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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2021

Klasse konstruierter Krimi

Blind
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Es ging gleich spannend los und ich bekam im Prolog Felix Winter präsentiert, der bei seinem ersten Tag in der Mordkommission zu einem brutalen Familienmord gerufen wurde. Meine Neugier war geweckt, doch ...

Es ging gleich spannend los und ich bekam im Prolog Felix Winter präsentiert, der bei seinem ersten Tag in der Mordkommission zu einem brutalen Familienmord gerufen wurde. Meine Neugier war geweckt, doch nach diesem packenden Einstieg erfuhr ich erst einmal nichts weiter von oder über ihn. Im ersten Moment fand ich das reichlich schade, doch mich nahmen die weiteren Ereignisse so gefangen, dass ich fürs erste Felix Winter wieder vergaß.

Denn im Anschluss an den Prolog lernte ich erst die schwangere Carole Stein und danach den blinden Nathaniel Brenner kennen. Beide Protagonisten mochte ich auf Anhieb. Beide waren sie durchweg spannende Charaktere, die unterschiedlichen Herausforderungen gegenüberstanden. Während Carole hochschwanger auf die Geburt ihres Sohnes wartete, schlug sich Nathaniel mit seiner Hündin Alisha durchs Leben. Durch Zufall werden die beiden Protagonisten per Videochat miteinander verbunden, als Nathaniel Hilfe bei der Auswahl eines Hemdes benötigt. Ab da nahm das Schicksal seinen Lauf und die Geschichte rasant Fahrt auf.

Besonders gut gefiel mir, dass es mehrere Handlungsstränge und Schauplätze gegeben hatte. Ich begleitete recht viele unterschiedliche Figuren, jedoch baute Christine Brand die Geschichte so geschickt auf, dass ich die Übersicht spielend leicht behalten konnte. Aber auch die Sprecherin Martina Treger machte es mir leicht, durch die Vielzahl an unterschiedlichen Szenarien am Ball zu blieben. Bemerkenswert war hier, dass zu jedem Handlungsstrang andere Figuren im Fokus standen. So entstand ein sehr aufwendiger Handlungsaufbau, der sich mit zwei Kernthemen auseinandersetzte.
So versuchte Nathaniel, immer nah am Rande der Verzweiflung, Carole zu finden, doch niemand schien ihm so wirklich glauben zu wollen. Gleichzeitig durfte ich auch Carole über die Schulter schauen und konnte ihre Tortur miterleben.
Dann gab es aber noch den Fall der Polizei, indem es um mysteriöse HInfizierungen ging. Hier hatte ich das Gefühl, dass dieser Storystrang weniger Gewicht als die Blindengeschichte hatte, allerdings kann dieser Eindruck auch nur an meiner subjektiven Wahrnehmung gelegen haben.

Die Charaktere fand ich alle samt interessant und vielschichtig aufgebaut. Auch bemühte sich Christine Brand, mich immer mit in die Leben der Hauptfiguren zu nehmen. So erfuhr ich zum Beispiel einiges über die Hindernisse, die Blinde im täglichen Leben bewältigen müssen. So war es auch kaum verwunderlich, dass ich reichlich Sympathien für Nathaniel hegte. Er war ein toller, warmherziger Charakter, der sich durch Hartnäckigkeit und Klugheit hervortat. Manchmal wirkte er weinerlich, aber es passte zu ihm und seinem Lebenshintergrund. Mir gefiel besonders, wie begreiflich Christine Brand mir Nathaniels Welt machte.

Carole Stein war für mich eine spannende Figur, die ein bisschen in der Flut der Ereignisse unterging. Ihr Kampf ums Überleben war zwar interessant, aber berührte mich nicht immer sehr intensiv. Trotzdem war ich stets neugierig, was weiter mit ihr geschehen würde und bangte schlussendlich mit ihr mit.

Milla Nova konnte ich am Anfang nicht einschätzen. Das lag aber vor allem daran, dass die Journalistin nicht gleich voll dabei war, sondern erst nach und nach in die verschiedenen Szenenebenen eingeflochten wurde. Sie war am Ende die Brücke zwischen den zwei Haupthandlungssträngen und brachte mich dadurch immer zum mitraten über mögliche Zusammenhänge.

