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Veröffentlicht am 20.09.2021

Empfehlenswerter Ratgeber für Beziehungen

Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich
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In ihrem Buch „Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich“ schreibt Tessa Randau über eine Begegnung, die das Herz wieder öffnete, wie es auch im Untertitel heißt. Der Ratgeber in Romanform bietet wertvolle ...

In ihrem Buch „Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich“ schreibt Tessa Randau über eine Begegnung, die das Herz wieder öffnete, wie es auch im Untertitel heißt. Der Ratgeber in Romanform bietet wertvolle Ratschläge für Beziehungen, vor allem für Paare.

Tessa Randaus Protagonistin ist unbenannt. Sie ist seit längerem verheiratet und mittleren Alters. Das Ehepaar scheint einander zugeneigt, aber ohne, dass sie derzeit gemeinsam besonders schöne Erlebnisse teilen. Daher schenkt die Hauptfigur ihrem Mann Chris ein Wochenende in den Bergen. Gedanklich stellt sie sich vor, wie sie bei Wanderungen die Zeit zu zweit genießen werden und dabei gemeinsame Erinnerungen schaffen können.

Dann wird sie damit konfrontiert, dass Chris sich stattdessen auf den dortigen Bike-Park freut, um seinem Hobby zu frönen. Es kommt zum Streit und sie begibt sich allein auf die Wanderung zu einem Gipfel. Bei einer Rast wird sie von einem älteren Mann angesprochen, der sie auf ihrem weiteren Weg begleitet. Die offene und direkte Art in der beide von Beginn an miteinander reden, erstaunt sie. Die Gespräche auf der Tour führen dazu, dass sie einen neuen Blick für ihre Beziehung zu Chris gewinnt.

Für ihre Geschichte hat die Autorin bewusst einen Charakter gewählt der namenlos bleibt und an dem manche Leserin sich in bestimmten Eigenschaften selbst wiederfindet. Aber das Buch richtet sich nicht nur an Frauen, denn auch Männer werden mal mehr, mal weniger die Situationen wiedererkennen, die das Paar in ihrer Ehe erlebt. Im Laufe der Zeit hat sich Routine eingeschlichen, die Kinder binden Zeit, die das Paar nun nicht mehr für sich allein hat. Tessa von Randau schaut auf die Wünsche der Frau genauso wie auf die des Mannes in der aktuellen Situation, die zum Konflikt geführt haben.

Nicht nur im wörtlichen Sinne lichtet sich der Nebel in der Geschichte „Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich“ von Tessa Randau für den Leser und die Leserin, denn sie macht auf nicht bewusste Gefühle aufmerksam. Die Autorin hat sich von Konzepten von Schulze von Thun, Chapman und Bradshaw inspirieren lassen, die sie in ihre Geschichte einbindet, verständlich ausmalt und damit eine fundierte Grundlage für ihre Ratschläge bietet. Neben Anregungen zur Kommunikation richtet sie ihren Blick auf die Kindheit der Figuren. Daraus ergibt sich eine Erzählung mit einigen Denkansätzen für das Miteinander, nicht nur von Paaren, denn gewisse Punkte lassen sich auf weiteres menschliches Miteinander anwenden.

Das Buch „Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich“ ist ein empfehlenswerter Ratgeber für Beziehungen von Tessa Randau. In einer ansprechenden, anregenden Geschichte hat die Autorin manchen Ratschlag, basierend auf bewährten Konzepten, für das gegenseitige Verständnis der Kommunizierenden eingebunden. Eine Identifikation mit den Figuren der Erzählung ist leicht möglich. Erwähnenswert sind auch die schönen und passenden Illustrationen von Ruth Botzenhardt, wodurch das Buch optisch für Aufmerksamkeit sorgt.

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Veröffentlicht am 13.09.2021

Wichtiges Buch für alle Lesenden

FRAUEN LITERATUR
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Der Untertitel „Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt“ des Buchs „FrauenLiteratur“ sagt aus, was der Autorin Nicole Seifert am Herzen liegt, denn sie plädiert dafür, dass Jeder mehr Werke von Frauen lesen ...

