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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2021

Spannend, fesselnd, temporeich

Meeressarg (Ein Fabian-Risk-Krimi 6)
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Allem voran: Der Autor kann schreiben, und wie! Packend, lebendig, fesselnd, spannend. Vermutlich wäre es ratsam gewesen, die Vorgängerbände um Fabian Risk zu kennen, was jedoch von Verlagsseite nicht ...


Allem voran: Der Autor kann schreiben, und wie! Packend, lebendig, fesselnd, spannend. Vermutlich wäre es ratsam gewesen, die Vorgängerbände um Fabian Risk zu kennen, was jedoch von Verlagsseite nicht kommuniziert wird.
Kim Sleizner ist der skrupellose Polizeichef von Kopenhagen und der absolute Erzfeind von Kommissar Fabian Risk. Fabians ehemalige Kollegin Dunja Hougard ist seit Monaten untergetaucht und ermittelt verdeckt gegen Kim Sleizner. Mit Unterstützung von zwei Bekannten und mittels perfekter technischer Ausstattung überwacht sie ihn rund um die Uhr. Fabian Risk unterstützt sie bei der Suche nach Beweisen. Als in einem Auto, das unter Wasser im Hafen von Kopenhagen gefunden wird, die Leichen von einem Mann und einer Frau entdeckt werden, sieht sich Kim Sleizner in akuter Gefahr…
Vermutlich hätte ich zu Dunja Hougard und Fabian Risk einen besseren, wohl auch emotionaleren Zugang gefunden, wenn ich die Vorgängerbände gelesen hätte. Doch auch ohne diese Kenntnisse nahm mich die Handlung von Anfang an gefangen. Der Kriminalroman ist ein echter Lesegenuss, spannend aufgebaut und perfekt konstruiert. . Kurze Kapitel und rasche Szenenwechsel halten den Leser permanent in Spannung. Die Zeitsprünge und verschiedenen Handlungsstränge fordern den Leser allerdings sehr. Und der durchaus anspruchsvolle Schreibstil erfordert ein sehr aufmerksames Lesen. Die Person des Ermittlers Fabian Risk, der mit dem Tod seines Sohnes zurechtkommen muss, wird meiner Meinung nach in den Beschreibungen ein wenig zu sehr vernachlässigt im Vergleich zu der undercover ermittelnden Dunja Hougard. Doch dies mag wirklich damit zusammenhängen, dass ich die Vorgängerbände nicht kenne. Dennoch hat mich alles in allem dieser Kriminalroman völlig überzeugt, denn die temporeiche und farbig-lebendig-spannende Erzählweise macht echte Lesefreude.

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Veröffentlicht am 17.10.2021

Zauberhaft, liebenswert, klug und magisch schön

Ein Mädchen namens Willow 2: Waldgeflüster
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Bereits der erste Band mit Willow, dem Mädchen mit den nicht zu bändigenden roten Haaren, hat mich begeistert. Und genauso erging es mir mit „Waldgeflüster“. Ein Buch, das auf ganz wunderbare Weise Fantastisches, ...


Bereits der erste Band mit Willow, dem Mädchen mit den nicht zu bändigenden roten Haaren, hat mich begeistert. Und genauso erging es mir mit „Waldgeflüster“. Ein Buch, das auf ganz wunderbare Weise Fantastisches, Magisches und Kluges zu einer spannend zu lesenden, kindgerechten und eindrücklichen Geschichte zusammenfügt.

Wie man aus Band 1 weiß, hat Willow von ihrer Tante einen wunderschönen Wald geerbt mit Teich und Hochsitz, dazu eine Art Hexenhäuschen mit einigen merkwürdigen Dingen darin. In diesem Wald verbringen Willow und ihre Freundinnen ihre ganze Freizeit mit viel Spaß und mit dem Üben von kleinen Hexereien. Alle sind glücklich so wie es ist. Aber als Valentina mit ihrer alleinerziehenden Mutter nach Australien auswandern soll, damit sie dem vermeintlich schlechten Einfluss der Freundinnen entzogen ist, überlegen sich die kleinen Hexen einen Plan. Denn wenn Valentinas Mutter sich so richtig verlieben würde, würde sie nicht mehr wegziehen wollen und alles wäre gut und schön. Dass drei Jungs in Willows Wald auftauchen und ganz dreist ein Baumhaus bauen wollen, schafft weitere Aufregung. Die Freundinnen versuchen sehr ideenreich, die Eindringlinge zu vertreiben, wobei der Wald selbst offenbar ganz anderer Meinung ist. Grimmoor, das eigenwillige Hexenbuch, ist betrunken und zu nichts zu gebrauchen. Und dann geht auch noch etwas gewaltig schief mit dem selbstgebrauten Liebestrank…

Besser kann ein Kinderbuch gar nicht sein! Schon allein das Gedicht als Vorwort ist wunderschön und verrät die Haltung, in der das Buch geschrieben ist. Genau hinzuhören, ist in unserer lauten Zeit gar nicht so einfach. Diesen Text an den Beginn einer Vorlesestunde zu setzen, stelle ich mir als sehr wirksam vor. Aber auch all die kleinen Texte zu den Kapitelanfängen sind poetisch-klug und es wert, besonders beachtet zu werden. Die Geschichte insgesamt lebt von kurzweiligen Episoden und ist lesefreudig spannend geschrieben, humorvoll und lebendig. Unaufdringlich verpackt sind darin die großen Themen Freundschaft, Familie und Natur, vor allem die Schutzbedürftigkeit von Flora und Fauna. Die vielen überaus sensibel-feinen und ausdrucksstarken Illustrationen von Simona Ceccarelli unterstreichen auf großartige Weise die Geschichte.

