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Veröffentlicht am 04.11.2021

Sonderbares Sachbuch

Beauty-Taping
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Als frisch gebackene Mama blickt mir derzeit morgens ein zwar glückseliges, aber auch recht zerknittertes Gesicht im Spiegel entgegen. Für mein übliches Beauty-Prozedere fehlt mir aktuell die Zeit (und ...

Als frisch gebackene Mama blickt mir derzeit morgens ein zwar glückseliges, aber auch recht zerknittertes Gesicht im Spiegel entgegen. Für mein übliches Beauty-Prozedere fehlt mir aktuell die Zeit (und ehrlich gesagt auch die Muße, wenn ich stattdessen doch mit meinem kleinen Schatz kuscheln kann), aber ein unkompliziertes, schnell anwendbares Anti-Aging-Programm, das über Nacht seine Wirkung – im wahrsten Sinne des Wortes – 'entfalten' kann, das sollte ich hinbekommen.

Folglich war ich total gespannt auf das im Oktober 2021 beim HEYNE Verlag erschienene Buch von Lumira und Anna Stadler, von welchem ich mir eine leicht verständliche sowie fundierte Einführung in die Welt des Beauty-Tapings erhoffte. Diese habe ich auch erhalten…gepaart mit ein paar Glückskeks-Mantras à la "das perfekte Outfit beginnt mit einem Lächeln" oder "du bist, was du isst".

Inhaltlich verweise ich auf den Klappentext:

Das natürliche Anti-Aging-Programm für ein strahlendes Aussehen: Nicht nur Sportverletzungen und Schmerzprobleme werden mithilfe der bewährten kinesiologischen Tapes effektiv behandelt – auch unliebsame Falten im Gesicht, auf dem Hals oder Dekolleté können schnell und wirksam »weggeklebt« werden! Einfach das Tape in die richtige Form schneiden und über Nacht an der gewünschten Stelle anbringen. Schon am nächsten Morgen zeigt sich der verblüffende Effekt: Lymphstaus sind beseitigt, verspannte Gesichtsmuskeln gelockert, und die Haut ist sichtbar geglättet. Und nicht nur das: Mit der richtigen Tape-Technik können auch viele lästige Beschwerden wie nächtliches Zähneknirschen, Spannungskopfschmerz oder ermüdete Augen spürbar gelindert werden. Das innovative Praxisprogramm für die nebenwirkungsfreie Behandlung von Nasolabial- und Stirnfalten, Doppelkinn, Tränensäcken, Mundfältchen u.v.m. Mit klarer Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Selbstanwendung, ganzheitlichen Beauty-Tipps zu Ernährung, Schlaf und Körperhaltung sowie zahlreichen farbigen Abbildungen.

Allerdings möchte ich nachfolgend noch einige Aspekte hervorheben. Die klare Aufteilung des Werkes (Einführung, Beauty-Taping für Gesicht, Hals und Dekolleté, Lymphdrainage, ergänzende Tipps) sowie die anschaulich formulierten und abgebildeten Übungsschritte bzw. Anwendungen haben mir gut gefallen. Die einführenden Kapitel zu den einzelnen Abschnitten sind unterhaltsam gestaltet worden, verweisen z.B. auf alte Schönheitsrituale aus der Antike oder auf unsere Alltagsgewohnheiten. Neben der Vorstellung der einzelnen Applikationen sind allerlei zusätzliche Informationen rund um den Themenbereich Beauty bzw. Gesundheit enthalten: die Risiken von Botox, Entspannungsübungen zum Stressabbau, Angewohnheiten, die schlecht für die Haut sind, Tipps für einen gesunden Lebensstil (Ernährung, Schlaf, Einfluss von Glückshormonen, Musik, Sex) sowie Rezepte für Masken, Peelings, gesundes Brot, etc. Vieles davon war mir bereits bekannt – so wird die Wichtigkeit von gutem Schlaf, einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr, Bewegung an der frischen Luft und positivem Denken hervorgehoben. Dennoch konnte ich auch Neues mitnehmen, wie beispielsweise die 20-20-6-Regel, welche zur Entlastung der Augen dient.

