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Veröffentlicht am 02.10.2021

Ein unmoralisches Angebot

Die Rebellinnen von Oxford - Unerschrocken
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Lady Lucinda Tedbury, genannt Lucie, sieht ihr Lebensziel darin, die Frauenbewegung nicht nur in Oxford voranzutreiben. Sie hofft darauf, baldmöglichst einen Verlag ihr Eigen zu nennen, um die Botschaft ...

Lady Lucinda Tedbury, genannt Lucie, sieht ihr Lebensziel darin, die Frauenbewegung nicht nur in Oxford voranzutreiben. Sie hofft darauf, baldmöglichst einen Verlag ihr Eigen zu nennen, um die Botschaft der Bewegung in die Welt hinauszutragen und möglichst viele neue Anhänger zu gewinnen. Dummerweise ist es ausgerechnet Tristan Ballentine, der ihr dabei in die Quere kommt. Lucie kann den Kerl nicht ausstehen und sieht sich nun in direkter Konkurrenz zu ihm, denn auch er ist an dem Verlag interessiert. Tristan will auf eigenen Beinen stehen und sich vor allem von seinem Vater abnabeln. Da sowohl Lucie als auch Tristan gleichgroße Anteilspakete des Verlags erwerben, müssen sie sich notgedrungen arrangieren. Als Lucie versucht, für ihre Ambitionen in der Frauenrechtsbewegung doch noch die tragende Rolle im Verlag zu bekommen, kann sie an Tristan leider nicht vorbei. Dieser steht ihrem Anliegen durchaus offen gegenüber, doch für sein Entgegenkommen hat er eine Bedingung, die Lucie vor ein Dilemma stellt….
Evie Dunmore hat mit „Unerschrocken“ den zweiten Band ihrer historischen „Rebellinnen von Oxford“-Reihe vorgelegt, der neben mutigen Frauen der englischen Frauenrechtsbewegung im 19. Jahrhundert auch immer eine Liebesromanze in sich vereint. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil gewährt dem Leser Eintritt in die damalige Zeit, wo er auf Lucinda stößt, die seit 10 Jahren als schwarzes Schaf ihrer Familie gilt, die sie verstoßen hat und seitdem ihren Lebensunterhalt selbst verdient. Zudem ist sie eine große Verfechterin der Frauenrechtsbewegung und hat sich zur Anführerin hochgearbeitet, so dass ihr ein gewisser Ruf vorauseilt. Um der Bewegung noch mehr Öffentlichkeit zu bieten, ringt sie um Anteile an einem Verlag, wobei sie auf den größten Alptraum ihrer Jugend trifft: Tristan. Er steht für alles, was Lucie verabscheut und noch mehr irritiert sie, dass er in ihr gewisse Gefühle weckt, die sie völlig abgeschottet hat. Genau wie Lucie will auch Tristan etwas beweisen, vor allem seinem Vater, mit dem er ständig im Clinch liegt. Als Mitglied des Hochadels und einzig verbliebener Erbe hegt sein Vater Ansprüche, die Tristan nicht erfüllen will. Dunmore gibt erneut Einblicke in die damals feine Gesellschaft und zeichnet den Kampf der Frauenrechtsbewegung auf. Vor diesem Hintergrund lässt sie ihre prickelnde Liebesromanze stattfinden, wobei sie sich spritziger Dialoge sowie durchaus ansprechender Protagonisten bedient, die den Leser schnell mit ihrem Beziehungskarussell in den Bann ziehen.
Die Charaktere sind lebendig in Szene gesetzt und nehmen den Leser schnell für sich ein, der ihren unterhaltsamen Konkurrenzkampf gerne verfolgt. Lucinda steht seit 10 Jahren auf eigenen Beinen, hat sich ihre Selbständigkeit bewahrt und verschwendet keinen Gedanken an eine eventuelle Ehe. Sie ist eine Frau mit Kämpferherz, energisch und mutig, aber auch jederzeit hilfsbereit für diejenigen, die ihre Unterstützung brauchen. Sie gibt sich nach außen hart, hat aber einen weichen Kern, den sie niemandem zeigen will. Tristan ist ein Mann, der weiß, wie er auf Frauen wirkt. Er besitzt jede Menge Charme, ist intelligent und belesen, langweilt sich aber schnell und ist immer auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Insgeheim ist er seit seiner Jugend in Lucinda verliebt, doch hat er bisher nicht den Einlassknopf gefunden, der ihn in ihr Herz lässt. Auch mit Catriona, Annabelle und Hattie aus dem ersten Band gibt es ein Wiederlesen.
Mit „Unerschrocken“ knüpft Dunmore an den erfolgreichen ersten Band ihrer Serie an. Auch hier knistert und kribbelt es zwischen den Seiten, während der historische Hintergrund am Leser vorbeizieht und einmal mehr verdeutlicht, dass es nur den starken Frauen von damals zu verdanken ist, dass wir heute mehr Rechte haben. Verdiente Empfehlung!