Bei Sandro Bandini sah dies anders aus. Der Polizeichef der Abteilung Leib und Leben hatte es schwer bei mir. Ich mochte ihn am Anfang nicht sonderlich und es dauerte lange, bis ich mit ihm warm wurde. Aber ich konnte seine Entscheidungen nachvollziehen, da er ziemlich hohe moralische Wertvorstellungen besaß, mit denen er logischerweise an bestimmten Punkten immer wieder in einen Konflikt mit sich selber geriet.

Die wechselnde auktoriale Erzählperspektive brachte unglaublich viel Aufregung und überraschende Wendungen in „Blind“. Abgerundet wurde dies durch einen sehr flotten, einfach gehaltenen und dadurch leicht zu lesenden Schreibstil. Er sorgte dafür, dass oft schmunzeln musste, aber ebenso Mitfiebern konnte, wenn es plötzlich total packend wurde. Auch die kurzen Kapitel trugen dazu bei, dass das Spannungsniveau kontinuierlich hoch blieb.
Einzig bemängeln muss ich die Wahl der Hauptschauplätze, welche zwischen Bern und Zürich hin und her wechselten. Für mich hätten das auch Städte wie Berlin oder Hannover sein können. Hier hätte ich mir gern noch etwas mehr speziellen Flair der jeweiligen Städte gewünscht.

Das mir „Blind“ so gut gefiel, lag mit Sicherheit auch an der wundervollen Martina Treger. Ihre Art zu sprechen und die Geschichte zu erzählen, war ein absoluter Hörgenuss. Ich höre ihr unglaublich gerne zu und sie schaffte es, alle Emotionen so zu transportieren, dass sie bei mir auch ankamen. Als Hörbuch kann ich „Blind“ definitiv empfehlen.
Etwa bei der Hälfte des Hörbuches war ich mir recht sicher, wie die Auflösung des Krimis aussehen würde. Doch Christine Brand machte es mich gar nicht so einfach und legte reichlich falsche Fährten aus, die genau betrachtet auch erschreckend logisch waren. So fing ich irgendwann an mir selbst und meinen Überlegungen nicht mehr zu trauen. Das spornte mich zum Weiterraten an.

Das Ende war an sich nicht überraschend für mich, weil ich insgesamt genau richtig gelegen hatte. Aber die Umsetzung fand ich sehr gelungen, auch, dass es zum Schluss etwas offenblieb. Denn der Kern der Geschichte wurde schlüssig aufgelöst und es schloss sich der Kreis mit der Szene zu Beginn. Das fand ich übrigens sehr genial gemacht. Dafür weckte der Ausgang von „Blind“ meine Neugier auf die weiteren Bände mit Milla Nova, denn dieses Buch hier war der Start in eine neue Reihe.

Fazit:
Ein spannender Krimi, der jede Menge packender Wendungen auf Lager hatte und mich bestens unterhalten konnte. Das Mitraten und die sehr unterschiedlichen, aber sympathischen Hauptcharaktere hatten mir extrem viel Spaß gemacht.

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Ein ruhiger Thriller mit packenden Momenten

Der Blütenjäger: Thriller
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Die Cover von Catherine Shepherds Büchern mag ich immer besonders gern. Dieses hier war nicht nur passend zur Reihe gestaltet worden, es war auch stimmig zum Inhalt der Geschichte. Ich mochte die Farbgebung ...

Die Cover von Catherine Shepherds Büchern mag ich immer besonders gern. Dieses hier war nicht nur passend zur Reihe gestaltet worden, es war auch stimmig zum Inhalt der Geschichte. Ich mochte die Farbgebung und die Blüte leuchtet förmlich im Gegensatz zum Rest des Layouts.

