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Veröffentlicht am 08.11.2021

Ungewöhnliche Frauenfreundschaft

Wir für uns
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Josie ist Anfang Vierzig, Kathi Anfang Siebzig. Beide Frauen begegnen zufällig einander. Josie ist mit ihrem ersten Kind schwanger und lebt in keiner festen Beziehung. Der Vater des Kindes ist nämlich ...

Josie ist Anfang Vierzig, Kathi Anfang Siebzig. Beide Frauen begegnen zufällig einander. Josie ist mit ihrem ersten Kind schwanger und lebt in keiner festen Beziehung. Der Vater des Kindes ist nämlich verheiratet und alles anderes als glücklich über Josies Schwangerschaft. Das Kind passt nicht in sein Leben, er will es nicht.

Kathi hat gerade ihren Mann Werner verloren. Er ist nach fast fünfzig Jahren Ehe gestorben. Kathi hat noch ihren Sohn Max, zu dem sie derzeit aber keine Verbindung findet. Sie ist enttäuscht von ihm, weil er offen zugibt, dass er schwul ist.

Beide Frauen haben bisher ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse immer wieder auf „später“ verschoben. Viel wichtiger waren für sie ihre Pflichten: Partner, Familie, Beruf. Doch ihre zufällige Begegnung bringt gravierende Veränderungen in ihrem Leben. Denn trotz des großen Altersunterschiedes verstehen sie sich auf Anhieb und vertrauen einander ihre Sorgen und Probleme. Sie sind für einander da und treffen Entscheidungen, die ihr bisheriges Leben verändern werden.

„Wir für uns“ ist eine Frauen- und Familiengeschichte, die hervorragend bedeutende Bilder unserer heutigen Gesellschaft vermittelt. Die Autorin spricht viele aktuellen Themen in ihrem Roman an. Es geht vor allem um typische Frauen- und familiäre Probleme, wie Risikoschwangerschaft, Schwangerschaftsabbruch, alleinerziehende Mutter, Familiengeheimnisse, Ehebruch, Verlust, Trauer und Loslassen. Aber auch die Homosexualität, Behinderung oder Klimawandel werden hier angesprochen. Es ist also ein vielseitiger Roman, der gerne von der gesamten Leserschaft gelesen werden kann.

Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen und fühlte mich gut unterhalten

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Veröffentlicht am 01.11.2021

Über den Sinn der Veränderungen im Leben

Was bleibt, wenn wir sterben
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In ihrem Buch „Was bleibt, wenn wir sterben“ teilt Louise Brown ihre Erfahrungen als Trauerrednerin mit allen, die zum Thema Tod und Trauerbewältigung mehr erfahren wollen. Über dieses schmerzliche Ereignis ...

In ihrem Buch „Was bleibt, wenn wir sterben“ teilt Louise Brown ihre Erfahrungen als Trauerrednerin mit allen, die zum Thema Tod und Trauerbewältigung mehr erfahren wollen. Über dieses schmerzliche Ereignis spricht man nur ungern, möchte am liebsten das Thema vermeiden und seine eigenen Erfahrungen behält meistens für sich.

Louisa Brown hat dazu eine andere Meinung. Nachdem sie in sehr kurzer Zeit ihre Eltern verloren hat, gab sie ihren Beruf als Journalistin auf und begann Trauerreden zu schreiben. So wurde sie zu Trauerrednerin, begleitet seitdem die Hinterbliebenen in der schweren Zeit, organisiert die Trauerfeier mit. Ihr neuer Job und die Gespräche mit den Trauernden haben ihr einen neuen Blick auf den Tod und den Sinn der Veränderungen im Leben eröffnet. Sie haben ihr Kraft gespendet und geholfen, ihre eigene Trauer zu bewältigen.

Darüber schreibt sie in ihrem Buch. Sie erzählt über manche Trauerfeier, die sie mitorganisiert hatte, über die Verstorbenen und deren bewegenden Lebensgeschichten, über ihre Art und Weise der Trauerbewältigung. Sie gibt wertvolle Tipps, bringt die Lesenden auf Ideen, die man leicht umsetzen kann. Aber wie die Autorin selber zugibt: jeder Mensch trauert auf seine eigene Weise. So habe ich einige ihrer Ideen als gut gefunden, andere wiederum nicht.

Das Buch ist jedoch kein typischer Ratgeber. Vielmehr ist es ein Buch, das die Leserschaft zum Nachdenken über das eigene Dasein und über das was im Leben wirklich wichtig ist, animiert. Es tröstet und macht uns Mut, auch die schmerzlichen Veränderungen im Leben anzunehmen.

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Veröffentlicht am 23.10.2021

Der freie Hund folgt wieder seiner inneren Stimme

Der Tintenfischer
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Mai 2020. Venedig ist wie ausgestorben, voll auf den Kampf mit Covid 19 eingestellt. Commissario Morello genießt den touristenfreien Markusplatz, das saubere Wasser in den Kanälen Venedigs und die herrliche ...

