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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2021

4,5 Sterne

Ein Rätsel auf blauschwarzem Grund
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Klappentext:

„Ein norwegisches Tal im Jahr 1880: Der junge Pfarrer Kai Schweigaard will in Butangen eine neue Kirche bauen. Dafür muss die 700 Jahre alte Stabkirche weichen. Mit ihr die beiden Glocken, ...

Klappentext:

„Ein norwegisches Tal im Jahr 1880: Der junge Pfarrer Kai Schweigaard will in Butangen eine neue Kirche bauen. Dafür muss die 700 Jahre alte Stabkirche weichen. Mit ihr die beiden Glocken, denen übernatürliche Kräfte zugeschrieben werden. Und die auf Gedeih und Verderb zusammenbleiben müssen – wie die beiden Hekne-Schwestern, siamesische Zwillinge, zu deren Gedenken sie vor langer Zeit gestiftet wurden. »Eines Tages wirst du dafür bluten«, prophezeit die Hekne-Nachkommin Astrid, die sich vergeblich für den Erhalt des Glockenpaars einsetzt. Das Unglück nimmt seinen Lauf. Astrid stirbt im Kindbett nach der Geburt von Zwillingen, von denen angeblich nur einer überlebt, Jehan. Den Pfarrer plagen Schuldgefühle. Wie lässt sich das Glockenpaar zurückgewinnen? Die Legende sagt, dass nur zwei »Folgebrüder«, also Zwillinge?, die Glocken wiedervereinen können.“



Weiter geht es mit der Geschichte der Schwesternglocken. Autor Lars Mytting nimmt uns ab der ersten Seiten komplett wieder mit ins Geschehen und wir sind sofort wieder „Dorfbewohner“. Seine Art und Weise Mystik, alte Traditionen und Sagen, viele Charaktere, der rote Faden an sich und dann auch noch Natur in einem Buch vernünftig und sinnig zu vereinen ist grandios - das kann ich nicht anders sagen. Er weiß genau, wo es richtig ist aufzuhören oder eben anzufangen. Er spinnt ein riesiges Geflecht an Personen, jede davon kommt zu Wort und erzählt ihre Geschichte, aber dennoch harmoniert alles zusammen und wirkt nicht zu viel oder zu verworren. Mytting zeigt dem Leser aber auch Strukturenwandel der damaligen Zeit auf und wir erleben im Dorf eine kleine Revolution. Und dann sind da natürlich auch noch die Glocken. Sie klingen auf blauschwarzem Grund des Sees und der Drang nach ihrer „Auferstehung“ ist groß. Sie müssen wieder ans Tageslicht und ihren Dienst erfüllen wie es ihnen aufgetragen wurde. Nur ist das sinnvoll? Ist das gut für die Menschen? Als Leser wird man hier gefordert und das macht unheimlich Spaß. Man fiebert mit den Charakteren mit, man fiebert mit den Glocken mit und weiß nicht so recht ob das überhaupt gut ist. Alte Sagen und Geschichten ranken sich durch die Seiten und nehmen einen ein. Man ist gebannt, gefesselt und akzeptiert viel, was der menschliche Verstand vielleicht regulär verweigern würde. Und dann kam das dicke Ende, im wahrsten Sinne….es war unnötig, es kam zu schnell und vor allem nahm mir den Zauber der Geschichte. Es war unrealistisch, es war eigentlich nicht möglich und hatte etwas von einer unglaubwürdigen Situation. Nein, ausgezeichnet war diese Geschichte für mich nicht, denn genau wegen dem Ende verblasst meine Euphorie. Ich vergebe 4,5 Sterne für Teil 2 der Trilogie und bin sehr gespannt auf Band 3 und auf die Glocken und auf…ach so viel! Ich hoffe nur, Mytting unterlässt solche schnellen Schlüsse!

Veröffentlicht am 11.10.2021

4,5 Sterne

Eine Prise Meersalz
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Klappentext:

„Ist diese Frau verrückt? Die Zelte in Deutschland abzubrechen, um mit knapp fünfzig Jahren und ohne Rücklagen auf Mallorca neu anzufangen – das klingt naiv. Nach einem Wagnis. Nach einem ...

Klappentext:

„Ist diese Frau verrückt? Die Zelte in Deutschland abzubrechen, um mit knapp fünfzig Jahren und ohne Rücklagen auf Mallorca neu anzufangen – das klingt naiv. Nach einem Wagnis. Nach einem Traum. Nach dem ganz großen Abenteuer.