Der Einstieg in die Geschichte gelang mir leicht, denn gleich zu Beginn durfte ich von einem Opfer seinen Leidensweg erfahren. Dabei lief es mir gleich kalt den Rücken hinab, denn durch die Ich-Perspektive wurde die Jagd durch den Wald und die Angst des Opfers nicht nur spürbar, sondern auch greifbar. Lediglich der Prolog wurde vom Icherzähler geschildert, durch die restlichen Kapitel führte mich der personale Erzähler.
Da ich die Reihe rund um die Spezialermittlerin Laura Kern schon kenne, hatte ich mich natürlich gefreut, dass sich die Hauptfiguren weiterentwickelt hatten. Es war erkennbar, dass sie ihr Leben weitergelebt und sich entsprechende Veränderungen ergeben hatten. Die privaten Einblicke waren aber im Verhältnis zu diesem interessanten Fall eher gering, was ich aber ganz angenehm empfand. So ließ sich die Geschichte von den vorherigen Bänden abkoppeln, sodass dieses Buch auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann.
Mir hatte der Thriller sehr gut gefallen, denn der Täter blieb fast bis zum Schluss im Dunkeln. Catherine Shepherd legte geschickt Spuren aus, denen ich gern gefolgt bin, obwohl ich immer wieder dachte, dass dies womöglich zu leicht sei. Zum Glück war die Geschichte alles andere als einfach gestrickt. Wer blutrünstige Thriller liebt, wäre womöglich von diesem Buch enttäuscht. Denn dieser Thriller kommt ruhiger, aber nicht minder spannender daher.
Große Effekte waren hier zwar nicht zu finden, dafür ging mir „Der Blütenjäger“ mit seiner zwischenmenschlichen Geschichte unter die Haut.

Regelmäßig entführte mich Catherine Shepherd in eine zwanzigjährig zurückliegende Vergangenheit und präsentierte mir einen verängstigten Jungen, der ganz eigene Probleme zu bewältigen hatte.
Alle Handlungen bauten ineinander auf und waren logisch nachvollziehbar.
Der flüssige und bildreiche Schreibstil sorgte dafür, dass ich mir die Szenen lebhaft vorstellen konnte.
Die Figuren hatten Charakter und im Zusammenspiel mit der Story empfand ich sie authentisch. Sehr gut gefiel mir in diesem Zusammenhang, dass Reibereien zwischen Laura Kern und ihrem Kollegen Max Hartung gab. Dadurch wurde schön deutlich, dass der Beruf des Ermittlers besonders für Familien sehr anstrengend ist, während die kinderlosen Kollegen mehr Zeit in verzwickte Fälle investieren können und wollen.

Fazit:
Ein Thriller mit leiseren Tönen. Gut geeignet für ängstlichere Leser. Blutige Szenen gab es hier keine, dafür einen verzwickten Fall, der nur auf den ersten Blick leicht und vorhersehbar war.

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Nicht ganz so rasant wie Band 1, aber dennoch spannend

GEGENLICHT
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Ich mag es ja, wenn Cover passend zu einer Reihe gestaltet werden und auch die Umschlaggestaltung von „Gegenlicht“ war stimmig und ansprechend dazu arrangiert worden. Die Kameralinse war nicht nur optisch ...

Ich mag es ja, wenn Cover passend zu einer Reihe gestaltet werden und auch die Umschlaggestaltung von „Gegenlicht“ war stimmig und ansprechend dazu arrangiert worden. Die Kameralinse war nicht nur optisch schön anzusehen, sondern hob sich auch haptisch vom Einband ab, ebenso die Schrift.

„Gegenlicht“ ist der zweite Teil der „Bronski“-Reihe und an sich unabhängig lesbar. Um aber die komplexen Zusammenhänge und die Entwicklung der Beziehungen zwischen einzelnen Figuren besser nachvollziehen zu können, macht es Sinn, den ersten Band vorab zu lesen. Zudem würdet ihr euch spoilern, solltet ihr nachträglich doch noch „Dunkelkammer“ lesen wollen. Mein Tipp: Wenn euch „Gegenlicht“ anspricht, lest zuerst Band 1.

Zu Beginn hatte ich die Befürchtung, dass ich nicht schnell in die Geschichte hineinfinden würde, da es schon eine Weile her gewesen ist, seit ich den ersten Teil gelesen hatte. Doch es gab keinen Grund für diese Sorge, denn ich kam einfach rein und war sofort ans Geschehen gefesselt. Besonders gut gefiel mir, dass es in Bronskis neuer Lebenssituation keinen eitlen Sonnenschein gab und es authentisch vermittelt wurde, dass die vorherigen Ereignisse an niemanden spurlos vorbeigegangen waren.

