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Veröffentlicht am 15.07.2018

Spannende Krise eines unsympathischen Pharmakonzerns

Riskante Manöver
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Ein unsympathischer Pharmakonzern, ein für Kinder tödliches Medikament und zwei verschwundene Mitarbeiter: Die Krisen-PR-Spezialisten Mats Holm und Laura May werden von Wenner Pharma für einen schwierigen ...

Ein unsympathischer Pharmakonzern, ein für Kinder tödliches Medikament und zwei verschwundene Mitarbeiter: Die Krisen-PR-Spezialisten Mats Holm und Laura May werden von Wenner Pharma für einen schwierigen Fall engagiert. Die beiden sollen den Konzern durch die Krise führen. Dabei werden sie nicht nur mit einer wütenden Öffentlichkeit und einer gewissenhaften Presse konfrontiert, sondern geraten auch mit einigen arroganten, besserwisserischen Mitgliedern des Unternehmensvorstands aneinander.

Birand Bingül erzählt die Geschichte realistisch und rasant. Einzig einige Entwicklungen im Bereich Mord und Folter fand ich überzogen und unnötig für die Geschichte. Der Rest liest sich jedoch sehr spannend. Gerade der Kontrast zwischen der kühlen, berechnenden Welt des Pharmakonzerns und der chaotischen, erschütternden Krankheitssituation der kleinen Sophie charakterisiert die beiden Seiten hervorragend. Mats und Laura müssen hier einen gewaltigen Spagat hinlegen, um ihren Auftrag erledigen zu können.

Neben dem komplexen Fall erzählt der Krimi auch die persönliche Geschichte von Mats und seiner verstorbenen Frau Helena, die Lauras Schwester war. Zwischen den Erwachsenen und Mats‘ 19-jähriger Tochter Liv gibt es eine Menge Konflikte. Wodurch diese ausgelöst wurden, erfährt der Leser erst nach und nach in kurzen Erinnerungen. Alle Protagonisten sind mit großer Liebe zum Detail gezeichnet, so dass man schnell mit ihnen mitfiebert. All diese Elemente fügt Bingül zu einem gelungenen und fesselnden Debütkrimi zusammen.

Veröffentlicht am 23.11.2023

Atemlos erzählt

Memoria
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Eigentlich sollte es keine Überraschung sein, dass Zoë Becks neuer Thriller "Memoria" von Anfang bis Ende fesselnd erzählt ist. Und trotzdem ist es immer wieder beeindruckend, wie clever sie ihre Geschichten ...

Eigentlich sollte es keine Überraschung sein, dass Zoë Becks neuer Thriller "Memoria" von Anfang bis Ende fesselnd erzählt ist. Und trotzdem ist es immer wieder beeindruckend, wie clever sie ihre Geschichten konstruiert, sodass man beim Lesen total hineingezogen wird und atemlos mitfiebert.

Die Protagonistin Harriet rettet eine ihr scheinbar fremde Frau vor einem Brand, doch diese Frau erkennt Harriet. Diese Begegnung löst Erinnerungen bei ihr aus, die Harriet nicht zuordnen kann. Sie geht ihnen nach und plötzlich kommen immer mehr Erinnerungen zurück, die aber überhaupt nicht zu dem passen, was Harriet für ihr Leben hält. An je mehr sie sich erinnert, desto gefährlicher wird es. Als Harriet endlich zusammenpuzzeln kann, was ihr passiert ist und warum sie falsche Erinnerungen hat, ist das ein wirklich schockierender, trauriger Moment.

Das Buch spielt in der nahen, düsteren Zukunft: Die Klimakrise sorgt für hohe Temperaturen und ständige Katastrophen wie Waldbrände prägen den Alltag. Du Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer - nur wer Geld hat, kann sich beispielsweise rund um die Uhr Strom und fließendes Wasser leisten. Harriet lebt unter prekären Verhältnissen in einem Bankentower, den sie sich mit vielen anderen Menschen teilt. Auch Zukunftsthemen wie KI bindet die Autorin ein, jedoch auf eine sinnvolle, zurückhaltende Art. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Reise in ein vertraut-fremdes Land

Terafik
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Kopftuch und iPhone sind kein Widerspruch, wie Nilufar Karkhiran Khozani in ihrem Debut-Roman "Terafik" zeigt. Darin reist ihre prägnante Ich-Erzählerin, die ebenfalls Nilufar heißt, zum ersten Mal in ...