Die Einführung in das Taping hätte gerne etwas ausführlicher ausfallen können; zwar weiß ich nun, wie man 'einen Anker setzt' und wie man eine Applikation 'aktiviert', doch welche Tapes geeignet sind (- immerhin gibt es unzählige verschiedene Hersteller, die wiederum verschiedene Klebstoffe verwenden -), wird nicht erwähnt. Es heißt lediglich "die besten kommen aus Japan und Korea"; man solle probieren, welche man am besten verträgt und sich für jene entscheiden, die keine Nebenwirkungen (wie Juckreiz oder Rötungen) herbeiführen. "Du willst wissen, welche Tapes wir benutzen? Dann schau einfach in unserem Online-Shop […] vorbei"… Okay, das klingt für mich eher nach Eigenwerbung. Auch im Vorwort wird direkt auf Live- und Online-Seminare an der von den Autorinnen gegründeten Beauty-Akademie hingewiesen.

Einerseits sollen die natürlichen, risiko- und nebenwirkungsfreien Anwendungen nachhaltig sein, gleichzeitig wird vor falscher Ausführung der Prozedur gewarnt (da dies einen gegenteiligen Effekt haben könnte) - wobei dies nicht tragisch sei, denn das Ergebnis halte ohnehin nur ein paar Stunden oder einen Tag an. Das klingt für mich irgendwie widersprüchlich.

Ich bin etwas unentschlossen, was ich von dem Werk halten soll. Zwar lassen die Anleitungen auf die fachliche Kompetenz der Autorinnen schließen. (- "Lumira wuchs in Kasachstan und der Ukraine auf, wo sie bereits als Kind russisch-schamanische Heilweisen kennenlernte. Auf dieser Basis entwickelte sie […] ein modernes System natürlicher Selbstbehandlung und ein umfassendes Programm zur Förderung der geistig-seelischen Entwicklung. Sie leitet Seminare im In- und Ausland und unterhält eine Beratungspraxis in Bayern. Anna Stadler ist russische Fachärztin für Zahnmedizin und Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie. Sie arbeitet in einer Zahnarztpraxis in Augsburg, die auf ganzheitliche Zahnmedizin spezialisiert ist." -) Dennoch besteht das Buch ebenso aus einer Ansammlung fröhlicher Binsenweisheiten, die ich in einem Ratgeber medizinischen Backgrounds als völlig fehl am Platz empfinde: "Wenn du draußen bist, singe und tanze, schreie einfach deinen Frohsinn hinaus. Klettere auf Bäume, küsse deine liebsten Menschen, grüße vorbeigehende Leute, und sei einfach glücklich." Mal abgesehen davon, dass es vielen Menschen aufgrund ihrer Alltagssorgen schwerfällt, 'einfach glücklich' zu sein, hätte es mir deutlich besser gefallen, wenn der Fokus klar auf das Taping (und nur darauf) gelegt worden wäre, maximal mit einem anfänglichen Hinweis auf weitere positive, die Anwendungen unterstützende Faktoren.

Fazit: Da der Schreibstil angenehm war und die Übungsanleitungen gut verständlich formuliert sowie anschaulich abgebildet waren, vergebe ich 3 Sterne. Zum Hineinschnuppern in die Welt des Beauty-Tapings ist das Buch bestimmt nicht schlecht, allerdings wurde mir die Werbetrommel für andere Projekte der Autorinnen etwas zu sehr gerührt.

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Veröffentlicht am 23.10.2021

Emotionsneutral, aber gut recherchiert

Die Ingenieurin von Brooklyn
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Ich bin ein großer Fan von historischen Romanen, in denen starke Frauenfiguren eine zentrale Rolle spielen. In Kombination mit der Tatsache, dass ich einst selbst über die berühmte Brooklyn Bridge spaziert ...