So traf ich in „Gegenlicht“ auf alte Bekannte, aber auch auf neue Figuren und deren interessante Hintergründe. Der Aufhänger der Geschichte war spannend und gab mir genauso wie den Hauptfiguren eine Menge Rätsel auf. Gleichzeitig kam ich Bronski und seinem Umfeld wieder ein Stückchen näher und durfte hautnah ihre Entwicklungen miterleben.

Besonders gut gefallen hatte mir, dass der Fokus nicht so sehr auf der Ermittlungsarbeit, sondern auf der Pressearbeit lag. Ich fand es unheimlich spannend, Svenja Spielmann und David Bronski bei ihrer Arbeit zuzuschauen. Ihr Engagement und Enthusiasmus war mir zwar manchmal ein ticken drüber, aber vielleicht ist das bei Journalisten und Pressefotografen so, die für etwas richtig brennen.

Generell hatte ich den Eindruck, dass Bernhard Aichner gründlich recherchiert hatte. Besonders die Hintergrundgeschichte des einen Opfers sorgte für Magengrimmen bei mir. Gemeinsam mit Bronski und Svenja stieg ich in den Flieger nach Afrika und recherchierte in den Slums einer größeren Stadt. Das Elend, das Schicksal der Menschen und die Hoffnungslosigkeit drang durch jede Seite und ließ mich traurig, aber auch ehrfürchtig zurück. Dieser Handlungsstrang gab „Gegenlicht“ eine sehr emotionale und tiefgründige Atmosphäre.

Der Schreibstil war unglaublich leichtgängig und flott zu lesen. Hervorstach die auf den Punkt gebrachte Erzählweise. Es gab direkte Dialoge oder eine indirekte Wiedergabe von Gesprächen. Aber niemals eine wörtliche Rede, sodass nur das allernötigste und wesentlichste an mich transportiert wurde.
Während Bronski die einzige Figur war, die mich persönlich an seinem Leben, seinen Gedanken und Emotionen teilhaben ließ, war der auktoriale Erzähler an meiner Seite, wenn ich andere Figuren begleitete. Das Handlungsgeflecht war spannend ausgelegt worden, doch an manchen Stellen taten sich Fragen bei mir auf. Sie waren für den Verlauf der weiteren Ereignisse nicht sonderlich relevant, dennoch hätte ich mir hier ein kleines bisschen mehr Detailgenauigkeit gewünscht.

„Gegenlicht“ lebte von einer erzählerischen Achterbahnfahrt. Zwischen rasanten Ereignissen gab es immer wieder ruhigere Szenen, die zwar das ausgeschüttete Adrenalin senkten, aber die Spannung nicht abmurksten. Es blieb durchweg unterhaltsam und schürte stets meinen Wunsch, weiterlesen zu wollen.
Der Showdown gefiel mir ganz gut. Er hatte viel Dynamik und unerwartete Wendungen in petto. Aber so atemlos wie bei „Dunkelkammer“ ließ er mich nicht zurück. Dieses Mal blieben auch ein paar Unklarheiten, die, so vermute ich, in der Fortsetzung eine Rolle spielen, beziehungsweise aufgeklärt werden.

Fazit:
„Gegenlicht“ ist ein Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite zu unterhalten weiß. Spannungsspitzen wechseln sich mit ruhigeren Szenen ab, sodass ich gern weitergelesen habe. Für Krimiliebhaber definitiv eine Empfehlung.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Gelungenes Sach- und Mitmachbuch für groß und klein

Huch, die Angst ist da!
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Angst – jeder kennt sie, jeder hatte schon mal Besuch von ihr. Ängste können ziemlich unterschiedlich sein, auch das wissen wir schon. Manches, was anderen das Fürchten lehrt, finden wir überhaupt nicht ...