Mai 2020. Venedig ist wie ausgestorben, voll auf den Kampf mit Covid 19 eingestellt. Commissario Morello genießt den touristenfreien Markusplatz, das saubere Wasser in den Kanälen Venedigs und die herrliche Ruhe in der Stadt - und beginnt die Serenissima zu mögen.

Morellos Team kontrolliert die Einhaltung der Coronaregeln und ermittelt gegen Corona-Betrüger, die während des Lockdowns besonders die älteren Venezianer auszurauben versuchen. Während einer Stadtpatrouille entdecken Morello und Anna Klotze einen dunkelhäutigen Mann, der von der Rialto Brücke in den Canal Grande springt. Es gelingt Anna den jungen Mann zu retten. Der Gerettete ist David Ekele, ein Flüchtling aus Nigeria, der mit dieser Verzweiflungstat auf die schwierige Lage der Flüchtlinge in Italien aufmerksam machen wollte. David berichtet über seine junge afrikanische Freundin, die von der nigerianischen Mafia in Italien entführt und zur Prostitution gezwungen wurde.

Auch diesmal ignoriert Morello die Anweisungen des Questore Perloni, der David verhaften will. Stattdessen begibt er sich mit Anna auf die Suche nach der vermissten Frau nach Sizilien und wurde dort verhaftet.

Der zweite Band mit dem Commissario Morello beginnt schleppend. Es passiert wenig in der Stadt während des Lockdowns und erst der Selbstmordversuch von David regt den um die gute Presse besorgten Questore zum Eingreifen an. David erzählt Morello und Anna die Geschichte seiner gefährlichen Reise nach Italien und über die Begegnungen mit der nigerianischen Mafia. Seine Erzählung ist trocken, mit Fakten über Mafia Aktivitäten überladen.
Erst Morellos heimliche Reise nach Sizilien, mit einem Segelboot, um unentdeckt zu bleiben, bringt ab sofort mehr Spannung in diesen Krimi. Auf der Reise begleitet ihn Anna, freiwillig, und wie es scheint, tut sie es unheimlich gerne. Jetzt überschlagen sich die Ereignisse und halten mich in Atem. Hier konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, so gespannt war ich, ob Morellos Plan aufgeht.

Auch in diesem Buch kocht Morello leckere italienische (ebenso typisch sizilianische) Gerichte. Die Rezepte befinden sich im Anhang zum Buch.

Ich habe den Krimi „Der Tintenfischer“ als E-Book gelesen. Sehr positiv bewerte ich die Darstellung dieses E-Books. Am Anfang des Buches befindet sich das Inhaltsverzeichnis, das die Suche nach einem bestimmten Kapitel des Buches erleichtert. Gleich danach folgen die Figuren des Romans; die sind den Orten des Geschehens zugeordnet. Als Nächstes folgen Morellos leckere Rezepte, die ich gerne nachkochen würde.

Im Romantext findet man viele italienischen Eigennamen und Begriffe, die alle kursiv geschrieben und unterstrichen worden sind. Angeklickt führen sie sofort zu der Liste mit deren Erklärungen und von dort direkt zurück zu der eben verlassenen Textstelle. Einfach wunderbar!

„Der Tintenfischer“ ist ein leicht zu lesender Krimi, der auf viele brisanten Themen unserer Gegenwart aufmerksam macht und außerdem eine gute Unterhaltung bietet. Es lohnt sich das Buch zu lesen!

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Veröffentlicht am 03.10.2021

Ein Stück deutscher Geschichte

Der schwarze Winter
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Nach dem Kriegsende müssen Silke und Rosemarie ihre Heimatstadt Danzig verlassen. Zuerst wurden sie als Flüchtlinge einem Bauer zugewiesen, bei dem sie für Kost und Logis arbeiten sollten. Aber als sie ...

Nach dem Kriegsende müssen Silke und Rosemarie ihre Heimatstadt Danzig verlassen. Zuerst wurden sie als Flüchtlinge einem Bauer zugewiesen, bei dem sie für Kost und Logis arbeiten sollten. Aber als sie auch von dort fliehen müssen, entscheiden sie sich für Hamburg, eine Stadt, die Silke während ihres Besuchs vor dem Krieg sehr begeistert hat.

In dem jetzt von Briten besetzten Hamburg kann man nur mit dem Schwarzhandel überleben; die Essensmarken sind knapp, die Rationen unzureichend, die Unterkünfte nicht vorhanden. Nur wer über die nötigen Kontakte verfügt und den Tauschhandel auf dem Schwarzmarkt beherrscht, kann überleben. Mit viel Glück gelingt es den Schwestern in der zerbombten Stadt den Fuß zu fassen, die wahren Freunde und Unterstützer zu finden. Mit deren Hilfe versuchen Silke und Rosemarie ihr Leben neu zu gestalten.