Nanni Burba hat 2006 den Sprung gewagt. Mit viel Arbeit, Einfallsreichtum und einem Sack voll Optimismus, aber auch mit Rückschlägen und Enttäuschungen bauten sich die erfahrene Gastronomin und ihr Mann eine Existenz auf. Seit 15 Jahren lebt und arbeitet Nanni Burba da, wo andere Urlaub machen. Im Frühjahr 2020 scheint endlich alles perfekt zu laufen. Und dann kommt Corona …

Mit Humor und Herz erzählt Nanni Burba die unglaubliche Geschichte ihrer Auswanderung und von der einzigartigen mallorquinischen Mentalität. Wir lernen prekäre Jobs, komplizierte Vermieter und geniale Geschäftsideen kennen. Und außerdem verrückte Millionärinnen, verlassene Hunde, verpeilte Gäste, verbotene Liebe und versonnene Momente am Meer. Und wir bangen bis zum Ende: Werden Nanni und ihre Trauminsel es trotz Corona schaffen?“



Für die einen mag Autorin Nanni Nurba ihre Midlifecrisis voll auskosten, für die anderen ist sie Vorbild, denn sie hat sich ihren Lebenstraum erfüllt - nach Mallorca gehen und ein Leben neu aufbauen. Ja, Nanni will Altlasten zurücklassen und wagt den großen Schritt nach vorn. Ihre Beschreibungen lesen sich dabei flüssig und verständlich. Sie beschreibt viel und lässt uns Leser nochmal indirekt an diesem großen „Ding im Leben“ teilhaben. Auch hier stellen wir schnell fest und eben auch Nanni, es ist nicht alles Gold was glänzt und auch auf Mallorca muss man hart kämpfen um zu überleben. Als dann noch im Jahr 2020 Corona dazu kommt, scheint alles auf Messers Schneide zu stehen…Ab diesem Zeitpunkt mutet diese Geschichte fasst einem Krimi gleich und man wird als Leser immer neugieriger und gespannter…“

„Überraschen lassen auf das was da kommt“ lautet da die Devise.

Ich habe diese kurzweilige Geschichte wahrlich genossen und vergebe 4,5 von 5 Sterne!

Veröffentlicht am 30.09.2021

4,5 Sterne

Wenn wir heimkehren
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!4,5 Sterne!



Klappentext:

„Köln 1952: Der Krieg ist noch nicht lange vorüber, als Wilhelm im Zimmer einer Wohnung steht, in das er eine Wand einziehen soll. Ein Auftrag, auf den der Handwerker sich ...

!4,5 Sterne!



Klappentext:

„Köln 1952: Der Krieg ist noch nicht lange vorüber, als Wilhelm im Zimmer einer Wohnung steht, in das er eine Wand einziehen soll. Ein Auftrag, auf den der Handwerker sich keinen Reim machen kann, wo die Wand doch Licht wegnehmen wird. Die Bewohner aber, Margot und ihr Sohn Fred, gehen ihm danach nicht mehr aus dem Kopf. Margot ist Luxemburgerin und stammt aus großbürgerlichem Milieu, doch als sie mit siebzehn ein uneheliches Kind erwartet, steht sie vor den Trümmern ihrer Existenz. Sie muss ihre Heimat verlassen und ist mitten im Krieg auf sich allein gestellt. Als sie Jahre später nach Köln kommt, hat Margot Schuld auf sich geladen, und auch Wilhelm hat der Krieg traumatisiert. Wilhelm, Margot und Fred sind Verlorene – auf der Suche nach einem Zuhause, wie kein Ort es einem bieten kann. Also suchen sie das Zuhause beieinander, ohne zu wissen, ob dieses fragile Gebilde namens Familie halten wird.“



Dieser Roman von Andrea Heuser ist keine leichte Kost und anders als andere Kriegs-Geschichten die man so kennt. Obwohl der Krieg eigentlich längst vorbei ist, ist er es doch nicht und der Wieder-Aufbau, die Suche nach Heimat, die Suche nach sich selbst und neue Konflikte die in der Luft liegen, sind eben da und lassen sich nicht einfach wegzaubern. Man kann nichts verdrängen einfach so, nichts auslöschen aus den Gedanken und genau das merken wir Leser hier sehr schnell bei allen drei Protagonisten. Fest steht aber: es muss weiter gehen und es soll weiter gehen. Mit ganz feinem psychologischen Gespür nimmt uns hier Andrea Heuser mit und wir dürfen dieser emotionalen und berührenden Geschichte folgen. Ihre Sprachwahl ist dabei ruhig, für einige Leser ab und an vielleicht etwas zu langweilig, aber dennoch punktgenau. Mit einem gewissen poetischen Sinn erzählt sie diese Geschichten und der Einblick, den wir erhalten, verdichtet sich bis zu einem gewissen Punkt. Als Leser kommt man selbst ins grübeln und nachdenken und versucht ein wenig zu ordnen, zu verstehen und zu träumen.

Leider wird es hier und da ein wenig von Heuser übertrieben und die Wechsel sowie neuen Situationen schießen ein wenig zu rasch aus dem Boden und überfordern manches Mal den Leser - muss eigentlich nicht sein, denn die Geschichte ist im Grunde gut so wie sie ist. Eines steht aber fest: mitsingen wird man bei dieser Geschichte auf jeden Fall…4,5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.08.2021

4,5 Sterne!

Erde, Salz & Glut (Krautkopf)
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Klappentext:

„Kochen mit erntefrischen Zutaten aus dem eigenen Küchengarten, von den Wiesen und Wäldern im unmittelbaren Umland. Die Foodblogger Susann Probst und Yannic Schon vom mehrfach ausgezeichneten ...

