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Veröffentlicht am 06.02.2023

Kommt definitiv am Band 1 dann, mir kleinen Schwächen

Good Girl, Bad Blood
1

Auch im zweiten Band der "A Good Girls Guide To Murder"-Reihe begeistert Holly Jackson wieder mit einer tollen Story, die so vielschichtiger ist, als man es am Anfang vermutet.
Im Fokus steht auch diesmal ...

Auch im zweiten Band der "A Good Girls Guide To Murder"-Reihe begeistert Holly Jackson wieder mit einer tollen Story, die so vielschichtiger ist, als man es am Anfang vermutet.
Im Fokus steht auch diesmal Pip, doch statt um einen Mord muss sie dieses mal einen Vermissten aufspüren. Die Autorin hat es, einmal mehr, geschafft, uns eine Geschichte zu präsentieren, die es in sich hat. Zwar kann man, in meinen Augen nicht ganz so gut miträtseln wie in Band 1, was die Geschichte aber nicht weniger spannend macht.
Da ich aber nicht so tief auf die Story eingehen kann, wie ich gerne würde, ohne enorm zu spoilern gehe ich nur kurz auf mein Lob und meine Kritik ein:
Sehr gut gefallen hat mir…
-die erfrischend erwachsene Beziehung zwischen Ravi und Pip. Oftmals werden Paare, gerade im zweiten Band einer Trilogie, verhunzt. Das ist dieses Mal absolut nicht passiert. Beide zusammen funktionieren großartig und es wird ihnen Zeit gegeben, sich als Paar zu entwickeln, ohne dass viel in die Story gegrätscht wird.
-der Fall und seine Tiefe. Aus Band 1 war ich es schon gewohnt, dass die Autorin einen scheinbar eindeutigen Fall vielschichtig gestalten kann. Was sie hier aber geleistet hat, und wie viele falsche Fährten man bekommt finde ich unfassbar gut!
-der Charactergrowth! Bei so ziemlich jedem Charakter in der Geschichte kann man merken, wie sehr die Ereignisse aus Band 1 sie geprägt haben und wie sie sie verändert hat. Ich hatte nie das Gefühl, Band 1 umsonst gelesen zu haben, weil immer irgendwas wichtiges aus dem ersten Teil in den Zweite mit einfloss.
-die Aufmachung! Band 2 arbeitet mit so vielen Bildern, Indizien, Hinweisen und Beweisen, dass es die Geschichte, den Fall und das miträtseln so viel lebendiger und spannender macht. Dabei scheut die Autorin auch nicht vor Fehlschlägen und falschen Fährten.

Doch es gab auch Sachen die ich nicht gefeiert habe.
Allen voran der Konfliktpunkt im Buch. Eine Geschichte braucht irgendeine Form von Konflikten, sie treiben die Geschichte voran. In diesem Fall fiel das Holly Jackson scheinbar irgendwann auf und sie musste, irgendwann, noch einen Konflikt einstreuen. Das große Problem, welches ich damit habe, ist nicht der Realismus des Konfliktes. Realismus ist nicht schlecht und gibt der Story oftmals noch einen Verständnisboost, gerade wenn man selbst betroffen ist. Hier ist es eher der Zeitpunkt. Oder überhaupt die Existenz davon. Die Geschichte verlief sehr gut, der Fall ging in seinem Tempo voran und wir hatten bisher keine großen Ausreißungen. Aber scheinbar muss immer irgendwie ein Problem eingestreut werden. Ja, der Konfliktpunkt ist zwar realistisch, aber zwanghaft einen Konflikt mit einbringen, egal wie realistisch er ist, ist nicht immer gut. Hier hat es für mich das Gegenteil erreicht: der Konflikt kam aus dem Nichts und ich finde, man konnte an den Konsequenzen davon erkennen, dass es auch sehr willkürlich war. Er hat nichts zur Story- oder Charakterentwicklung beigetragen, sondern das ganze nur in die Länge gezogen. Zumal wir, zum gleichen Zeitpunkt schon einen anderen Konfliktpunkt hatten, den man hätte mehr etablieren können, der sogar etwas mit Band 1 zu tun hatte…
Ich fand es frustrierend innerhalb dieses Falls, der bis dato so spannend war, so unnötig rausgerissen zu werden, nur damit noch irgendwie Konflikte aufkommen.

