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Veröffentlicht am 13.10.2021

Nichts für sensible Leser!

Des Todes dunkler Bruder
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In Miami erschüttert eine Mordserie die Stadt. Dexter Morgan arbeitet als Experte für Blutanalysen für die Miami Police und kennt die Thematik wie kein anderer. Was niemand weiss: Dexter ist auch ein Mörder. ...

In Miami erschüttert eine Mordserie die Stadt. Dexter Morgan arbeitet als Experte für Blutanalysen für die Miami Police und kennt die Thematik wie kein anderer. Was niemand weiss: Dexter ist auch ein Mörder. Für ihn kommen jedoch nur Opfer in Betracht, die einiges auf dem Kerbholz haben. Unschuldige Menschen, wie dieser Serientäter, würde Dexter nie ermorden. Dexter fühlt sich in seiner Ehre gekränkt, denn der Serientäter entwickelt sich zu einem … seinem… Nachahmungstäter.





Den Aufbau der Geschichte um den brutalen Täter Dexter und seinen Nebenbuhler habe ich so noch nie gelesen. Denn das ganze Buch über erzählt Dexter in Ich Perspektive. Als Leser weiss man also von Beginn weg, wer der eine Täter ist und weshalb er mordet.

Unwillkürlich habe ich mich gefragt, ob denn nun die Taten weniger schlimm sind, da es immer grausame Killer trifft? Dexter ermordet zum Beispiel einen Priester, der Kinder im Waisenhaus quält und tötet. Dadurch bietet die Geschichte viel Stoff für eigene Überlegungen, was mir grundsätzlich gefallen hat. Dann ist natürlich auch die Tatsache, dass man nur eine Perspektive erfährt und zwar die des Mörders Dexter. Etwas, das nahe geht. Er spricht zum Beispiel auch immer wieder mal den Leser an und „denkt“ über seine Taten nach, damit man beim Lesen Einblick in seine Psyche bekommt. So erfährt man, wann er seinem Drang zu Morden nachgegeben hat. Doch Dexter ist auch Ermittler und hat zudem eine Schwester, die ebenfalls in Ermittlerkreisen arbeitet. Das ergibt eine hochexplosive Mischung, bei der ich Dexter seine Abgebrühtheit nicht immer ganz abgenommen habe.



„Des Todes dunkler Bruder“ ist der erste Teil einer Serie. Man ahnt also, dass Dexter nicht geschnappt wird und munter weitermordet.

Diese Morde sind denn auch bestialisch beschrieben und absolut nichts für sensible Leser. Die teilweise sarkastische Art vom Protagonisten ist da eine willkommene Auflockerung. So nennt Dexter seinen Nachahmer einen „Lausebengel“. Der Humor ist oft nicht schwarz, sondern rabenschwarz.

Der Schreibstil ist ansonsten sehr detailreich, ja fast blumig. Als Kostprobe die ersten Sätze des Buches : Mond, herrlicher Mond. Voller, feister, rotglühender Mond, die Nacht taghell, Mondschein strömt über die Landschaft und birgt Entzücken, Entzücken, Entzücken. Man sollte also keine Phobie gegen Adjektive und einen üppigen Schreibstil haben.

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Veröffentlicht am 05.10.2021

" Du sollst es mal besser haben."

Wenn ich wiederkomme
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Daniela arbeitet als Pflegekraft bei dem unter Demenz leidenden Giovanni in Mailand. Dafür hat sie in Rumänien ihren Mann und Kinder allein gelassen. Vor allem dem achtjährigen Manuel fällt der Abschied ...

Daniela arbeitet als Pflegekraft bei dem unter Demenz leidenden Giovanni in Mailand. Dafür hat sie in Rumänien ihren Mann und Kinder allein gelassen. Vor allem dem achtjährigen Manuel fällt der Abschied von seiner Mutter schwer. Er hat plötzlich Probleme in der Schule und gerät in falsche Kreise. Dabei hat Daniela die Familie verlassen, damit es ihre Kinder einmal besser haben. Durch ihren Lohn sollen Angelica und Manuel ein sorgenfreies Leben haben und eine gute Ausbildung machen.




