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Veröffentlicht am 15.11.2021

Märchenhafte und phantastische Geschichte

Ein Junge namens Weihnacht
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Dies ist die Geschichte vom Weihnachtsmann, der mitnichten schon immer pausbäckig, weißhaarig, rauschebärtig und durchaus etwas betagt war. Es gab eine Zeit, in der er elf Jahre alt war und Nikolas genannt ...

Dies ist die Geschichte vom Weihnachtsmann, der mitnichten schon immer pausbäckig, weißhaarig, rauschebärtig und durchaus etwas betagt war. Es gab eine Zeit, in der er elf Jahre alt war und Nikolas genannt wurde.

Nikolas lebt mit seinem Vater Joel in sehr ärmlichen Verhältnissen in Finnland. Doch eines Tages begibt Joel sich auf eine Mission: zusammen mit einer Gruppe von Männern möchte er das sagenumwobene Wichtelgrund finden, die angebliche Heimat der Wichtel. Nikolas wird in die Obhut seiner schrecklichen Tante übergeben, weshalb für ihn wahrlich dunkle Zeiten anbrechen. Irgendwann hält er es nicht mehr aus und macht sich mit seinem besten Freund, dem Mäuserich Miika, auf die Suche nach seinem Vater. Die Reise ist beschwerlich, gefährlich und vor allem äußerst kalt. Es gliche einem Wunder, wenn ein kleiner Junge und eine Maus den langen Weg tatsächlich bewältigen könnten. Doch schließlich ist nichts unmöglich, wenn man nur fest daran glaubt..

Es ist eine wirklich märchenhafte und phantastische Geschichte, die zusätzlich eine schöne Botschaft enthält. Sie ist oft sehr humorvoll und amüsant, manchmal auch ein bisschen sarkastisch. Grade die Szenen, in denen Miika eine Rolle spielt, fand ich zuckersüß 🐭. Auch Nikolas ist mir direkt ans Herz gewachsen. Er ist ein Junge mit einer Vision: er möchte den Menschen helfen, dass sie glücklicher sein und endlich wieder an Wunder glauben können. Das finde ich besonders toll angesichts der Tatsache, dass er eigentlich kein besonders gutes Leben führt und ihm auch schon einige unschöne Dinge widerfahren sind. Ich liebe außerdem die Illustrationen, die das Lesevergnügen nochmal zusätzlich abrunden. Das Buch an sich würde ich allerdings nicht als Kinderbuch bezeichnen, denn es ist schon teilweise etwas brutal.

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Alles begann mit einer ganz dummen Idee

Eine ganz dumme Idee
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Kurz vor dem Jahreswechsel findet sich eine Gruppe Fremder zu einer Wohnungsbesichtigung zusammen. Sie staunen nicht schlecht als plötzlich ein Bankräuber samt Pistole in der Tür steht und sie kurzerhand ...

Kurz vor dem Jahreswechsel findet sich eine Gruppe Fremder zu einer Wohnungsbesichtigung zusammen. Sie staunen nicht schlecht als plötzlich ein Bankräuber samt Pistole in der Tür steht und sie kurzerhand als Geiseln nimmt. Selbst der Geiselnehmer selbst könnte nicht überraschter sein, so war das Ganze eigentlich nicht geplant. Denn all dies begann schließlich nur mit einer ganz dummen Idee…

Wie in seinen anderen Büchern erschafft Fredrik Backman wieder einige sehr verschiedene, vielschichtige und kuriose Charaktere. Der Autor wählt hier einen allwissenden Erzähler. Dadurch erleben wir die Geschichte aus mehreren Perspektiven und erfahren nach und nach die Schicksale der Protagonisten. Dabei jongliert er auch mit verschiedenen Zeitformen und -ebenen und streut noch ein paar Vernehmungsprotokolle der Geiseln ein. Sehr unterhaltsam.

Zugegeben, der Schreibstil ist ziemlich außergewöhnlich und speziell, aber ich liebe ihn und lasse mich immer sofort in seinen Bann ziehen. Auch wenn anfangs einiges wirr erscheint, zeigen sich doch bald ein paar Zusammenhänge und als ich mich erstmal eingelesen hatte, wollte ich das Buch nicht mehr beiseite legen. Es ist skurril, amüsant, aber auch tiefgründig, emotional, manchmal herzzerreißend. Es entsteht eine warmherzige Atmosphäre in einer Situation, die ja eigentlich bedrohlich ist und führt Menschen zusammen, die zwar unterschiedlich sind, aber dennoch viel voneinander lernen können.

