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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2019

Eine überraschend große Portion Erotik.

Heartless
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MEINE MEINUNG:
Sind wir ehrlich: der Klappentext alleine war definitiv nicht ausschlaggebend für meine Anfrage beim Verlag, obwohl auch der extrem gut klang – auch das Cover hat dazu beigetragen, dass ...

MEINE MEINUNG:
Sind wir ehrlich: der Klappentext alleine war definitiv nicht ausschlaggebend für meine Anfrage beim Verlag, obwohl auch der extrem gut klang – auch das Cover hat dazu beigetragen, dass ich das Buch unbedingt in meinem Regal haben wollte. Die Freude, nachdem die Zusage kam, war also dementsprechend groß und ich möchte mich nochmal ganz herzlich beim Lyx-Verlag bedanken. Das Buch kam dann auch, nach kurzer Wartezeit, bei mir an und da ich mein aktuelles Currently Reading gerade beendet hatte; konnte ich mich sofort in die Geschichte rund um Aidy und Ace stürzen. Ob mir der Inhalt genau so zugesagt hat, wie das nette Motiv auf dem Cover, verrate ich euch jetzt. Viel Spaß.

In „Heartless“ treffen wir auf zwei absolut unterschiedliche Persönlichkeiten, die aber wunderbar miteinander harmonieren und sich gegenseitig perfekt ergänzen. Alleine die Konversationen, die Dialoge und die Interaktionen miteinander waren so ehrlich und vollkommen authentisch.
Zum einen wäre da Aidy, die Make Up Artist, die definitiv weiß, was sie will; die sehr selbstbewusst und bodenständig rüber kommt und dabei nur so vor Leben sprüht. Ich fand diese Frau einfach unheimlich authentisch und sehr lebensnah, sehr liebenswert, humorvoll, interessant und absolut real. Endlich mal keine Dramaqueen, die sich vom Verhalten anderer beeinflussen oder verunsichern lässt, sondern einfach das macht, was sie für richtig hält. Aidy handelt vollkommen glaubhaft, ihre Gedankengänge waren für mich stets nachvollziehbar und ihr Charakter allgemein wirkte sehr harmonisch. Ich hätte mir vielleicht noch das ein oder andere Detail aus ihrer Vergangenheit gewünscht, einfach damit die Figur noch ein wenig Tiefgang bekommen hätte; denn was Aidy früher erlebt hat; ob sie überhaupt Beziehungen hatte, wo sie aufgewachsen ist, erfahren wir mit keiner Silbe. Dennoch gefiel sie mir auf Anhieb gut und ich fühlte gern mit ihr mit. Sie war eine große Bereicherung für die Geschichte und ich hätte mir fast kein perfekteres Gegenstück zu Ace vorstellen können.
Ace verkörperte nämlich das pure Gegenteil zu der quirrligen Aidy. Er war mürrisch, abweisend und wirkte auf mich distanziert und unnahbar. Er hatte sich vom Leben zurück gezogen und das nicht ohne Grund. Denn das war mir an Aidy’s Vergangenheit fehlte, gabs bei Ace in doppelter und dreifacher Ausführung. Seine vorheriges Leben wurde aus einigen Blickwinkel beleuchtet, was im Umkehrschluss dafür sorgte, dass man seinen Charakter und seine Art nachvollziehen konnte. Man verstand seinen Rückzug, seine Isolation vom Leben, und endlich sind es mal Ereignisse, die tatsächlich solche charakterlichen Veränderungen auslösen können und keine aufgeputschten Mimimi-Erlebnisse, wie der Tod des Hamsters. Gott ich liebte Ace auf ganzer Linie, ich fand ihn so interessant und spannend, freute mich, ihn immer näher kennenlernen zu können und gestehe, dass ich mich in diesen einzigartigen Charakter innerhalb kürzester Zeit verlieben konnte.
Nebenfiguren wie zum Beispiel Wren, Aidy’s Schwester, gefielen mir ebenfalls gut. Natürlich bekamen sie nicht die Aufmerksamkeit, die man vielleicht erwarten könnte, aber in Anbetracht dessen, dass sie keine allzu tragende Rolle spielten, störte mich das nicht. Enzo, der kleine Neffe von Aidy ist hingegen einfach zuckersüß – ich merke schon, dass Kinder in solchen Büchern immer besonders gut bei mir ankommen, weswegen ich Enzo als heimlichen Star der Geschichte sehe.