Marco Balzano arbeitet ein Thema auf, das auch im realen Leben an Brisanz einiges bietet. Frauen, die aus Osteuropa stammen und als Pflegekräfte überall in der westlichen Welt alte Menschen betreuen. Dies meist ohne festen Vertrag und damit ohne Krankenversicherung oder Erwerbsersatz. Harte Arbeit für einen Lohn, für die keine einheimische Pflegekraft gefunden werden könnte. Meist sind diese Frauen 6 Tage die Woche, Tag und Nacht für den Patienten verantwortlich und leben auch direkt mit ihm zusammen. Von Ausbeutung zu sprechen, liegt hier nahe. Dieser Aspekt nimmt einen großen Teil der Geschichte ein und hat mich schockiert. Vor allem, weil bekannt ist, dass viele osteuropäische Frauen genau so arbeiten. Zwar hat der Autor darauf verzichtet, detailliert die harte Arbeit zu schildern. Als Leser kann man sich jedoch zusammenreimen, wie belastend die Arbeit und vor allem die Isolation für die Frauen ist.

Weniger hat mir der Einstieg in die Geschichte gefallen. Dort steht Manuel im Mittelpunkt, mit dem ich meine liebe Mühe hatte. Denn Manuel ist verwöhnt, fordert unentwegt, gerät in falsche Kreise, experimentiert mit Drogen und will das Gymnasium abbrechen. Dies klischeehaft unter dem Deckmäntelchen „verlassenes Kind“. Es kommt, wie es kommen muss. Manuel geschieht etwas, was seine Mutter zurück nach Rumänien fahren lässt. Von da an begleitet sie ihr schlechtes Gewissen, ihre Kinder im Stich gelassen zu haben. Was ihr auch Tochter Angelica konstant unter die Nase reibt. Mir hat Daniela unendlich leidgetan. Da verlässt sie ihr gewohntes Leben, arbeitet unter fast unmenschlichen Bedingungen, setzt ihre Ehe aufs Spiel, um ihren Kindern ein Studium zu ermöglichen. Die Kinder jedoch honorieren dies überhaupt nicht, sondern verurteilen ihre Mutter und benehmen sich wie verzogene Gören.


Der Autor hat die Geschichte als Erzählung gestaltet, die direkte Rede wurde sehr rar eingesetzt. Dadurch wirkte die Geschichte auf mich emotionslos. Zwar spürt man zwischen den Zeilen, was eine Figur fühlt und wie es ihr geht. Ab und zu hätte ich mir jedoch eine tiefer gehende Regung oder einen emotional geführten Dialog gewünscht. Der Schreibstil ist einfach gehalten und ausdrucksstark.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert. In je einem Teil erfährt man die Sicht von Manuel, Daniela und Angelica, was die Geschichte einerseits vielseitig macht und andererseits zeigt, wie unterschiedlich die einzelnen Figuren mit dem großen Einschnitt im Familienleben umgehen.

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Veröffentlicht am 04.10.2021

Krieg und Familiengeheimnisse!

Das Geheimnis des Schärengartens
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Mona Frühwirt, frisch getrennt von ihrem langjährigen Freund Adrian und von einem Tag auf den anderen ihre Stelle los, sieht sich mit einem zusätzlichen Schicksalsschlag konfrontiert. Ihre Oma Frida, bei ...

Mona Frühwirt, frisch getrennt von ihrem langjährigen Freund Adrian und von einem Tag auf den anderen ihre Stelle los, sieht sich mit einem zusätzlichen Schicksalsschlag konfrontiert. Ihre Oma Frida, bei der sie aufgewachsen ist, stirbt. Mona muss das erstmal alles verdauen und reist von München nach Stockholm, wo ihre Oma ein Häuschen besessen hat. Frida wusste nichts von dem Haus in Sandham, im östlichen Teil des Stockholmer Schärengartens und ist erstaunt, als sie dort Spuren aus Fridas Vergangenheit entdeckt.



Zu weiten Teilen handelt die Geschichte in der Kriegszeit um 1943, als Hitler die Macht in Deutschland innehatte. Die Autorin erzählt sehr eindrücklich, anhand der Protagonistin Frida, wie schwer das Leben für ein junges Mädchen in der Kriegszeit war. Hier spürt man die sehr guten Recherchen der Autorin.

So machen viele Beschreibungen der Lebensumstände der Menschen während und nach dem Krieg das Buch authentisch. Frida macht mit Begeisterung beim BDM mit und dort werden die jungen Mädchen mit Lagerfeuern, Sportwettkämpfen und Gesellschaftsspielen gefügig gemacht und auf den nahenden Krieg vorbereitet. Schön beschrieben wird hier die Freundschaft zwischen Frida und Gisela, die durch dick und dünn gehen. Aber auch das Thema Rassismus und Rassentrennung in Amerika wird anhand der Figur Henry, eines amerikanischen Soldaten, eingeflochten. Sehr schnell bekommt die Story sehr viel Tiefe durch diese eindrücklichen Details der Kriegswirren. Die Hoffnungslosigkeit, das Grauen, der Hunger und die Gewaltbereitschaft drücken richtig durch und so hat mich dieser Teil der Geschichte berührt und beschäftigt.

