapie' für Prometheus war mir zu klischeehaft und gewollt. Das alles läuft nach dem Motto "geh in die Natur, stell dich deinem Trauma und setz dich mit deiner Scjuld auseinander". Das hat mich irgendwann gelangweilt und war einfach nicht sonderlich interessant. Da beide Handlungstränge jedoch immer abwechselnd und sehr verwoben miteinander erzählt werden, habe ich gerne weiter gelesen. Und trotz einiger Klischees habe ich am Ende ein klitzekleines Tränchen verdrückt.

Als Fazit bleibt mir zu sagen, dass "Der Mauersegler" ein ergreifendes Buch über Freundschaft, Krankheit und Trauer ist, dass mir trotz einiger Klischees wirklich gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 14.09.2021

Sie sind zurück!

Die Rückkehr der Zwerge 1
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100 Zyklen sind vergangen seit wir zuletzt etwas von den Zwergen und dem Schicksal des Geborgenen Landes hörten. Doch nun sind sie zurück mit einem sagenhaften Fund. Goïmron aus dem Stamm der Vierten ist ...

100 Zyklen sind vergangen seit wir zuletzt etwas von den Zwergen und dem Schicksal des Geborgenen Landes hörten. Doch nun sind sie zurück mit einem sagenhaften Fund. Goïmron aus dem Stamm der Vierten ist ein miserabler Gemmenschnitzer und interessiert sich viel mehr für alte Aufzeichnungen und Artefakte. Als er zufällig ein altes Notizbuch findet ist er natürlich sofort Feuer und Flamme. Als ihm dann auch noch klar wird, dass dieses von Tungdil Goldhand, dem größten Helden der Zwergengeschichte, höchstpersönlich verfasst wurde, steht für ihn fest, er muss Goldhand suchen. Und mit seiner Hilfe die Stämme wieder vereinen und zu alter Größe führen. Natürlich gestaltet sich diese Suche alles andere als einfach, denn nicht alle sind so begeistert wie er von dem Gedanken an Goldhands Rückkehr. Dennoch kann er eine kleine Gruppe überzeugen und so begibt sich eine recht durchmischte Schar aus Zwergen, Elben und Menschen auf die Reise ins Graue Gebirge.

Ach was habe ich mich gefreut als ich in den Vorschauen gesehen habe, dass Markus Heitz seine Zwerge wieder auferstehen lässt. Ich bin ein großer Fan von Zwergen und Albae und habe die bisherigen Bücher verschlungen. Und auch nach ihrer Rückkehr haben mich die Kleinen sofort wieder in ihren Bann gezogen und ich bin mit großer Spannung ihren Heldentaten und Abenteuern gefolgt.

Der Schreibstil ist wie von Heitz gewohnt flüssig und sehr flott zu lesen. Er schafft es sowohl grandiose Kampfszenen zu schreiben als auch ruhigere Momente und die Gefühle seiner Figuren zu vermitteln. Man trifft einige wenige alte Bekannte, überwiegend treten jedoch neue Figuren, Helden und Gegner auf den Platz. So ist es auch für neue Leser ein leichtes in die Geschichte hineinzufinden, da ein Vorwissen nicht benötigt wird. Heitz zeigt oft seine Liebe zum Detail, er beschreibt sehr interessant die Erfindungen und Entwicklungen, gepaart mit Informationen zu Edelsteinen oder auch einfach nur schöne Landschaftsbeschreibungen. Dabei wird einem aber nie langweilig, sondern man lauscht interessiert. Was ich immer wieder toll finde in den Zwergen-Büchern ist, die Tiefe, die auch die gegnerischen Fraktionen bekommen, so gibt es auch hier wieder teilweise Handlungsstränge, die die Bösewichte besser beleuchten und sie sehr interessant machen.

"Die Rückkehr der Zwerge" ist in mehrere paralell verlaufende Handlungsstränge gegliedert. Nicht alle Handlungsstränge und Figuren sind dabei gleich spannend oder interessant gewesen, ich bin jedoch gespannt oben eben jene im zweiten Teil vielleicht eine größere Rolle spielen werden. Die Reise ins Graue Gebirge war jedoch unglaublich spannend geschrieben und Goïmron ist ein toller Charakter, der im Laufe des Buches beginnt über sich hinauszuwachsen. Manchmal war er mir etwas zu 'jammernd' doch überwiegend entwickelt er sich wirklich großartig. Ich hätte über einige andere gerne noch mehr erfahren, hoffe aber nun, dass sie im Laufe der Fortsetzung noch mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Heitz hatte auf einer Lesung angekündigt, dass es am Ende einen bösen Cliffhanger geben wird und er hatte sowas von Recht. Er hätte sich kaum eine bessere und gleichzeitig schlechtere Stelle aussuchen können, so dass ich nun brennend auf die Fortsetzung warte. ;)

Veröffentlicht am 06.09.2021

Ungewöhnlich

Der Kolibri
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Eines Tages steht der Psychologe seiner Frau bei Marco Carrera in der Praxis und offenbart ihm, dass seine Frau ihn verlassen wird und dass etwas schlimmes passieren wird. Das ist jedoch nur der Aufhänger ...

Eines Tages steht der Psychologe seiner Frau bei Marco Carrera in der Praxis und offenbart ihm, dass seine Frau ihn verlassen wird und dass etwas schlimmes passieren wird. Das ist jedoch nur der Aufhänger zu einer außergewöhnlichen Geschichte.

In kleinen und kleinsten Schnipseln malt Sandro Veronesi das Leben seines Protagonisten. Mal in Form von Erinnerungen, mal sind es Briefe an die große Liebe oder den Bruder, mal Szenen aus dem Leben mit seiner Tochter, dann wieder ein Blick darauf, wie er im Alter ist. Das mag planlos und zermürbend wirken, da man sich beim Lesen alles erarbeiten muss ohne dabei den Überblick zu verlieren. Es haben mir auch nicht alle Abschnitte gleich gut gefallen. Und doch hat mich diese Geschichte nicht losgelassen. Die Menschen, die Marco in seinem Leben getroffen hat, haben ihn geprägt. V. a. mit seiner Tochter verbindet ihn ein enges Band, das die beiden zusammen schweißt, ein Faden, der fast schon sichtbar wird.

"Der Kolibri" erzählt von Liebe und Freundschaft, von Abneigung und Anziehung, von Sehnsucht und Erfüllung, aber v.a. von den Verbindungen, die zwischen Menschen entstehen können.

Den Schreibstil empfand ich als sehr ruhig aber auch emotional und wenn man sich an den fließenden Aufbau gewöhnt hat, eröffnet sich einem ein beruhigendes Bild. Der Stil mag im ersten Moment sehr verwirrend sein, doch es lohnt sich, am Ball zu bleiben! Man wird belohnt mit einer interessanten Geschichte und interessanten Charakteren.

Veröffentlicht am 05.08.2021

Machtmissbrauch

Komplizinnen
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"Ich muss dir etwas sagen." Immer wieder hat Cléo diesen Satz gedacht und ihn doch nie ausgesprochen. Ein Geständnis für das sie nach fast 40 Jahren endlich bereit zu sein scheint. Ein Geständnis, das ...

"Ich muss dir etwas sagen." Immer wieder hat Cléo diesen Satz gedacht und ihn doch nie ausgesprochen. Ein Geständnis für das sie nach fast 40 Jahren endlich bereit zu sein scheint. Ein Geständnis, das auch so viele andere Frauen betrifft. Frauen, die einmal Mädchen waren, mit einem Traum vom Erfolg.

Alles beginnt mit einem solchen Mädchen, Cléo gerade 12 Jahre alt, entdeckt das Tanzen für sich, den Jazztanz, bei dem sie frei sein kann und sich gut fühlt. Sie wird entdeckt, von einer schönen und eleganten Frau, die ihren Traum von der erfolgreichen Tänzerin befeuert, die ihr von einer Stiftung erzählt. Natürlich kann Cléo nicht anders, sie ist begeistert und will sich Cathy und der Stiftung gegenüber beweisen. Was dann folgt war unglaublich hart zu lesen, so intensiv schildert Lola Lafon das Geschehene. Sie schreibt von Machtmissbrauch alter reicher Männer, die sich am Anblick der kleinen Mädchen aufgeilen, sie dazu aufforden "ihre Reife zu beweisen" und dabei weit über das Anschauen hinaus gehen. Lafon betitelt nichts direkt, was das Geschehene noch eindrücklicher werden lässt, da man die Zweifel und die Schan, die Verunsicherung Cléos am eigenen Leib zu spüren meint. Man erlebt mit, wie sie sich an die Hoffnung klammert, irgendwann "reif genug" zu sein, sieht, wie sie selbst zur Komplizin wird und andere Mädchen dazu verdammt, das gleiche zu erleben.

Dann kommt ein Bruch, Cléo wird älter, es kommen andere Akteure ins Spiel. Hier verliert mich Lafon ein klein wenig, der Roman verzweigt sich in Nebenwegen, die zwar durchaus interessant sind, mich aber nicht ganz so sehr begeistern konnten. Es geht um Judentum, um Religion, um Zugehörigkeit aber auch um Hass und Ausgrenzung. Und natürlich steht hinter allem die Scham und Schuld, die Cléo empfindet, Geheimnisse die sie seit ihrer Kindheit mit sich herum trägt. Doch schon beim Lesen merkt man, diese anderen Themen bleiben eher an der Oberfläche, sie können aufgrund des Romanumfangs nicht auserzählt werden und bleiben so eher Randfiguren, die Spieler im Hintergrund, die kaum einer sieht.

Dennoch kann ich am Ende sagen, dass Lafon mit "Komplizinnen" ein intensiver Roman gelungen ist. Sowohl Sprache als auch Stil haben mich vom ersten Moment an für sich eingenommen und auch wenn der Mittelteil ein wenig schwächer war, schließt Lafon am Ende den Kreis, die kleine unerfahrene Cléo wird zur Frau, die auf die Vergangenheit blickt und sich öffnet. Wer sich für die angesprochenen Themen interessiert und nicht vor den sehr eindringlichen Schilderungen am Anfang zurück schreckt, dem sei dieser Roman wärmstens empfohlen.

Veröffentlicht am 17.06.2021

Coopers Chase

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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Die luxuriöse Seniorenresidenz Coopers Chase scheint perfekt für Joyce geeignet um dort ihr restliches Leben zu verbringen. Doch dann lernt sie Elizabeth, Ron und Ibrahim kennen, die zusammen den Donnerstagsmordclub ...

Die luxuriöse Seniorenresidenz Coopers Chase scheint perfekt für Joyce geeignet um dort ihr restliches Leben zu verbringen. Doch dann lernt sie Elizabeth, Ron und Ibrahim kennen, die zusammen den Donnerstagsmordclub bilden. Als vor ihrer Haustür eine Leiche gefunden wird, wird Joyce kurzerhand Mitglied in diesem Club und die vier Senioren begeben sich auf Mörderjagd.

Richard Osman hat einen sehr leichtgängigen Schreibstil der das Abtauchen in diese Geschichte wirklich leicht macht. Die vier Senioren haben mir ein paar unterhaltsame Lesestunden beschert und für mich Nicht-Krimi-Leserin war es auch nicht zu vorhersehbar. Osmans Figuren sind alle toll geschrieben, alles mit einem britischen Touch und der Humor größtenteils sehr amüsant.

Die Geschichte an sich ist kein spannungsgeladener Actionball aber das Ermitteln mit den vier macht viel Spaß. Die Idee, Joyce das ganze in Form von Tagebucheinträgen festzuhalten und so den Leser nochmal direkt auf den aktuellen Stand der Ermittlungen zu bringen, war ganz interessant, hätte es aber nicht unbedingt gebraucht für mich.

Leider war mir auch der Schluss etwas zu überstürzt und im Vergleich zum Rest auch etwas zu abgeklärt was weitere Tode betrifft. Dennoch habe ich den Donnerstagsmordclub gerne begleitet und bin gespannt, welche Verbrecher sie als nächstes jagen.