Winter Renshaw hält sich nicht großartig mit Beschreibungen auf, sondern setzt eher darauf, die Handlung voran zu bringen. Mir gefiel der Schreibstil enorm gut, denn der Lesefluss war einfach mitreißend und die Sprach leicht verständlich und dem Genre angepasst. Auch die erotischen Szenen fand ich schön geschrieben, nicht unbedingt romantisch, aber dafür doch authentisch. Gerade in diesen Momenten geht es auch mal ein wenig derber zu, was die Sprache betrifft; was mich aber nicht störte – ich fand es dennoch niveauvoll, wenn man das so nennen kann. Dabei kommt man schnell, fast fliegend durch die Seiten und ich war wirklich jedes Mal überrascht, wie viele Kapitel ich in doch recht kurzer Zeit inhaliert hatte. Das Buch ist übrigens, ganz wie es inzwischen modern ist, in zwei Sichten unterteilt; man liest also sowohl aus Aidy’s, als auch aus Ace’s Sicht, was ich sehr gerne mochte, da die Autorin zusätzlich dazu noch auf die Ich-Perspektive zurückgreift, was ich bei New Adult stets bevorzuge. Außerdem, und das möchte ich nicht unerwähnt lassen: es gibt immer wieder Einblicke in das Tagebuch, von dem schon im Klappentext die Rede ist. Diese Passagen sind so emotional, fast poetisch geschrieben; was wiederum in relativ starken Kontrast zum restlichen Stil steht.

Die Idee an sich war auch hier keine Neuerfindung des Rads – aber ich fand sie trotzdem sehr unterhaltsam zu verfolgen. Schon in der Einstiegsszene spielt das Tagebuch, das Aidy findet, eine wichtige Rolle und diese Wichtigkeit zieht sich auch durch die gesamte Geschichte. Als Leser durften wir also erleben, wie Aidy immer wieder Szenen aus diesem Buch liest, wie sie anfängt zu schmachten, wie sie sich darin verliert. Und die Einträge haben natürlich auch eine Bedeutung für den weiteren Verlauf der Story, was ich so in einem New Adult dann doch noch nie hatte. Ansonsten sind es zumeist allseits bekannte Elemente, die sich schon in anderen Büchern bewährt haben, die diese Geschichte zu einem Pageturner machen. Es war auf seine eigene Art und Weise spannend, mehr auf emotionaler Ebene, aber sie war definitiv gegeben und ich war doch sehr neugierig, was die Auflösung am Ende für mich parat hielt. Doch genau so wie es die Spannung gab, so gab es auch Szenen, die einem einfach gut taten, einem warm ums Herz werden ließ und Wohlfühl-Momente entstehen ließen. Es gab gen Ende eine Wendung, die wirklich Zündstoff versprach und ich hab der Abhandlung dieses Aspekts echt entgegen gefiebert – ich wusste; da knallt es nochmal richtig. Leider aber wurde das alles sehr ruhig und vor allen Dingen sehr schnell abgehandelt und vom Tisch gefegt – da hätte man gut und gerne nochmal 10 Seiten einbauen können, um das Drama, das diese Szene definitiv versprach, auch aufkommen zu lassen. Da mischte sich eine kleine Prise Enttäuschung mit in meine Begeisterung; doch spätestens als dann der Epilog gelesen war, war ich dann doch rund herum zufrieden mit dem Abschluss und konnte mir ein wohliges Seufzen und ein Schmunzeln nicht verkneifen.

FAZIT:
„Heartless“ von Winter Renshaw ist ein gelungener New Adult Roman, der besonders durch die beiden Hauptfiguren und einen mehr als angenehmen Schreibstil überzeugt. Das Buch konnte mich emotional vollkommen erreichen und ich fühlte mich in der Geschichte sehr wohl. Es gab nicht viele Wendungen oder Überraschungen; es war alles ein wenig vorhersehbar, aber das muss ja nicht zwingend etwas schlechtes sein, solange die Story an sich gut geschrieben und mitreißend ist; und das ist definitiv der Fall. Ich fand es auch gut, dass das Buch mit relativ wenigen Sex-Szenen auskommt und die Autorin ihr Augenmerk mehr auf die Handlung legte. Für mich ein schöner, spannender und kurzweiliger Zeitvertreib mit minimalen Schwächen. Ich freue mich auf Band 2 der Reihe.

Veröffentlicht am 20.10.2021

Gute Unterhaltung für Zwischendurch, aber nicht mehr.