Ich bin ein großer Fan von historischen Romanen, in denen starke Frauenfiguren eine zentrale Rolle spielen. In Kombination mit der Tatsache, dass ich einst selbst über die berühmte Brooklyn Bridge spaziert bin und einen einzigartigen Ausblick auf die Skyline Manhattans genießen durfte, war mein Interesse natürlich geweckt für den im Mai 2021 bei HarperCollins erschienenen Debütroman von Tracey Enerson Wood. Darin beleuchtet sie die Entstehungsgeschichte jener legendären Brücke, die zu den bedeutendsten Wahrzeichen der Welt zählt und deren Fertigstellung grundlegend von einer Frau beeinflusst worden ist, von der ich zuvor noch nie gehört hatte: Emily Warren Roebling. Ich erhoffte mir insbesondere Einblicke in die damalige Rolle der Frau, da viele unserer heutigen Freiheiten, wie das Frauenwahlrecht oder ein Universitätsstudium, zu jener Zeit ein Tabu waren.

Auf Wunsch ihres Bruders, dem Generalmajor Gouverneur Kemble Warren (kurz: G.K.), der nach dem Tod ihres Vaters dessen Rolle für sie eingenommen hatte, besucht Emily einen Militärball, um als Tanz- und Gesprächspartnerin die Moral der Soldaten zu heben. Für viele werden es die letzten unbeschwerten Stunden sein, denn um sie herum tobt der Amerikanische Bürgerkrieg. Emily ahnt nicht, dass dieser Abend, an dem sie sich zunächst völlig fehl am Platz fühlt, ihr Leben für immer verändern wird, denn die Begegnung mit G.K.s Adjutanten, Captain Washington Roebling, ist schicksalsträchtig.

Beginnend im Jahr 1864 wird der Roman aus Emilys Perspektive in Ich-Form erzählt. Gerade während des Einstiegs in die Handlung erschienen mir die zahleichen Zeitsprünge etwas unglücklich gewählt, da die erste Zeit zwischen Emily und Wash enorm zügig abgehandelt wurde und es mir durch die somit fehlende Tiefe schwerfiel, mich völlig auf ihre Romanze sowie auf Emily als Figur einlassen zu können. Sie blieb blass für mich. Diese Distanz konnte ich während des restlichen Verlaufs der Geschichte zwar nie ganz überwinden, doch ab dem zweiten Drittel wurde es besser. Und sobald ich mich damit arrangiert hatte, dass die meisten Passagen ohnehin rein dem bautechnischen Hintergrund der Brücke gewidmet waren, den zahlreichen nötigen Voraussetzungen sowie den mit ihrer Konstruktion einhergehenden Problemen (Reparaturen, menschliche Unglücke, die Caissonkrankheit, etc.) - also dass die Brooklyn Bridge selbst tatsächlich die tragende Rolle in dem Roman einnimmt und die Liebes- und Lebensgeschichte von Emily eher zweitrangig daherkommt -, konnte ich der Story fortan entspannter folgen. Ich konzentrierte mich eher auf die Randgeschehnisse, die privaten, familiären Momente (die durchaus liebenswert, manchmal gar humorvoll erzählt worden sind), wann immer mir das Brückenbau-Thema zu intensiv wurde.

Der Schreibstil ist teilweise recht detailliert und mit Fachbegriffen gespickt, insgesamt sehr ruhig und wenig mitreißend. Mir fehlten schlichtweg die Spannung und vor allem das Gefühl, folglich zog sich die Story für meinen Geschmack etwas in die Länge. Als sehr stimmig hingegen empfand ich die der Zeitepoche angepasste Wortwahl in den Dialogen.

Für zukünftige Auflagen fände ich ein vorangestelltes Personenverzeichnis sinnvoll. In der mir vorliegenden Ausgabe informiert uns die Autorin im umfangreichen und äußerst interessanten Nachwort über die für den Roman wichtigen Figuren, die größtenteils auf wahren Personen basieren, und erklärt, welche Aspekte der Handlung sie mit Fiktion angereichert hat.