Der Untertitel „Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt“ des Buchs „FrauenLiteratur“ sagt aus, was der Autorin Nicole Seifert am Herzen liegt, denn sie plädiert dafür, dass Jeder mehr Werke von Frauen lesen sollte. Sie geht der Frage nach, ob die von Autorinnen verfasste Literatur herabgewürdigt wird, ob Autorinnen von Verlagen anders als Autoren behandelt und ob sie in den Medien anders besprochen werden. Außerdem versucht Nicole Seifert zu klären, ob es tatsächlich grundsätzliche Unterschiede im Schreiben der beiden Geschlechter gibt.

Der Begriff Frauenliteratur hat sich in der Öffentlichkeit eingeprägt für Literatur von, über und für Frauen, obwohl damit nicht alle Facetten erfasst sind. Als Unterkategorie der Literatur verweist die Autorin allerdings darauf, dass es erstaunlicherweise das Pendant „Männerliteratur“ nicht gibt. Eine Begriffssuche von mir auf Instagram führt denn auch zu ganzen 27 unspezifischen Ergebnissen für Männerliteratur, beim Äquivalent sind es weniger als 1.000, die ich nicht genau gezählt habe. Bücher von, über und für Männer werden schlicht Literatur genannt. Die Autorin sieht daher den Begriff Frauenliteratur als überflüssig an, diese Meinung teile ich gerne.

Nicole Seifert nähert sich einer Klärung ihrer Fragen aus unterschiedlichen Sichten. Sie vergleicht Kritiken zu von Männern und Frauen geschriebenen Büchern, sie betrachtet verschiedene aufgestellte Kanons der Literatur und blickt auf ihre eigene Schullektüre zurück. Erschreckend ist, dass sie in der Schule fast ausschließlich von Männern geschriebene Literatur gelesen hat, bei mir war es genauso. In den bekanntesten Kanons werden überwiegend männliche Autoren aufgeführt. Die Autorin versucht zu klären, wie es dazu gekommen ist und wie sich die Umstände in Zukunft ändern lassen.

„FrauenLiteratur – abgewertet, vergessen, wiederentdeckt“ von Nicole Seifert ist ein wichtiges Buch für alle Lesenden. Auf Fakten beruhend setzt die Autorin sich kritisch mit einem langzeitigen Phänomen auseinander und wirkt durch ihre Aussagen augenöffnend. In der Hoffnung darauf, dass ihre Anregungen auf fruchtbaren Boden fallen, empfehle ich das Buch sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Fiktion, die auf einer wahren Begebenheit basiert - lässt Raum für eigene Überlegungen

Die Leuchtturmwärter
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Die Leuchtturmwärter Arthur, Bill und Vince und ihre Lebensgefährtinnen sind die Protagonisten im nach ihrem Beruf benannten Roman von Emma Stonex. Hohe Wellen umtoben den auf dem Cover abgebildeten Leuchtturm, ...

Die Leuchtturmwärter Arthur, Bill und Vince und ihre Lebensgefährtinnen sind die Protagonisten im nach ihrem Beruf benannten Roman von Emma Stonex. Hohe Wellen umtoben den auf dem Cover abgebildeten Leuchtturm, hohe Wellen im übertragenen Sinne schlägt auch das unerwartete spurlose Verschwinden der Wärter. Die Autorin wurde zu ihrer Erzählung von einer wahren Geschichte inspiriert.

Ein Leuchtturm wird immer von drei gleichzeitig anwesenden Wärtern bedient. Im Winter 1972 ist das der Oberwärter Arthur, der schon viele Jahre im Dienst ist, der erfahrene Bill sowie Vince, der erst seit Kurzem dem Beruf nachgeht. Am Silvestertag wird der Turm von Mitarbeitern der Betreibergesellschaft angesteuert, doch sie finden den Turm ohne Wärter vor, die Zugangstür ist verschlossen, der Tisch für zwei Personen gedeckt und zwei Uhren sind zur gleichen Zeit stehen geblieben. Im letzten Logbucheintrag ist von einem Sturm zu lesen, doch zu Silvester war es windstill. Die Frage, was geschehen ist, verlangt nach einer Klärung.

