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Veröffentlicht am 12.06.2017

Unterhaltsamer Urlaubskrimi

Der Drachen-Klau
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Molly Preston auf Mallorca. Aber ihr Freund Charles Muller recherchiert für seinen Roman und so hat sie mehr Zeit allein, als ihr lieb ist. Beim Wandern auf der kleinen unbewohnten Insel La Dragonera ist ...

Molly Preston auf Mallorca. Aber ihr Freund Charles Muller recherchiert für seinen Roman und so hat sie mehr Zeit allein, als ihr lieb ist. Beim Wandern auf der kleinen unbewohnten Insel La Dragonera ist sie unachtsam und löst einen kleinen Steinschlag aus, dabei verletzt sie einen Wanderer. Der stellt sich als deutscher Aussteiger vor, der hier im Naturschutzgebiet wilden Rosmarin sammelt um sein berühmtes Rosmarinöl herzustellen. Aber ist dieser Gabriel wirklich so harmlos? Bald stellt sich heraus, dass Gabriel mehr als nur Rosmarin anbaut und trocknet. Das passt ganz gut zu Charles Thema, der über Drogenhandel schreiben will. Und eh Molly noch recht begreift, auf was sie da gestoßen ist, hat sie plötzlich die Polizei und einige Verfolger im Nacken.
Wie immer verbindet der Roman eine spannende Unterhaltung mit genauer Ortskenntnis, auch wenn in diesem Buch das Geo Caching nicht mehr die Hauptrolle spielt. Grade die Landschaftsbeschreibungen machen ganz besonders Laune. Sie lassen den Leser in die Atmosphäre Mallorcas eintauchen, sowohl in Touristenhotspots, wie auch in einsame, wilde Landschaften. Wie immer könnte man den Krimi fast schon als Reiseführer benutzen, aber auch die Krimispannung kommt nie zu kurz. Ich finde, dass die Krimis im besten Sinne fast schon „Old School“ sind. Der kluge, realistische Handlungsaufbau - Molly braucht keine Superkräfte und keine haarsträubenden Zufälle um Spuren zu entdecken und zu ermitteln - machen für mich auch das Lesevergnügen aus. Dazu kommt die Hauptfigur, Molly ist rundum sympathisch geschildert, eine geerdete Ermittlerin, die klug und manchmal auch verwegen ist. Auch die anderen Figuren sind allesamt gut gezeichnet.
Ich finde „ Der Drachen-Klau“ ist ein amüsanter Urlaubskrimi, der nicht nur ins Reisegepäck von Mallorca Reisenden passt.

Veröffentlicht am 11.12.2021

Vielschichtig

Die Enkelin
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Mitte der 60ger Jahre lernt der Westberliner Student Kaspar bei einem Pfingstjugendtreffen die Ostberliner Studentin Birgit kennen und verliebt sich in sie. Er ist bereit für sie in den Osten zu gehen, ...

Mitte der 60ger Jahre lernt der Westberliner Student Kaspar bei einem Pfingstjugendtreffen die Ostberliner Studentin Birgit kennen und verliebt sich in sie. Er ist bereit für sie in den Osten zu gehen, doch Birgit will die Freiheit des Westens erleben und so verhilft Kaspar ihr zur Flucht.

Sie leben ein gemeinsames, nicht immer einfaches Leben, geprägt durch Birgits Alkoholsucht und Unstetigkeit, das durch Birgits Tod, vielleicht sogar ein Suizid, endet. Erst jetzt erfährt Kaspar aus Birgits Aufzeichnungen, dass sie damals ein Kind in der DDR zurückgelassen hatte und nicht mehr die Energie aufbrachte, nach der Tochter zu suchen. Auch spürt er, dass es viele Leerstellen in ihrem gemeinsamen Leben gab, vielleicht ahnte er es und wollte es doch nicht wahrhaben.

Kaspar beginnt nach der Tochter zu suchen und macht sie und gleich auch noch eine Enkelin ausfindig. Aber Svenja und ihre Tochter Sigrun leben in einer völkischen Gemeinschaft, am tiefbraunen, rechten Rand unserer Gesellschaft. Unter dem Deckmantel von dörflichen Gemeinschaften, die ökologisch und auf althergebrachte Weise Landbau betreiben wollen, breitet sich diese Szene vor allem in den von Landflucht betroffenen Dörfern der ehemaligen DDR aus.

Wie kann Kaspar eine Verbindung zu seiner Stiefenkelin aufbauen ohne seine Werte zu verraten?

Es ist eigentlich ein Generationenroman um die drei Frauen, gleichzeitig auch eine Geschichte der unterschiedlichen deutschen Staaten und umfasst auch ganz aktuell die rechten Strömungen.

