Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
offline

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2021

Prosa wie Poesie

Lieben
0

Der Roman ist überwiegend in der dritten Person erzählt, doch der Protagonist heißt Ich. Ab und zu fällt der Text auch ins Du.
Es ist eine Methode, um eine gewisse Distanz aufrecht zu erhalten, gleichteitig ...

Der Roman ist überwiegend in der dritten Person erzählt, doch der Protagonist heißt Ich. Ab und zu fällt der Text auch ins Du.
Es ist eine Methode, um eine gewisse Distanz aufrecht zu erhalten, gleichteitig wird es sehr intensiv.

Streckenweis liest es sich auch wie ein Essay, aber es ist sehr literarisch, also eine Mischung, die beim Leser etwas aufbrechen kann. Dafür muss man sicher etwas konzentrieren, aber es lohnt sich.

Es wird von alltäglichen Dingen erzählt, aber auch von Lieben und dem Verlust des Gefühls und sehr viel über den Tod. Dem Sterben drängt Ich hin, doch gleichzeitig liebt er das Leben und alles was damit zusammenhängt.

Der Norweger Tomas Espedal ist ein interessanter Schriftsteller.
Die Übersetzung von Lieben erfolgte durch Hinrich Schmidt-Henkel.

Veröffentlicht am 14.09.2021

Willy Vlautins Sound

Nacht wird es immer
0

Willy Vlautin hat schon oft über das Leben und dem Alltag der einfachen Menschen, z.B. aus der Arbeiterschicht geschrieben. So macht er es auch hier und er geht ohne Pathos dabei vor.

Die 30jährige Lynette ...

Willy Vlautin hat schon oft über das Leben und dem Alltag der einfachen Menschen, z.B. aus der Arbeiterschicht geschrieben. So macht er es auch hier und er geht ohne Pathos dabei vor.

Die 30jährige Lynette lebt mit ihrer Mutter zusammen, sie geht zum College und arbeitet und sie passt auf ihren geistig behinderten Bruder auf. Man kann sich gut vorstellen, wie zehrend das manchmal sein muss. Der Altrag ist anstrengend und manchmal trist.
Der Traum vom Kauf eines Hauses droht zu platzen und Lynette ist bereit, Risiken einzugehen, um das benötigte Geld aufzutrieben.
Als Leser folgt man ihren verzweifelten Weg in dieser Nacht und es werden auch ihre frühreren Erlebnisse erinnert.
Vlautin zeigt, wie es schwer es ist, von der Seite der Verlierer loszukommen und dass das Scheitern manchmal unvermeidlich ist. Dadurch ist Lynette für mich noch lange keine Looserin, aber sie hatte eine Menge Pech im Leben.
Der Roman ist sehr eindringlich, besonders in den starken Dialogen und hat ein genauso gutes Niveau wie Vlautins bisherigen Bücher.

Veröffentlicht am 12.09.2021

Emotionales Drama

Schöne Welt, wo bist du
0

Nach Gespräche mit Freunden und Normale Menschen erwartet man Sally Rooneys dritten Roman mit Spannung und wieder geht es um Beziehungen und Lebensgefühl der Generation, die jetzt Ende Zwanzig/Anfang 30 ...

Nach Gespräche mit Freunden und Normale Menschen erwartet man Sally Rooneys dritten Roman mit Spannung und wieder geht es um Beziehungen und Lebensgefühl der Generation, die jetzt Ende Zwanzig/Anfang 30 ist.

Der Roman beginnt mit einem Blind Date. Die Schriftstellerin Alice lernt Felix durch Tinder kennen, doch das Date läuft nicht besonders. Doch als sie sich zufällig wiedersehen, kommen sie sich näher. Aber sie sind auch sehr unterschiedlich und es wird nicht leicht.
Die Handlung spielt sich an der irischen Küste ab.
Eine weitere wichtige Figur ist Alice Freundin Eileen. Sie lebt in Dublin und ist auf ihren Jugendfreund Simon fixiert. Doch zwischen ihnen ist es wohl nicht ganz klar, ob es mehr als nur Freundschaft ist.

Es gibt viele Mails zwischen Alice und Eileen, die zeigen, dass ihnen ihre Freundschaft wichtig ist. Ihre Gespräche sind ein wichtiger Bestandteil des Romans.
An einigen Stellen wirkt es aber so, als würde die Autorin ihre eigene Meinung mit transportiieren. Zum Beispiel bei den Klagen über den Literaturbetrieb. Das halte ich für eine Schwäche des Buches.
Dafür sind die Dialoge eine große Stärke von Sally Rooney und die psychologische Note ist überzeugend. Das gipfelt in einer großen Aussprache der vier im Finale.

Veröffentlicht am 09.09.2021

Herr Schmidts Erkenntnisse

Barbara stirbt nicht
0

Herr Schmidt erinnert nicht gerade wenig an einen Mann namnes Ove.

Herr Schmidts Frau Barabara wird plötzlich krank und Walter, der nie im Haushalt geholfen hat, muss Einkaufen und Kochen lernen.

Der ...

Herr Schmidt erinnert nicht gerade wenig an einen Mann namnes Ove.

Herr Schmidts Frau Barabara wird plötzlich krank und Walter, der nie im Haushalt geholfen hat, muss Einkaufen und Kochen lernen.

Der Roman ist auf dem ersten Blick durch den knurrigen Protagonisten trotz des Themas witzig, aber schon bald zeigt sich, dass es in der langjährigen Ehe durchaus Probleme und Unstimmigkeiten gab.

Der Roman ist raffiniert gebaut, da der Leser lange nicht alles weiß und die Figur, die wir die ganze Zeit begleiten, entzieht sich manchen und will nicht wahrhaben, dass seine Frau Barbara ernsthaft krank ist.
Sein Weg, sich zu ändern wird als Prozess beschrieben, der darin gipfelt, dass er doch manches aus seinem Leben erkennt und sich dem stellt. Sogar seinen erwachsenen Kindern kommt er näher.
Das ist sehr geschickt gemacht und zeigt Alina Bronsky in ihrem ganzen Können.

Veröffentlicht am 05.09.2021

Cassie & Flyte

Tote schweigen nie
0

Cassie Raven ist Sektions-Assistentin der Gerichtsmedizin, es geht also in Richtung Forensik-Thriller.
Cassie ist ein cooler, erfrischender Charakter, die sogar mit ihren Leichen redet, das zeigt sie sind ...

Cassie Raven ist Sektions-Assistentin der Gerichtsmedizin, es geht also in Richtung Forensik-Thriller.
Cassie ist ein cooler, erfrischender Charakter, die sogar mit ihren Leichen redet, das zeigt sie sind ihr nicht egal. Eine solche Figur ist im Forensikthriller-Genre auch notwendig um sich abzugrenzen.
Cassies Arbeit wird relativ detailliert beschrieben.Doch durch sorgfältige und behutsame Beschreibungen wird es nicht gruselig.
Zweite Hauptfigur ist die Polizistin Phyllida Flyte.

Cassies Großmutter Babcia ist ebenfalls eine tolle Figur.
Aber am Besten sind die Szenen zwischen Cassie und Flyte.

Der erste Vorfall ist der rätselhafte Diebstahl einer Leiche.
Dann wird Cassie in einem Fall persönlich beteiligt, denn eine Tote ist ihre ehemalige Professorin, die sie immer fördete. Klar, dass Cassie sich dem besonders engagiert annimmt.
Weiterhin sind die Beschreibungen von Cassie und ihren Beziehungsängsten gut gemacht.

Der Roman macht viel Spaß.