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Veröffentlicht am 20.10.2021

Ein zauberhaftes Weihnachtsfest

Friesenwinterzauber
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Inhalt:
Isabel wäre über Weihnachten eigentlich auf Hawaii gewesen, aber leider haben sich ihre Pläne kurzfristig geändert und sie stellt sich auf ein einsames und ruhiges Weihnachtsfest ein. Doch ihre ...

Inhalt:
Isabel wäre über Weihnachten eigentlich auf Hawaii gewesen, aber leider haben sich ihre Pläne kurzfristig geändert und sie stellt sich auf ein einsames und ruhiges Weihnachtsfest ein. Doch ihre Nachbarin bittet sie darum, sie in deren Heimat zu begleiten. Gemeinsam mit ihrer Hündin Mari und Frau Osterfeld reist Isabel also nach St. Peter-Ording, wo Frau Osterfeld sich mit ihrer Schwester aussöhnen will. Isabel weiss noch nicht, dass auch auf sie einige menschliche und tierische Begegnungen warten, welche ihr Leben nachhaltig verändern und ihr das Weihnachtsfest verzaubern werden.

Meine Meinung:
Schon länger einmal wollte ich einen Roman von Tanja Janz lesen (ihr Sachbuch "Der ist ja nicht doof, nur irgendwie hochbegabt" hat mich vor einigen Jahren bestens unterhalten) und ich konnte mich bei diesem schönen weihnachtlichen Cover einfach nicht zurückhalten. Ich bin nicht enttäuscht worden und habe mich in kalte, winterliche Landschaften, hektische Weihnachtsvorbereitungen und ein kunterbuntes Dorfleben gelesen und wäre am liebsten direkt nach St. Peter-Ording gereist, um gemeinsam mit Isabel Weihnachten zu feiern. Besonders gut gefallen hat mir, wie die Geschichte aufgebaut ist und wie die Protagonistin Isabel ihre Umgebung und vor allem die Menschen in ihrer Urlaubsregion genau beobachtet und einschätzt. Ich habe mich beim Lesen so richtig aufgehoben gefühlt, habe mitgefiebert und bei einem Umbau sowie einer grossen Weihnachtsüberraschung mitgeholfen und mich dabei in Tanja Janz Erzählsprache verliebt und dass sich dabei einiges ein wenig gar kitschig und vorhersehbar entwickelt hat, hat mich bei diesem Weihnachtsroman kaum gestört.

Schreibstil:
Tanja Janz erzählt flüssig, einfühlsam und weiss genau, wie sie Emotionen transportieren kann. So habe ich am Ende einige Tränchen verdrückt, mir stellenweise aber auch einige Lacher verkneifen müssen.
Ausserdem ist mir aufgefallen, wie sehr die Autorin Tanja Janz auf Details achtet. Beispielsweise hat Isabel ein Hündin namens Mari, welche sie auf Schritt und Tritt begleitet. Mari geht aber im Verlauf der Geschichte nicht einfach in Vergessenheit, wie das so oft bei Haustieren von Protagonist:innen der Fall ist. Vielmehr wird sie stetig miteinbezogen, gefüttert und sogar beaufsichtigt, wenn Isabel gerade einmal nicht auf sie aufpassen kann. Auch findet sich auf dem Vorsatz des Buches eine Karte der Region, die erstaunlich genau ist und auch im Verlauf der Geschichte werden einzelne Distanzen und Regionen so bildhaft geschildert, dass ich mir wirklich vorstellen konnte, wie dieses schöne Fleckchen Erde aussieht.

Meine Empfehlung:
Nach der Lektüre dieses Buches kann ich Weihnachten kaum mehr erwarten und ich habe mir gleich einmal die ganze Reihe vorgemerkt, weil ich definitiv noch weitere Bücher von Tanja Janz lesen möchte. Für dieses Wohlfühlbuch gibt es von mir eine herzliche Empfehlung.

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Veröffentlicht am 19.10.2021

Berührend und unterhaltsam, mitten aus dem Leben gegriffen

Es wird Zeit
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Inhalt:
Judith steht in der Mitte ihres Lebens, hat drei Kinder, einen Mann und ein grosses Geheimnis. Aufgrund des Todes ihrer Mutter reist sie in ihre Heimat und trifft unerwartet nicht nur ihre ehemals ...