In ihrem Buch „Der schwarze Winter“ erzählt Clara Lindemann über den schlimmsten Winter nach dem Kriegsende im Hamburg. Es sind lange eisigkalten Monate voller Hunger, Leid und Entbehrung. Obwohl der schreckliche Krieg längst zu Ende ist, dauert der Kampf ums Überleben weiter an. Es mangelt am Essen, Kohle und Unterkunft; die Menschen frieren, leiden Hunger und leben in Trümmern. Nur der Stärkste oder der Skrupelloseste hat die besten Chancen.

Besonders Frauen und Kinder leiden unter diesen Umständen. Am Beispiel von zwei mutigen und tüchtigen Protagonistinnen des Romans, Silke und Rosemarie, konnte ich erfahren, wie schwer das Leben und der Kampf um das tägliche Brot damals war. Silke, die vor dem Krieg eine angesehene Geschäftsfrau war, trifft jetzt in Hamburg auf Männer, die Frauen als Geschäftspartnerinnen nicht akzeptieren wollen.

Der Roman von Clara Lindemann ist nicht nur eine spannende Geschichte eines Neuanfangs in einer extrem schwierigen Zeit. Die Autorin befasst sich auch mit der deutschen Vergangenheit, mit der NS-Zeit, mit der Spaltung der Gesellschaft und mit dem Kriegsverbrechen, und liefert traurige Bilder der vergangenen Realität, die zu Herzen gehen.

„Der schwarze Winter“ hat mir ein Stück deutscher Geschichte nähergebracht. Spannend geschrieben! Lesenswert!

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Veröffentlicht am 18.09.2021

Spannende Einblicke in die Arbeit der Investigativ-Journalisten

Russische Botschaften
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„Russische Botschaften“ ist der neueste Thriller vom Yassin Musharbash, der im Investigativ-Ressort einer deutschen Zeitschrift tätig ist. Seine Leidenschaft für den ausgeübten Beruf merkt man sofort bei ...

„Russische Botschaften“ ist der neueste Thriller vom Yassin Musharbash, der im Investigativ-Ressort einer deutschen Zeitschrift tätig ist. Seine Leidenschaft für den ausgeübten Beruf merkt man sofort bei der Lektüre dieses hochinteressanten Thrillers, deren Protagonisten ebenso Investigativ-Journalisten sind.

Merle Schwalb, die bei einem bedeutenden Nachrichtenmagazin Globus arbeitet, wurde Augenzeugin eines tragischen Ereignisses: ein junger Mann stürzt von dem Balkon eines Hochhauses in Berlin, er wurde an der Stelle tot. Offiziell versucht man seinen Tod zu verschweigen oder sogar zu vertuschen.

Merle beschäftigt der Fall sehr, deswegen beginnt sie zu recherchieren. Von dem Freund, der bei einer mit Globus konkurrierenden Zeitung beschäftigt ist, erfährt sie, dass auch er über brisanten Fakten über das geheimnisvolle Todesopfer verfügt. Sie bilden ein Team und arbeiten an dem Fall zusammen. Ihre gemeinsame Recherche führt sie unter anderen in die Welt krimineller Clans und Verschwörungstheoretiker, zu korrupten Prominenten und Politiker, und letztendlich zum Verfassungsschutz. Bei ihrer Arbeit entdecken sie Halbwahrheiten und Vertuschungen bei den offiziellen Ermittlungen, Intrigen und Verschwörungstheorien bis zu Fake News und Spionage hin.

Auf sehr interessante Art und Weise gewährt der Autor spannende Einblicke in die faszinierende Arbeitswelt der Journalisten. In dem Roman beschreibt er, wie mühsam und gefährlich der Investigativjournalismus sein kann. Es ist nicht immer einfach zwischen Fakten und Fake News zu unterscheiden. Aber auch eine brisante Entdeckung und ein Top-Artikel zum Schluss bedeuten nicht immer einen Erfolg im Beruf. Darüber hinaus können solche Erfolge für die Investigativjournalisten immense Auswirkungen für ihr privates Leben haben.

Der Thriller mit dem mehrdeutigen Titel macht darauf aufmerksam, wie leicht heutzutage die Falschnachrichten verbreitet werden können, auf welche Weise und mit welchen Mitteln gearbeitet wird um Verschwörungstheorien zu verbreiten und Unruhe zu stiften.

Den informativen Thriller habe ich mit großem Interesse gelesen. Die ganze Geschichte wurde spannend dargestellt. Lediglich die Hauptprotagonistin Merle erschien mir oft blass und undurchschaubar, ihre Gedankengänge rätselhaft. Ich hätte gerne mehr über sie erfahren.

Das in vielerlei Hinsicht offene Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen, die ich dann gerne lesen würde.

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