Fazit: Auch wenn ich zur titelgebenden weiblichen Hauptfigur kaum Nähe aufbauen konnte, ist es kein schlechtes Buch – eben nur deutlich neutraler als die emotionsgewaltigen Werke, die ich ansonsten lese. Gerne empfehle ich den Roman geschichtsinteressierten New-York-Fans sowie Liebhabern von historischen Frauenromanen.

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Veröffentlicht am 14.10.2021

Gemütlicher Wohlfühlroman

Neues Glück im kleinen Strickladen in den Highlands
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Die ersten beiden Bände der Reihe haben mir sehr gefallen und ich freute mich auf die Rückkehr nach Callwell – jenes idyllische Örtchen am berühmten Loch Lomond in Schottland, wo jeder jeden kennt, die ...

Die ersten beiden Bände der Reihe haben mir sehr gefallen und ich freute mich auf die Rückkehr nach Callwell – jenes idyllische Örtchen am berühmten Loch Lomond in Schottland, wo jeder jeden kennt, die Menschen einander helfen und die Natur so atemberaubend schön ist, dass selbst der größte Stubenhocker zum Outdoor-Fan werden muss.

Maighread lebt nun schon seit einigen Jahren in Callwell und ist nach wie vor überglücklich mit Joshua, dem Adoptivsohn ihres Vaters. Ihr kleiner Strickladen 'Wolle und Zeit' floriert, ihre beste Freundin Chloe hat ein eigenes Geschäft direkt nebenan eröffnet und mit ihrer einst entfremdeten Oma Elisabeth versteht sie sich mittlerweile prächtig. Das Leben könnte nicht schöner sein, aber Maighreads ist dennoch unzufrieden. "»Unser Leben plätschert ohne große Wellen vor sich hin und ich frage mich, ob es auf Dauer nicht zu langweilig wird und ob uns das träge macht. Verschlafen wir unser Leben?«" Um etwas neuen Schwung in den beschaulichen Ort und ihrer beider Alltag zu bringen, schlägt Chloe die Organisation eines eigenen Wollfestivals vor und die zwei Freundinnen stürzen sich begeistert in die Vorbereitungen. Doch das Callwell Yarn Festival scheint unter keinem guten Stern zu stehen, denn ein gefährlicher Sturm zieht auf und plötzlich ist Maighreads Freund Joshua verschwunden – kurz nachdem er ihr eine sonderbare SMS geschickt hatte, die eindeutig nicht für Maighread gedacht war…

Ich empfand den Aufhänger für die Handlung ehrlich gesagt als nicht ideal gewählt. Für mich war Maighreads Gedankengang Jammern auf hohem Niveau. Ich kenne jede Menge Menschen, die nicht den Luxus eines rundum happy, gänzlich sorgenfreien Lebens haben (Traumpartner, Traumjob, Residenz in einem herrschaftlichen Schloss etc.) und sofort mit ihr tauschen würden, anstatt über potenzielle Trägheit zu sinnieren. Das stieß mir irgendwie sauer auf, weil ich es schlichtweg unpassend und auch unkreativ fand.

Susanne Oswald verliert sich in diesem Band ein wenig in Wiederholungen. Jedes der Strickladen-Bücher stellt eine in sich geschlossene Geschichte dar und im vorliegenden Werk werden sämtliche Ereignisse und Beziehungskonstellationen der Vorgänger nochmals über mehrere Seiten ausgebreitet. Tragisch fand ich das nicht, doch es dauerte aufgrund der spärlichen Handlung (Alltagslangeweile, Festivalplanung und Woll-/Strick-Fakten) ohnehin schon ewig, bis endlich mal etwas passiert und die Wiederholungen haben die Story zusätzlich verlangsamt; erst gegen Ende kommt ein wenig Spannung auf. Insgesamt ist es eine sehr ruhige (leider auch stellenweise langatmige) Geschichte. Eingefleischte Callwell-Fans werden jedoch sicherlich gerne in den Erinnerungen schwelgen (- z.B. wie die Annäherung zwischen Maighread und dem singenden Schlossbewohner Joshua einst begonnen hatte -) und begeistert über die Entwicklung der Love Story sein.