Secret Academy - Verborgene Gefühle (Band 1)
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Der Einstieg in die Geschichte fällt nicht weiter schwer. Durch den sehr angenehmen, leicht zu lesenden Schreibstil von Valentina Fast kann man sich die Begebenheiten und Charaktere direkt vor Augen führen ...

Der Einstieg in die Geschichte fällt nicht weiter schwer. Durch den sehr angenehmen, leicht zu lesenden Schreibstil von Valentina Fast kann man sich die Begebenheiten und Charaktere direkt vor Augen führen und es gab überhaupt keine Verständnisprobleme. Sie schreibt flüssig, einfach und man merkt schon früh, dass es wirklich durch und durch ein Jugendbuch ist – was ja nichts negatives ist; sondern einfach eine Tatsache, die ich gern erwähnt haben wollte. Die Sätze sind kurz und knackig, erzeugen aber dennoch die nötige Stimmung für diesen Roman. Allgemein herrscht eine sehr einnehmende, für ein Internat so charakteristische Atmosphäre, die mich komplett packen und für sich gewinnen konnte. In Sachen Details hält sich die Autorin eher zurück, überlädt die Geschichte nicht, sondern konzentriert sich auf die wichtigen Dinge wie Flair, Tiefgang und Spannung.
Die Sprecherin Nora Jokhosha war mir bis zu diesem Hörbuch gänzlich fremd, doch auch sie überzeugte mich mit ihrer Art, ihren verschiedenen Stimmlagen und den passenden Betonungen. Sie schafft es, sowohl die temporeichen Passagen wie auch die emotionalen Parts authentisch zu vertonen und den Figuren im gleichen Zuge eine Menge Leben einzuhauchen. Ich hab also mal wieder, in Bezug auf Schreibstil und Sprecher, nichts zu kritisieren.

Womit ich hingegen nicht so richtig warm wurde, war die Protagonistin. Ich mochte Alexis gerne; das steht außer Frage. Aber mir wollte es einfach nicht gelingen, eine richtige Bindung zu ihr aufzubauen. Ich fieberte zwar mit ihr mit und drückte ihr die Daumen für all die Abenteuer, die sie bestehen musste, aber der zündende Funke sprang bis zuletzt nicht über. Die 19-jährige Agenten-Anwärterin war sympathisch, authentisch und auf ganzer Linie greifbar, bewies Mut und Stärke, aber auch Intelligenz und Scharfsinn. Nur in Sachen Gefühle fehlte mir etwas, das sich bis heute nicht benennen lassen will. Ich konnte nicht jede ihrer Emotionen nachvollziehen und fragte mich öfters, ob es denn nun an mir, oder an Alexis lag, dass der entscheidende letzte Schritt für eine perfekte Leser-Prota-Beziehung nicht gegangen wurde. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass mir Alexis hier und da noch etwas unreif vorkam, was ihre Gefühle betraf. Sie wirkte unerfahren und teilweise etwas überfordert mit der Männerwelt. Zumindest nahm ich das lange Zeit so wahr. Erst gen Ende stellte sich eine gewisse Besserung ein, aber so konnte das Ruder damit nicht mehr gänzlich herumgerissen werden. Nichts desto trotz war Alexis jemand, der zur Handlung passte und mit ihrem Misstrauen und der Vorsicht, die sie an den Tag legte, auch für Spannung sorgen konnte. Besonders ihre Gabe machte sie sehr interessant und lud zum mitfiebern ein. Ebenso wie ihre bedingungslose Liebe ihrer Schwester gegenüber und dem Mut, sich allem und jedem in den Weg zu stellen, der ihr etwas Böses wollte. Ihre Schlüsse folgerte sie oft richtig, sodass die Unerfahrenheit und die Naivität sich für mein Empfinden konplett auf das Zwischenmenschliche beschränkte – was gut war, weil sonst die ganze Geschichte gelitten hätte. Aber das war ja nicht der Fall.
Dean und Adam, die beiden männlichen Hauptfiguren gefielen mir soweit auch ganz gut. Vor allem Adam stach für mich auf der Masse an Figuren heraus, weil er etwas geheimnisvolles an sich trug und mir das ja ohnehin immer imponiert und sehr gefällt. Er war nicht so leicht zu durchschauen und barg einiges an Potential, was meiner Meinung nach zum Ende hin enorm gut ausgeschöpft wurde. Vielschichtig und dynamisch, ist so das erste, was einem zu Adam auffällt. Zu Dean hingegen sind es ganz andere Züge, die hervorstechen; so ist er ein wunderbarer Zuhörer, ein toller Freund und so loyal, dass es schon beinah weh tut. Er steht zu dem, was er sagt und würde für seine Freunde buchstäblich alles tun. Trotzdem ähneln sich die beiden Männer sehr; sind abwechslungsreich gestaltet und beide auf ihre eigenen Arten und Weisen authentisch und lebendig.
Alle weiteren Figuren sind ebenfalls sehr detaillreich und tiefgründig ausgearbeitet. Zum Teil sogar wirklich überraschend für einfache Nebenfiguren, die gar keine allzu tragenden Rollen einnehmen.

