Profilbild von tweed

tweed

Lesejury Star
offline

tweed ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tweed über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2017

Hexenküche

Der Teufel in der Küche
0

"Der Teufel in der Küche" ist der dritte Teil der Highland Hexen Krimi Reihe, für mich der zweite. Die meisten Protagonisten aus dem kleinen Highlandort Tarbet waren mir somit vertraut, so dass ich problemlos ...

"Der Teufel in der Küche" ist der dritte Teil der Highland Hexen Krimi Reihe, für mich der zweite. Die meisten Protagonisten aus dem kleinen Highlandort Tarbet waren mir somit vertraut, so dass ich problemlos in die Handlung einsteigen konnte.

Die junge Privatdetektivin Abbey schlägt in Tarbet auf, sie hat den Auftrag ein gestohlenes, sehr wertvolles und altes Kochbuch zu finden. In Dessies B&B stellt sie unverfängliche Fragen und steht dann vor Fionnas Tür.

Fionna ist eine pummelige Junghexe, inzwischen hat sie etwas abgenommen und arbeitet in Drews Restaurant, lebt aber immer noch im Haus ihrer Mutter. Die beiden hatten sich noch nie viel zu sagen, Fionna fühlte sich von ihrer Mutter schon immer unverstanden, zudem hütet sie ein Geheimnis, das ihr zu schaffen macht. Als Abbey nun plötzlich vor ihrer Tür steht ist Fionna erst mal überrumpelt, doch das Kochbuch rückt sie nicht raus. Zu dumm nur, dass das Buch am nächsten Tag verschwunden ist. Glücklicherweise konnte Fionna Kopien anfertigen und probiert in Drews Restaurant das erste Rezept aus. Mit nicht kalkulierbaren Folgen. Stellt sich die Frage was es mit den Rezepten auf sich hat und wer der geheimnisvolle Auftraggeber ist, der das Buch in seinen Besitz bringen will.

Das Buch ist ein Mix aus Krimi und Hexenfantasy, spannend aber auch mit Humor durchsetzt. Ich habe mich gefreut die vertrauten Charaktere wiederzutreffen und ihre Entwicklung weiterzuverfolgen, denn Fionna entwickelt sich im Verlauf der Handlung von einer grauen, introvertierten Maus zu einer selbstbewussten Hexe. Zusammen mit ihren Hexenfreundinnen versucht sie mehr über das Buch und den geheimnisvollen Auftraggeber herauszufinden, was nicht einfach ist. Denn die älteren Hexen scheinen etwas zu wissen, machen aber ein Geheimnis daraus.

Mit Abbeys Hilfe kommen sie dem Geheimnis näher, gleichzeitig wird das Rätsel um Fionnas leiblichen Vater gelüftet. Mir hat das Lesen viel Spaß gemacht, ich habe mit Fionna mitgefiebert und als die Spannungskurve immer mehr anstieg konnte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen.

Fazit: "Der Teufel in der Küche" ist ein wunderbar leichter Hexen-Highland-Krimi, ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 23.04.2017

Attentate und die Drahtzieher

Lena Halberg: London '05
0

"Lena Halberg: London 05" ist der dritte und letzte Teil der Trilogie um die Journalistin Lena Halberg. Schon zwei brisante Fälle hat sie aufgeklärt, diesmal recherchiert sie über die Terroranschläge im ...

"Lena Halberg: London 05" ist der dritte und letzte Teil der Trilogie um die Journalistin Lena Halberg. Schon zwei brisante Fälle hat sie aufgeklärt, diesmal recherchiert sie über die Terroranschläge im Londoner Underground 2005. Ihr wird Material zugespielt das die Frage aufwirft, ob mehrere Attentate auf das Konto eines Drahtziehers gehen, denn bei den Attentaten wird ein neuartiger, seltener Sprengstoff benutzt. Lenas Recherchen führen sie von London nach Deutschland und weiter nach Israel, wo sie sich mit ihren hartnäckigen Fragen in große Gefahr bringt.

Auch wenn sich die einzelnen Teile als Standalone lesen lassen, empfehle ich die Reihe von Anfang an zu lesen, um Lena und ihr Umfeld kennenzulernen. Und natürlich, weil jeder Teil ein brisantes Thema behandelt, das es in sich hat. Der Prolog führt zurück in die Vergangenheit zu den Attentaten in der Londoner Tube, man erlebt als Beobachter das Geschehen hautnah, es ist sehr realistisch geschildert. Erlebt das Entsetzen, das einsetzende Chaos und den Kampf der Menschen ums Überleben. Umso brisanter, da der Terror inzwischen auch Deutschland nicht verschont, fast allgegenwärtig zu sein scheint.

In der Gegenwart begleitet man Lena, die inzwischen für eine Redaktion arbeitet. Es ist Winter und kurz vor Weihnachten, als sie mit ihren Recherchen beginnt. Lena ist tough, setzt sich gegenüber ihrem Vorgesetzten durch, der ihre Thesen für Hirngespinste hält. Kurzerhand nimmt sie Urlaub und reist erst nach Deutschland, dann nach Israel, wo sie bei einer guten Freundin und deren Mann unterkommt. Immer näher kommt sie dem geheimnisvollen Chemiker, der die Bomben baut....