Am angenehmen Schreibstil der Autorin gibt es nichts zu rütteln, er passt perfekt zur gemächlichen Feel-Good-Story, die einen in ein malerisches Setting und zu sympathischen Figuren entführt. Auch das Thema Umweltschutz spielt hin und wieder eine Rolle. Im Anhang finden sich allerlei Strickanleitungen, sodass man sich viele der im Roman beschriebenen Kleidungsstücke tatsächlich nachstricken kann.

Fazit: Angenehm leichte Unterhaltung für Zwischendurch aus dem Hause HarperCollins und die perfekte Lektüre für Strick-Fans!

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Keine leichte Kost

Play & Pretend
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Nachdem mich die ersten beiden Bände von Nena Tramountanis Soho-Love-Reihe zwar nicht restlos überzeugt hatten, mir insgesamt aber nicht schlecht gefallen haben, war ich gespannt auf den Abschluss der ...

Nachdem mich die ersten beiden Bände von Nena Tramountanis Soho-Love-Reihe zwar nicht restlos überzeugt hatten, mir insgesamt aber nicht schlecht gefallen haben, war ich gespannt auf den Abschluss der Trilogie, welcher von der schüchternen Schauspielstudentin Briony handelt.

Das Cover im edlen Schimmer-Look ist an die beiden Vorgängerbände angelehnt und reiht sich gestalterisch wunderbar ein; farblich gefällt es mir von allen Werken am besten.

Die sanftmütige, ruhige Briony ist ein äußerst interessanter, vielschichtiger Charakter. Auf der Bühne blüht sie förmlich auf, genießt es, in fremde Rollen zu schlüpfen, um dem eigenen Ich zu entfliehen. Sie versinkt in ihren Schauspielrollen, übernimmt sogar deren Gefühle und flüchtet dadurch – wenigstens für kurze Zeit – vor der Realität, in der sie sich selbst und ihren Körper nicht mag. Aus Band 2, Try & Trust, war mir noch bekannt, dass Briony gerade an Liebeskummer leidet: ihre beste Freundin und WG-Mitbewohnerin Matilda ist inzwischen in einer Beziehung mit Anthony – jenem Jungen, mit dem Briony gerade ihr erstes Mal erlebt hatte. Fairerweise hatte dieser nie einen Hehl daraus gemacht, dass eine ernste Beziehung für ihn nicht infrage kommt, zumindest nicht mit ihr. Hier setzt die Handlung von Play & Pretend an. Nun ist Briony der einzige Single in der WG und hat das Gefühl, von allen bemitleidet zu werden. Das eigentliche Problem ist jedoch ein anderes – sie leidet seit Jahren an einer psychischen Krankheit, die sie bisher gut vor ihrem Umfeld verbergen konnte, selbst vor ihrer Schwester Clover. Ihre Eltern wissen zwar davon, ignorieren die gesundheitlichen Probleme ihrer Tochter allerdings lieber, als sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Nur Matilda kennt die Wahrheit und hat Briony schon immer unterstützt. Überwältigt von ihren unterdrückten Gefühlen und ihrer Krankheit droht Briony ein wichtiges Casting in den Sand zu setzen, brilliert schließlich jedoch an der Seite ihres zukünftigen Schauspielpartners, dem attraktiven Sebastian, den sie einst rüde abblitzen ließ. Sein Interesse an ihr ist ungebrochen und mit viel Feingefühl gewinnt er nach und nach Brionys Vertrauen - und ihr Herz. Sie ahnt nicht, dass sein Geheimnis mindestens so dunkel wie ihr eigenes ist.

