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Veröffentlicht am 05.10.2021

Die Welt der Düfte

Das Haus der Düfte
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Isabell, die Mutter von Anouk, hat die Normandie verlassen, um sich eine neue Existenz in der geerbten Apotheke aufzubauen. Anouk träumte schon in jungen Jahren davon als Parfümeurin arbeiten zu dürfen. ...

Isabell, die Mutter von Anouk, hat die Normandie verlassen, um sich eine neue Existenz in der geerbten Apotheke aufzubauen. Anouk träumte schon in jungen Jahren davon als Parfümeurin arbeiten zu dürfen. Ihre Mutter hielt von dieser Idee nichts. Die Erfahrungen von Anouk in der Apotheke reichten nicht aus, eine Stelle in den namhaften Parfümhäusern zu erhalten. Durch Zufall traf sie auf Stephane Girard, der aus Grasse, dem Ort des Inbegriffes der Parfümherstellung, war. Er war beeindruckt von ihrem ausgeprägten Geruchstalent und lud sie ein mit ihm nach Grasse zu seiner Familie zu kommen. Das Talent von Anouk weckte Erinnerungen an Florence Girard, die vor fünfzig Jahren den Erfolg des Unternehmens eingeleitet hat. Anouk wird von der Familie unterstützt und merkt frühzeitig, dass die Girards mit der Familie Bonnet in einer Fehde leben. Als sich Anouk verliebt, wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt. Wird sich der Traum von Anouk erfüllen?

Pauline Lambert hat einen wunderbaren Erzählstil, der mich sofort gefangen genommen hat, denn es ist ihr mühelos gelungen mich in die Geschichte hineinzuziehen. Die Gegend in Südfrankreich und um Grasse ist farbig geschildert, man hatte die bunten Blumenfelder direkt vor Augen beim Lesen. Die Aromen der vielen Düfte sind sehr bildhaft beschrieben, so dass ständig Wohlgerüche die Nase umwehen. Durch die gute Recherche fand ich es faszinierend mehr über die Herstellung von Parfüm und die Vermarktung zu erfahren.

Das Buch ist in sieben Teile untergliedert, die abwechselnd die Zeit von 1925 – 1929 und die Zeit von 1951 – 1953 behandeln. So setzt sich die Geschichte der Familie Bonnet sowie der Familie Girard nach und nach wie Puzzlestücke zusammen. Man erfährt, wie sich die Feindschaft zwischen den rivalisierenden Familien entwickelt hat und gleichzeitig stößt man auf ein Familiengeheimnis.
Ein unterhaltsamer Roman, der mir angenehme Lesestunden bereitet hat.

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Veröffentlicht am 02.10.2021

Wunderbare Kurzgeschichte

Das Parfum der Liebe
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Nach einer geplatzten Verlobung konnte Viola die Schmach nicht mehr länger ertragen und ist nach Dresden zu ihrem Onkel Nepomuk geflohen. Gemeinsam mit ihm reiste Viola 1904 nach Ecuador. Ihr Onkel war ...

Nach einer geplatzten Verlobung konnte Viola die Schmach nicht mehr länger ertragen und ist nach Dresden zu ihrem Onkel Nepomuk geflohen. Gemeinsam mit ihm reiste Viola 1904 nach Ecuador. Ihr Onkel war begeistert von ihrem sprachlichen Talent, denn ohne seine Nichte hätte er diese Reise nicht unternehmen können. Im düsteren Licht stolperte sie auf der Treppe und stößt ein Holzkästchen um, so dass sie sich die Wut des Eigentümers Adrian de Vries zu zog. Er war auf der Suche nach Düften für seine Parfumherstellung und behandelte sie von oben herab. Doch im Laufe der Zeit fand Viola Gefallen an dem jungen Mann. Doch was verschweigt Adrian ihr?