Für mich ist „Eine ganz dumme Idee“ definitiv wieder ein Highlight!

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Veröffentlicht am 14.10.2021

Herrlich skurril und chaotisch

The Stranger Times
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Die britische Wochenzeitung „The Stranger Times“ befasst sich mit allerlei mysteriösen Ereignissen und Phänomenen wie beispielsweise Geistererscheinungen und Ufosichtungen. Sie ist DIE Anlaufstelle für ...

Die britische Wochenzeitung „The Stranger Times“ befasst sich mit allerlei mysteriösen Ereignissen und Phänomenen wie beispielsweise Geistererscheinungen und Ufosichtungen. Sie ist DIE Anlaufstelle für Unerklärtes und Unerklärliches.

Kurz nach Hannahs erstem Arbeitstag kommt es jedoch zu einer Tragödie und so sehen sie und ihre neuen Kollegen sich gezwungen selber Nachforschungen anzustellen. Dabei kommen sie zu der schockierenden Erkenntnis, dass einige der Geschichten, die sie zuvor als Unsinn abgetan hatten, tatsächlich real sind.

Ich mag die Leute der Redaktion total gerne. Sie sind alle besondere Persönlichkeiten, was sie einfach liebenswert macht. Hannah ist da auf jeden Fall die normalste Person in der Truppe. Sie scheint bis dahin ziemlich vom Pech verfolgt zu werden und man fragt sich, ob sich das durch ihre neue Arbeitsstelle ändern wird. Aber okay, bei „The Stranger Times“ wird ihr garantiert nicht langweilig werden.

Auch Banecrofts Schrullen und Eigenarten finde ich überaus amüsant. Klar, die Vorstellung ihn als Chef zu haben ist natürlich nicht so prickelnd, aber eigentlich kann man sein kindisches und unverschämtes Betragen doch überhaupt nicht ernst nehmen.

Cool finde ich auch die Zeitungsartikel, die zwischendurch „eingestreut“ wurden. Diese verleihen dem Buch noch zusätzlich Pepp und Kuriosität.

CK McDonnell hat hier einen gelungen Mix aus Krimi, Fantasy und Komödie geschaffen, der mich definitiv überzeugen konnte. Mir haben Idee und Umsetzung unheimlich gut gefallen, ebenso wie die herrlich skurrilen, exzentrischen und chaotischen Charaktere, ihre Wortgefechte und ihr britischer Humor. Ich habe sie alle ins Herz geschlossen und hoffe in den beiden weiteren Teilen mehr über sie erfahren zu können.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Aus Fremden werden Freunde

Montags bei Monica
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Julian ist einsam. Und genau dies und einiges mehr schreibt der alte Herr in das grüne Notizheft, welchem er den Titel „Projekt Aufrichtigkeit“ gibt und es dann anschließend in einem Café zurücklässt. ...

Julian ist einsam. Und genau dies und einiges mehr schreibt der alte Herr in das grüne Notizheft, welchem er den Titel „Projekt Aufrichtigkeit“ gibt und es dann anschließend in einem Café zurücklässt. Er wirft darin aber auch Fragen auf: Was wissen wir eigentlich über unsere Nachbarn? Was geht in ihnen vor? Welche Wünsche, Ängste oder Probleme haben sie? Was wäre, wenn man seinen Mitmenschen gegenüber einfach ehrlich wäre, anstatt den Schein aufrecht zu erhalten? Monica findet das Büchlein zu spät, um es seinem Besitzer zurückzugeben. Nachdem sie dessen Inhalt gelesen hat, möchte sie Julian helfen. Außerdem hinterlässt sie ihre eigenen Gedanken im Buch und „setzt es wieder aus“. Was dann geschieht, damit hat wahrscheinlich niemand gerechnet.

Nach und nach lernen wir die sechs Protagonisten kennen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Obwohl alle am Anfang überhaupt nichts miteinander zutun haben, fügen sich ihre Schicksale zusammen, es bildet sich eine charmante und bunte Gemeinschaft. Jeder von ihnen ist auf seine Art und Weise entweder einsam, hat etwas, das ihm fehlt oder eben sonstige Probleme. Vielleicht wird man nicht mit allen warm, aber jeder wird jemanden finden, den er ins Herz schließt und mit dem er gerne mitfiebert. Mein Liebling war definitiv Julian, weil er herrlich exzentrisch, ein wenig skurril und auf seine Art und Weise mega witzig ist. Er sorgt immer wieder für ein Schmunzeln oder den ein oder anderen Lacher. Aber auch die anderen Geschichten fand ich sehr interessant. Die häufigen Perspektivenwechsel lockern den Lesefluss auf und halten die Spannung oben.

