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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2021

Spannendes SF-Katastrophenszenario mit ruhigen Tönen und Wissensvermittlung

Universum
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Dies ist ein leicht lesbarer Science-Fiction-Thriller um eine folgenreiche Katastrophe auf einer Weltraumreise im 22. Jahrhundert. Es ist kein Actionfeuerwerk. Effekthascherei hat der Roman nicht nötig. ...

Dies ist ein leicht lesbarer Science-Fiction-Thriller um eine folgenreiche Katastrophe auf einer Weltraumreise im 22. Jahrhundert. Es ist kein Actionfeuerwerk. Effekthascherei hat der Roman nicht nötig. Psychischer Druck nimmt eine zentrale Rolle ein. Die Stimmung ist angespannt und düster, dank eingestreuter Aufheiterungen ohne beim Lesen emotional runterzuziehen. Es ist keine Hard SF, weil Überlichtanflug, Wurmlöcher usw. eine große Rolle spielen. Verzeihlich, weil das Mehr an Dramatik dem Leser zugutekommt. Daneben scheint der Autor erfreulicherweise durchaus Wert auf fundierte technische und wissenschaftliche Erklärungen, Analysen und einhergehende Lerneffekte zu legen. Darüber freue ich mich als Laie immer besonders. Wenn man sich dafür nicht interessiert, ist es unschädlich, solche Zeilen zu überfliegen.
Bei diesem Erzählstil und in Teilen auch inhaltlich fühlte ich mich an P. P. Petersons erfolgreiches Erstlingswerk „Transport 1“ erinnert. Das Phänomen Zeitdilatation (Minuten vor Ort = Jahre woanders) schafft Assoziationen zu „Interstellar“. In Bildgewalt, Komplexität und Wendungsreichtum reicht „Universum“ zwar nicht an dieses filmische Meisterwerk heran, macht aber vieles besser als in „Transport“.
Alles spielt sich auf und um ein Raumschiff mit einer kleinen Crew und wenigen Passagieren ab. Das verleiht Übersicht und einen klaren Rahmen. Der Roman wird aus zwei kapitelweise wechselnden Perspektiven erzählt. Die Hauptfiguren Christine, Kommandantin auf ihrem letzten Flug, und Mike, Exsoldat mit schwerer Vergangenheit, der mit seiner Familie einen neuen Planeten besiedeln möchte, sind unperfekt, mit Ecken und Kanten. So richtig sympathisieren und mitfühlen konnte ich nicht. Aber sie wirken so interessant, gut greifbar, wie aus dem realen Leben, dass mich ihr Schicksal interessierte und über die gesamte Länge Spannung erzeugte. Mikes Gedanken zu seiner Familie wirken authentisch und gingen mir nahe. Innere Kämpfe werden gut aufgegriffen, in einer Kürze, die dem geneigten Publikum (wie mir) Anstoß zum Sinnieren bietet, ohne die Spannungskurve abflachen zu lassen. Kurze Kapitel animieren dazu, immer noch ein bisschen weiterzulesen. Auch die Nebenfiguren entwickeln sich spürbar und auf stimmige Weise. Vieles animiert zum Rätseln. Ich durfte mich an einigen Überraschungen erfreuen.
Der Roman ist eigenständig und hat ein zufriedenstellendes Ende mit Wow-Effekt.
Um 5 Sterne zu erreichen, hätte es für mich noch innovativer und aufwühlender oder mit Besonderheiten in der Charakterisierung sein müssen. Gute 4 Sterne für das unterhaltsame, durchweg spannende Szenario mit Lerneffekt.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Wenn Gebete, Fleiß und Hingabe nicht mehr reichen – einfühlsam, realistisch, mit Denkanstößen

Die vier Winde
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In diesem historischen Roman werden einfühlsam und hautnah die Auswirkungen der Wirtschaftskrise und der Dürre in den Great Plains in den 1930ern in den USA aus der Sicht von zwei starken Frauen (Erwachsene ...