Doch abgesehen davon war ich von der Geschichte mehr als nur begeistert und kann Band 3 kaum erwarten. Jeder, der Band 1 geliebt hat, kann hier definitiv zugreifen. Jeder, der mit Band 2 anfangen will, kann ich nur davon abraten: Band 2 baut auf Wissen aus Band 1 auf.

Für mich jetzt schon ein kleines Jahreshighlight!

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  • Spannung
Veröffentlicht am 04.10.2021

Zart und Romantisch

Right Here (Stay With Me)
7

Ich hatte mir von “Right Here” eine süße Geschichte für zwischendurch erhofft. Eine niedliche Liebesgeschichte, die ein wenig dahin plätschert und mich packt und auch wieder los lassen kann.
Was ich stattdessen ...

Ich hatte mir von “Right Here” eine süße Geschichte für zwischendurch erhofft. Eine niedliche Liebesgeschichte, die ein wenig dahin plätschert und mich packt und auch wieder los lassen kann.
Was ich stattdessen bekommen habe, war eine Geschichte, die mich gepackt, gefressen und einfach so wieder ausgespuckt hat! Ich habe bei diesem Buch alles an Emotionen durch gemacht, was ein Mensch so empfinden kann!

In “Right Here” begleiten wird Lucy. Lucy ist leidenschaftliche Eiskunstläuferin und bereitet sich gerade auf einen Wettbewerb vor, der unfassbar wichtig für sie ist. Nicht nur, weil Preise als eine Art Entlohnung für Leistungen etwas großartiges sind- sondern auch weil sie einen Deal mit ihren Eltern hat. Diese sind nämlich nur so semi begeistert von ihrem Hobby, welches der Grund dafür war, dass sie ihr Studium abgebrochen hat. Der Deal: Wenn Lucy beim nächsten Wettbewerb einen Platz auf dem Treppchen bekommt, werden ihre Eltern ihr Hobby nicht mehr schlecht reden und sie weiter unterstützen. Sollte sie es nicht schaffen, muss sie ihr Studium wieder aufnehmen. Und gerade als sie sich so richtig ins Training stürzt trifft sie auf Jules- und das Leben spielt nun mal nach seinen eigenen Regeln.

Ich will echt nicht zu viel über dieses Buch erzählen, da ich finde, dass es jeder selber erleben sollte! Anne Pätzold hat mit Lucy und Jules nämlich zwei Protagonisten geschaffen, die sich endlich wieder in mein Herz schleichen konnten. Wer hier nämlich eine spicy Erotik-Geschichte erwartet, sollte das Buch direkt zurück legen. Die Geschichte zwischen Lucy und Jules ist zart und dennoch tiefgründig und wird abgerundet durch fantastische Nebencharaktere, die sich wie echte Freunde einfach irgendwann in dein Leben schleichen. Ein großes Shoutout auch an den kleinen Mika, welcher einfach nur ein absoluter kleiner Engel ist!

Was ich noch einmal hervorheben möchte, ist die Beziehung zwischen Lucy und Jules: Ich bin absolut kein Fan von Bad-Boys oder dieser ganzen “Ich weiß, er ist ein Badboy! Aber ICH kann ihn ändern!”-Mentalität, geschweige denn von Protagonistinnen die sich ehrfürchtig jedem Mann beugen und ihren ganzen Charakter verlieren, wenn sie ihm in die Augen schauen. Das ist hier nicht der Fall. Die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten ist so, wie ich mir eine gute Liebesbeziehung in Büchern vorstelle. Geprägt von Respekt vor einander, so wie dem Gesunden Maß an “Ich mag dich, deswegen mache ich mir sorgen um dich!” und der perfekten Prise von “Aber ich verstehe, wenn du jetzt noch nicht darüber reden möchtest/kannst!” Davon gerne mehr!