Veröffentlicht am 28.09.2021

Männer sind wie Tee: vorübergehend muß man sie ziehen lassen. (aus Frankreich)

Die Teehändlerin
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1838 Frankfurt. Tobias Ronnefeldt steht kurz vor einer Forschungsreise nach China, denn das war schon sein Kindheitstraum, wollte er doch immer schon als Naturforscher arbeiten. Sein eigenes mäßig laufendes ...

1838 Frankfurt. Tobias Ronnefeldt steht kurz vor einer Forschungsreise nach China, denn das war schon sein Kindheitstraum, wollte er doch immer schon als Naturforscher arbeiten. Sein eigenes mäßig laufendes Teehandelshaus in der Innenstadt übergibt er für die Reise einem neuen Prokuristen und lässt auch seine Frau Friederike mit schwanger und mit vier Kindern allein zurück. Schon bald stellt sich heraus, dass der eingestellte Prokurist nicht vertrauenswürdig ist und Friederike sich um das familieneigene Geschäft kümmern muss. Schnell übernimmt sie in Abwesenheit ihres Mannes die Verantwortung für das Geschäft, entledigt sich des Prokuristen und führt das Teegeschäft in Eigenregie, bis ihr Ehemann endlich von seiner langen Reise zurückkehrt. Dieser staunt erst einmal nicht schlecht über Friederikes Geschäftstüchtigkeit, doch Tobias Ronnefeldt ist ein Mann seiner Zeit und gar nicht begeistert über Friederikes Eigenmächtigkeiten…
Susanne Popp hat mit „Die Teehändlerin“ den Auftaktband ihrer historischen „Ronnefeldt-Saga“ vorgelegt, in der sie sich sehr nah an der wahren Geschichte des noch heute bestehenden Teehandelsunternehmen Ronnefeldt orientiert und den Leser auf eine spannende Zeitreise zurück ins 19. Jahrhundert einlädt, um diese Familie und ihr Umfeld näher kennenzulernen. Der flüssige, bildhafte und einnehmende Erzählstil verschafft dem Leser schnell einen Platz im Haus der Ronnefeldts, wo er hautnah die Familienverhältnisse, die zwischenmenschlichen Beziehungen sowie das tägliche Geschäft im Kontor mitverfolgen kann. Die akribische Recherche der Autorin lässt nicht nur den historischen Hintergrund wunderbar mit der Handlung verwachsen, sondern gibt auch einen guten Einblick in die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse der damaligen Zeit. Tobias Ronnefeldt steht der Familie vor und führt das Geschäft, lebt aber auch seine ganz eigenen Wünsche aus, für die die Familie, allen voran seine Ehefrau zurückstecken muss. Doch Friederike Ronnefeldt ist nicht