Fazit: Ein rundum großartig gelungenes Kinderbuch über die Magie von Freundschaft und Natur und wunderbar geeignet, Augen und Ohren zu öffnen.

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Veröffentlicht am 05.10.2021

Fantasievoll, spannend, abwechslungsreich und klug

Aribella und die Feuermaske
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Ein sehr schönes Kinderbuch hat der dtv Verlag mit „Aribella und die Feuermaske“ herausgebracht. Der Autorin ist es gelungen, Fantasy und Spannung perfekt in einer Geschichte zu verbinden, so sehr, dass ...


Ein sehr schönes Kinderbuch hat der dtv Verlag mit „Aribella und die Feuermaske“ herausgebracht. Der Autorin ist es gelungen, Fantasy und Spannung perfekt in einer Geschichte zu verbinden, so sehr, dass jugendliche (und ältere) Leser sich gerne entführen lassen in die magische Welt von Aribella und auf eine Fortsetzung hoffen.

Aribella und Theo, ein Fischerjunge, sind beste Freunde. Theos Vater lässt Aribella sogar mit auf sein Fischerboot, obwohl Mädchen dort eigentlich nichts verloren haben. Der Vater von Aribella verharrt seit vielen Jahren in Trübsinn, seit er seine Frau verloren hat, was Aribella auch sehr traurig macht. Als sie Theo gegen Gian, einen unverschämten und bösen Jungen, verteidigen will, schießen ihr vor Wut Flammen aus den Fingern. Sie muss fliehen, weil man nun glaubt, sie sei eine Hexe. Ein Mann mit einer funkelnden Maske bringt sie in seiner Gondel nach Venedig, und für Aribella beginnt ein neues Leben unter Magiern, die die Stadt beschützen. Bis ein Blutmond dunkle Mächte erwachen lässt und Venedig in große Gefahr gerät…

Dies und noch viel, viel mehr erzählt uns Anna Hoghton auf außerordentlich spannende Weise. Die an Überraschungen reiche Geschichte wird bilderreich und detailfreudig geschildert. Venedig in seiner vollen Schönheit mit seinen Palästen und luxuriösen Gondeln, aber auch alle in Erscheinung tretenden Personen und Ereignisse erstehen dank der farbig-intensiven Erzählweise der Autorin plastisch-deutlich vor unserem inneren Auge. Die drohende Gefahr lässt die Spannung bis zum Schluss ständig wachsen. Aber gleichzeitig ist das Buch auch eine Huldigung an das Lesen: „Die Fähigkeit zu lesen ist die mächtigste Kraft von allen. … Lesen ist Magie.“ Dass die Menschen unterschiedliche Begabungen und Fähigkeiten haben, macht die Gemeinschaft überhaupt erst stark. Wie wertvoll Freundschaft ist, zeigt das Buch ebenso, denn gerade durch die Liebe zu den Freunden wächst Aribellas Macht. Und noch ein Satz fiel mir auf: „Bewerte ein Buch nie nach seinem Einband und einen Menschen nie nach seiner Maske.“ Wie wahr.

Fazit: Ein spannungsreiches, fantasievolles, lebendig-abwechslungsreiches Kinderbuch mit einigen klugen Botschaften.

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Veröffentlicht am 30.09.2021

Münchnern aufs Maul gschaut

Betongold
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Der Smokey, der Schani und der Moni sind seit ewigen Zeiten Freunde. Als der Schani, von Beruf Immobilienhai, tot in einer Baugrube liegt, wird Smokey unruhig. Denn er war bis vor 5 Jahren Mordermittler, ...


Der Smokey, der Schani und der Moni sind seit ewigen Zeiten Freunde. Als der Schani, von Beruf Immobilienhai, tot in einer Baugrube liegt, wird Smokey unruhig. Denn er war bis vor 5 Jahren Mordermittler, bis ihn „der alte Russe“, der Morbus Bechterew, zum vorzeitigen Ruhestand zwang. Mit legalem Cannabis und langen Spaziergängen durch München versucht er, Herr der Schmerzen und Herr der dunklen Gedanken zu werden. Wir erfahren aus Erinnerungen und gegenwärtigem Geschehen, also auf zwei Zeitebenen, was der Smokey und seine Freunde so erlebt haben, wie sie auseinandergedriftet sind und doch bis heute irgendwie Freunde geblieben sind. Smokey ist schon allein von Berufs wegen auf der Suche nach der Wahrheit, denn ganz einfach so kann der Schani nicht in die Baugrube reingefallen sein. Der Wirt Moni und seine Kneipe sind die verlässliche Anlaufstation von Smokey. Aber nix bleibt wie es war.