Angst – jeder kennt sie, jeder hatte schon mal Besuch von ihr. Ängste können ziemlich unterschiedlich sein, auch das wissen wir schon. Manches, was anderen das Fürchten lehrt, finden wir überhaupt nicht beängstigend. Und so ist das auch mit unseren Kindern. Jedes Kind ist individuell und dies wurde auch gleich von Beginn an klargestellt. „Huch, die Angst ist da!“ ist eine Kombination aus Sach- und Mitmachbuch, das mich als Elternteil sofort angesprochen hatte.

Schon im Vorwort wurde mir eine Empfehlung nahegelegt, nämlich den Elternteil zuerst zu lesen. Diesem folgte ich und muss sagen, dass dies ein sehr kluger Rat gewesen ist.
In mehreren Kapiteln setzten sich die beiden Autoren mit dem Thema Angst auf vielfältige Weise auseinander. So gab es nicht nur kleine Exkurse in die frühen Anfänge der Menschheit, sondern auch Einblicke in die psychologischen Forschungsgebiete und den daraus resultierenden Studienergebnissen. Aber auch Erzählungen aus dem eigenen Erfahrungsschatz des Autorenduos fanden Platz.

Der Elternteil ist also der Sachbuchteil. Aber niemand muss sich vor quälend langatmigen und schwer verständlichen, wissenschaftlich angehauchten Texten fürchten. Ganz im Gegenteil. Ulrike Légé und Fabian Grolimund waren darauf bedacht, alles knackig und sehr gut verständlich erklärt auf den Punkt zu bringen. Die einzelnen Kapitel bauten sich logisch ineinander auf, waren von einer superangenehmen Kürze und hielten hier und da auch ein rotes Kätschen mit dem Wichtigsten in Kürze zusammengefasst parat.
Ein besonders großer Pluspunkt war hier der Mitmachteil für die Eltern. Gezielte Fragen am Schluss der Kapitel luden zum Nachdenken und verarbeiten des eben gelesenen ein. Nicht immer bezogen sich die Fragen auf unsere Kinder, nein, auch wie Erwachsenen werden eingeladen, uns unseren eigenen Ängsten zustellen.
Der Elternteil war für mich hochinteressant und informativ. Zum Beispiel wusste ich nicht, dass die Angst zwei verschiedene Ursprünge in unserem Gehirn haben kann. Je nachdem von wo das Signal kommt, müssen andere Ansätze zur Begegnung mit der Angst gewählt werden. Aber es ging auch darum, wie wir als Eltern mit den Ängsten unserer Kinder sicher umgehen können. Wie wir sie besser begleiten können und wann es sinnvoll ist, sich professionelle Hilfe zu holen.

Der Schreibstil der beiden Autoren empfand ich als sehr angenehm. Es wirkte nie belehrend. Stattdessen hatte ich das Gefühl, herzlich und mit viel Einfühlungsvermögen durch die Welt der Angst und ihrer kleinen Monster geführt zu werden, um mehr Verständnis für die komplexen Vorgänge zu erhalten. Zu dem machten Ulrike Légé und Fabian Grolimund den Eltern Mut, sich den Ängsten ihrer Kinder anzunehmen, sie nicht kleinzureden und gaben reichlich wertvolle Tipps und Hilfestellungen. Und das aller wichtigste Statement war für mich: Wir Eltern müssen nicht perfekt sein, um unseren Kindern eine Stütze während ihrer Angstphase zu sein.

Nachdem ich den Elternteil gelesen hatte, begann ich mit meinem Lesejunior den Kinderteil zu entdecken. Ich war sofort positiv angetan davon, dass mein Kind eine direkte Ansprache von Ulrike Légé und Fabian Grolimund erhielt und ihm erklärt wurde, wie der Ablauf des Buches funktionierte. Sofort wurde Druck herausgenommen. Nicht alle Mitmachaufgaben müssen gemacht werden, sondern wir sollten uns ganz entspannt dem Thema Angst widmen können.