In diesem historischen Roman werden einfühlsam und hautnah die Auswirkungen der Wirtschaftskrise und der Dürre in den Great Plains in den 1930ern in den USA aus der Sicht von zwei starken Frauen (Erwachsene und Jugendliche) geschildert. Die Autorin ist Kristin Hannah, bekannt u. a. durch „Die Nachtigall“ und „Immer für dich da“.
Die Handlung ist actionarm und kommt fast ohne Effekthascherei aus. Sie hat mich emotional erreicht, ist traurig und erschütternd, aber nicht überbordend gefüllt mit Dramen. So unaufgeregt, ehrlich, bodenständig, realistisch, dass es sich damals hundertfach ähnlich abgespielt haben könnte. Momente der Hoffnung, Liebe, Freundschaft und des Zusammenhalts wirken inmitten eigentlich trostloser Zustände stimmungsaufhellend. Die Liebesgeschichte überfrachtet nicht den Kern der Handlung.
Elsa lernt man als Frau mit geknicktem Selbstwertgefühl und bescheidenen Zukunftsträumen kennen. Schnell habe ich sie ins Herz geschlossen und mitgefiebert. Sie ist ein guter Mensch, vielleicht etwas zu bieder; die rebellische Ader der zweiten Protagonistin bildet dazu einen erfrischenden Kontrast, sodass es Abwechslung gibt und sich die Wahrnehmungen und Gefühle gut ergänzen.
Ein Kritikpunkt ist, dass die Handlung vergleichsweise übersichtlich ausgefallen ist. Der Klappentext nimmt viel vorweg. Alles ist sehr detailliert, für Ungeduldige eventuell zu langatmig. Die Geschichte um die Deweys habe ich emotional mitverfolgt, gern hätte ich diese oder andere Nebenfiguren tiefergehend betrachtet und Grauschattierungen in der Gesellschaft mehr herausgearbeitet gesehen. Kernkonflikte werden am Ende gefühlt zu schnell abgehandelt.
Zur ländlich geprägten Umgebung erhielt ich dank bildhafter Beschreibungen lebhafte Eindrücke.
Ich habe einen Kenntniszuwachs zu mir bis dato wenig bekannten Begebenheiten mitgenommen. Zudem fühle ich mich demütig und sensibilisiert für ähnliche Probleme und Diskussionen in Gegenwart und Zukunft (schlechte Lebens- und Arbeitsbedingungen, Ausbeutung, Arbeitnehmerrechte, Lieferkettengesetz, Klimaflüchtlinge, …).
Da es aus Frauen-Sicht verfasst ist und ein paar sentimentale Anwandlungen rund um Mutterliebe usw. enthält, sehe ich dort die primäre Zielgruppe. Die leichte Lesbarkeit macht es für Jugendliche geeignet.
Gefühle, Spannung, Kopfkino, Logik, Informationsgehalt, Denkanstöße – alles da – klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Unterhaltsamer Historienkrimi, toll zum Miträtseln, leicht lesbar, informativ, eigenständig

Fortunas Rache
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Dies ist ein Historienkrimi, der einige Wochen im 3. Jahrhundert des Römischen Reiches in Trier abbildet.
Der Roman endet abgeschlossen. Es gibt Folgebände um die Ich-Erzählerin, die gebildete Sklavin ...