Kopftuch und iPhone sind kein Widerspruch, wie Nilufar Karkhiran Khozani in ihrem Debut-Roman "Terafik" zeigt. Darin reist ihre prägnante Ich-Erzählerin, die ebenfalls Nilufar heißt, zum ersten Mal in den Iran, das Heimatland ihres Vaters. Zu ihm hat die Protagonistin ein schwieriges Verhältnis, schließlich hat er seine Tochter und ihre deutsche Mutter allein in Deutschland zurückgelassen, als er in den Iran zurückgekehrt ist.

In ausdrucksstarken Beschreibungen springt die Autorin zwischen Nilufars Leben in Deutschland und ihrer Reise in den Iran hin und her. So erlebt man nicht nur dieses Land aus Nilufars Perspektive, sondern erhält auch nach und nach mehr Einblicke in ihre Kindheit und ihr Verhältnis zu ihren Eltern. Damit wird die Geschichte zu einer spannenden und persönlich aufrührenden Reise

Hier zeigt sich auch immer wieder, dass nichts einfach ist und Menschen komplex sind. Anhand der Briefe, die der Vater seiner Tochter in gebrochenem Deutsch geschrieben hat, wird beispielsweise deutlich, wie schw

r dem Iraner das Leben in Deutschland gefallen ist und warum er trotz der Liebe zu seiner Tochter wieder in seine Heimat zurückgekehrt ist. Dort will er nun Nilufar so viele Verwandte und Bekannte wie möglich vorstellen, sie reisen durch den Iran, treffen ständig neue Leute, tingeln von Feier zu Feier. Zwischendurch fand ich das leider etwas ermüdend - so viele verschiedene Charaktere, die man teilweise nur sehr flüchtig bei den sich immer wiederholenden Familienbesuchen antrifft. Da Nilufar kaum Persisch spricht, fällt ihr die Kommunikation mit ihren Verwandten schwer. Auch Aspekte der Kultur sind ihr fremd, warum muss der Vater zur Feier ihres Besuchs ein Lamm schlachten, obwohl sie das gar nicht möchte? Obwohl sie iranische Wurzeln hat, fühlt Nilufar sich nicht dazugehörig. Dieses Gefühl von Heimatlosigkeit zieht sich sowohl auf Seite der Tochter als auch auf Seite des Vaters durch das ganze Buch. Die Autorin beschreibt anschaulich und nachvollziehbar, wie schwer das Leben zwischen zwei Kulturen sein kann, wenn man auf keiner Seite richtige Anerkennung und Zugehörigkeit findet.

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Veröffentlicht am 13.04.2022

Geschichten mit Persönlichkeit

New York und der Rest der Welt
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Fran Lebowitz schreibt in ihren kurzen Geschichten über viel Alltägliches und Banales, das erst durch ihren spritzigen und unverkennbaren Stil zu etwas Besonderem wird. Durch ihre persönliche Brille betrachtet ...

Fran Lebowitz schreibt in ihren kurzen Geschichten über viel Alltägliches und Banales, das erst durch ihren spritzigen und unverkennbaren Stil zu etwas Besonderem wird. Durch ihre persönliche Brille betrachtet und seziert sie ihre Begegnungen, Arbeitserlebnisse, Reisen und Alltagsbeobachtungen, wobei ihre Persönlichkeit aus jedem Wort strahlt. Ich kann mir ohne Probleme vorstellen, dass die Texte viel Aufmerksamkeit erregt haben und fast schon revolutionär waren, als sie in den USA in den 1970ern und 1980er erschienen sind. Auch wenn die Texte jetzt erstmals auf Deutsch erschienen sind, habe ich das Gefühl, dass die Autorin in den letzten Jahrzehnten so viele andere Künstler:innen inspiriert hat, dass der Zauber des Neuen hier nicht mehr so ganz zieht. Das ändert natürlich nichts daran, dass sie wahnsinnig gut beobachtet und beeindruckend stilsicher schreibt.

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Veröffentlicht am 17.09.2021

Kurz und meinungsstark

Haltung
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Schade, dass das Buch so kurz ist, aber die Autorin bringt ihre Gedanken und Meinungen so klar und gut argumentiert auf den Punkt, dass (fast) jede Seite eine Freude ist. Ich stimme ihr nicht in allen ...

Schade, dass das Buch so kurz ist, aber die Autorin bringt ihre Gedanken und Meinungen so klar und gut argumentiert auf den Punkt, dass (fast) jede Seite eine Freude ist. Ich stimme ihr nicht in allen Punkten zu, aber das macht auch den Reiz des Essays aus. Mely Kiyak regt mit klugen Gedanken zum Nachdenken an.

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