Die Autorin erzählt auf zwei Handlungsebenen. Einerseits schaut sie auf die drei Männer bei ihrer Arbeit im Leuchtturm in den Tagen und Wochen vor dem Verschwinden. Andererseits nimmt sie die drei Lebenspartnerinnen der Wärter zwanzig Jahre später in den Fokus, denn ein Journalist greift die Geschichte erneut auf und möchte dabei Licht ins Dunkel des ungeklärten Falls bringen. Schrittweise blickt Emma Stonex auf Szenen im Leben jeder einzelnen Figur und deckt dabei deren kleine Geheimnisse auf, so dass sich für den Leser und die Leserin schrittweise ein Bild der Charaktere ergibt, geprägt durch die von den jeweils Handelnden erzählten Passagen und den Aussagen Dritter. Unterschwellig ist stets eine gewisse Spannung vorhanden.

Emma Stonex wechselt häufig die Perspektive, wobei es immer klar bleibt, wer gerade im Mittelpunkt steht. Teile lässt schreibt sie in der Ich-Form, andere übernimmt sie als allwissender Erzähler, ergänzt um fiktive Berichte. Im Laufe der Geschichte bietet sie verschiedene Erklärungen für das Verschwinden an, mal rational gedacht, aber auch mystisch. Als Leserin erhielt ich ein immer tieferes Verständnis für die Handlung, ohne dass sie mir je wirklich greifbar wurde, sondern immer mehr zum Nachdenken brachte über die Frage, was Wahrheit und was Lüge ist.

Das Setting schafft eine eigenwillige Stimmung durch das schicksalergebene Warten der Angehörigen auf die Rückkehr der Wärter in einer eigens für sie geschaffenen Kolonie mit Blick auf den Turm und das angespannte Miteinander der Hüter des Leuchtturms umgeben von der unberechenbaren Kraft des Meers. Sie sind aufeinander angewiesen, ihr Wechsel und ihre Versorgung sind vom Wetter abhängig. Unterdessen führen ihre Frauen ihr Leben zwar in eigenen Wohnungen, die aber nah zueinander liegen, in einem Umfeld, dass ihnen wenig Freizeitaktivität bietet. Das beruflich erworbene Ansehen der Männer ist auch in ihrem Verhältnis untereinander zu spüren, sowie einige Rivalitäten.

Mit ihrem Roman „Die Leuchtturmwärter“ hat Emma Stonex mir Einblicke in den gleichlautenden Beruf verschafft, der heute allerdings meist durch entsprechende Technik im Turm ersetzt wird. Basierend auf einer wahren Begebenheit, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts geschehen ist, bietet sie in ihrer Erzählung mögliche Erklärungen für das spurlose Verschwinden der drei Wärter vom Turm, die genügend offene Enden für eigene Überlegungen lassen. Den besonderen Lesegenuss bringt die Kombination aus den Fakten, die das Leben eines Wärters des Leuchtfeuers mit sich bringt und den fiktiven Gedanken und Gefühlen ihrer Figuren, in die Emma Stonex tief eindringt und sie dem und der Lesenden vermittelt. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung dafür.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Zeigt, dass es Hoffnung in dunklen Zeiten gibt

Junge mit schwarzem Hahn
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Der Roman „Junge mit schwarzem Hahn“ ist das Debüt von Stefanie vor Schulte. Sie entführte mich als Leserin damit in eine dunkle Zeit mit mittelalterlichem Charakter. In eine raue Welt voller Misstrauen, ...

Der Roman „Junge mit schwarzem Hahn“ ist das Debüt von Stefanie vor Schulte. Sie entführte mich als Leserin damit in eine dunkle Zeit mit mittelalterlichem Charakter. In eine raue Welt voller Misstrauen, Hass, Gewalt und Ungerechtigkeit setzt sie ihren Protagonisten, den elfjährigen Martin, ein vom Gemüt her freundliches und aufgeschlossenes Kind. Er ist die titelgebende Figur, der Junge mit dem schwarzen Hahn. Dem Titel entsprechend ist immer ein Hahn an seiner Seite oder genauer gesagt, meist unter seinem verdreckten Hemd versteckt.