aus dem Holz gestrickt, die Dinge so zu belassen, wie sie sind. Während der Abwesenheit ihres Gatten muss sie schon bald die Geschicke des Teeladens übernehmen, damit dieses überhaupt überlebt. Frauen wurde in der damaligen Zeit nur die untergeordnete Rolle der Ehefrau und Mutter angetragen, für das Führen eines Geschäfts hielt man sie für ungeeignet. Popp hat diesen Standpunkt sehr gut herausgearbeitet und zeigt auf, wie sehr Frauen in ihrem Wirken und Denken reduziert wurden. Gerade deshalb wirkt Friederike als Protagonistin besonders erfrischend, denn was aus der Not geboren wurde, möchte sie bald nicht mehr missen. Als Leser hofft man einfach, dass sie sich gegen ihren Ehemann am Ende durchzusetzen weiß. Die farbenfrohen Beschreibungen von Tobias‘ Chinareise nebst Schilderungen über Teeanbau und dessen Verarbeitung, aber auch von dem Geschäft in Frankfurt lassen während der Lektüre schnell Bilder vor dem inneren Auge erscheinen.
Liebevoll ausgestaltete Charaktere sind lebendig inszeniert und wissen mit glaubwürdigen Ecken und Kanten zu überzeugen. Friederike ist eine sympathische Frau, die nicht nur über einen langen Zeitraum die Familie allein führen muss, sondern plötzlich auch die Verantwortung für das Teegeschäft tragen muss. Aus der Not geboren, wächst sie schnell über sich hinaus, was sich auch an ihrem Selbstbewusstsein und ihrem Auftreten widerspiegelt. Friederike gewinnt immer mehr an Mut und Stärke, die sie sich so schnell nicht mehr nehmen lassen wird. Tobias ist ein dickköpfiger und egoistischer Mann, der sich selbst verwirklichen will und dafür seine Familie allein zurücklässt. Julius Mertens ist ein undurchsichtiger, mieser Kerl, der mit allen Wassern gewaschen ist, um sich einen Vorteil zu sichern. Paul Birkholz ist ein feiner, talentierter und sensibler Mann, der sich leider unglücklich verliebt. Protagonisten wie Nikolaus, Käthe, Amalie und einige mehr bringen unterschiedlichste Schattierungen in die Handlung und machen sie durchweg kurzweilig.
Mit „Die Teehändlerin“ hat Susanne Popp einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der mit seiner Handlung aus Fiktion und Realität besticht. Familiengeschichte basierend auf wahren Begebenheiten, Liebe, Intrigen sowie Reisen in die Ferne – dieser bunte Mix überzeugt und lässt auf eine spannende Fortsetzung hoffen. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 26.09.2021