Abgewechselt werden diese Passagen von der Handlung in der Gegenwart, als Mona nach und nach erfährt, was für ein Leben ihre Oma früher geführt hat. Hier schimmert immer wieder durch, dass nicht alles so war, wie gedacht. Genau die richtige Dosis Familiengeheimnis trieb mich dazu, schnellstens weiterzulesen.

Das grosse Familiengeheimnis wird erst fast am Schluss gelüftet und hat mich überrascht. Kaum zu glauben, zu was für Deals Menschen gezwungen waren, weil der Krieg oder die Moralvorstellungen anderer das nötig machten.

Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Sie hat es geschafft sehr eindrücklich ein Bild der Kriegszeit zu zeichnen. Gegen Schluss hätte ich persönlich auf ein paar Verwandte von Mona verzichten können, das war mir eindeutig zu viel Stoff für die letzten Seiten. Dadurch wirkte die Handlung eher hektisch und überladen.

"Das Geheimnis des Schärengartens" beinhaltet zu grossen Teilen eine Story mitten im Krieg, sehr dezent ein, zwei Liebesgeschichten und Familiengeheimnisse, die mich gefesselt haben.

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Gute Nachbarschaft?

Liebe deine Nachbarn wie dich selbst
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Man wähnt sich im Paradies am Lowland Way im Süden von London. In dieser Straße leben Nachbarn friedlich nebeneinander. Sonntags werden die Autos weggefahren, damit die Kinder der Siedlung auf der Straße ...

Man wähnt sich im Paradies am Lowland Way im Süden von London. In dieser Straße leben Nachbarn friedlich nebeneinander. Sonntags werden die Autos weggefahren, damit die Kinder der Siedlung auf der Straße spielen können. Doch mit der Ruhe ist es vorbei, als in Haus Nummer 1 Jodie und Darren Booth einziehen. Sie hören Tag und Nacht laut Musik, bauen ihr Haus mit Vorliebe spätabends um und betreiben auf ihrem Grundstück einen Gebrauchtautohandel. Die Nachbarn wehren sich, denn sie wollen ihr friedliches Leben zurück. Die Situation eskaliert, als ein Verbrechen geschieht.



Was für ein Nachbarschaftsleben! Da lobe ich mir meine guten bis oberflächlichen Beziehungen mit meinen Nachbarn.

In der Lowland Way geschieht das, was oft üblich ist unter zerstrittenen Nachbarn. Schlimm ist, wenn man in so einer vergifteten Nachbarschaftsbeziehung leben und bei jedem Gang vor die Haustüre Angst haben muss, seinen größten Feind zu treffen. Man findet keine Basis für einen Dialog und es geschieht oft das, was man „Der Ton macht die Musik“ nennt.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich zu Beginn die Booth's, die neu hinzugezogenen Nachbarn, komplett verstanden habe. Statt sich den neuen Nachbarn ordentlich vorzustellen, scheuen sich einige der selbsternannten Sitten und Parkplatzwächter nicht, den „Neuen“ klarzumachen, was sie alles „falsch“ machen. Wie so oft im Leben, hätte man mit einem freundlichen und konstruktiven Gespräch mehr erreicht. Druck erzeugt Trotz, was man in dieser Geschichte hervorragend sieht. Als Leser wird man zu einem Beobachter der Vorkommnisse in der Nachbarschaft und die Anschuldigungen, Verdächtigungen und Pöbeleien schaukeln sich mehr und mehr hoch. Die Autorin zeigt alle Facetten von Nachbarschaftsbeziehungen. Bis zum großen Knall, der eigentlich nur noch eine Frage der Zeit war. Ab da gibt es Ermittlungen und spannende Thrillerszenenin .