Was ich an der Geschichte besonders geliebt, wie auch gehasst habe, war der Schmerz zwischen den Zeilen. “Right Here” behandelt ein paar ziemlich harte Themen, wie auch schon am Anfang in der Triggerwarnung des Buches erwähnt. Die Geschichte behandelt sehr reale Probleme auf eine unfassbar realistische Art und Weise, dass ich das Buch zwischenzeitlich weg legen musste.


Hinter der scheinbar simplen Liebesgeschichte von Jules und Lucy steckte letztendlich so viel mehr. Sie ist romantisch, zart, spannend, witzig und für mich wirklich aus dem echten Leben gegriffen! Auch wenn man das hier nur schwer rauslesen kann, so ist “Right Here” für mich mein absolutes Jahreshightlight 2021 und wenn ich könnte, würde ich sofort alles aus dem Kopf löschen, was dieses Buch betrifft, nur um es noch mal genießen zu können!

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 09.08.2019

Eine Geschichte zum versinken und nachdenken

The Belles 1: Schönheit regiert
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The Belles – Schönheit regiert ist ein etwas über 500 Seiten starkes Jugendbuch, geschrieben von der guten Dhonielle Clayton (Ich habe ihren Vornamen von der Website des Thienemann-Esslinger Verlages kopiert, ...

The Belles – Schönheit regiert ist ein etwas über 500 Seiten starkes Jugendbuch, geschrieben von der guten Dhonielle Clayton (Ich habe ihren Vornamen von der Website des Thienemann-Esslinger Verlages kopiert, damit ich ihn nicht 80 mal falsch schreiben muss!)
Angesiedelt für Mädchen (und Jungen) ab 14 Jahren, muss ich dazu beisteuern, dass ich finde, dass diese Alterskategorie perfekt gewählt ist, auch wenn ich bei der ein oder anderen Stelle schon Schlucken musste. Aber einmal langsam.
Worum geht es überhaupt?
Willkommen in Orléans! Ein Land, in dem der Legende nach die Göttin der Schönheit und der Gott des Himmels ein Paar waren, aber die Schönheit den Himmel so verärgert hatte, dass dieser ihre Kinder mit einem Fluch belegte, welcher alle Hässlich machen sollte. Graue, abgemagerte Körper, Haare wie Stroh und blutrote Augen… Mh… Ansehnlich.
Schönheit, welche dies nicht ertragen konnte, schaffte die sogenannten „Belles“. Frauen, welche den Menschen Schönheit verleihen können.
Unsere Protagonistin Camelia ist eine von ihnen. Und sie will nichts sehnlicher, als am Hofe die Favoritin der Königin zu werden um mit ihren magischen Kräften Menschen schön zu machen.

Soweit, so unspektakulär.