Zwar steht unter dem Buchtitel „Kriminalroman“. Aber der Kriminalfall ist eigentlich nur eine Nebensache. Denn es geht doch sehr viel mehr um die „Großkopferten“ von München und die Stadtteilganoven und Spekulierer und wie sie alle Dreck am Stecken haben. Und dass die Gabi vom Smokey weggegangen ist zum Klausi hin. Und alle haben sie es nicht leicht. Geschrieben ist das Buch fast wie eine Art Drehbuch. Die Handlung wird gespielt von waschechten Münchner Spezln, äh, Akteuren, die den Dialekt wirklich beherrschen, mit all seinem hinterkünftigen Humor und seiner sparsam-direkten Ausdrucksweise. Die Autorin hat das Lokalkolorit von Giesing perfekt eingefangen. Das Buch hat dadurch einen ganz eigenen Charme. Viel Trauriges, viel Komisches, und das alles so frappierend echt beschrieben, dass man meint, mitten in München im Wirtshaus zu sitzen zwischen den Grantlern und Ganoven, mit all den zerdepperten Lebenshoffnungen und den traurigen Versuchen, etwas Besonderes darzustellen und sich dabei dennoch zu fühlen wie eine ausgezuzelte Weißwurst.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Unterhaltsamer, brillant recherchierter Roman mit Tiefgang

Berlin Friedrichstraße: Novembersturm
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Was für eine fleißige Autorin, die nach den Büchern über die Charité nun den ersten Band einer neuen Trilogie vorlegt, wiederum brillant bis in die letzten Feinheiten recherchiert. Wirklich beeindruckend!

Wir ...



Was für eine fleißige Autorin, die nach den Büchern über die Charité nun den ersten Band einer neuen Trilogie vorlegt, wiederum brillant bis in die letzten Feinheiten recherchiert. Wirklich beeindruckend!

Wir befinden uns im Jahr 1920. Das Jahrhundertbauwerk Bahnhof Friedrichstraße ist im Roman eigentlich nur ein Aufhänger, ein Symbol für den Weg Berlins zur Weltstadt. Sehr viel mehr geht es um drei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, um ihre individuellen Lebenswege, die den sehr spannenden Spagat zwischen moderner, selbstbestimmter Frau und angepasster traditioneller Frauenrolle verkörpern, um die nahezu unüberbrückbare Kluft zwischen Arm und Reich zu zeichnen. Luise ist Sekretärin bei der Sittenpolizei. Sie hat ihre große Liebe Johannes im Krieg verloren, er ist verschollen. Der junge Architekt Robert bekommt den Auftrag, am Neubau des Bahnhofs Friedrichstraße und an der Planung der ersten U-Bahn Berlins mitzuarbeiten. Er heiratet Luise und stürzt sich in die Arbeit. Ilse, die Schwester von Johannes, ist Künstlerin durch und durch. Sie liebt Frauen, sie liebt Tanz und Gesang und sie hat ein besonderes Händchen, wunderbare Kleider zu entwerfen. Ella lebt im Hinterhaus, ist wenig gebildet, arbeitet als Verkäuferin. Im Verlauf der Jahre erleben wir mit, wie die politischen Veränderungen ihren Tribut fordern, wie Arbeitslosigkeit, Inflation, Judenhass und die wachsende Macht der Braunhemden das Leben aller verändert.

Ulrike Schweikert schreibt wie gewohnt fesselnd und detailreich. Man ist sehr schnell gefangen in den Geschehnissen rund um Luise, Ilse und Ella. Dank der bildhaften, eindrücklichen Beschreibungen fühlt man sich den Personen und ihren Erlebnissen sehr nahe. Großartig, wie es der Autorin gelingt, so vielen Berühmtheiten dieser Zeit ein Plätzchen im Roman einzuräumen. Ganz unspektakulär in die Handlung eingestreut richtet sie den Blick auf diese Persönlichkeiten, die mir dank meines fortgeschrittenen Alters allesamt auch noch ein Begriff waren. Welch eine interessante Zeit, in der man solch besonderen Menschen begegnen konnte. Ulrike Schweikert hat diese intellektuell und künstlerisch besondere Zeit gekonnt und ohne unnützen Ballast sehr fein dargestellt. Auf ebenso bewundernswerte Weise ist es der Autorin gelungen, in ausgewogenem Maß die einschneidenden politischen Bewegungen in den Jahren 1920 bis 1933 in ihren folgenschweren Zusammenhängen darzustellen und deutlich zu machen, auf welchem Nährboden rechtes Gedankengut wachsen kann. Genau dadurch hebt sich der Roman weit heraus aus der Masse der reinen Unterhaltungsromane.

Fazit: Ein unterhaltsam-fesselnd zu lesender Roman, mit historisch fundiertem Tiefgang

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