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Veröffentlicht am 30.09.2021

Solider Roman für zwischendurch

Der Sucher
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Cal Hooper hat sich aus dem Polizeidienst zurückgezogen und es sich auf dem Land in dem kleinen Örtchen Ardnakelty gemütlich gemacht. Von den Einwohnern wird er freundlich empfangen und so lebt er sich ...

Cal Hooper hat sich aus dem Polizeidienst zurückgezogen und es sich auf dem Land in dem kleinen Örtchen Ardnakelty gemütlich gemacht. Von den Einwohnern wird er freundlich empfangen und so lebt er sich schnell ein. Während er ein altes Farmhaus restauriert, taucht der kleine Trey plötzlich auf und beobachtet ihn auf unangenehme Weise. Das Kind geht Cal einfach nicht mehr aus dem Kopf, und als um ihn herum plötzlich seltsame Dinge geschehen, kommt der Polizeiinstinkt wieder hoch. Ist Ardnakelty vielleicht doch nicht so idyllisch, wie es scheint?

Tana French entführt den Leser in das schöne Irland und beschreibt die Landschaft so bildhaft, dass ich fast schon das Gefühl hatte, ich wäre selbst dort gewesen. Diese unberührte Natur greift sie auch auf dem Cover auf, das durch die dunklen Wolken gleichzeitig bedrohlich wirkt.

Der Schreibstil war gewohnt flüssig und hat mich neugierig auf den Ausgang gemacht. Dabei hat mich vor allem die düstere Atmosphäre überzeugt, die konstant präsent war und dem Plot einen bedrohlichen Touch verliehen hat. Spannungsmäßig war hier eher weniger los, weshalb mich die Story auch nicht so richtig fesseln konnte.

Generell hatte ich als Leser das Gefühl, sehr lange im Dunkeln zu tappen und nicht so recht zu wissen, in welche Richtung sich das Ganze eigentlich entwickeln soll. Auch einen Bezug zu den Protagonisten herzustellen, fiel mir schwer, was schade war. Denn Cal ist an sich ein Charakter mit Ecken und Kanten, den French jedoch noch besser hätte ausarbeiten können. Auch der kleine Trey hatte so viel mehr Potenzial, das mir schlichtweg gefehlt hat und im Hinblick auf die Beziehung zu Cal überaus wichtig gewesen wäre.

Zum Ende hin war ich dann zweigespalten. Einerseits war ich überrascht, denn die Auflösung hatte ich in der Art nicht kommen sehen. Andererseits hat es mich auch enttäuscht, weil die vorangegangenen Ereignisse meine Erwartungen nämlich in eine andere Richtung gelenkt hatten.

Persönliches Fazit: Ein solider Roman, an den man keine großen Erwartungen hegen sollte. Die Handlung ist einfach und ohne viel Spannung, jedoch mit interessanten Charakteren bestückt. Wer auf der Suche nach einer leichten Lektüre für zwischendurch ist, ist hiermit bestens bedient!

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Veröffentlicht am 21.09.2021

Solider Unterhaltungsroman

Danowski: Hausbruch
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Ich beginne eigentlich immer bei Band 1 einer Reihe, doch manchmal passiert es mir auch, dass ich mittendrin einsteige. Genau wie hier. Ich kannte die Teile vorab nicht und war daher gespannt, ob ich so ...

Ich beginne eigentlich immer bei Band 1 einer Reihe, doch manchmal passiert es mir auch, dass ich mittendrin einsteige. Genau wie hier. Ich kannte die Teile vorab nicht und war daher gespannt, ob ich so ohne Weiteres alles verstehen würde.
Trotz der Unwissenheit bin ich relativ schnell in das Buch reingekommen. Natürlich konnte ich zuerst die Charaktere nicht zuordnen. Wer mit wem und wer ist wer. Daher war ich für den seichten Einstieg dankbar, und ich fand es auch toll, dass der Autor noch einmal einige Charaktere vorgestellt hat.

Diese haben mir auch sehr gut gefallen. Sowohl die Haupt- als auch die Nebencharaktere. Sie waren gut ausgearbeitet und vielfältig. Jedoch ist mir Adam Danowski, unser Hauptprotagonist, häufig auf die Nerven gegangen. In diesem Band war er des Lebens müde, er hatte ständig schlechte Laune und stieß sämtliche Menschen von sich. Dieses ewige Gemecker und die andauernden Selbstzweifel haben mich extrem gestört.

Der Schreibstil ist lobend zu erwähnen. Nicht zu lange Sätze und wechselnde Perspektiven haben mein Interesse aufrechterhalten. Hin und wieder hat der Autor mich auch zum Lachen gebracht. Das war es dann aber auch schon. Die Geschichte selbst konnte mich leider überhaupt nicht begeistern. Die Story war fad und langweilig. Es ist kaum etwas passiert. Der versprochene Mord tauchte erst weit nach der Hälfte des Buches auf. Und dann war es weder spektakulär noch so wie in der Inhaltsangabe beschrieben. Es kam keinerlei Spannung auf, die Geschichte verstrickte sich in wirre und komische Handlungen. Einen Mord aufzuklären, gab es tatsächlich so in dem Sinne nicht, daher für mich definitiv kein Kriminalroman.

Persönliches Fazit: Die Charaktere haben gut in die Geschichte gepasst, der Schreibstil war auch in Ordnung. Jedoch hatte die Geschichte selbst nichts mit einem Krimi oder Ähnlichem zu tun. Für mich war es eher ein Unterhaltungsroman. Krimi-Fans werden enttäuscht sein, Danowski-Fans womöglich auch. Haben die anderen Bücher davor doch eher bessere Bewertungen bekommen. Ich würde hier empfehlen, dass man nicht mittendrin in der Reihe startet, sondern von Anfang an. Vielleicht ist Band 6 dann nicht eine ganz so große Enttäuschung.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

Kommt nicht an andere Werke heran

Billy Summers
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Mit Spannung habe ich dieses Buch erwartet, denn nach wie vor stehe ich den Werken des „Kings“ skeptisch gegenüber. Zwar gab es einige Bücher, die mich überzeugt haben, aber leider genauso viele, die mich ...

Mit Spannung habe ich dieses Buch erwartet, denn nach wie vor stehe ich den Werken des „Kings“ skeptisch gegenüber. Zwar gab es einige Bücher, die mich überzeugt haben, aber leider genauso viele, die mich nicht so angesprochen haben. Da ich kein großer Fan von Geschichten bin, die Übersinnliches beinhalten, jedoch gerne Action/Thriller lese, hörte sich „Billy Summers“ perfekt an!

Für den Auftragskiller Billy Summers ist es immer wichtig zu wissen, wer genau die Person ist, die er töten soll. Sein Grundsatz: nur Menschen zu töten, die es in seinen Augen verdient haben. Er nimmt einen letzten Auftrag an, bei dem es ihn als Schriftsteller getarnt in ein kleines Dorf verschlägt. Um die Zeit zu vertreiben, bis seine Zielperson eintrifft, beginnt er, eine Autobiografie zu schreiben. Nach einiger Zeit trifft er auf Alice, und die beiden verbindet mehr, als er auf den ersten Blick erkennt.

Der Wälzer ist nicht umsonst so dick. Stellenweise erinnerte mich der Erzählstil an Tolkien, der gefühlt über mehrere Seiten beschreibt, wie sich die Gräser im Wind bewegen. Man hätte die Story über den Auftragskiller auch um ein Drittel reduzieren können, ohne dass etwas Essenzielles verloren gegangen wäre. Auf der anderen Seite spiegelt die seitenweise Beschreibung von Billys Warten auf sein Opfer wahrscheinlich das wider, was er fühlt: Langeweile. Denn die Worte erscheinen mir im Nachhinein leer, nicht zu greifen. Zwar erfährt man einiges über Billy und wie er zu der Person wurde, die er heute ist. Trotzdem konnte ich keine Bindung zu ihm aufbauen, er blieb eindimensional und fremd. Und das, obwohl er ein interessanter Charakter ist, der in seinem Leben schon einiges erlebt hat und folglich viele spannende Geschichten zu erzählen weiß.

Dazu kommt, dass Kings persönliche Meinung zu vielen politischen Themen stark vertreten war. Trump und Umwelt sind sicherlich wichtige Aspekte, dennoch für meinen Geschmack etwas zu viel, vor allem weil ich beim Lesen oft das Gefühl hatte, die Einschübe passen gar nicht so recht zur Story.

Persönliches Fazit: Für King eher untypisch: keine Horroraspekte, kein Grusel und keine Gänsehaut, dafür viele Nebenstränge und stupides Rumgewusel. Alles in allem eine solide Story, die in meinen Augen allerdings nicht an etliche andere Werke von King herankommt. Schön, dass er #malwasanderes ausprobiert hat, aber ich denke da an einen Leitspruch: Schuster, bleib' bei deinen Leisten!

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Sex, Techno, Undergroundstuff

Love like Blood
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Möchtet ihr die Berliner Straßennamen alle kennenlernen, ohne dafür nach Berlin reisen zu müssen? Dann seid ihr mit diesem Buch perfekt ausgestattet. Mir ist es - abgesehen von in Reiseführern - noch nie ...

Möchtet ihr die Berliner Straßennamen alle kennenlernen, ohne dafür nach Berlin reisen zu müssen? Dann seid ihr mit diesem Buch perfekt ausgestattet. Mir ist es - abgesehen von in Reiseführern - noch nie passiert, dass man für einen Ortswechsel in einem Thriller mindestens drei bis sieben Straßennamen serviert bekommt, egal ob es von der Fahrt von einem Tattoostudio zur Wache oder ob eine wilde Verfolgungsjagd losgeht. Wobei: Unter "wild" verstehe ich quietschende Reifen, rasante Überholmanöver, und wenn wir uns auf das Niveau des Buches herablassen wollen, auf eine wilde Schießerei, doch hier fahren wir eher über die Bundesstraße, biegen in die Wilhelmsaue ab und über die Uhlandstraße geht es auf die Berliner Straße. Sehr fetzig. Nicht!

Ach, wo wir gerade bei Klischees wären:
In den Neunzigern lebten in Berlin scheinbar nur dauergeile Ladys, die in Latexminiröcken (natürlich schlüpperlos), auf den nächsten startklaren Schwnz warteten. Egal wo und wann, Sex geht immer, ob in einer abgewrackten Toilette oder im Hotelzimmer, Hauptsache die nächste Line ist gezogen. Die Männerwelt strotzt nur so von Muskelbodytypen, die allein beim Klang einer weiblichen Stimme einen Ständer kriegen und sich dennoch erst einmal einen Porno reinziehen müssen, bevor die nächste Prostituierte ins Zimmer gelangt. Die Ausdrucksweise der Bodybuilder ist entsprechend der Auswirkung von zu viel Testosteron spätestens am Satzende mit „Nigger“ abgeschlossen oder mit Massen an oftmals falsch verwendeten englischen Schimpfworten, die beispielsweise so etwas wie Ftzenfcker bedeuten sollen, gespickt.

Auch die Namen der Charaktere scheinen frisch aus einem Billigsexstreifen zu stammen: Liza Le Bon, Mike Johnson, Candy und Doyle sind nur eine kleine Auswahl.

Die Handlung an sich, wenn man es schafft, diese zu verfolgen, pendelt zwischen einem langatmigen Tatort mit ebenso kruder „Auflösung“ und einem US-Streifen, der nur aus Effekthascherei besteht. Von Ermittlungsarbeit kann keine Rede sein, Zusammenarbeit auf dem Polizeirevier ist ein Fremdwort und Zivilisten werden kurzerhand als Informanten in den Polizeidienst gehoben. Die Recherchearbeit findet in digitalen Sexrooms statt, und wenn es mal ein interessantes Thema wie eine Botschaft in Esperanto gibt, beschränkt sich die Recherche des Autors auf einen Abklatsch aus Wikipedia.

Die Figuren an sich sind und bleiben oberflächlich, blass, unnahbar und zeichnen sich nur durch unterschiedliche Hobbys aus, die sich aber aufs F
cken, Discos aufsuchen, den Alkoholpegel im Blut oben halten und das Dauerkoksen beschränken.

Persönliches Fazit: Wer auf der Suche nach weniger anspruchsvoller Lektüre ist, gut mit Gossen-Slang umgehen kann und sich für die Berliner Techno-Underground-Szene interessiert, macht mit diesem Buch nichts verkehrt. Meinen Geschmack traf es leider nicht.

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Veröffentlicht am 17.07.2021

Cooles Thema, gute Umsetzung, zu viele Rechtschreib- und Grammatikfehler

Die Hand des Anubis
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Anubis ist der altägyptische Gott der Totenriten und der Mumifizierung mit einer guten bzw. neutralen Einstellung zu Lebenden und Toten. Bedeutet: Er hat keine bösen Absichten. Normalerweise! In diesem ...

Anubis ist der altägyptische Gott der Totenriten und der Mumifizierung mit einer guten bzw. neutralen Einstellung zu Lebenden und Toten. Bedeutet: Er hat keine bösen Absichten. Normalerweise! In diesem Thriller jedoch verkörpert er Unheil und Grausamkeiten in unterschiedlichen Facetten. Kein leichter Fall für den aus New York strafversetzten Detective Taylor Scott und das Kleinstadtmedium Vidya McMurran. Inbesondere Vidya gerät aufgrund ihrer Visionen ins Visier des Mörders, denn sie spürt die Anwesenheit des Bösen und kommt ihm gefährlich nahe.

Das Zusammenspiel zwischen Taylor und Vidya funktionierte gut. Zwar hätte man hier auf klassische Klischees verzichten und den Figuren unabhängig voneinander mehr Tiefe verpassen können, aber beide machten einen ordentlichen Job und wirkten insgesamt authentisch. Vielleicht erfährt man im zweiten Teil mehr über sie und kann somit einige Gedankengänge und Motive besser nachvollziehen.

Die ägyptische Mythologie, die ich ob des Titels erwartet hatte, ging leider ziemlich unter. Tatsächlich habe ich mich abseits des Buches damit befasst, weil ich mehr über Anubis wissen wollte. Das hätte hier durchaus in Nebensträngen mit eingearbeitet werden können, um dem Plot die gewisse Würze zu verpassen. Zwar wurden Elemente eingebaut, die in Zusammenhang mit den Morden und der ägyptischen Gottheit stehen, allerdings kamen sie für meinen Geschmack deutlich zu kurz. Dennoch schaffte es das Autorinnenduo zum Ende hin, die Spannungskurve noch einmal zu pushen. Mit der Auflösung habe ich partout nicht gerechnet und war daher angenehm von diesem geschickt konstruierten Twist überrascht.

Wären wir jetzt fertig, würde es eine Empfehlung von mir geben, denn das Thema wurde solide umgesetzt und konnte mich gut unterhalten. AAAABER! Die vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler haben mich tierisch abgef*ckt! Und mit viel meine ich viel! Wir bewegen uns hier in einem höheren zweistelligen Bereich. Zwischendurch war ich so genervt, dass ich nicht weiterlesen konnte. Also kauft euch das Buch bitte erst, wenn es eine überarbeitete Version gibt.

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