Inhalt:
Judith steht in der Mitte ihres Lebens, hat drei Kinder, einen Mann und ein grosses Geheimnis. Aufgrund des Todes ihrer Mutter reist sie in ihre Heimat und trifft unerwartet nicht nur ihre ehemals beste Freundin, die gegen eine schwere Erkrankung kämpft, sondern wird auch von einer grossen Leere und Unsicherheit heimgesucht. War es das jetzt schon? Oder was mag da noch kommen? Judith merkt, dass nur sie diese Fragen beantworten und ihr Leben in die Hand nehmen kann.

Meine Meinung:
Von Ildikó von Kürthy habe ich bereits drei Bücher gelesen hatte und weil mir dieses bunte Cover einfach gefällt, wollte ich dieses Buch auch schon länger einmal lesen. Ich wurde nicht enttäuscht und fühlte mich mit dem locker-flockigen Schreibstil sofort wieder angekommen. Ausserdem war ich ganz überrascht, im Buch Illustrationen aus der Feder von Peter Pichler zu finden. Bilder trifft man ja in Bücher für "Erwachsene" so oder so viel zu selten an, wenn sie aber noch so gelungen sind, macht das besonders viel Freude.
Seit der letzten Lektüre eines Buches von Ildikó von Kürthy bin nicht nur ich erwachsener geworden, auch Ildikó von Kürthy ist reifer geworden und schlägt ernste, melancholische Töne an, die mir sehr gut gefallen haben. Mitten im Leben angekommen zu sein, bedeutet auch, sich langsam aber sicher mit dem eigenen Altern, dem Sterben der Eltern und dem Frieden mit den eigenen Lebensentscheiden zu befassen, was sicher nicht immer einfach ist. Einfühlsam und sehr berührend erzählt von Kürthy die Geschichten von Judiths Abschied von ihrer Mutter und von Judith und ihrer besten Freundin Anne, die sich fast verloren hätten und nun von einer Krankheit auseinandergerissen werden. Die Autorin schafft es dabei, tief zu berühren, den ihr eigenen Witz und Humor aber nicht zu kurz kommen zu lassen und auch immer wieder für skurrile und herzerwärmend heitere Momente zu sorgen. Dafür sorgen vor allem Judiths Freunde - Martina, deren Sohn mit Judiths Zwillingen zur Schule gegangen ist, sowie Erdal, der Promi in seiner Glitzerwelt und Karsten, sein bodenständiger und ruhiger Mann - die Judith in jeder Lebenslage zur Seite stehen und sich alle wunderbar ergänzen.

Meine Empfehlung:
Vom Alltag auf der Onkologie, einer missglückten Beisetzung, einem sich anbahnenden Seitensprung und einer Freundschaft, die auch die dramatischsten Auseinandersetzungen überdauert bis hin zum Finden einer neuen, eigenen Bestimmung und einer Rache mit Kuhmist ist in diesem Buch einfach alles zu finden. Humorvoll aber auch tief berührend erzählt Ildikó von Kürthy mitten aus dem Leben und ja, das ist manchmal eine Spur zu abgedreht und manchmal ein wenig gar stereotyp, aber das ist auch schon die einzige Kritik, die ich anbringen kann, weshalb ich euch dieses Buch sehr herzlich empfehle.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Besonders und fesselnd erzählt, emotional eher distanziert

Juja
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Inhalt:
Die Texte von Jeanne Saré (angelehnt an die fiktive Dichterin Danielle Sarréra), einer jungen Frau, deren Weltschmerz und Lebensumstände sie schliesslich zum Suizid getrieben haben, haben das Leben ...

Inhalt:
Die Texte von Jeanne Saré (angelehnt an die fiktive Dichterin Danielle Sarréra), einer jungen Frau, deren Weltschmerz und Lebensumstände sie schliesslich zum Suizid getrieben haben, haben das Leben so vieler Menschen verändert und beendet. Während Forschende, Liebende und Hinterbliebene sich den Texten annehmen und beginnen, an der Existenz von Saré zu zweifeln, nähern sie sich einander und ihrer eigenen Geschichte an und die Kraft der Literatur entfaltet ihre Wirkung.