Klappentext:

„Kochen mit erntefrischen Zutaten aus dem eigenen Küchengarten, von den Wiesen und Wäldern im unmittelbaren Umland. Die Foodblogger Susann Probst und Yannic Schon vom mehrfach ausgezeichneten Blog „Krautkopf“ (www.kraut-kopf.de) experimentieren mit dem, was die Natur zu bieten hat: Früchte, Blüten, Samen, Blätter und Wurzeln, gewachsen in kostbarer Erde.



…Die vegetarischen und veganen Rezepte kommen mit wenigen Bestandteilen aus, sind einfach in der Zubereitung. Salz ist dabei unverzichtbar. Es wird seit Jahrhunderten als Würzmittel und zur Konservierung verwendet und symbolisiert die Einfachheit und Reduktion auf das Wesentliche: den Eigengeschmack der Produkte…“



Mit diesem Kochbuch hier, erleben wir Leser auf sehr sympathische Art, was es heißt mit wenigen Mitteln auszukommen. Es braucht nicht viel um etwas besonderes auf den Tisch zu zaubern. Susann Probst und Yannic Schon zeigen hier auf wie es geht. Manches erscheint schon wieder so simpel, das man nur so staunt. Viele Dinge hat man mittlerweile über die Jahre vergessen, da das Angebot in den Regalen der Supermärkte enorm ist, nur muss man gar nicht so weit gehen um etwas besonderes zu kochen. Wie der Titel bereits verrät, werden hier Glut, Erde und Salz zum Hauptbestandteil des Kochens. Räuchern ist eine alte Tradition genau wie das Beizen von Fisch und Co.. Lebensmittel halten länger, bekommen ein besonderes Aroma und wir halten an alten Traditionen fest. Was kann es denn schöneres geben, als an alte Traditionen anzuknüpfen?! Dieses Genussbuch hier, ist ein kleiner Schatz mit vielen verborgenen Rezepten. Ich vergebe sehr gern 4,5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Wo die Liebe hinfällt

Ein anderes Land
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Klappentext:

„Warum hat Rufus Scott – ein begnadeter schwarzer Jazzer aus Harlem – sich das Leben genommen? Wegen seiner Amour fou mit der weißen Leona, einer Liebe, die nicht sein durfte? Verzweifelt ...

Klappentext:

„Warum hat Rufus Scott – ein begnadeter schwarzer Jazzer aus Harlem – sich das Leben genommen? Wegen seiner Amour fou mit der weißen Leona, einer Liebe, die nicht sein durfte? Verzweifelt sucht Rufus’ Schwester Ida nach einer Erklärung. Aber sie findet nur Wahrheiten, die neue Wunden schlagen, – auch über sich selbst. Wie ihr Bruder war Ida lange bereit, sich selbst zu verleugnen, um ihren Traum zu verwirklichen, den Traum, Sängerin zu werden. Wie ihr Bruder hat sie ihre Wut auf die Weißen, die sie diskriminieren, immer zu unterdrücken versucht.“



Es war mein erstes Buch von James Baldwin aber definitiv nicht mein letztes. Seine sprachliche Zauberei der Worte ist grandios und fulminant zugleich. Er weiß exakt wo er wie und warum welches Wort benutzen sollte und wie der Leser genau darauf reagiert. Seine besondere Methode lässt nicht nur einen Lesefluss beginnen, sondern auch eine gewisse Anziehungskraft für heftige und derbe Situationen. Diese Geschichte ist so extrem vielseitig wie sein Tenor und man weiß eigentlich gar nicht wo man anfangen soll, etwas darüber zu besprechen. Dieses Buch ist ein reinstes Feuerwerk der Sprachkunst und verlangt dem Leser ein wenig Geduld und Geschick ab, hier nichts misszuverstehen, kurzum anspruchsvoll. Die Story um Rufus hat einen sehr ausgefeilten Plott und bewegt sich forsch und zügig voran wenn sie es sollte, wird aber auch ebenso ruhiger bei den entsprechenden Situationen. Ida wird zur zweiten Schlüsselfigur und wir erleben eine Suche nach Antworten, nach der Frage nach dem „Ich“, nach Selbstfindung, nach Liebe, Lust und Zärtlichkeit, so wie man sie eben braucht. Das Cover zeigt deutlich, das es hier um Weiße und Schwarze geht und es hätte besser nicht dargestellt werden können wie eben so. James Baldwin drückt schlussendlich immer wieder den Finger in die Wunde des Rassismus, denn dieser kommt leider unweigerlich auf und es bleibt ein Bild zurück, bei dem man sich fragt, obwohl wir Menschen so schlau und intellektuell sein wollen, uns gerade beim Thema Hautfarbe unser Hirn verlässt und ausschaltet. Egal welche Hautfarbe wir haben, welchen Dialekt oder Sprache wir sprechen, wir sind alle Menschen die auf ein und dem selben Planeten wohnen und das bitte in Frieden und Einkehr. James Baldwin hat hier wirklich ein Thema extrem gekonnt verpackt und ein sehr nachhallendes Buch verfasst - 4,5 von 5 Sterne!

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