Eine Welt, die in ihren groben Zügen sehr an „Das Juwel“ mit einem Hauch von „Die rote Königin“ (schauder) erinnert; eine Protagonistin – natürlich eine der Schönsten des ganzen Landes- mit besonderen Fähigkeiten, wie sie sonst nur wenige haben. Und natürlich Geheimnisse! Was wäre ein Jugendbuch (oder Young Adult, oder Fantasy oder Romantasy oder Bitte hier beliebiges Genre einfügen) ohne Intrigen oder Geheimnisse?
Und nur Camelia kann etwas dagegen tun!
Aber wieso dann meine fünf Sterne?
Wieso vergebe ich bei diesen vermeintlichen Klischees fünf Sterne?
Weil es, für mich, zu einem der wichtigsten Jugendbücher dieses Jahres gehört.
Eingeleitet wird das Buch mit dem Beauté-Carnaval und der Vorstellung von Camelia und ihren Schwestern- der neusten Generation der Belles. Sie werden dem Königshaus vorgeführt und damit in ihre Bestimmungsgebiete geschickt, oder am Hof bleiben dürfen um der Königsfamilie dienen zu können. Damit würden sie zur „Favoritin“ werden, und jede der sechs neuen Belles (Camelia und ihre Schwestern) ist natürlich darauf aus eine Favoritin zu werden!
Wir begleiten Camelia und folgen ihrem Blick durch die Menge.
Und genau hier ist der Knackpunkt!
Während unsere Protagonistin die Menschen beschreibt, beschreibt sie sie als die, die sie sind.
Große Frauen, kleine Frauen, dick oder dünne Frauen, mit heller oder dunkler Haut, mit locken oder glatten Haaren, Männer mit Bärten und runden Bäuchen, mit spitzen Nasen und vollen lieben; Männer und Frauen in allen Farben, Formen und Größen.
Und sie alle verbindet eines: Sie sind schön!
Ich will gar nicht zu viel über das Buch selber erzählen, da es schwierig ist, nicht zu viel zu verraten und einem damit die gesamte Spannung zu nehmen!
Doch ich will etwas über die Message dieses Buches erzählen. Nicht nur, dass es Schönheit als ein allgemein gültiges Gesetzt akzeptiert, dass für jeden Menschen individuell gilt und nicht nur für die, die in Modezeitschriften erwähnt werden, nein!
Dhonielle Clayton wirft mit Themen um sich, die heutzutage in Social Media thematisiert werden müssen und von vielen Menschen heiß diskutiert werden.
Homosexualität und Transgender, das Gefühl, Schön zu sein, auch wenn man nicht die „Modelmaße“ besitzt, seinen eigenen Weg zu gehen oder auch das „Nein“ auch „NEIN!“ heißt…
Dhonielle schafft es, diese Themen auf eine so authentische… sympathische Art und Weise in ihrem Buch unterzubringen, dass sie sie mit der mehr als nur spannenden Geschichte verschmelzen!
Den auch wenn „The Belles“ wie ein 08/15 Roman für jugendliche Mädchen ab 14 Jahren klingt, so war ich doch geflasht von der Geschichte und Camelia als Charakter. Sie trifft einige dumme Entscheidungen innerhalb der Geschichte, dass sei mal so gesagt.
Aber sie ist mir innerhalb der ersten Seiten sehr ans Herz gewachsen. Auch ihre Schwestern, von Ambra, über Padma, Edel, Valeri oder Hana… sie alle habe ich liebgewonnen, dabei kenne ich teilweise nur Auszüge von ihnen. Und dennoch sind sie mir mit ihren Eigenarten so im Kopf geblieben, da Camelia sie alle immer wieder sanft in ihren Alltag mit einfließen lässt.
Menschen, die so lange auf einander gehockt und mit einander gelebt haben, lässt man nicht einfach so gehen und ich liebe es so sehr, wie Dhonielle dafür gesorgt hat, dass kein Charakter, und sei er noch so klein, in Vergessenheit gerät.
Charaktere, von denen ich dachte, ich sehe sie nie wieder, werden zwei Kapitel später doch wichtiger als gedacht. Kleine Details, die man in einem Nebensatz gelesen hat, gewinnen an Gewichtung, bereits wenige Szenen später.
Dhonielle hat ihre Welt so sehr ausgebaut, wie ich es mir bei anderen Büchern gewünscht hätte. Jede Beschreibung, von den Gebäuden, über die Menschen und ihre Kleider bis hin zu ihren Handlungen, sitzt, passt, wackelt und ist einfach Lecker!
Warum Lecker? Weil so ziemlich alles in diesem Buch mit Nachtisch oder Blumen verglichen wird. Ich hätte gerne in das Buch selber gebissen, so einen Hunger habe ich nach wenigen Kapiteln bekommen!