Kindgerecht wurde erklärt, was Angst eigentlich ist. Parallel wurde uns die Familie Schlottermann vorgestellt, die zu besseren Visualisierung unterschiedliche Angstmomente durchlebte. Und dann gab es ja noch das Angstmonster, welches auch eine Form erhielt, um es greifbarer für die Kinder zu machen. An dieser Stelle möchte ich ein großes Lob an den Illustrator René Amthor aussprechen. Dieses niedliche Angstmonster war überhaupt nicht gruselig. Niemand fürchtete sich vor diesem knuffigen Kerlchen, was ich prima fand. So kamen wir völlig ungezwungen über unsere Ängste ins Gespräch. Mithilfe der Illustrationen wurde der Text für die Kinder noch verständlicher und weckte sogar Momente des Wiedererkennens. Besonders stach bei uns die Seite hervor, in der sich das Angstmonster verkleidet hatte. Da fiel meinem Lesejunior auf, dass das bei ihm auch manchmal der Fall ist und die Erklärung, warum sich das Angstmonster verkleidet, half ihm alles besser zu verstehen.

Beim Mitmachteil für die Kinder hatten wir viel Spaß und besonders die Aufgabe, unser eigenes Angstmonster zu malen, regte unsere Fantasie sehr an. Seine Angst einfach mal zu zeichnen, nimmt ihr schon einen Teil des Schreckens. Ich hatte das gute Gefühl, dass uns dieses Buch auf mehreren Ebenen gutgetan hat. Besonders mag ich es, dass wir es auch zukünftig immer mal wieder zur Hand nehmen können. Denn die zahlreichen Tipps zur Bewältigung von Angst können immer wieder angewandt werden. Hier möchte ich auch noch erwähnen, dass ich es klasse finde, dass es auch Vorlagen am Ende des Buches gibt, die bei Bedarf immer wieder kopiert werden können.

Das Ende des Kinderteils fand ich grandios und begeistert mich noch immer sehr. Denn die Angst hat einen ganz eigenen Brief ans Kind geschrieben. Ein Brief, der sogar mir Trost und Mut zugesprochen hat. Von vorn bis hinten ein wirklich toll durchdachtes und nützliches Buch rund um das Thema Angst.

Fazit:
„Huch, die Angst ist da!“ ist ein gelungenes Sach- und Mitmachbuch für groß und klein. Wer verstehen möchte wie Angst funktioniert und welche Möglichkeiten es gibt sich mit dem Angstmonster auszusöhnen, der findet hier eine klasse Hilfestellung.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Der Titel ist Programm

Gamemaker - Spiel des Verlangens
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Ich mochte das schlichte Cover von Anfang an. Es verriet nichts über die Story und war insgesamt ziemlich unaufdringlich. Dennoch hatte es meine Neugier geweckt, der Klappentext tat sein Übriges dazu. ...

Ich mochte das schlichte Cover von Anfang an. Es verriet nichts über die Story und war insgesamt ziemlich unaufdringlich. Dennoch hatte es meine Neugier geweckt, der Klappentext tat sein Übriges dazu. Ich mag es, wenn nichts vorweggenommen wird und dies war hier zum Glück auch nicht der Fall. So fiel es mir auch sehr leicht, in die Geschichte einzutauchen.

Da dieses Buch der Beginn der „Gamemaker“ Reihe ist, gab es auch noch keine Befürchtung meinerseits irgendwas verpasst zu haben. Die Geschichte startete nach dem kurzen Prolog recht lustig mitten in einer Bar, wo eine Gruppe aufgeregter Mädels Natalies Männer Analysen lauschten. Auch ich fand ihre Einschätzungen der Typen ganz witzig und sie war mir damit auch sofort sympathisch. Es war spürbar, dass Natalie eine sehr bodenständige junge Frau ist, die sehr konsequent ihren Zielen im Leben folgt.
Einer dieser Pläne ist, ihre leiblichen Eltern zu finden. Was sie allerdings in Schwierigkeiten bringt, denn wie sich schon bald herausstellt, ist sie die Tochter eines Mafiabosses aus Russland.