Dies ist ein Historienkrimi, der einige Wochen im 3. Jahrhundert des Römischen Reiches in Trier abbildet.
Der Roman endet abgeschlossen. Es gibt Folgebände um die Ich-Erzählerin, die gebildete Sklavin Invita, und ihre Bekanntschaften.
Einen großen Pluspunkt sehe ich in der flüssigen Lesbarkeit. Ich suche regelmäßig Lesestoff für Gelegenheiten, bei denen ich nicht so konzentriert lesen kann oder vielen Unterbrechungen ausgesetzt bin, z. B. im ÖPNV. Da möchte ich sofort wieder in der Handlung drin sein, genau das gelingt hier super. Die Anzahl der Figuren und Verwicklungen ist angenehm. Es lässt sich ohne Herumblättern ein guter Überblick wahren, gleichzeitig sind es so viele, dass es realistisch und schwer vorhersehbar ist, dass man zu Zusammenhängen und Motiven spekulieren und richtigen und falschen Fährten folgen kann. Das fordert und macht richtig Spaß.
Ich fühlte mich auf angenehme Weise in die Epoche zurückversetzt, die ich auf dem Weg zum Großen Latinum kennenlernte. Mir gefallen die Bezüge zu Gelehrten, deren Schriften im Schulunterricht zu übersetzen und deuten waren, z. B. Ovid. Hier dienen diese nicht nur als Beiwerk, sondern sind coolerweise für die Handlung relevant.
Die Recherche um die Orte, Kultur, Hierarchien, Lebens- und Arbeitsverhältnisse wirkt fundiert. Römische Ausdrücke sind enthalten, deren Bedeutung sich meistens aus dem Zusammenhang herleiten lassen, ergänzend im Glossar nachgeschlagen werden können. Ich freue mich über den Kenntniszuwachs.
Angenehme Prisen von Humor und Erotik sind enthalten. Trotz Darstellungen zum harten Dasein als Sklavin zieht der Roman beim Lesen nicht emotional runter.
Für meinen Geschmack hätte das Erzähltempo etwas gestrafft werden können. Der sprachliche Ausdruck war manchmal nicht meins, z. B. setzt bei Invita gefühlt zu oft ein Herzschlag aus, wenn sie sich erschreckt oder eine wichtige Erkenntnis gewinnt.
Das Ende klärt alle aufgeworfenen Fragen, enthält Wow-Effekte, stellt mich inklusive des informativen Nachworts voll zufrieden.
Die Charaktere und das antike Trier (Belgisch Gallien) bergen viel Potenzial für zusätzliche aufregende Entwicklungen. Ich habe mir zwei Folgebände gekauft, um Invita, Flavus, Marcella und andere interessante Figuren weiter zu begleiten.

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Dystopischer und von Macht, Kampf und Flucht geprägter atmosphärischer Science-Fiction-Cyberpunk-Krimi

Der dunkle Schwarm
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Hier wird man hineingeworfen in ein pessimististisches, unterkühltes Weltbild im Jahr 2100. Die düstere Szenerie und Stimmung weckte bei mir Assoziationen zu Filmen wie Equilibrium, Matrix, Blade Runner ...

Hier wird man hineingeworfen in ein pessimististisches, unterkühltes Weltbild im Jahr 2100. Die düstere Szenerie und Stimmung weckte bei mir Assoziationen zu Filmen wie Equilibrium, Matrix, Blade Runner und Elysium und Romanen wie DAEMON und Darknet von Daniel Suarez.
Kernidee der Handlung: Alle Menschen können sich über Gehirnimplantate miteinander verbinden und Bilder und Gefühle unmittelbar teilen. Die 28-jährige Hauptfigur Atlas verdient Geld mithilfe der einzigartigen Gabe, Gehirne zu hacken und auf Gedanken und Erinnerungen zuzugreifen sowie Technik (z. B. Roboter) zu manipulieren.
Den futuristischen Weltenbau empfand ich als sehr atmosphärisch. Ich habe die technischen und infrastrukturellen Innovationen, die kühlen Farben und die Dunkelheit, die Sterilität und den Dreck vor dem inneren Auge gesehen und gespürt. Eine Welt, in der so viel möglich ist, und die doch so viel Armut und Ungerechtigkeit beherbergt. Faszinierend und abstoßend wie beispielsweise Natur, nach der sich die breite Unterschicht sehnt, zu bloßer Ästhetik für Superreiche herabgewürdigt wird.
Mehrere Rätsel (Auftraggeber und Motiv für Mord, Identität der Hauptfigur, …) erzeugen Spannung. Es sind aufregende Wendungen enthalten, besonders eine davon hat mich angenehm überrascht und den Atem geraubt.
Die Hauptfigur machte den Lesegenuss schwer. Ganz anders als bei der Neon-Birds-Trilogie von Marie Graßhoff, wo ich schnell alle Protagonisten ins Herz schloss und kräftig mitfieberte, trifft man hier auf einen anfangs egoistischen, unnahbaren Charakter. Mir war kalt. Ich vermisste Herz und Humor. Erschwerend kommt hinzu, dass mir bei den vielen actionreichen Schießereien und Fluchtsituationen das Schicksal der nahezu unkaputtbaren und machtvoll agierenden „Heldin“ mangels Sympathie ziemlich gleichgültig blieb. Ganz anders als z. B. in Matrix und Equilibrium mit vielen liebenswerten Figuren. Dann fühle ich mich schlecht und muss zwischendurch andere Romane lesen, damit es nicht runterzieht. Mit der Entwicklung, die Atlas durchmacht, wurde es besser.
Noah ist eine interessante Nebenfigur, allerdings habe ich manchmal an seiner Glaubwürdigkeit gezweifelt, wenn er sich in Lebensgefahr brachte.
Der Roman endet abgeschlossen. Auch wenn ich gern mehr mitgefiebert hätte und der Schluss gemischte Gefühle hinterlässt, reicht es für knappe vier Sterne, weil Ideen, Weltenbau, Atmosphäre, Spannung, Wendungen und die durchblitzende Botschaft gelungen sind.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Bildhafter All-Age-Science-Fiction-Mix aus Top Gun, Eragon und Aurora Rising

Skyward - Der Ruf der Sterne
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Wie bei einem Young-Adult-Roman üblich ist ein leichtes und flüssiges Lesen möglich. Von wenigen klar gekennzeichneten Zwischenspielen abgesehen wird alles chronologisch im Bewusstseinshorizont der 17-jährigen ...

Wie bei einem Young-Adult-Roman üblich ist ein leichtes und flüssiges Lesen möglich. Von wenigen klar gekennzeichneten Zwischenspielen abgesehen wird alles chronologisch im Bewusstseinshorizont der 17-jährigen rebellisch auftretenden Spensa erzählt. Nachdem ihr Vater im Luftkampf gegen Aliens unehrenhaft starb, möchte sie gegen alle Widerstände Kampfpilotin werden. Weil es viel um Schatten der Vergangenheit, Wahrheit, Identitätssuche und dem Streben nach Freundschaften und Anerkennung geht, ist es nicht nur eine Space Opera, sondern auch eine Coming-of-Age-Geschichte. Liebe spielt eine untergeordnete Rolle.

Bei einem Jugendbuch habe ich grundsätzlich Vorbehalte, ob nicht alles zu flach und vorhersehbar ausfällt. Das Verhalten der jungen Erwachsenen fand ich überzeugend und vielfältig umgesetzt. Der Widerstand gegen Aliens, zentrales Element der Handlung, wirkt anfangs ein bisschen plump und einseitig: Wer sind die Krell und was wollen sie? Kräfteverhältnisse im Gleichgewicht, seit Jahrzehnten keine innovativen Ideen. Dann beginnen kluge Figuren, die richtigen Fragen zu stellen. Stückchenweise erhält man Erklärungen, die nachvollziehbar und logisch erscheinen. Der Weltenbau ist räumlich eingeschränkt und nicht komplex, aber auch nicht zu dünn, mit gelungenen Details, lässt eine Ausweitung mit der Fortsetzung erwarten.

Protagonistin Spensa polarisiert und wuchs mir ans Herz. Nebenfiguren weisen Grauschattierungen auf, bergen Geheimnisse, gewinnen an Tiefe. Ich habe mich gefreut, manchmal Ersteindrücke überdenken zu können. Es dauerte nicht lange, bis mir die Charaktere etwas bedeuteten und ich emotional mitgehen konnte. Da fand ich es auch nicht allzu schlimm, dass einige Wendungen vorhersehbar waren. Es gibt viele tolle Rätsel. Kampfszenen und zwischenmenschliche Beziehungen sorgen für Spannung.
Gefreut und amüsiert habe ich mich über Schreckschneck sowie Sidekick M-Bot. Eine künstliche Intelligenz mit Amnesie und Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom – toller trockener Humor. Ernsthaftigkeit bleibt gewahrt.

Positiv hervorheben möchte ich, dass einige sehr schöne bedeutungsvolle, poetische Sätze enthalten sind.
Man sollte noch wissen, dass viel Text auf Kadettentraining und Flugmanöver entfällt. Ich empfand das als sehr atmosphärisch und eindrucksvoll. Zeichnungen der Flugobjekte tragen zur Veranschaulichung bei. Wer keine Lust hat, sich hineinzufühlen, könnte den Roman als langatmig empfinden und sich verleitet fühlen, Seiten zu überfliegen.

Fairerweise bildet das Ende ein Etappenziel, das die meisten aufgeworfenen Fragen beantwortet. Ich erwarte mit Spannung den Band 2 der Reihe „Claim the Stars“, der im Februar 2022 erscheint.

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