Ernest Nybørg verknüpft reale Ereignisse mit fiktiver Handlung, eine explosive Mischung die sehr nachdenklich macht. Wer steckt wirklich hinter diversen Terroranschlägen, wer profitiert davon? Politik, Geheimdienste, Söldner - das alles ist zu einer dichten Story verwoben. Der Schreibstil ist wie gewohnt locker zu lesen, die Geschichte steigert das Tempo und die Spannung zum Ende hin enorm. Ich habe das Buch in Rekordzeit gelesen, konnte es nicht mehr aus den Fingern legen. Sehr schade, dass die Trilogie damit beendet ist.

Fazit: Realistischer Thriller über die Machenschaften bzw. Verflechtungen von Geheimdiensten und Politik, den ich vorbehaltlos weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 18.04.2017

in Münschen geht der Ripper um

Schlachtsaison
0

München: Ein brutaler Killer verunsichert die Stadt, ihm zum Opfer fallen Frauen, die er mit einem Schnitt durch die Kehle tötet und teils auch verstümmelt. Sein Vorbild scheint Jack the Ripper zu sein, ...

München: Ein brutaler Killer verunsichert die Stadt, ihm zum Opfer fallen Frauen, die er mit einem Schnitt durch die Kehle tötet und teils auch verstümmelt. Sein Vorbild scheint Jack the Ripper zu sein, er scheint dessen Morde zu kopieren. Anna, die Schwester von Alfred Sanktjohanser, kurz Sanktus genannt, bittet ihn im Mordfall ihrer Freundin Susi zu ermitteln. Denn auch Susi ist ein Opfer des München Rippers geworden. Sanktus, seines Zeichens Bierbrauer und Hobbyermittler, versucht mit Hilfe seiner Spezis den Ripper zur Strecke zu bringen.

"Schlachtsaison" ist der dritte Fall für das sympathische Münchner Original, aber mein erster Sanktus. Auch ohne Vorwissen konnte ich problemlos in die Geschichte einsteigen und hatte nach kurzer Zeit ein gutes Bild von Sanktus, seiner Familie und seinen Freunden. Zudem werden einige Facts zu seiner Vergangenheit erwähnt, so dass ein rundum authentischer Charakter entsteht. Sanktus verdient seine Brötchen momentan als Stadtführer, ist werdender Vater und muss solch unsägliche Sachen wie einen Geburtsvorbereitungskurs und das Aussuchen des Kinderwagens über sich ergehen lassen, aber was macht man nicht alles um des lieben Friedens Willen. Außerdem kann er seiner Kathi sowieso keinen Wunsch abschlagen.

Er ermittelt in gemütlich bayrischer Art, dabei kommt das München Feeling einfach super rüber. Viel Humor und Situationskomik machen aus dem Krimi eine tolle Mischung. Zudem gibt es viele Passagen in Mundart, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Dabei dominiert natürlich der bayrische Dialekt, aber auch Passagen mit schwäbisch, fränkischisch, sächsisch und wienerischem Dialekt sind zu finden. Endlich mal ein Regiokrimi der Dialekt nicht nur in homöopathischen Dosen bietet. Und so schön zum miträtseln.Ich habe hier bis zuletzt Theorien aufgestellt, wieder verworfen, neue entwickelt, um am Ende dann doch überrascht zu werden.

Fazit: Super unterhaltsamer Regiokrimi, mir hat die Mischung aus Humor und Krimi und vor allem so viel Dialekt einfach super gefallen. Die ersten beiden Teile sind ganz schnell auf meiner Wunschliste gelandet und ich freue mich schon auf das nächste Abenteuer vom Sanktus.

Veröffentlicht am 15.04.2017

Spannung gepaart mit Witz, eine perfekte Mischung

Hyänengesang
0

Schauplatz Berlin, Nettelbeck der Fünfte: Nettelbeck bereitet sich mit seiner Familie auf den verdienten Urlaub nach Ghana vor, doch dann kommt ihm ein Mord dazwischen, so dass seine Familie erst mal ohne ...

Schauplatz Berlin, Nettelbeck der Fünfte: Nettelbeck bereitet sich mit seiner Familie auf den verdienten Urlaub nach Ghana vor, doch dann kommt ihm ein Mord dazwischen, so dass seine Familie erst mal ohne ihn fliegen muss. In einem noblen Hotel wird eine Escort-Lady tot gefunden, mit der sich kurz zuvor ein Militärattaché aus dem Oman vergnügt hat. Die Obduktion beweist, dass die Frau kurz vor ihrem Tod geprügelt wurde, nur nachweisen lässt sich dem Militärattaché leider nichts. Er weiß, dass er mit seinem Diplomatenstatus unantastbar ist.