Ich habe Hanna Caspian durch die Gut Greifenau Reihe kennen und lieben gelernt. Ich mag ihren wunderbaren Schreibstil und auch bei dieser Kurzgeschichte mit nur 123 Seiten beweist sie, dass sie mich als Leserin mit in die Vergangenheit von Ecuador nehmen kann. Die Geschichte lässt sich leicht und flüssig lesen. Dank der bildhaften Beschreibungen kann man sich die Schauplätze vorstellen und hat das Gefühl gemeinsam an der Seite von Viola zu reisen.

Ein Buch, das in jede Tasche passt und zwischen durch für Abwechslung im Alltag sorgt.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Die Swinging Sixties

Die Schwestern vom Ku'damm: Ein neuer Morgen
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Nach dem mich bereits die ersten drei Bände um die Familie Thalheim begeistert haben, musste ich unbedingt den vierten Band lesen. Er umfasst die Jahre 1966 bis 1971. Während in den Vorgängerbänden die ...

Nach dem mich bereits die ersten drei Bände um die Familie Thalheim begeistert haben, musste ich unbedingt den vierten Band lesen. Er umfasst die Jahre 1966 bis 1971. Während in den Vorgängerbänden die Schwestern Rike, Silvie und Florentine eine tragende Rolle spielten, nimmt in diesem Band die Schneiderin und Chefdesignerin Miriam Feldmann diesen Platz ein.

Miriam kann ihre Vergangenheit nicht so einfach abschütteln. Von ihrer Mutter ist ihr nur ein Koffer mit Schnittmustern geblieben, den Miri während des Krieges immer mit sich führte. Da sie jüdische Wurzeln hat, musste sie über zwei Jahre im Untergrund leben und versuchte sich mit Näharbeiten über Wasser zu halten. Nun ist Miriam Feldmann im Modehaus Thalheim für Personal und als Chefdesignerin zuständig. Gemeinsam mit den Schwester Rike, Silvie und Florentine wollen sie ein neues Kapitel beginnen und planen den Umbau des Modekaufhauses. Miriam und ihr Mann Schani hatten sich bereits damit abgefunden, dass sie kein eigenes Kind bekommen können und dann ist Miriam mit über 40 Jahren schwanger.

Der fesselnde Schreibstil von Brigitte Riebe hat mich auch in diesem Band wieder von Anfang an gefangen genommen. Sie schafft es die jüngere deutsche Geschichte fesselnd und mitreißend zu erzählen. Geschickt hat die Autorin das Leben der Familie Thalheim mit den historischen Ereignissen in Berlin verwoben. Sie hat Erinnerungen an die Mondlandung, die Studentenproteste und die Musik der Swinging Sixties wieder aufleben lassen. Aber auch der damalige Zeitgeist war beim Lesen spürbar. Historische und fiktive Personen spielen ausgezeichnet zusammen und bereichern das Geschehen ungemein. Eine chronologische Zeittafel von 1966 – 1971 am Ende rundet die Geschichte perfekt ab.

Auch der vierte und letzte Band dieser Reihe um die Familie Thalheim hat mir wieder sehr gut gefallen. Es war auch diesmal ein wunderbarer Lesegenuss. Nun verabschiede ich mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge von dem Modekaufhaus Thalheim. Mit einem lachenden Auge, weil ich diese wunderbare Geschichte von Beginn an verfolgen durfte und sie mir schöne, aber teilweise auch nachdenkliche Lesestunden bereitet hat. Mit einem weinenden Auge, weil ich nun endgültig Abschied nehmen muss.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Fesselnd, kurz, knackig und voller Überraschungen

Wenn die Stille schreit
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Nicht nur, dass ein aufziehender starker Schneesturm die Menschen veranlasst zu Hause zu bleiben, sondern in der näheren Umgebung sind zwei geistig abnorme Personen ausgebrochen. Die schwangere Nathalie ...

Nicht nur, dass ein aufziehender starker Schneesturm die Menschen veranlasst zu Hause zu bleiben, sondern in der näheren Umgebung sind zwei geistig abnorme Personen ausgebrochen. Die schwangere Nathalie bittet ihren Mann Tim inständig heute nicht ins Büro zu fahren, da ihr Haus auch sehr einsam gelegen ist. Tim folgt der Bitte seiner Frau nicht und fährt zur Arbeit. Spät am Abend kommt er zurück und findet das Haus unbeleuchtet vor, obwohl er noch vor einer Viertelstunde mit Nathalie telefoniert hat. Doch wo ist Nathalie?

Mir hat dieser Kurzthriller super gefallen. Von Beginn an wurde die Spannung hoch gehalten und die Atmosphäre sehr gut eingefangen. Man spürte förmlich wie die Angst um Nathalie bei Tim immer stärker wurde und dieses durch den kraftvollen Schneesturm gesteigert wurde. Der Sprecher Kris Köhler schafft es wunderbar, die unheimlich und bedrohlich wirkende Stimmung dem Hörer zu vermitteln.

Der Fall umfasst etwa 95 Minuten, so dass man die Handlung relativ schnell abschließen kann und nicht zu lange auf die Folter gespannt wird. Ich konnte dem Thriller gut folgen, er war fesselnd, kurz, knackig und steckte am Ende voller Überraschungen.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Berührend und voller Überraschung

Barbara stirbt nicht
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Walter Schmidt hat das Rentenalter erreicht. Er brauchte nie im Haushalt mit anfassen, immer war seine Ehefrau Barbara da. Doch am Freitagmorgen vermisste er den vertrauten Duft nach Kaffee, dass konnte ...

Walter Schmidt hat das Rentenalter erreicht. Er brauchte nie im Haushalt mit anfassen, immer war seine Ehefrau Barbara da. Doch am Freitagmorgen vermisste er den vertrauten Duft nach Kaffee, dass konnte doch nicht wahr sein. Wieso hatte seine Barbara noch keinen Kaffee gekocht, obwohl das Bett neben ihm leer war? Als er sie in der offenen Badezimmertür fand, half er ihr mühsam hoch und brachte sie wieder ins Bett, wo sie liegen blieb. Bisher war Barbara seine Taktgeberin gewesen, nun musste er selbst den Takt angeben. Mit Hilfe der jungen Bäckereiverkäuferin und dem Fernsehkoch schaffte er es Kaffee zu kochen, Kuchen zu backen und auch Gerichte zu kochen. Früher war für ihn dieser Kleinkram keine Männerarbeit gewesen, aber er wollte alles dafür tun, dass seine Barbara wieder auf die Beine kommt und ignoriert dabei die Realität.

Bei den meisten Büchern entscheiden die ersten Zeilen, ob sie für mich unerträglich sind oder ob ich sie gern lesen würde. Letzteres traf bei diesem Buch von Alina Bronsky zu. Mit ihrer klaren Sprache zeichnet sie auf Anhieb lebendige Figuren, so dass ich sie direkt vor mir gesehen habe. Ich gehöre auch zu einer Generation, in der es nicht üblich war, dass die Männer im Haushalt mit geholfen haben. Heute sehe ich in meinem Umfeld gestandene Herren, die sich ähnlich verhalten wie Walter Schmidt. Ich fand die Beschreibungen der Autorin wunderbar skizziert, etwas überzeichnet, aber trotzdem zutreffend. Alina Bronsky stellt die Figuren so dar, dass man über sie lachen muss, wobei man das eigentlich nicht möchte. Zu Beginn habe ich mich beim Lesen köstlich amüsiert, doch im Laufe der Geschichte entwickelte sich Walter Schmidt zu einer Gestalt, die zum Nachdenken anregt und um Verständnis für jene wirbt, die nicht wirklich aus ihrer Haut können.
Ein wunderbares Buch berührend und voller Überraschungen.

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