Am Rand des kleinen Dorfs lebt Martin für sich allein. Sein Vater hat vor langer Zeit seine Familie mit dem Beil erschlagen, nur er hat unbeschadet überlebt. Den Dorfbewohnern bietet er kleine Dienstleistungen an und wird meist mit etwas Essen dafür belohnt, ohne dass er darum betteln muss. Ein Maler, der zu einem Auftrag ins Dorf kommt, erkennt die Besonderheit des Jungen, die darin besteht, dass er über eine sehr gute Beobachtungsgabe verfügt und Zusammenhänge schnell erkennen kann. Inzwischen wurde Martin Zeuge, wie ein Reiter die junge Tochter einer Bekannten bei einem Gang zum Markt entführt.
Weil er überzeugt ist, dass er im Ort keine lebenswerte Zukunft haben wird, kommt es ihm gelegen, den Maler auf seinem weiteren Weg nach Beendigung dessen Auftrags zu begleiten. Und ganz nebenher schafft er es auch sich seine eigenen Herzensangelegenheiten zu erfüllen, die unter anderem darin bestehen, das Rätsel der Kindesentführung zu lösen und den Grund für das Massaker in seiner Familie zu finden. Seine Wünsche bilden den roten Faden in der Geschichte.

Martin spiegelt das Gute im Menschen wider und bringt einen Lichtblick in eine düstere Welt. Stefanie von Schulte beschreibt das Dorf und seine Bewohner als arm und dadurch um ihr eigenes tägliches Wohl besorgt, angepasst, schicksalsergeben, aber auch eitel, gemein und ausbeuterisch. Daneben strahlt der Junge Besonnenheit, Mut und Wärme aus. Obwohl er schon Entsetzliches erleben musste, schaut er nach vorn und verzweifelt nicht. Durch seine Eigenschaften ragt er aus der Gesellschaft hervor und wird durch seine Andersartigkeit an den Rand gedrängt. Das Einflechten von mystischen Elementen gibt dem Roman etwas Fabelhaftes. Die Rolle des Hahns in Bezug zu Martin ist den Einwohnern des Orts suspekt. Doch für Martin ist er die Verknüpfung zu seiner Vergangenheit und an heitere Kindertage. Er bietet ihm Wärme und Geborgenheit und führt ihn auf seine Weise auf dem für ihn vorgesehenen Weg, ihm vertraut er blind.

Stefanie von Schulte schreibt in ihrem Roman „Junge mit schwarzem Hahn“ auf den Punkt und macht mit Eindringlichkeit klar, dass sich in einer solch dunklen Umgebung Hoffnung entwickeln kann entgegen der auf den Gegebenheiten beruhenden Vermutungen. Für mich ist die Geschichte ein überraschend reifes Debüt und daher empfehle ich das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Bewegt und lässt Raum für eigenes Nachdenken

Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
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Der Roman „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ von C Pam Zhang spielt zur Zeit des Goldrauschs in Kalifornien. Die Familie der zu Beginn des Buchs zwölfjährigen Lucinda, genannt Lucy, und ihres elfjährigen ...

Der Roman „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ von C Pam Zhang spielt zur Zeit des Goldrauschs in Kalifornien. Die Familie der zu Beginn des Buchs zwölfjährigen Lucinda, genannt Lucy, und ihres elfjährigen Geschwisters Sam steht im Mittelpunkt der Erzählung, die in vier Kapiteln eingeteilt ist und mehrere Handlungszeiten umfasst. Lucy und Sam sind ebenso wie ihr Vater, den sie Ba nennen, in Kalifornien geboren, aber sowohl Ba wie auch die schon seit drei Jahren von ihnen vermisste Ma sind chinesischer Abstammung. Der Titel verweist nicht nur auf die Goldsuche, sondern auch auf die Unsicherheit darüber, ob und wie viel das Land tatsächlich an jemandem Schätze gibt, wobei damit auch immaterielle Werte gemeint sind.