Ein Sittengemälde Frankreichs zu Zeiten Ludwig XV.

Die letzte Tochter von Versailles
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1755 Versailles. Die 13-jährige Véronique Roux, die in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist, erweckt aufgrund ihrer vielgerühmten Schönheit schon bald das Interesse eines Angestellten König Ludwigs ...

1755 Versailles. Die 13-jährige Véronique Roux, die in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist, erweckt aufgrund ihrer vielgerühmten Schönheit schon bald das Interesse eines Angestellten König Ludwigs XV., der sich schnell mit Véroniques Mutter über den Preis einig ist. Ludwig, der eigentlich mit Madame de Pompadour eine adäquate Geliebte hat, trifft sich inkognito mit Véronique und macht sie zu seiner Mätresse. Die junge Frau hat keine Ahnung, dass sie dem König von Frankreich zu Willen ist. Doch ihr Schicksal nimmt abrupt einen bösen Verlauf, als sie ein Kind erwartet, denn sie wird gnadenlos durch eine neue junge Geliebte ersetzt.
Viele Jahre später macht Marie-Louise, die erst bei Bediensteten am königlichen Hof aufwuchs, in Paris eine Ausbildung zur Hebamme. Ihre leibliche Mutter hat sie nie kennengelernt und hat auch keinerlei Informationen. Als sie mit dem Anwalt und Königsgegner Pierre die Ehe eingeht, ahnt sie nicht, dass dieser schon bald wegen ihrer unbekannten Mutter nicht nur seine Karriere, sondern auch sein Leben verlieren könnte…
Eva Stachniak hat mit „Die letzte Tochter von Versailles“ neben einer unterhaltsamen Geschichte ein opulentes Sittengemälde Frankreichs im 18. Jahrhundert gezeichnet, dass sich über einen Zeitraum von 40 Jahren zieht. Der flüssige und bildhafte Erzählstil lässt den Leser in die Geschichte eintauchen, wobei er im ersten Abschnitt das Leben der jungen Véronique sowie ihre Zeit bei Hofe kennenlernt. Im zweiten begegnet der Leser Marie-Louise und deren Lebensumständen, um im dritten dann den Sturz des Königs und das Ende der Monarchie sowie die Große Revolution mitzuerleben. Véronique ist eine unschuldige junge Frau, die von ihrer eigenen Mutter aufgrund der großen Armut an einen Bediensteten des Königs verkauft wird. Schon diese Prozedur geht ans Herz, weil damit das Schicksal von Véronique praktisch besiegelt ist. Deren Gefühls- und Gedankenwelt werden dem Leser auf berührende Art offenbart, so dass ihn der Verlauf ihrer Geschichte kaum kalt lässt, als sie in Schwierigkeiten gerät. Ihre Tochter Marie-Louise hat ihre Eltern nie kennengelernt, denkt aber oft über sie nach. Die Ungewissheit führt sie eines Tages dazu, eigene Nachforschungen anzustellen. Die Autorin hat ihre recherchierten historischen Fakten sehr gut mit ihrer Handlung verknüpft und gibt einen guten, wenngleich auch sehr widerlichen, Einblick in die Praktiken am königlichen Hof sowie den ungeschönten Blick auf die Bevölkerung, die sich in jeder Hinsicht der Monarchie zu beugen hatte. Stachniak ruft mit ihren Beschreibungen geradezu eine brutale Ernüchterung beim Leser hervor, der statt königlichem Pomp eher eine unterdrückende, gezwungene und grausame Atmosphäre erlebt, die manchmal nur schwer zu verdauen ist.
Die Charaktere sind detailliert ausgestaltet und wissen den Leser mit ihren individuellen Attributen zu überzeugen. Dieser lässt vor allem Véronique und Marie-Louise nahe an sich heran, denn ihr Schicksal bewegt. Fast noch ein Kind, muss Véronique sehr schnell erwachsen werden, wird in eine Rolle hineingezwungen, hat gefügig zu sein und bei der geringsten Schwierigkeit wird sie entsorgt, ist auf sich allein gestellt. Marie-Louise ist stärker und härter als ihre Mutter, schon als Kind wie ein Wanderpokal herumgereicht, doch mit genug Neugier ausgestattet, den Dingen auf den Grund zu gehen. Ludwig XV. ist ein Mann seiner Zeit, was ihn trotzdem widerlich erscheinen lässt. Monsieur Durand spiegelt die Arroganz des Königshauses wieder. Aber auch Marie-Louises Sohn Jean-Louis sowie ihr Ehemann Pierre haben wichtige Rollen in diesem Stück.
„Die letzte Tochter von Versailles“ lässt den Leser nicht nur die Zeit der französischen Revolution miterleben, sondern vor allem an dem traurigen Schicksal von Véronique und Marie-Louise teilhaben. Opulent, atmosphärisch-dicht und farbenfroh erzählt, ist dieser Roman eine verdiente Leseempfehlung für alle Histofans!

Veröffentlicht am 26.09.2021

Der Tanz mit dem Teufel - die Spanische Grippe

Kinderklinik Weißensee – Jahre der Hoffnung (Die Kinderärztin 2)
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1918 Berlin. Nach ihrem Studium der Kindermedizin leistet Marlene Lindow als Ärztin ein 12-monatiges Praktikum an der Kinderklinik Weißensee ab, bevor sie als ausgebildete Medizinerin gilt und sich ab ...

