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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2021

Ungewöhnlicher Roman, der fesselt

RIVER. Die Toten und die Lebenden
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Es ist ein Roman, ein Krimi, eine Familiengeschichte und ein Buch über den Fluss.

Das Buch hat mich überrascht und eingefangen. Das Einfangen hat jedoch länger gedauert, da ich mich erst an den ungewöhnlichen ...

Es ist ein Roman, ein Krimi, eine Familiengeschichte und ein Buch über den Fluss.

Das Buch hat mich überrascht und eingefangen. Das Einfangen hat jedoch länger gedauert, da ich mich erst an den ungewöhnlichen Schreibstil und die Erzählweise gewöhnen musste. Es ist kein Roman, den man in kleinen Häppchen lesen sollte. Ich habe (für mich) festgestellt, dass hier ein Abtauchen und Mitziehen nur über lange Lesestrecken funktionieren.

Man wird direkt in die Geschichte gestoßen. Immer wieder finden Perspektiven-, Orts- und Familienwechsel in kurzen Kapiteln statt. Anfangs verwirrend, wenig greifbar und anstrengend. Doch bleibt man dran und lässt sich mit dem Fluss treiben, dann schließen sich die Lücken und die anfangs nicht zusammengehörenden Charaktere, Orte und Geschehnisse fügen sich immer mehr zu einem Bild. Das Blankeneser Treppenviertel steht im Mittelpunkt und je weiter die Geschichte voranschreitet, desto besser findet man sich in dem Gewirr aus Treppen, Häusern und Hängen zurecht. Es ist ein Ort der anzieht und den Fluss stets im Blick hat. RIVER. Aber nicht jedes Geheimnis wird aufglöst, Fragen bleiben offen und lassen Raum für eine Fortsetzung oder eigene Gedanken.

Veröffentlicht am 06.11.2021

Eine berührende Geschichte

Stay away from Gretchen
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Anfangs habe ich nur gedacht, dass es wieder so eine Nachkriegsgeschichte ist, die man zur Zeit im Überfluss findet. Dann hat mir eine Freundin das Buch empfohlen und ausgeliehen, so dass ich es nun doch ...

Anfangs habe ich nur gedacht, dass es wieder so eine Nachkriegsgeschichte ist, die man zur Zeit im Überfluss findet. Dann hat mir eine Freundin das Buch empfohlen und ausgeliehen, so dass ich es nun doch gelesen habe.

Danke an die Freundin, denn ich habe es sehr gemocht. Die Autorin machte es mir leicht, denn sie hat einen wunderbaren Schreibstil, der den Lesenden bei der Hand nimmt und mitzieht. Am besten hat mir der geschichtliche Part gefallen, denn der ist gut recherchiert und so realistisch wiedergegeben, dass man ein gutes Kopfkino entstehen lassen kann. Ich habe einiges dazugelernt, denn die Geschichte von den Brown Babies war mir nicht bekannt. Die Geschichte spielt u.a. in Heidelberg. Für mich war es wunderbar wieder durch diese Stadt, in der ich einmal gelebt habe, zu laufen.

Danke an die Autorin für die wunderbare Greta, die so die Geschichte mit ihrer Art belebt hat. Auch die anderen Charaktere fand ich gelungen und teilweise sehr unterhaltsam. Die Autorin hat den Spagat zwischen Drama und Komödie gut gemeistert. Die emotionalen Momente rund um Greta und ihr Leben drifteten nie ins Kitschige ab. Die Geschichte rund um Tom fand ich (gerade am Ende) dann doch etwas rührselig, aber das ist Geschmackssache.

Veröffentlicht am 01.11.2021

Was ist Intelligenz?

Intelligenz
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Was ist Intelligenz? Kann man sie wirklich messen und ab wann sind wir intelligent? Ist Intelligenz beeinflussbar oder erblich? Und warum sinkt der IQ?

Es sind viele spannende Fragen, die der Intelligenzforscher ...

Was ist Intelligenz? Kann man sie wirklich messen und ab wann sind wir intelligent? Ist Intelligenz beeinflussbar oder erblich? Und warum sinkt der IQ?

Es sind viele spannende Fragen, die der Intelligenzforscher Jakob Pietschnig beantwortet bzw. versucht zu beleuchten. So manches Mal hatte ich ein AHA-Effekt und war ersteaunt, was alles unsere Intelligenz beeinflussen kann.

Das Buch ist in viele kleine Kapitel aufgeteilt, so dass man sich die Intelligenzforschung in handliche Portionen einteilen kann. Anhand von Studien und deren Ergebnissen erklärt der Autor anschaulich, aber nicht immer einfach, die wichtigsten Fragen zum Thema Intelligenz.

Er beschäftigt sich nicht nur mit der Hochbegabtenförderung, sondern geht auch auf die Mythen über Intelligenz ein. Er zeigt beispielsweise auch auf, was man selber für die Intelligenz tun kann und was man möglichst vermeiden sollte.

Spannende Fragen gut erklärt mit reichlich Quellen am Ende des Buches für eine fortführende Lektüre.