Besonders gefallen hat mir auch, dass man nach und nach erfährt, welche Texte die Protagonisten in das grüne Notizheft schreiben.

Es geht um Einsamkeit, Zusammenhalt, Freundschaft, Liebe, Geständnisse, Aufrichtigkeit, auch und vor allem sich selbst gegenüber. Was ist einem wichtig im Leben? Was macht einen glücklich? Was passiert, wenn man andere hinter seine Fassade blicken lässt? Es werden zwar auch ernste Themen behandelt, aber dennoch verbreitet dieses Buch eine Wohlfühlatmosphäre. So lesenswert!

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Wichtig, aktuell, regt zum Nachdenken an

Wie ein Schatten im Sommer
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Einen Neuanfang, neue Freunde, ein unkompliziertes Abschlussjahr und die jüngste unschöne Vergangenheit hinter sich lassen - das ist es, was Vio sich wünscht als sie mit ihren Eltern von München nach Walddorf ...

Einen Neuanfang, neue Freunde, ein unkompliziertes Abschlussjahr und die jüngste unschöne Vergangenheit hinter sich lassen - das ist es, was Vio sich wünscht als sie mit ihren Eltern von München nach Walddorf zieht. Dort trifft sie auf Konstantin, den attraktiven und witzigen Jungen aus der Nachbarschaft. Der Sommer könnte so schön werden, voller Badetage, Radtouren, Partys und der ersten großen Liebe. Doch die fremdenfeindlichen Äußerungen der Clique von Konstantins großem Bruder Robin werfen ihre Schatten. Gut, dass Konstantin nichts mit denen am Hut hat. Oder?

Vio habe ich auf Anhieb ins Herz geschlossen, weil sie so tough, mutig, offen und humorvoll ist. Sie hat eine klare Meinung, die sie auch vertritt. Man erfährt recht schnell, dass der Umzug für sie eher einer Flucht gleichkommt. In München ist offenbar irgendwas vorgefallen und man rätselt die ganze Zeit, was das sein könnte.

Auch Konstantin war mir anfangs sehr sympathisch, doch das hat sich leider immer mehr gewandelt und ich wurde ihm gegenüber immer skeptischer. Obwohl er die Mädels scheinbar magisch anzieht und er durchaus seine charmanten Züge hat, handelt er oft einfach merkwürdig. Er hat das Gefühl nirgendwo dazuzugehören, fühlt sich nutzlos und unsichtbar. Generell ist er eher der schweigsame Typ und behält seine Meinung gerne für sich, wenn er denn überhaupt eine hat. Auf mich wirkt er manchmal ein wenig naiv. Ich finde seine Charakterentwicklung echt ziemlich krass..

Dementsprechend kann ich auch Vios Zwiespalt ihm gegenüber mehr als nachvollziehen. Denn einerseits findet sie ihn ganz toll, andererseits ist sein Verhalten dann wieder mehr als fragwürdig.

Walddorf ist ein kleines Dorf und wird sehr authentisch dargestellt. Jeder kennt Jeden, alle beobachten alles mit Argusaugen und die Klatschpresse funktioniert bestens. Allerdings zeichnen sich einige Menschen auch durch das Hegen und Pflegen von Vorurteilen und Schubladen-Denken aus. Was oder wen man nicht kennt, wird erstmal mit Misstrauen bedacht. Aber natürlich gilt das alles nur für die anderen, nicht für einen selber, denn man ist ja schließlich absolut nicht fremdenfeindlich!

Und hier sind wir bei den großen und wichtigen Themen des Buches: Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Homophobie. Es zeigt wie einfach es sein kann in die rechte Szene abzurutschen und macht deutlich, was Enttäuschung, Beeinflussung und Gruppenzwang auslösen können. Aber es geht auch (und vor allem) um Freundschaft, Liebe, Loyalität und Zivilcourage. Eine erschreckende und aufreibende Geschichte, die zum Nachdenken anregt und aufgrund der aktuellen Problematik auch sehr gut als Schullektüre geeignet wäre!

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