1918 Berlin. Nach ihrem Studium der Kindermedizin leistet Marlene Lindow als Ärztin ein 12-monatiges Praktikum an der Kinderklinik Weißensee ab, bevor sie als ausgebildete Medizinerin gilt und sich ab dann diese Rolle in einer von Männern dominierten Welt erst recht erkämpfen muss. Seit vier Jahren ist sie mit dem Arzt Maximilian von Weilert verlobt, der allerdings von seinem Kriegseinsatz als völlig anderer Mann zurückgekehrt ist aufgrund der Gräueltaten, die er dort miterleben musste. Marlenes Schwester Emma, die sich als Kinderkrankenschwester einen guten Ruf erworben hat, muss sich als alleinerziehende Mutter um ihren kleinen Sohn Theodor kümmern. Als die Spanische Grippe sich rasant unter den Menschen ausbreitet, ist auch Emmas Sohn Theodor davon betroffen. Doch während sie mit ihrer Schwester Marlene in der Klinik mit ihren Patienten alle Hände voll zu tun haben, muss sich Emma gleichzeitig mit Theodors plötzlich auftauchendem Vater Tomasz auseinandersetzen…
Antonia Blum hat mit „Jahre der Hoffnung“ den zweiten Band ihrer historischen Trilogie um die Kinderklinik Weißensee vorgelegt, der nahtlos an den Vorgängerroman anschließt. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil der Autorin lädt den Leser erneut zu einer Zeitreise ein, wo er sich alsbald im vergangenen Jahrhundert wiederfindet und sich an die Fersen der beiden Lindow-Schwestern Marlene und Emma heftet, während rundherum nicht nur der Erste Weltkrieg tobt, sondern auch die Spanische Grippe in Berlin Einzug hält. Die Autorin hat den historischen Hintergrund recherchiert und die damals herrschenden gesellschaftlichen sowie politischen Umstände gut mit ihrer Handlung verwoben. Gerade Marlene als frischgebackene Ärztin muss am eigenen Leib immer wieder erfahren, welche Rolle ihr von der Gesellschaft zugedacht ist und dass die tragenden Positionen den Männern vorbehalten bleiben. Blum gibt dem Leser zudem einen guten Einblick in die damalige Kinderheilkunde und Pflegetätigkeiten an der Klinik, die sich um die kleinen Patienten kümmert. Aber auch die Zustände rund um die Spanische Grippe, die viel Improvisation nötig machte, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren und der Epidemie Herr zu werden. Schlimm ist das Schicksal der Frauen, die in den Kriegsjahren alles am Laufen hielten, um dann ihren Arbeitsplatz räumen zu müssen für die männlichen Kriegsheimkehrer.
Die Charaktere sind realistisch mit menschlichen Zügen in Szene gesetzt, so dass der Leser sich unter sie mischt und sie bei allem auf Schritt und Tritt verfolgt. Marlene ist nach ihrem Studium nun Ärztin im Praktikum und krempelt die Ärmel hoch, um nicht nur ihren kleinen Patienten das Leben zu erleichtern, sondern sich auch gegen ihre männlichen Kollegen zu stemmen und sich um ihren Verlobten Max zu kümmern. Sie ist mutig, aber vor allem kämpferisch und weiß, was sie will. Emma ist im Gegensatz zu ihrer Schwester eher zurückhaltend und einfühlsam. Sie kümmert sich neben ihrem Beruf auch noch um ihren Sohn und steht vor einer weitreichenden Entscheidung, wie das Leben von ihnen beiden weitergehen soll. Tomasz hat Emma lange allein gelassen und denkt nun, er braucht nur vor der Tür zu stehen, um mit offenen Armen empfangen zu werden. Aber auch Kurt und Maximilian sowie einige andere Protagonisten machen mit ihren Episoden die Handlung unterhaltsam und kurzweilig.
„Jahre der Hoffnung“ ist eine gelungene Fortsetzung der Trilogie und beschreibt eindrucksvoll die damaligen Zustände während des Krieges in Berlin sowie die Aufgaben in der Kinderklinik, Liebe und einiges an Dramatik. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.09.2021

Spannender Auftakt mit kleinen Schwächen

Flut
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Finn Walker ist Special Agent der Küstenwache und ist mit Noah Rowley auf die Aufklärung der Morde an seinen Kollegen Will und Sam angesetzt. Was ihm dabei so gar nicht in den Kram passt, ist die Tatsache, ...