Schlink hat sich in seinem Buch schwierigen Themen auf eine sensible Weise angenähert. Auch wenn mir seine Figuren nicht immer realistisch erschienen – Kaspar blieb mir in seinen Gedanken und Handlungen weitgehend unverständlich – hat mich sein Roman immer wieder mitgenommen. Die Dialoge scheinen nicht unbedingt die Stärke des Autors zu sein. Sie wirken hölzern und besonders die Gespräche Kaspars mit Enkelin Sigrun geraten schon mal unfreiwillig komisch. Außerdem greift Schlink häufig zu Zufällen um seine Geschichte voranzutreiben.

War mir der erste Teil im Erzählton noch sehr kühl erschienen, hat mir der weitere Verlauf besser gefallen. Dennoch hat mich das neue Buch des Autors nicht völlig überzeugen können.

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Aufruhr in Bad Vöslau

Mord in Bad Vöslau
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Im Debüt von Norbert Ruhrhofer vereinigt sich Krimi und Geo Caching auf originelle Weise.

Das Kurstädtchen Bad Vöslau im Speckgürtel Wiens ist der Schauplatz. Beim alljährlichen Kurstadtlauf gibt es einigen ...

Im Debüt von Norbert Ruhrhofer vereinigt sich Krimi und Geo Caching auf originelle Weise.

Das Kurstädtchen Bad Vöslau im Speckgürtel Wiens ist der Schauplatz. Beim alljährlichen Kurstadtlauf gibt es einigen Aufruhr gegen den örtlichen Bauunternehmer der das altehrwürdige Thermalcafé abreißen und stattdessen einen Appartmentkomplex hochziehen will. Es fliegen faule Eier und Tomaten. War diese Aufregung für den herzkranken Waldemar Lieblich zu viel? Er stürzt mit einem Herzinfarkt aus dem Rollstuhl, selbst die engagierten Reanimierungsversuche des Nachbarn Schöberl, der neben dem Ehepaar Lieblich stand, sind erfolglos.

Alle glauben an einen natürlichen Tod, allerdings will die Dorfklatschtante Katzinger blauer Funken gesehen haben und sie animiert das Ehepaar Pokorny zu privaten Ermittlungen.

In diesem Regionalkrimi gibt es fast nur ausgesprochen skurrile und schrullige Figuren. An ihrer Spitze die Frau Katzinger, die Penetranz und Neugierde zu ihrem Markenzeichen machte. Die Revierleiterin Ottilia Wehli, meist nur als O-Weh bezeichnet, vereinigt Ignoranz und Dummheit und macht damit dem Inspektor Sprengnagl das Leben schwer.

Mir sind die Figuren zu abgedreht ausgefallen. Ich liebe Schrulligkeit in einem Regionalkrimi, das ist oft das Salz in der Suppe, aber hier war es zu überzeichnet. Und das wurde auch durch die Wiederholungen nicht origineller, dass Pokorny ein Freund von Lebensmitteln ist und deshalb mit seinem Übergewicht und seinem E-Bike kämpft, muss nicht in jedem Kapitel erwähnt werden. Ignorante Vorgesetzte sind ja fast schon ein Muss im Krimi, aber die Dummheit der O-Weh ist zu übertrieben geraten.

Ansonsten fand ich die Beschreibungen von Bad Vöslau sehr schön, man kann sich gleich ein Bild der Örtlichkeiten machen und witzig fand ich, dass es alle erwähnten Schauplätze gibt. Wer Spaß am Geo-Caching hat, kann sich gleich mit auf Schatzsuche begeben.

Ein unterhaltsamer Regionalkrimi der mit österreichischen Charme punktet, ich liebe dialektgefärbte Dialoge und finde es schön, dass nicht alles „eingedeutscht“ wird.

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Veröffentlicht am 17.11.2021

Eine Leiche im Keller

Sarg niemals nie (Betty-Pabst-Serie 1)
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Als Betty Pabst stressbedingt einige Tage bei ihrer Familie in Bielefeld ausspannen will, wird ihr gleich wieder klar, warum sie nach dem Abitur so schnell nach Berlin zum Studium geflohen ist.

Die Pabst ...

Als Betty Pabst stressbedingt einige Tage bei ihrer Familie in Bielefeld ausspannen will, wird ihr gleich wieder klar, warum sie nach dem Abitur so schnell nach Berlin zum Studium geflohen ist.

Die Pabst sind seit Generationen die Bestatter im Ortsteil Jöllenbeck und das Sarglager war früher Bettys liebster Spielplatz. Aber nun begegnen sich die Eltern nur gereizt und haben Geheimnisse, der Großvater zeigt demenzbedingte Ausfälle, will aber das Zepter nicht aus der Hand geben und der kleine Bruder scheint zum Ekelpaket mutiert. Als ob Betty mit ihren Beziehungsproblemen nicht schon genug Sorgen hätte, liegt nun im Keller ihre frühere Musiklehrerin. Angeblich an einem allergischen Schock nach einem Bienenstich gestorben. Aber nun ist Betty Ärztin, zwar erst überforderte Assistenzärztin, aber dass an diesem Tod nicht alles koscher ist, erkennt sie sofort. Aber weder ihr Vater, noch ihre Jugendliebe, inzwischen örtlicher Kriminalkommissar wollen sie ernst nehmen. Der alte Hausarzt, der den Totenschein ausstellte, reagiert natürlich sofort gereizt und wirft Betty aus der Praxis, aber die lässt nun nicht locker. Was stimmt nicht in diesem esoterischen Zentrum, das die Tote sehr erfolgreich führte?