Die Familie der Geschwister lebt in einem umgebauten Hühnerstall, der am Rand einer Goldgräberkolonie steht. Als Ba in der Nacht stirbt, benötigen Lucy und Sam zwei Silberdollars, um ihn nach altem Brauch beerdigen zu können. Sie packen den Leichnam in eine Kiste, die sie von einem gestohlenen Pferd ziehen lassen und begeben sich auf die Suche nach den Münzen und einem geeigneten Platz für die Beerdigung.

Die beiden Kinder sind vom Charakter her gegensätzlich. Sam ist burschikos und aufbrausend. Lucy findet, dass ihr Ba Sam bevorzugt hat. Sie selbst liest Bücher und geht gern zur Schule, ganz im Gegenteil zu Sam. Ihr ständiges Hinterfragen von Dingen und Geschehnissen reizt Ba dazu, sie zu schlagen. Sie erinnert ihn mit ihrem Verhalten an Ma. Ihre Kindheit ist für die Geschwister mit dem Tod des Vaters zu Ende. Während sie aufwuchsen sind sie als Familie oft auf dem Treck gewesen, meist um Gerüchten nachzugehen, wo Gold zu finden ist. Die verschiedenen Stationen ihres jungen Lebens geben den Geschwistern genügend Erfahrung an die Hand, um in der unwirtlichen Umgebung bei ihrer Suche zu überleben.

Auf Wunsch von Ma sind sie sesshaft geworden, doch allein durch ihr Äußeres sieht man ihnen ihre chinesischen Vorfahren an, wodurch die Eltern bereits einigen Hass und Ausgrenzung erlebt haben. Auch die amerikanischen Vornamen schützen Lucy und Sam nicht vor rassistischen Diskriminierungen. Sie haben erlebt, dass ihnen Versprechen gegeben, aber nicht gehalten wurden, was Lucy skeptischer und Sam wütender werden ließ.

C Pam Zhang nutzt eine poetisch anmutende, kraftvolle Sprache um all die Schwierigkeiten im Umfeld zu schildern, die Lucy und Sam zu meistern haben. Beide finden keine eindeutige Antwort darauf, was ein Zuhause ausmacht. Sie müssen sich miteinander arrangieren, da sie von verschiedenen Vorstellungen über einen Platz für die Beerdigung, aber auch über eine Heimat, angetrieben werden, wodurch sich weitere Konflikte ergeben. Trotz ihrer Armut hat Ma immer viel Wert auf eine ordentliche Erziehung gelegt, zu der auch die Vermittlung von Mystik gehörte. Die Schilderungen der Autorin sind voller Symbolik wie zum Beispiel die immer wieder ins Spiel gebrachten Tiger, die in chinesischen Sagen als Schutztier stehen.

Die Autorin greift in ihrer Geschichte das Thema der chinesischen Einwanderer auf. Nicht nur vom Goldrausch hofften sie im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu profitieren, sondern auch vom Bau der Eisenbahn bis an die Westküste wurden sie angezogen. Die Ressentiments und die Behandlung als billige Arbeitskräfte brachten ihre Träume oft zum Platzen. Im dritten Kapitel lässt C Pam Zhang Ba stellvertretend als Schicksal vieler Migranten Ba ergreifend von seiner und Mas Vergangenheit erzählen.

In ihrem Roman „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ spricht C Pam Zhang verschiedenste Themen an. Neben der Suche nach Heimat, Identitätsfindung und Rassismus ist es auch der Verweis auf den Rohstoffabbau in Verbindung mit der Schädigung der Umwelt. Intensiv, manchmal hart lesen sich die Entscheidungen ihrer Figuren, denn sie spiegeln die Freiheit der Gedanken wider, die den Konventionen und Gesetzen trotzen. Die Geschichte bewegt, hallt nach und lässt Raum für eigenes Nachdenken. Sehr gerne empfehle ich den Roman uneingeschränkt weiter.

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