Hinsichtlich des Inhalts möchte ich aus Gründen der Spoilervermeidung nicht zu sehr ins Detail gehen, doch die dem Roman vorangestellte Triggerwarnung ist durchaus berechtigt. Für meinen Geschmack hätte es ausgereicht, wenn lediglich eine Figur, nicht aber beide Hauptprotagonisten, mit einer psychischen Krankheit zu kämpfen hätte. Solch schwerwiegende Probleme, quasi im Doppelpack, waren mir zu viel des Guten. Zwar ist die Einbindung in die Story glaubwürdig gelungen und es war offensichtlich, dass die Autorin sich ausgiebig mit den betreffenden Themen beschäftigt hat, allerdings war mir der Grundton der Geschichte dadurch einfach einen Hauch zu negativ. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, als würde eine dunkle Wolke über mir schweben und die Leichtigkeit, der fröhliche Optimismus, die Gefühle, die ich mir eigentlich von einem New-Adult-Werk erhoffe, fehlten komplett. Es war eher recht deprimierend, was eventuell auch an den langen Gesprächen lag, die Briony und Sebastian zu den Themen führten. Tiefgründig war es, doch leider eben auch ziemlich deprimierend. Gerne hätte ich stattdessen noch mehr zum Thema Schauspielerei oder zur Arbeit am Theater gelesen, zumal die ernsteren Themen in meinen Augen letztlich auch viel zu schnell abgehandelt wurden, nachdem ihr Aufbau den Großteil des Romans eingenommen hatte. Im Gegenzug dazu ging mir die (nicht körperliche) Annäherung zwischen den Hauptfiguren deutlich zu schnell. Eine gemeinsame Probe hier, ein Kompliment da, und schon ist man verliebt. Der erste Kuss jedoch passiert erst kurz vor knapp. Mich konnte ihre Verbindung leider nicht erreichen.

Der Schreibstil der Autorin ist ausgereift, emotional und angenehm zu lesen; es wird deutlich, dass sie eine wichtige Message an die Leserschaft herantragen möchte: Es ist okay, sich nicht okay zu fühlen. Nach Hilfe zu suchen ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke. Im Laufe der gemächlich erzählten Geschichte erhalten wir Einblick in sowohl Brionys als auch in Sebastians Gedankenwelt. Leider hat mich das Buch auch spannungsmäßig nicht catchen können, vielmehr plätscherte alles etwas langatmig vor sich hin, passend zu den vielen, vielen Tränen der Figuren – es wird tatsächlich sehr häufig geweint.

Fazit: Eine wichtige Botschaft für mehr Toleranz im Umgang mit psychischen Krankheiten, deren Rahmenhandlung einen positiveren Ton gebraucht hätte, um die unterschwellige pessimistische Grundstimmung des Romans zu überlagern. Für Fans der Reihe sicherlich ein Must-Read, mein Fall war es leider nicht.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Nicht so hinreißend wie erhofft

Bis ans Ende aller Fragen
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Seit Jahren gibt es endlich wieder mal einen neuen Anne-Hertz-Roman – für mich als Fan des Autorinnen-Schwestern-Duos waren das grandiose Neuigkeiten. Zahlreiche ihrer Romane habe ich daheim bereits im ...

Seit Jahren gibt es endlich wieder mal einen neuen Anne-Hertz-Roman – für mich als Fan des Autorinnen-Schwestern-Duos waren das grandiose Neuigkeiten. Zahlreiche ihrer Romane habe ich daheim bereits im Regal stehen und sofern sich ihr locker-leichter Schreibstil nicht verändert haben sollte, war ich überzeugt davon, dass ich auch dieses neue Werk gleich ins Herz schließen würde. Leider haben sich meine - zugegeben hohen - Erwartungen nicht erfüllt, stattdessen war ich letztlich sogar etwas enttäuscht von der Geschichte, deren Grundidee und Handlungseinstieg mir zunächst recht gut gefallen hatten.

Maxi, Ü40, sehnt sich nach einer eigenen Familie mit Kindern – schwierig, so ganz ohne Partner. Ihr Ex hat sie durch eine Jüngere ersetzt und seitdem herrscht Ebbe an der Männerfront. Maxis Geschwister starten zwar regelmäßig Kuppelaktionen, davon ist die Cafébesitzerin allerdings wenig begeistert. Ihre Nichte Summer hat den Geistesblitz, Maxi zu einer Trauergruppe zu schleppen, um dort attraktive Witwer kennenzulernen. Ehe die überrumpelte Maxi die verfahrene Situation aufklären kann, sieht sie sich einer vielversprechenden Bekanntschaft gegenüber und hat zudem auch das Interesse eines anderen Trauernden geweckt. Wie soll sie den beiden Männern nun beichten, dass sie in Wirklichkeit gar nicht unter einem schweren Verlust leidet, sondern lediglich an ihrem nicht existenten Liebesleben verzweifelt?!

Zu Beginn der Handlung empfand ich Maxi, aus deren Sicht erzählt wird (- inklusiver kurzer Rückblicke in Form von Tagebucheinträgen aus ihrer Jugend -) als spontan, aufgeweckt und nett; sie hat ihr Café gut im Griff, ist Summer eine liebevolle, coole Tante und scheint generell ihren Mitmenschen gegenüber viel Mitgefühl zu haben. Kurzum: eine angenehme Person, der man von Herzen Glück gönnen würde. Mein positives Bild von ihr geriet allerdings im Laufe der Handlung immer mehr ins Wanken und gegen Ende war Maxi mir schlichtweg unsympathisch. Sie ist flatterhaft, respektlos und unbeständig, weiß nicht, was sie will und lügt sich durchs Leben (- hiermit meine ich nicht die im Klappentext angekündigte große Lüge im Rahmen der Trauergruppe, diese war mir schließlich im Vorfeld bekannt und ich war gespannt, wie diese Entwicklung wohl gestaltet werden würde -). Zudem verhält sie sich egoistisch, und dermaßen unreif, dass man sie am liebsten schütteln würde. Zwar erkennt Maxi ihr Fehlverhalten und schimpft regelmäßig mit sich selbst (wie mies sie sich doch benähme und dass sie eine verlogene Kuh sei etc.) – das war es dann aber auch schon. Selbstmitleid statt Besserung, lieber vor Problemen weglaufen, anstatt sich ihnen zu stellen oder einfach mal die Wahrheit zu sagen.

Inhaltlich war ich nicht von der Geschichte überzeugt, die so vielversprechend begonnen hatte und aus deren kreativer Grundidee man einiges hätte machen können. Aufgrund der zu überzogenen, unglaubwürdigen Entwicklungen musste ich so manches Mal mit den Augen rollen. In unterhaltsamen Feel-good-Stories wird hinsichtlich unwahrscheinlicher Zufälle ja gerne ein bisschen übertrieben, das ist auch völlig okay, doch hier war es einfach zu viel des Guten. Selbst der Hertz-typische Humor wirkte irgendwie erzwungen und verkrampft. Im Vergleich zu den vorherigen Werken verblasst dieser Roman gänzlich. Mir fehlte das Gefühl, die tiefgründig ausgearbeiteten Figuren und die optimistische Grundstimmung; große Passagen hatten in meinen Augen einen eher negativen, pessimistischen Unterton – vielleicht kam es mir auch nur so vor, weil die Hauptprotagonistin mit der Zeit immer anstrengender wurde.

Das Cover hätte ich farbenfroher gestaltet, insbesondere da die peppige, knallige Hintergrundfarbe ein bekanntes optisches Wiedererkennungsmerkmal aller bisherigen Hertz-Bücher gewesen war; dagegen sieht der weiße Hintergrund hier relativ nichtssagend aus. In der Buchhandlung wäre ich an dem Roman glatt vorbeispaziert.

Fazit: Leider kein Vergleich zu den wundervollen Anne-Hertz-Werken der Vergangenheit. Schade!

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