Bestatter und Mord – das ist schon bei einigen Krimis ein Erfolgsrezept gewesen. Kein Wunder, dass mich der Titel auch gleich angesprochen hat. Der Plot ist wirklich ganz clever ausgedacht, Bienengiftallergie ist nicht grade selten und wie viele Morde unentdeckt bleiben, kann man nur ahnen.

Die Geschichte ist temporeich und ziemlich turbulent, aber auch etwas überladen. Betty muss ihren aktuellen Beziehungsstress verarbeiten und mit Kommissar Jonas kommt auch noch die Enttäuschung der ersten unerwiderten Liebe dazu. Und ausgerechnet mit ihrer ehemals besten Schulfreundin ist Jonas inzwischen verheiratet! Die Auftritte von Betty sind immer ziemlich wirr und unausgegoren, ihre Spurensuche kann man am ehesten mit tollpatschig beschreiben. Aber daraus resultiert weniger Humor, eher fand ich es nervig. Mal ist Betty taff und gleich danach wieder unsicher und hilflos. Letztendlich trifft es ein Satz aus dem Buch sehr gut: „ du sendest immer so widersprüchliche Signale“.

Der Autor schreibt unterhaltsam und als Drehbuchautor weiß er auch seine Pointen und Gags zu setzen, aber restlos überzeugt hat mich der Krimi nicht.

Und dann ist da noch die Frage, die mich schon lange umtreibt: Warum müssen manche Autoren in ihrer Kurzbiografie immer eine ganze Liste möglichst abwegiger, skurriler Tätigkeiten und Berufe auflisten? Warum hier ausgerechnet der oft genannte Totengräber fehlt, wundert mich – das hätte doch zum Plot gepasst.

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Veröffentlicht am 15.10.2021

Tod vor der Hexenküche

Blinder Zorn und Blaue Zipfel
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Dora Dotterweich ist Köchin im Schlossrestaurant „Eppelein“, aber wohl fühlt sie sich dort nicht. Nachdem das Schloss schon Schauplatz zweier Morde war – bei denen sie sehr zum Missfallen der Polizei – ...

Dora Dotterweich ist Köchin im Schlossrestaurant „Eppelein“, aber wohl fühlt sie sich dort nicht. Nachdem das Schloss schon Schauplatz zweier Morde war – bei denen sie sehr zum Missfallen der Polizei – eifrig mitmischte, fühlt sie sich zunehmend bedroht.

Ein neuer Job muss her und es wird ein eigenes kleines Lokal, namens Hexenküche. Ist jede Werbung gut? denkt sich Dora, als sie kurz nach der Eröffnung eine Leiche vor ihrem Restaurant findet.

Die Tote heißt Helene Tausendschön, ist mitleidslose Bankerin und hat überhaupt keine Bedenken in fremden Eherevieren zu wildern. Eine solche Ermittlungsvorlage lässt sich Dora doch nicht entgehen, auch wenn Kommissar Janzen das überhaupt nicht gut findet. Kommissar Janzens Assistent ist ein ausgesprochener Fan von Doras Küche und überhaupt von allem Essbaren und so fällt es der fränkischen Miss Marple auch nicht schwer, alle Ermittlungsdetails zu erfahren.

Der Krimi hat eine Protagonistin, die eher spontan als überlegt agiert. Kommt ihr ein Einfall, ein Verdacht, dann stürmt sie sofort los und wirft sich vehement in Observation oder Befragung. Das gefällt nicht jedem, wie Dora schmerzhaft erfahren muss. Aber immer bleibt noch Zeit für ein leckeres Menü oder fränkische Spezialitäten, die man als Rezepte auch im Buch findet und die Lust aufs Nachkochen machen.

Das Buch ist eher ein Humorkrimi, er lebt von den vielen Dialogen in fränkischer Mundart und die LeserInnen können ihren Schimpfwortschatz erweitern, denn es geht durchaus auch mal derb zu.

Die Krimihandlung ist mir bei all den witzigen Einfällen ein bisschen zu kurz gekommen und wer hinter den Bedrohungen von Dora während der Zeit als Schlossköchin steckt, ist mir auch nie klar geworden. Vielleicht fehlt mir da das Vorwissen aus ihren ersten Fällen.

Ein amüsanter Ausflug nach Franken mit einer abenteuerlustigen Ermittlerin und vielen tollen Küchentipps. Ein Genusskrimi eben!

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