Meine Meinung:
Von Nino Haratischwili habe ich vor zwei Jahren "Das achte Leben (für Brilka)" gelesen und geliebt. "Juja", Haratischwilis Debütroman, ist mir erst gerade secondhand begegnet und weil mir das Buch vorher kein Begriff war, ich aber so oder so schon lange einmal weitere Werke der Autorin lesen wollte, habe ich es mitgenommen.
Die letzten paar Tage hat es mich durch den Alltag begleitet und ich war fasziniert von der zuerst sehr verwirrenden, dann aber immer klareren Gestaltung, von den vielen Perspektiven und Figuren, die schliesslich ineinander übergehen, von den Fragen, die aufgeworfen werden und nach und nach zu einer Antwort führen und von der Sprache, die so packend, kraftvoll und zart zugleich erzählt.
Für mein persönliches Empfinden sind aller Spannung und Dramatik zum Trotz die Emotionen und die Faszination, die Sarés Texte und ihr Suizid auf zahlreiche Menschen ausgeübt hat sowie der Bezug zum Titel ein wenig zu kurz gekommen. Dennoch lässt sich in diesem Erstling die grosse literarische Qualität der Autorin erkennen und ein Eintauchen in diese einzigartige Geschichte und ihre packende Sprache lohnt sich sehr.

Meine Empfehlung:
"Juja" ist ein eher anspruchsvolles, aber um so packenderes Buch, das mich emotional nicht ganz abholen konnte, das durch den geschickt konstruierten Aufbau und die faszinierenden Perspektiven aber trotzdem äusserst lesenswert und beeindruckend erzählt ist. Von mir gibt es eine herzliche Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Die perfekte Herbstlektüre

Die Rückkehr der Apfelfrauen
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Inhalt:
Bei einem gemeinsamen Wochenende in Venedig bemerken die fünf Apfelfrauen, dass sie zwar in Kontakt geblieben sind, sich aber dennoch ein wenig aus den Augen verloren haben. Da kommt es gerade ...

Inhalt:
Bei einem gemeinsamen Wochenende in Venedig bemerken die fünf Apfelfrauen, dass sie zwar in Kontakt geblieben sind, sich aber dennoch ein wenig aus den Augen verloren haben. Da kommt es gerade wie gerufen, dass Eva auf ihrem Biohof in Arbeit ertrinkt und ganz nach dem Motto "Alle für eine, eine für alle" die Unterstützung ihrer vier Freundinnen erbittet. Die Arbeit auf dem Hof, den Kampf gegen ihren korrupten Nachbarn und die langen Abende mit Wein und gutem Essen bringen die Frauen einander wieder näher und lassen sie einen farbenfrohen und ereignisreichen Herbst erleben.

Meine Meinung:
2014 habe ich "Eva und die Apfelfrauen" gelesen und als 2018 die Fortsetzung erschien, wollte ich das Buch ebenfalls unbedingt lesen. Jetzt endlich habe ich es geschafft, nach Wannsee zurückzukehren und wieder in den Alltag dieser vier Frauen und vor allem von Eva, die mittlerweile mit ihrem Mann einen Biohof bewirtschaftet und von einem Baumblütenhotel träumt, das in den hochstämmigen Apfelbäumen errichtet werden soll, einzutauchen.
"Die Rückkehr der Apfelfrauen" hat mich wunderbar auf den Herbst eingestimmt, mich in Tania Krätschmars schöne Beschreibungen der Natur versinken lassen und mich einige Male so richtig hungrig gemacht. Zum Glück finden sich im Anhang ein paar Apfelrezepte, die förmlich danach schreien, ausprobiert zu werden.

Was mir aufgefallen ist und was mich vermehrt in Büchern stört, sind einzelne Formulierungen, die einfach ein wenig aus der Zeit gefallen wirken. Beispielsweise wird durchgehend fatshaming betrieben und die mehrgewichtige Tochter der Apfelfrau Dorothee wird als unattraktiv bezeichnet und permanent auf ihr Gewicht reduziert. Ausserdem werten sich die fünf Apfelfrauen als Frauen selber ab "Wir Frauen brauchen halt ein wenig länger", "Du weisst ja, wie wir Frauen sind" und ähnliche Formulierungen tauchen regelmässig auf und passen sicher in die Altersklasse, schliesslich sind die Apfelfrauen nicht mehr die Jüngsten, aber ich finde trotzdem, dass solche Formulierungen ein wenig gar oft vorgekommen sind und nicht ausschliesslich scherzhaft, sondern effektiv abwertend verwendet werden.