In einem anderen Strang spielt ein abgehalfterter Schlagerstar eine Rolle, Roman Weiden wurde von seinem Finanzberater Maximilian Hollweg in die Pleite getrieben. Mühsam versucht er mit einem neuen Hit wieder Fuß zu fassen, während Hollweg im Oman gewinnbringende Geschäfte macht. Drei Stränge, die wie sich am Ende zeigt, alle miteinander verwoben sind.

Man kann den Krimi für sich lesen, ohne die Vorgängerbände zu kennen, ich empfehle aber die Reihe von Anfang an zu lesen, sonst entgeht einem etwas. Rainer Wittkamp hat einmal mehr bewiesen, dass er mit seinem trockenen Humor beste Krimiunterhaltung abliefern kann. Super geschrieben, locker flockige Dialoge, der trockene Humor zieht sich durch die Handlung, es gibt einige Stellen bei denen ich gut lachen konnte. Wiederum abgelöst von spannenden und teils brutalen Actionszenen. Kopfkino pur.

Wie in den Vorgängern finden sich neben dem Stammpersonal wieder jede Menge schräger und einzigartige Charaktere. Ob der Schlagersänger, der einen Hit über seine Liebe zur Curry-Wurst landen will oder der persönliche Assistent von Hollweg, der seine Rasta ganz gern unter einem Turban versteckt. Alle sind so gekonnt gezeichnet, dass ich sie bildlich vor Augen hatte.

Aus verschiedenen Perspektiven rollt sich die Story ab, so bekommt man interessante Einblicke und weiß so viel mehr als Nettelbeck, der mit seinen Ermittlungen nur mühsam voran kommt.

Fazit: Ganz großes Kino, Spannung gepaart mit Witz ist für mich die perfekte Mischung. Dazu das Thema des Diplomatenstatus und der Immunität, das nachdenklich macht. Ein rundum gelungener Krimi.
Autor: Rainer Wittkamp

Veröffentlicht am 09.04.2017

fesselnd, spannend, ein Pageturner und Lesehighlight

Der zweite Reiter
0

Schauplatz Wien, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Die Menschen kämpfen ums Überleben, Lebensmittel, Medikamente, alles ist knapp. Rayonsinspektor August Emmerich wurde im Krieg verwundet und kämpft mit ...

Schauplatz Wien, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Die Menschen kämpfen ums Überleben, Lebensmittel, Medikamente, alles ist knapp. Rayonsinspektor August Emmerich wurde im Krieg verwundet und kämpft mit seinen ständigen Schmerzen im Bein, die er an seinem Arbeitsplatz verheimlicht, um nicht in den Innendienst zu müssen. Seine momentane Aufgabe ist es, zusammen mit seinem jungen Assistenten Ferdinand Winter einem Schleichhänderring auf die Schliche zu kommen. Winter ist unerfahren, für Emmerich am Anfang mehr Belastung als Hilfe. Als die beiden bei ihren Observationen über eine Leiche stolpern ist für Emmerich klar, dass das, was wie ein Selbstmord aussieht, keiner ist. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, sein Ziel ist es, sich mit diesem Fall zu profilieren um in die Abteilung Leib und Leben versetzt zu werden.

Wow, "Der zweite Reiter" ist ein von Anfang an fesselndes Buch, das die Zeit nach dem ersten Weltkrieg so bildlich aufleben lässt. Die Stimmung ist düster, teils deprimierend, die Autorin beschreibt nüchtern und eindringlich, ohne Sentimentalitäten. Ich hatte beim lesen Kopfkino in s/w und konnte wunderbar in diese Zeit eintauchen. Eingestreute typisch Österreichische Begriffe und die mundartlichen Dialoge sind klasse, geben viel Wiener Flair.

Ganz besonders gut gelungen ist die Figur des August Emmerich. Eines Mannes mit Ecken und Kanten, der das Herz aber auf dem rechten Fleck hat. Seine Ermittlungen sind durch die ständigen Schmerzen seiner Kriegsverletzung erschwert, mit viel Glück kann er sich Tabletten organisieren, allerdings bleibt das nicht ohne Nebenwirkungen. Auch im Privatleben hat er einen Schicksalsschlag wegzustecken. Emmerich ist findig und mutig und wurde für mich zum absoluten Sympathieträger. Aber auch Winter ist als Charakter gut angelegt.

Als Leser verfolgt man die Handlung, erlebt wie Emmerich und Winter zum Team werden. Und rätselt, was hinter den Morden, denn es werden im Verlauf mehrere, steckt. Man begleitet Emmerich in die Stadt unter der Stadt, was ich besonders interessant fand.

Für mich war der Historische Krimi perfekt, er hat viel, wenn auch meist düstere Atmosphäre und das entbehrungsreiche Nachkriegsleben kam hautnah und authentisch rüber. Eine Geschichte, die unter die Haut geht und die mit ihrer Auflösung nachdenklich stimmt.

Fazit: Ich habe hier so viel mehr bekommen als erwartet und bin restlos begeistert. Ein dichter Plot, viel Spannung und ein großartiger Protagonist machen den Krimi zum Pageturner. Für mich ein Lesehighlight das ich sowohl Fans von Historischen Romanen als auch Krimis nur empfehlen kann. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung.