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Veröffentlicht am 09.01.2024

Zu hohe Erwartungen

Julia
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Als ich dieses Buch gesehen habe, war die Vorfreude groß, war 1984 doch der Roman, der mich für Dystopien begeistert hat und mich auf weiterem Wege auch zur Science Fiction gebracht hat. Schon damals hat ...

Als ich dieses Buch gesehen habe, war die Vorfreude groß, war 1984 doch der Roman, der mich für Dystopien begeistert hat und mich auf weiterem Wege auch zur Science Fiction gebracht hat. Schon damals hat mich die Figur der Julia fasziniert und die Rolle der Frauen in Dystopien war etwas, das ich immer schon näher erforschen wollte. Da schien dieser Roman wie die Faust aufs Auge zu passen. Leider war er eher ein Schlag in die Magengrube.
Julia, die Frau, die mich in Orwells Original noch so fasziniert hat, scheint naiv und nicht wirklich definiert. Sie scheint "situationselastisch", denn sie ist immer so, wie es die Situation gerade benötigt, damit der Roman fortschreiten kann. Ob im Vorfeld hier wirklich Überlegungen über den Charakter stattgefunden haben, bin ich mir nicht sicher.
Auch die Sprache ist nicht nur durch den "Neusprech" gewöhnungsbedürftig, sondern auch weil sie oft einfach nicht auszuhalten ist. Statt Sex das f-Wort zu verwenden, kann ich noch entschulden, aber für die weiblichen Genitalien nur das F-Wort zu schreiben, während eine Frau aus der Sicht einer Frau schreibt... Da wird mir schlecht! Ist dieser abwertende Begriff tatsächlich notwendig? Können wir nicht anfangen, Vagina zu sagen?
Spannung kommt nicht wirklich auf, denn neben einer charakterlosen Protagonistin und der Sprache, an die ich mich nicht gewöhnen will, tauchen einfach zu viele weitere Charaktere auf, deren Bedeutung für den weiteren Verlauf, oft nicht klar ist, und meist geht es sowieso nur ums (um es im Stil des Romans auszudrücken) F***en. Im letzten Teil wurde es zwar etwas spannender, jedoch hilft auch das nicht, wenn es nicht möglich ist, eine Beziehung zu einer austauschbaren Protagonistin aufzubauen.
Für mich leider eine Enttäuschung. Vielleicht sollte man die alten Klassiker einfach in Ruhe lassen...

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Veröffentlicht am 18.10.2023

Zur falschen Zeit

Meine Männer
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Bestimmt hat "Meine Männer" von Victoria Kielland seine Stärken und wird viele begeisterte Leser:innen finden, ich gehöre nicht dazu. Dabei kann es durchaus sein, dass es für mich einfach zur falschen ...

Bestimmt hat "Meine Männer" von Victoria Kielland seine Stärken und wird viele begeisterte Leser:innen finden, ich gehöre nicht dazu. Dabei kann es durchaus sein, dass es für mich einfach zur falschen Zeit kam. Kielland schreibt sehr poetisch und serviert den Leser:innen nichts am Silbertablett, durch ihren Roman muss man sich arbeiten, vielleicht sogar mit bloßen Händen durchwühlen. Das funktioniert, wenn man viel Zeit zum Lesen übrighat und diese nicht unbedingt am Abend, wenn man schon müde vom Tag ist und sich nicht mehr hundertprozentig konzentrieren kann.
Für mich ist es schade, wenn ein Roman dermaßen viel Arbeit ist, denn Arbeit habe ich sonst schon genug, lesen möchte ich als Vergnügen. Dementsprechend ist - zumindest derzeit - "Meine Männer" kein Roman für mich, ob ich ihm später noch einmal eine Chance geben werde, kann ich nicht versprechen.

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Veröffentlicht am 25.01.2022

Ohne Emotion keine Tiefe

Erschütterung
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In Erschütterung lernen die Leser:innen Zach Wells kennen, Paläontologe, kennen und irgendwie kommt er vielen vermutlich bekannt vor. Zach erinnert nämlich an Max Frischs Homo Faber, auch wenn der Autor ...

In Erschütterung lernen die Leser:innen Zach Wells kennen, Paläontologe, kennen und irgendwie kommt er vielen vermutlich bekannt vor. Zach erinnert nämlich an Max Frischs Homo Faber, auch wenn der Autor Percival Everett wohl kaum den schweizer Autoren gelesen haben wird. Das Problem jedoch: Homo Faber ist höchst unsympathisch und nicht in der Lage Gefühle zu vermitteln - so war es zumindst für mich. Zach Wells ist zwar nicht so schlimm, aber ähnlich. Vor seinen Gefühlen flüchtet er in die Wissenschaft oder lebensmüde Nebenmissionen, die das Leben für ihn bereit hält. Zwischen Seite 200 und 210 kommen vielleicht kurz starke Gefühle auf, aber die kommen leider zu spät und flachen auch schnell wieder ab.
Der Gesamtaufbau des Buches im Sinne einer Collage - indem die kurzen inhaltlichen Passagen unterbrochen werden von diversen Textschnipsel - ist einen Versuch wert, mehr aber auch nicht. Wirklich verstanden habe ich es am Ende nicht, was der Autor damit bewirken möchte, ich habe es aber, ehrlich gesagt, nicht wirklich versucht. Bestimmt versteckt sich hinter diesen Textausschnitten ein größer Sinn und das ganze Buch eröffnet sich mir erst, wenn ich das doch verstehen würde... Aber ich wollte nicht wirklich noch mehr Zeit mit Zach Wells verbringen!
Es braucht schon viel, dass die Leser:innen von einem so ernsten und traurigen Thema nicht berührt werden. aber bei mir hat der Autor das geschafft.

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Veröffentlicht am 01.10.2021

Leider eine Entäuschung

Stadt des Zorns
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Mit Band 2 "Stadt des Zorns" wollte Marc Meller noch mal eins drauf setzen und seinen erfolgreichen Erstling "Raum der Angst" fortsetzen, dabei ist aber leider einiges schiefgegangen.
Das Buch startet ...

Mit Band 2 "Stadt des Zorns" wollte Marc Meller noch mal eins drauf setzen und seinen erfolgreichen Erstling "Raum der Angst" fortsetzen, dabei ist aber leider einiges schiefgegangen.
Das Buch startet zwar schnell in die Handlung, die Action beginnt sofort und man ist sofort wieder in der vertrauten Atmosphäre des ersten Bandes. In den ersten Kapiteln wird auch genug wiederholt, um sich wieder daran zu erinnern, bzw. um interessiert genug zu sein, um den ersten Band danach als Prequel zu lesen. Gleichzeitig wird aber vage genug über die Ereignisse von Band 1 gesprochen, dass es nicht zu sehr nervt, wenn man schon alles kennt.
Dann fällt die Spannung aber schnell wieder ab, der "Escape Room", wie er vom Genre her angekündigt wird, kommt nicht richtig in die Gänge, als Leser*in fragt man sich immer wieder, ob das denn nun schon der Escape Room ist oder ob sie dort noch hinkommen. Wirkliche Rätsel, wie im ersten Band, gibt es kaum.
Die Charaktere, die im Escape Room mit Hannah gefangen sind, wirken einseitig und überzeichnet. Am Ende bekommen sie noch etwas Hintergrund dazu, damit ein letztes Rätsel aufgeht und wir vielleicht im letzten Moment noch Gefühle für sie entwickeln können und auch da müssen wir natürlich möglichst dramatisch sein.
Dazu kommt ein leicht zu lesender, aber eben auch flacher Schreibstil, bei dem der Autor sich teilweise bis zu fünf mal wiederholt - und zwar Dinge, die schon im ersten Band zum Erbrechen erwähnt wurden - und der mit kleinen fehlerhaften Details gespickt ist.
Ich hatte große Hoffnungen in dieses Buch, aber anscheinend wollte man nur den Erfolg des ersten Bandes wiederholen, ohne ausreichend Arbeit und Hingebung in dieses Projekt zu stecken.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Leider im Ton vergriffen!

Barbara stirbt nicht
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Der Titel macht aufmerksam, die Inhaltsangabe klingt sehr interessant und auch am Anfang scheint der Roman potenzial zu haben.
Der Stil ist zwar von Beginn an etwas flach, darüber kann man jedoch bei der ...

Der Titel macht aufmerksam, die Inhaltsangabe klingt sehr interessant und auch am Anfang scheint der Roman potenzial zu haben.
Der Stil ist zwar von Beginn an etwas flach, darüber kann man jedoch bei der geringen Seitenanzahl gut darüber hinwegsehen. Anfangs sorgt die Unwissenheit und Hilflosigkeit von Herrn Schmidt auch noch für lustige Spitzen in der Handlung, auch wenn es etwas entfremdet, dass jeder Charakter mit Vornamen angesprochen wird, nur eben unser Protagonist Herr Schmidt nicht. Dadurch fällt es den Leser:innen schon mal schwerer, sich im emotional zu nähern - später ist man froh darüber, wenn man mehr über seine Einstellung zum Leben, zu Frauen, zu Erziehung und was noch nicht alles erfährt. Spätestens bei dem Satz: "Sie lachte, und er erinnerte sich daran, wie es war eine Frau schlagen zu wollen.", habe ich mich gefragt, wieso ich dieses Buch überhaupt noch lese - aber da waren es nur noch rund fünfzig Seiten, die leider auch nicht besser wurden.
Am Ende verließ mich die Konzentration und die Nebenhandlung, die auf den letzten Seiten noch eingeflochten wurde, schien nicht ganz schlüssig und noch dazu gezwungen, um einfach noch ein paar Seiten mehr zu füllen.
Leider hat das Buch sehr enttäuscht - es hatte das Potenzial, zu einem angenehmen, aber zum nachdenken anregenden Buch für zwischendurch zu werden, wurde aber zu einem Albtraum, für den ich mich selber hasste, dass ich es noch weiter lese.

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