Finn Walker ist Special Agent der Küstenwache und ist mit Noah Rowley auf die Aufklärung der Morde an seinen Kollegen Will und Sam angesetzt. Was ihm dabei so gar nicht in den Kram passt, ist die Tatsache, dass er den Babysitter für die Noahs Schwester, die Journalistin Gabby spielen muss, die durch eine veröffentlichte Story in Schwierigkeiten geraten ist und mit der ihn eine alte Liaison verbindet. Als Gabby spitz kriegt, welchen Fall Finn gerade bearbeiten muss, kann sie natürlich nicht wiederstehen, sich einzumischen. Die Story ist zu verlockend, um sie sich entgehen zu lassen. Leider bringt sie mit ihren ständigen eigenmächtigen Ermittlungen nicht nur sich, sondern auch andere in große Gefahr. Darauf scheint der Drogenboss Xavier Fuentes nur zu warten…
Dani Pettrey hat mit „Flut“ den Auftakt ihrer neuen Küstenwachen-Ermittlerserie vorgelegt, der dem Leser von Beginn an ein rasantes Tempo vorgibt. Der flüssig-leichte und packende Erzählstil der Autorin raubt dem Leser schon von Beginn an den Atem, denn er wird sofort in die Handlung hineingesogen und erlebt alles hautnah mit. Wechselnde Perspektiven und kurze Kapitel puschen die Spannung immer weiter in die Höhe, stellen den Leser aber auch vor die Herausforderung, sich schnell mit den einzelnen Protagonisten und ihrer Position vertraut zu machen, um der Geschichte folgen zu können. Gut und Böse wechseln sich ab, sind oftmals nicht genau zuzuordnen, sodass der Ausgang der Handlung bis zum Ende nicht vorhersehbar und für den Leser in einer Überraschung endet. So folgt der Leser in dem brisanten Fall nicht nur Finn bei seinen Ermittlungen, sondern heftet sich auch an Gabbys Fersen, die ihren eigenen Kopf hat und nichts aus den Schwierigkeiten ihrer letzten Enthüllungsstory gelernt hat, sondern unbedingt die nächste Geschichte aufdecken will, koste es, was es wolle. Finn steckt in einem echten Dilemma, denn er muss seine Konzentration aufteilen, einerseits, um seine Arbeit professionell zu erledigen, die Täter aufzuspüren und dingfest zu machen, andererseits muss er den Bodyguard für Gabby spielen, die sich mit einem Artikel in den Fokus gefährlicher Leute gerückt hat. Diesmal wird der Leser regelrecht durch die Handlung gehetzt, die mit parallel laufenden Fällen einiges an Kombinationsgabe erfordert und zum Miträtseln animiert. Die eingewebte Liebesgeschichte ist diesmal nicht so überzeugend, da die dazugehörigen Charaktere irgendwie nicht so gut zusammenzupassen scheinen. Dafür ist der christliche Gedanke in dieser Geschichte immer präsent, wenn auch nicht aufdringlich eingearbeitet.
Die Charaktere sind differenziert und vielschichtig ausgestaltet, der Leser hat die Qual der Wahl, sie alle im Auge zu behalten und herauszufinden, wer gut und wer böse ist. Finn ist ein pragmatischer, verlässlicher und durchtrainierter Zeitgenosse einer guten Kombinationsgabe. Gabby ist mutig, abenteuerlustig, stur und sucht den Nervenkitzel, wobei sie außeracht lässt, dass sie andere ebenso in Gefahr bringt. Noah ist ein Familienmensch, der seine Lieben vor allem beschützen will. Aber auch Rissi, Mark, Kenzie, Paul und Xavier tragen zur Spannung in diesem Roman bei.
„Flut“ ist ein rasanter Mix aus Krimi und Liebesgeschichte, der den Leser in Atem hält und am Ende noch mit einer Überraschung aufwartet. Spannende Geschichte, die qualitativ allerdings nicht ganz an ihre vorherigen Werke heranreicht. Da geht noch was. Verdiente Empfehlung!