Veröffentlicht am 14.10.2021

Traurig, bitterböse und doch unterhaltsam

Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau
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Ich gebe zu, dass mich der Titel angezogen hatte. Nachdem ich die kurze Inhaltsangabe gelesen hatte, fühlte ich mich an die Geschichte von Julie & Julia erinnert. Aber je weiter die Geschichte fortschritt, ...

Ich gebe zu, dass mich der Titel angezogen hatte. Nachdem ich die kurze Inhaltsangabe gelesen hatte, fühlte ich mich an die Geschichte von Julie & Julia erinnert. Aber je weiter die Geschichte fortschritt, desto weniger hatte diese Geschichte mit Julie & Julia zu tun.

Da es Leser:innen gibt, die bei bestimmten Themen getriggert werden, will ich gleich am Anfang erwähnen, dass es hier auch um häusliche Gewalt und Fehlgeburten geht.

Erzählt wird im Wechsel von Alice, einer jungen New Yorkerin, die mit ihrem Mann in einen Vorort von New York zieht. Sie hat Zeit, zu viel Zeit, wenig Antrieb, um endlich ihr Buch zu schreiben und sie fühlt sich nicht wohl in ihrer Rolle als unfreiwillige Hausfrau. Ihr Mann will ein Kind, sie einen beruflichen Neustart. Die zweite Frau in dieser Geschichte ist Nellie. Sie versucht sich als perfekte Hausfrau, so wie man sich das in den 1950er Jahren vorstellt. Dinnerparties, selbstgebackener Kuchen am Nachmittag beim Frauentreff, ordentliches und sauberes Haus und das Abendessen auf dem Tisch, wenn der Mann heimkommt.

Was nach Idylle klingt, wird ein Alptraum für beide Frauen und jede versucht auf ihre Weise das Problem zu lösen. Die Autorin hat sowohl die traurigen, heftigen und ungerechten als auch die schönen Momente der Frauen festgehalten. Bei manchen Szenen wollte man dazwischen gehen, bei anderen konnte man herzlich lachen, da der Humor der Autorin so wunderbar ironisch und bitterböse ist.

Über den Kapiteln stehen Zitate aus Ratgebern, die eine gute Ehefrau bzw. Hausfrau beachten sollte. Ich war teilweise entsetzt, welche grotesken Forderungen gestellt wurden, welche Ansichten existierten und wie erschreckend ernst die Autor:innen (ja, auch Frauen) diese Ratschläge erteilt haben. Nicht selten stieß man auf ein Zitat, was sich leider bis heute in den Köpfen verankert hat.

Das Buch liest sich schnell und flüssig, die Charaktere sind gut beschrieben und man kann sich sehr schnell in die jeweilige Zeit versetzen. Mit Alice hatte ich meine Probleme, da ich nicht immer ihre Handlungen nachvollziehen konnte. Auf mich wirkte sie für ihr Alter noch recht unreif. Das Ende ist nur teilweise gelungen bzw. ich hätte mich ein anderes Ende gewünscht, aber trotzdem habe ich das Buch gemocht und die Geschichte gern gelesen.

Veröffentlicht am 27.09.2021

Eine warme, ruhige und empathische Geschichte

Montags bei Monica
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Eine warme, ruhige und empathische Geschichte über die Freundschaft, die Liebe und ein kleines Plädoyer für die Aufrichtigkeit.

Alles dreht sich um ein kleines Notizbuch, welches von einer Person zur ...

Eine warme, ruhige und empathische Geschichte über die Freundschaft, die Liebe und ein kleines Plädoyer für die Aufrichtigkeit.

Alles dreht sich um ein kleines Notizbuch, welches von einer Person zur anderen wandert. Im Inneren verstecken sich aufrichtige Geständnisse, die die Menschen, die sie niedergeschrieben haben, sonst niemanden anvertrauen konnten. Jeder, der das Buch fand, konnte die Geschichten der Vorgänger:in lesen und ihre eigene Geschichte hinzufügen, ohne zu wissen, wer sie als nächstes lesen wird.

Aufgrund der ehrlichen Geständnisse werden Menschen zusammengeführt, die sich sonst nicht begegnet bzw. wirklich wahrgenommen hätten. Die einzelnen Charaktere sind unterhaltsam, witzig, eigensinnig und liebenswert. Von jedem Charakter wird eine Geschichte erzählt und in der Verbindung mit den anderen Charakteren weiter ausgebaut und zum Teil zu Ende erzählt. Aus mehreren (zumeist traurigen) Personen wird eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich stützt und gegenseitig motiviert. Es machte Spaß dieser etwas eigenwillig zusammengewürfelten Gruppe zu folgen und ihre Entwicklungen zu sehen.

Es wird gelacht, geweint, geflucht und sich verliebt. Mal glaubwürdig, mal eher nicht so nah an der Realität, aber stets liebevoll zum Charakter. Mir hat die Geschichte gut gefallen. Das Ende war mir eine Spur zu gewollt, aber diesen kleinen Haken haben viele Wohlfühlromane. Es soll den Charakteren gegönnt sein .