Mit ihrem herrlichen und teilweise sehr trocknen Humor erzählte mir Natalie alle kommenden Ereignisse selber. Durch die Ich-Perspektive war ich zwar nur auf die Sichtweise von Natalie beschränkt, aber da sie eine gesunde Menschenkenntnis verfügte, war ich bei fast allen ihren Einschätzungen über andere Personen mit ihr einer Meinung.
Natalies starke Charaktereigenschaften sorgten dafür, dass sie bodenständig bleib, trotz überbordenden Luxus, der sie in Russland erwartete. Auch ihre Leidenschaft für den undurchschaubaren Sewastian nahm ich ihr ab. Spannend war hier der Umstand ihrer Jungfräulichkeit. Es war nicht so, dass Natalie über keinerlei Erfahrungen verfügte, ihre Vorliebe für schmutzige Filmchen und ihre beträchtliche Sammlung an Lustspielzeugen zeigten, dass sie keinesfalls unbedarft und naiv war. Weshalb sie sich für den ersten Mann aufsparen wollte, wurde im Verlauf der Geschichte klar und ich mochte ihre Einstellung dazu.
Generell hielt sie meistens so lange an ihren Prinzipien fest, wie sie nicht von jemanden mit glaubhaften Argumenten vom Gegenteil überzeugt werden konnte. Das mochte ich ganz besonders, denn dadurch war Natalie auch ein wahrer Dickkopf und in vielen Punkten sehr widerspenstig. Was natürlich das Feuer zwischen ihr und dem Mafiavollstrecker Sewastian schürte.
Manchmal jedoch konnte ich ihre Reaktion nicht so ganz nachvollziehen. Für meinen Geschmack gab sie an bestimmten Punkten zu schnell nach, was ich unglaubwürdig empfand. Es passte einfach nicht zu ihrem Charakter.

Alexej Sewastian gehört zu der Sorte schweigsamer Mann, der nichts, aber auch gar nichts von sich preisgibt. Dies machte ihn zu einem sehr undurchschaubaren Charakter, der sehr dunkel und eiskalt wirkte. In sehr emotionalen Momenten zeigte er aber auch schon mal ganz gerne seine sinnliche und heiße Seite. Obwohl ich zu Sewastian keinen besonderen Zugang finden konnte, berührten mich jene Momente, in denen er offensichtlich gefühlsmäßig verletzt wurde.
Seine Gefährlichkeit brachte Würze in die Geschichte und machte alles unvorhersehbar. So durchzog die Geschichte eine ungeheure Spannung, derer ich mich nicht entziehen konnte. Sewastian war aber auch ziemlich durchtrieben und versuchte seine Ziele auch gern mal hinterhältig zu erreichen. Seine wahren Absichten blieben so ziemlich lange verborgen, was für noch mehr packende Unterhaltung sorgte.

Der Plot gefiel mir durchgängig. Besonders liebte ich hier das Spiel mit den Klischees und der Realität. Natalie hatte reichlich stereotype Vorstellungen von der Mafiawelt und wurde eines Besseren belehrt. Das komplexe und harte Milieu wurde zwar auch nur grob angerissen, aber dennoch flossen interessante und auch beängstigende Details mit ein. Manche Szenen waren voller brutaler Gewalt, sodass mir der Atem stockte.
Ein bisschen Kulturluft durfte ich zudem schnuppern und Kresley Cole verwöhnte mich an den passenden Stellen mit tollen Landschaftsbeschreibungen.

Es gab keinerlei Nebenschauplätze und das Buch kam mit recht wenigen Figuren aus. Das empfand ich als sehr angenehm, da der Fokus hauptsächlich auf Sewastian und Natalie lag. Die Beziehung der beiden bewegte sich sehr lange nur im Bereich der Oberflächlichkeiten außerhalb des Bettes, was aber besonders mit dem schwierigen Charakter des Protagonisten zu einem stimmigen Gesamtbild passte.
Der erotische Anteil in diesem Buch war extrem hoch, aber für meinen Geschmack wirklich gut umgesetzt. Die Rahmenhandlungen brachten öfter mal dramatische Handlungswechsel, sodass mir mit dieser Geschichte nie langweilig wurde.

Fazit:
„Gamemaker – Spiel des Verlangens“ ist genau das, was der Titel aussagt und noch einiges mehr. Tolle Unterhaltung gepaart mit pfeffrigen Wortduellen, gespickt mit grausigen Mafiadetails und jeder Menge verflucht heißer, dunkler erotischen Szenen.

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