Ich könne Seiten über Seiten über dieses Buch sinnieren!
Und dennoch halte ich mich kurz und lege dieses Buch jedem ans Herz, der sich Gedanken um sein Äußeres macht und/oder gerne ein Jugendbuch lesen möchte, dessen Grundkonzept vielleicht nicht das neuste, ist, dessen Innenleben einen aber vom Lesesessel haut.
Ein großer, wenn auch oberflächlicher Pluspunkt dieses Buches ist in meinen Augen einfach dieses großartige Cover mit dem transparenten Schutzumschlag! Ich verbringe einfach die nächsten Stunden wieder damit, mit dem Cover zu Spielen.
The Belles – Schönheit regiert erscheint, gebunden, im Thieneman Esslinger Verlag und kostet um die 19€ und ist, hoffentlich, der erste Teil einer neuen Jugendbuchreihe!
Von mir bekommt es auf jeden Fall 6/5 Sternen und wir damit zu meinem bisherigen Jahreshighlight!

Veröffentlicht am 10.07.2023

Eine so sympathische Story...

Let's Play - Teil 1
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Als die Gamerin und selber Spieleentwicklerin Sam ihr eigenes Spiel auf einer Seite für Indiespiele hochlädt, hatte sie nur die Hoffnung, damit den ersten Fuß in der Entwicklerszene fassen zu können. Dann ...

Als die Gamerin und selber Spieleentwicklerin Sam ihr eigenes Spiel auf einer Seite für Indiespiele hochlädt, hatte sie nur die Hoffnung, damit den ersten Fuß in der Entwicklerszene fassen zu können. Dann trifft aber der Videospiel-Let's-Player und Influencer Marshall Law auf ihr Spiel und zerreist es in einem seiner Videos. Sams Entwickler Score geht in den Keller, ihr Account wird gesperrt. Das Chaos ihres Lebens ist perfekt, denkt sich Sam. Doch dann zieht Marshall Law neben ihr in die Wohnung... und scheint nicht zu wissen wer sie ist...

Let's Play kombiniert eine großartige und erstaunlich tiefgehende Story mit Charakteren, die vor Tiefe nur so strotzen. Im Mittelpunkt des ganzen sind unsere beiden Protagonisten, Sam und Marshall. Die eine scheinbar schüchtern und introvertiert und kann nicht einmal für sich selber einstehen. Der andere sehr aktiv und mit einem nach aussen gerichteten Sunnyboy Charakter. Doch hinter den beiden steckt so viel mehr. Und genau da setzt "Let's Play" an. Die Autorin hat sich sehr viel Mühe damit gegeben offensichtliche Stereotypen und Klischees zu nehmen und sie dem Leser erst einmal so vor den Latz zu knallen. Erst im nachhinein wird deutlich, dass hinter Marshall so wie Sam, so wie allen anderen Charakteren in der Story, so viel mehr steckt. Und auch die Geschichte selber birgt unglaublich viel Potential zum Ausschöpfen. Denn es geht nicht nur um den Konflikt zwischen Marshall und Sam. Sondern wir dürfen auch die Leben der anderen Charaktere erkunden.

Dabei ist die Geschichte untermalt mit einer guten Portion Humor (gekennzeichnet durch die sehr ikonischen Chibizeichnungen), die aber nicht von dem nötigen Ernst ablenkt, der sonst so neben her fließt. Denn es geht auch viel um mentale und psychische Erkrankungen und wie sie den Lebensalltag erschweren können.


Wer eine Story sucht, die sowohl Romantik, Humor, wie auch eine kleine Priese Fanservice für Gamer mit großartigen Charakteren, viel Tiefe und einer gehörig großen Portion Respekt vor Mental Health verbindet sollte bei Let's Play definitiv zugreifen!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 11.08.2019

Spannend und gut durchdacht

Ophelia Scale - Die Welt wird brennen
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Ophelia lebt im Jahre 2134 und was für andere wie Zukunftsmusik klingt ist für die achtzehn Jährige die Hölle. Vor sechs Jahren verstarben die Eltern – das Königspaar- und ihr Sohn Leopold de Marais kam ...

Ophelia lebt im Jahre 2134 und was für andere wie Zukunftsmusik klingt ist für die achtzehn Jährige die Hölle. Vor sechs Jahren verstarben die Eltern – das Königspaar- und ihr Sohn Leopold de Marais kam an die Macht. Sofort setzte er seine Vision um und rief die „Abkehr“ ins Leben. Der Besitzt so wie die Nutzung von weiterentwickelter Technologie steht unter Strafe. Wer sich dagegen wehrt, dem droht das Clearing. In ihrer Wut und in ihrem Frust hat sich Ophelia „Reverse“ angeschlossen- einer Rebellengruppe die den König stürzen und die Abkehr ungeschehen machen will. Hier hat Ophelia nicht nur Freunde gefunden, sondern auch die Liebe kennen gelernt. Als ihr diese schlagartig genommen wird schwört Ophelia Rache. Und die Möglichkeit dazu kommt schneller als gedacht… jedoch anders als erhofft.

Ich war skeptisch was die Geschichte rund um Ophelia angeht. Eine weitere düstere Zukunftsvision unserer Welt? Wieder mit einer Rebellenbewegung und einer jungen (zu jungen) Kämpferin, die das Schicksal der Welt ändern soll… Naja, ich weiß ja nicht.

Dennoch bereue ich es nicht, das Buch gelesen zu haben.
Zu aller erst muss ich an dieser Stelle mal die Welt an sich loben! Ich habe es selten in einem Buch gehabt, dass mir als Leser erklärt wird wie es dazu kam. Die Gründe in „Die Tribute von Panem“ waren schwammig, in „Legend“ wurde, soweit ich weiß, gar nicht drauf eingegangen und bei „Die Bestimmung“ wurde es irgendwo mal eventuell in einem Nebensatz angeschnitten. Aber keine der Geschichten hatte sich die Mühe gemacht mir Gründe zu nennen wie die Welt aufgebaut war und wieso die Dinge so sind wie sie eben sind.
Die Welt erschließt sich mir, jedenfalls mit dem was mir bis dahin geboten wurde.
Was ich auch positiv hervorheben möchte.
Die Story hat einiges zu bieten und hängt sich nicht an Kleinigkeiten auf.
Das Erzähltempo ist flott, aber nicht zu schnell. Man kommt mir, ist von der Geschichte sogar eingenommen. Es ist natürlich nicht die ganze Zeit über spannend, aber interessant genug, dass ich gerne am Ball geblieben bin. Eindrücke wurden schnell an den Mann gebracht und nicht in Seitenlangen Szenen ausgeschmückt.
Die Geschichte wird auf eine… ich sag mal humane und, für Ophelias Verhältnisse, realistische Art rübergebracht. Natürlich kennt sich die Gute nicht mit den architektonischen Verhältnissen Frankreichs zur Zeit der französischen Revolution aus. Sie zählt keinen unnötigen Schnickschnack von irgendwelchen Gebäuden auf. Sondern sieht: Groß, Imposant, Wow! Und das ist gut so! Es ist für mich greifbar. Wäre sie einer der Charaktere gewesen, die mit Fachbegriffen um sich schleudert wie ich mit schlechten Witzen hätte ich mir die Geschichte nicht länger angetan.
Szenerien wurden allgemein nicht schnell langweilig. Eine Szene wurde so lange aufrechterhalten, wie sie wichtig für die Geschichte war. Alles andere wurde mir im Zeitraffer geschildert. Aber auch hier wurde nicht gehetzt. Es war stimmig! Ich weiß nicht wie die Autorin es angestellt hat, denn normalerweise hasse ich es, wenn Leerphasen in Geschichten einfach übersprungen werden. Was, wenn es mich interessiert, was an diesem Tag passiert ist, nach dem Training, hm? Es muss nicht alles geskipped werden! Was in diesem Fall auch nicht getan wurde. Lena Kiefer hat die perfekte Balance zwischen „überspringen“ und „eintauchen“ gefunden.
Und nicht nur das! Ophelia Scale hat, für mich, mit dem Klischee des standardmäßigen Bösewichtes aufgehört. Natürlich brauch der Protagonist einen Ansporn, einen Antrieb. Ansonsten tritt die Geschichte auf der Stelle und das will niemand lesen. Doch hier war der Böse nicht einfach jemand der Macht wollte! Keiner der nur nach Reichtum oder Ruhm strebte (One Piece lässt grüßen). Auch er hatte seine Gründe, nachvollziehbare Gründe die man als Außenstehender nicht wissen kann und die einem auch erst im Verlauf der Geschichte begegnen.
Als ich zu der Stelle kam, hatte ich eine persönliche Erleuchtung und konnte sogar sympathisieren. Der Bösewicht war also nicht nur ein eindimensionaler Charakter der böse war weil halt darum. Nein. Er war ausgearbeitet, hatte seine Vergangenheit… er ist tatsächlich ein Charakter in dieser Geschichte. Kein platter Plott-Prophet. Jemand der in der ganzen Geschichte Sinn ergibt.

Und bis hierhin hätte es von mir auch fünf Sterne gegeben.
Im folgenden Abschnitt kommen mögliche Spoiler vor. Wer die nicht lesen will springt bitte zum Fazit vor.

Zu aller erst möchte ich mich bitte einmal über Knox beschweren. Ja, ich weiß. Er hat einen wichtigen Teil in der Geschichte und dient Ophelia praktisch als Hauptansporn zu der ganzen Sache mit dem Widerstand und so weiter. Aber ernsthaft? In der Geschichte ging es praktisch zu 50% nur noch um ihn! Knox hier! Knox da! Wenn Knox doch nur bei mir wäre! War das da grade Knox? Oh Knox…
JAAAAAAHA! Ich hab‘ es verstanden! Knox war dir und dem Widerstand wichtig! Ja! Begriffen! Und ehrlich gesagt habe ich es die ersten 200 male noch ganz unterhaltsam gefunden. Danach wurde es nur noch lächerlich und hat Ophelia ausgebremst. Und mir die Lust auf das E-Book genommen. Genug Knox für ein Leben.
Und mein zweites Manko ist definitiv das Ende. Ich war, nein! Ich bin enttäuscht. Ophelia wurde mir das gesamte Buch als eine recht weitsichtige Person dargestellt. Sie denkt zwei Schritte weiter als ich und hatte es sogar geschafft mit der Zeit ihre Gefühle zu regulieren und Zielstrebiger zu denken. Doch dieses Verhalten wurde binnen 46 Seiten komplett zunichte gemacht.
Und ich frage mich ernsthaft, wieso Ophelia auf diese KI reingefallen ist! Man kann mir sonst etwas erzählen, aber das, was die OmnI und Troy da gemacht haben kann nicht richtig gewesen sein. Außerdem hätte Ophelia stutzig werden müssen! Dieses Gerät wurde dazu eingesetzt die Anwärter zu Testen und ihnen realistische Situationen vorzugaukeln. Mit realistischen Personen und ihren realistischen Verhaltensmustern.
Und dann wird genau in der Sekunde in der Ophelia dem Königreich „verfallen ist“ so eine Szenerie vor ihren Augen abgespielt? Spätestens bei der nicht geladenen Waffe wird sie etwas gemerkt haben, aber komm schon… So etwas muss doch auffallen.
Ophelia wurde zum Risiko und musste eliminiert werden! Dass es ihr nicht aufgefallen ist und dass diese ganze Situation so schnell abgeharkt wurde macht mich immer noch rasend! Das gesamte Buch hat man Ophelias Wandlung miterlebt, sie als starke junge Frau kennengelernt und BUMM! Mit einem Mal verwandelt sie sich in die holde Maid in Nöten mit nicht mehr als 5 Gehirnzellen um alle wichtigen Lebensfunktionen durchzuführen.
Großartig.

Fazit:
Auch wenn mich das Ende mehr als nur wütend gemacht hat freue ich mich sehr auf Band zwei. Der Schreibstil und die Geschichte an sich hat mich mehr als nur überzeugt und ich möchte wissen wie es weitergeht.
Ophelia Scale – Die Welt wird brennen bekommt von mir 4 von 5 möglichen Sternen und damit eine starke Leseempfehlung. Fans von „Die Tribute von Panem“, „Legend“ oder auch „Die Bestimmung“ werden hier definitiv ihren Spaß haben!