Nichtsdestotrotz habe ich mich in der Welt und auf dem Hof der Apfelfrauen wohlgefühlt und hätte mich am liebsten zu ihnen gesellt, mich mit ihnen ausgetauscht, ihre Gerichte gekostet (und selber ab und zu für sie gekocht) und mit ihnen lange, weinselige, Abende verbracht.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch gehört einfach in den Herbst und ich bin froh, es im September gelesen zu haben. Greift gerne zuerst zu "Eva und die Apfelfrauen" und lasst es euch inmitten der bunten Apfelsorten und der fröhlichen Frauenrunde gut gehen.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Bis zum Ende spannend, sehr ruhig erzählt

Mohnblumentod
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Inhalt:
Nach der Entführung eines Babys wird Kommissarin Charlie Lager auf den aussergewöhnlichen Fall angesetzt. Obwohl die Eltern sehr wohlhabend sind, gibt es nämlich keine Lösegeldforderung. Bald aber ...

Inhalt:
Nach der Entführung eines Babys wird Kommissarin Charlie Lager auf den aussergewöhnlichen Fall angesetzt. Obwohl die Eltern sehr wohlhabend sind, gibt es nämlich keine Lösegeldforderung. Bald aber finden sich zahlreiche Ungereimtheiten rund um die Familie und das nähere Umfeld des verschwundenen Mädchens. Lager kämpft somit nicht nur gegen die unbarmherzig verrinnende Zeit an, sondern auch gegen die Lügen der Verdächtigten und die Geister ihrer eigenen Vergangenheit, die plötzlich präsenter denn je im Raum stehen.

Meine Meinung:
Dieser in kurzen Kapiteln uns aus zwei Perspektiven erzählte Thriller hat alles, was dieses Genre braucht: Rätsel, Spannung, Lügen und eine äusserst düstere Grundstimmung. Immer wieder erfahren wir Geschichten aus der Vergangenheit der Ermittlerin und aus dem Leben einer weiteren Figur, von der anfangs nicht klar ist, wie sie mit dem Verschwinden des Babys zusammenhängt. Während mehr und mehr Zeit verrinnt, kommen zwar weitere Geheimnisse ans Licht, aber bis ganz zum Schluss bleibt die Auflösung verborgen und erst auf den letzten Seiten wird schliesslich klar, welche erschreckenden Ausmasse dieser Fall annimmt. Lina Bengtsdotter hat die Geschichte hervorragend choreografiert und wirklich ins letzte Details fesselnd, erschütternd und grandios erzählt zusammengefügt.

Schreibstil:
Besonders gut gefallen hat mir, dass dieser Thriller komplett ohne blutrünstige Szenen auskommt und trotzdem von der ersten bis zur letzten Seite düster und packend ist. Dies liegt natürlich an der Handlung, die zahlreiche menschliche Abgründe, Sucht, Missbrauch und Familiengeheimnisse thematisiert, aber auch an den zahlreichen Rückblenden, die sowohl die schwierige und traumatische Vergangenheit der Ermittlerin, als auch bereits vergangene Fälle in die Handlung einfliessen lassen. Dies sorgt sicher für kleine Spoiler, was mich aber bei Krimis und Thrillern nie stört, sondern eher noch neugieriger auf die vergangenen Fälle macht. Die Autorin schafft es, ihre Ermittlerin zugleich verletzlich, stark, einfühlsam und brillant darzustellen. Ihre Beschreibungen gehen unter die Haut und einzelne Szenen aus der Vergangenheit haben mich tief berührt.

Meine Empfehlung:
Ich habe eine neue Thriller-Reihe für mich entdeckt und werde mir die ersten zwei Bände auch ganz bald gönnen und dann auf viele Fortsetzungen hoffen. Von mir gibt es also definitiv eine sehr herzliche Empfehlung für dieses packende Buch.

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