Den Schreibstil habe ich zu Beginn als fast zu detailliert empfunden. Man bekommt in einem einzelnen Satz oft viele Informationen, die es zu verarbeiten gilt. Hervorragend empfand ich die Charakterisierung der Figuren. Es mischen viele Figuren in der Nachbarschaft mit und die Perspektiven wechseln in rascher Folge. Das hat gerade zu Beginn doch für einiges zurückblättern und noch mal lesen gesorgt. Hilfreich wäre hier ein Personenglossar und ein Situationsplan der Häuseranordnung gewesen. Sehr gut ausgearbeitet empfand ich die Figur Darren, bei dem ich mit seiner provokativen und übellaunigen Art einige Male den Kopf schütteln musste. Oft kam es mir so vor, dass er es darauf anlegt, die Nachbarschaft aufzumischen.

Die Figur des Leaders, dem selbsternannten Boss der Nachbarschaft, hat Ralph Morgan inne. Ich denke ihn und seine Frau Naomi möchte ich nicht als Nachbarn. Sie haben die Gabe, auf alle leicht hinabzusehen und perfekt zu sein. Mitleid hatte ich mit dem frisch gebackenen Elternpaar, das direkt neben den Krachmachern lebt. Meine Emotionen waren geweckt und ich habe mich oft fremdgeschämt und geärgert.

Mir hat das Buch bis auf einige Abstriche in der Übersichtlichkeit gefallen. Man darf jedoch nicht einen Thriller mit gänsehautauslösenden Szenen erwarten. „Liebe deine Nachbarn wie dich selbst“ ist eher ein gemächlicher Spannungsroman, der auf der psychologischen Ebene einiges bietet.

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Veröffentlicht am 24.09.2021

Trockener, englischer Humor!

Lauter reizende alte Damen
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Im Seniorenheim „Haus Sonnenhügel“ hat die 83 Jahre alte Ada Fanshaw ein Zuhause gefunden. Leicht dement, fällt es ihr schwer die Gegenwart und die Vergangenheit zu unterscheiden. So verwirrt sie auch ...

Im Seniorenheim „Haus Sonnenhügel“ hat die 83 Jahre alte Ada Fanshaw ein Zuhause gefunden. Leicht dement, fällt es ihr schwer die Gegenwart und die Vergangenheit zu unterscheiden. So verwirrt sie auch der Besuch ihres Neffen Tommie und seiner Frau Tuppence Beresford. Bei einem dieser Besuche lernt Tuppence eine Mitbewohnerin von Ada kennen, die seltsame Äußerungen macht. Tuppence geht der Sache nach und entdeckt schon bald Verstörendes.





Ganz in Agatha Christie Manier wird die Geschichte getragen von einem trockenen englischen Humor und Laienermittlern, die sich durch viel Klatsch und Tratsch wühlen, um kriminelle Energien zu entdecken. Tommie und Tuppence sind eine typisches, englisches, älteres Ehepaar, das dem gehobenen Mittelstand angehört. Morgens bringt er Butler den ersten Tee ans Bett und die Namen der wichtigsten Rosensorten kennen sie aus dem Effeff. Dabei hatte ich bei Tuppence oft das Bild der berühmten Miss Marple im Kopf. Die teilweise schreiend komischen Dialoge zwischen Tuppence und ihrem Mann lockern die Story auf.



Zu Beginn handeln einige Kapitel im Seniorenheim „Haus Sonnenhügel“. Hier wird das Thema Demenz und die letzte Station am Ende des Lebens in den Mittelpunkt gerückt. Die Leiterin des Hauses plappert zugunsten des Fortlaufs der Handlung ordentlich aus dem Nähkästchen. Egal, ob sie verrät, welche Bewohnerin was für Krankheiten hat oder wer den Aufenthalt im Heim einer Klientin finanziert …. Diskretion oder berufliche Schweigepflicht kennt die Dame nicht.



Agatha Christie hat uns Lesern schon in vielen Krimis bewiesen, dass ihr Schreibstil hervorragend ist. Auch in „Lauter reizende alte Damen“ habe ich wieder den toll und flüssig zu lesenden Stil gefunden. Agatha Christie legt wieder viel Wert auf Klatsch und Tratsch, der Ermittlungsergebnisse ergibt.

Gestört haben mich in diesem Krimi nur ein paar Zufälligkeiten, die mir zu gesucht waren. So hängt zum Beispiel in Adas Zimmer ein Bild, das sie von einer Mitbewohnerin geschenkt bekommen hat. Tuppence betrachtet das Bild und ihr fällt ein, dass sie das darauf abgebildete Haus schon mal gesehen hat. Sie macht sich auf die Suche nach diesem Haus, das natürlich sehr wichtig ist für den weiteren Verlauf der Handlung.

Ein humorvoller Krimi mit ganz viel englischem Flair!

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