Die Handlung ist, ebenso wie der Schreibstil sehr schlicht gehalten, aber eben auch enorm spannend. Der rote Faden zieht sich straight durch die Geschichte und Nebenplots sucht man hier eher vergeblich – was ich persönlich sehr gelungen finde! Als Leser konzentrieren wir uns lediglich auf die Haupthandlung und werden von nichts abgelenkt. Schon der Prolog gibt Einblicke in die Vergangenheit unserer Protagonistin und zeigt auf, mit welchen Hürden sie im Leben bereits klarkommen musste. Der Sprung in die Gegenwart bzw. an die Akademie bewirkt dann quasi einen kompletten Umschwung und die Geschichte geht dann erst so richtig los. Und damit meine ich: so richtig richtig los. Der Spannungsbogen wird zunehmend gespannt, die Handlung nimmt Fahrt auf und es geschehen einige Dinge, die für jede Menge Potential sorgen. Gleichtzeitig spielt der besagte Prolog immer wieder eine wichtige Rolle und verbindet Vergangenheit mit Gegenwart. Allein das typische Internatsflair fesselte mich bereits an die Seiten und die Stimmung die dort im Allgemeinen, aber auch zwischen den Figuren allgemein herrscht bringt Dynamik und Leben ins Spiel. Leider flachte für mich die Spannung zur Mitte hin etwas ab und es geschah viel, was gar nicht allzu relevant für den weiteren Verlauf der Geschichte war. Aber langweilig wurde es dennoch nie. Die spritzigen Dialoge und die unterschwelligen Ermittlungen bringen weiterhin Unterhaltung, sorgen sogar für den ein oder anderen Lacher und lockern die Handlung zeitweilen wunderbar auf. Das große Problem sehe ich eher darin, dass ich eben so meine Probleme mit Alexis hatte und deshalb den Part der Lovestory (btw. eine Dreiecksgeschichte) nicht so recht nachempfinden konnte. Da der aber einen doch nicht ganz unerheblichen Teil des Buches einnimmt, war es nur klar, dass ich nicht komplett in Lobeshymnen verfalle.
Auch gab es im weiteren Verlauf nicht die ereignisreichsten Wendungen oder die mega Überraschungen, doch hin und wieder schaffte es die Geschichte doch, mich in die Irre zu führen. Vor allem als der große Twist dann näher rückte, steigerte sich das Tempo und mit ihm die Spannung, sodass das actionreiche Finale sehr geschickt eingeleitet wurde und dann auch wahrlich explodieren konnte. Es gab die ein oder andere Auflösung, mit der ich so nie gerechnet hätte und das charakteristische Agentenfilm-Feeling kam dermaßen stark auf, dass man nur so durch die letzten Seiten rauscht. Auch der Cliffhanger ist nicht zu verachten und macht definitiv Lust auf Band 2 der Reihe. Ich jedenfalls freue mich drauf, auch wenn dieser Auftakt nicht das Highlight bot, was ich mir erhofft hatte. Dafür ist die Idee, rund um eine Agenten-Schule echt gelungen und mal was anderes zwischen all den anderen Internaten, die meist mit Fabelwesen aufwarten.

FAZIT:
„Secret Academy: verborgene Gefühle“ von Valentina Fast ist eine super schöne, spannende und actiongeladene Geschichte, die für jede Menge Unterhaltung sorgt. Die perfekte Lektüre für alle jungen, – und junggebliebenen Leser, die keine großen Anforderungen haben und nicht die ausgeklügelste Storyline brauchen. Mir hat der Auftakt auf jedenfall einige unterhaltsame Lesestunden für Zwischendurch beschert und ich bin mir sicher, dass die Autorin mit dieser Idee eine Menge Fans für sich gewinnen wird. Mir persönlich fehlte am Ende doch noch der ein oder andere Punkt zum Highlight. Aber trotzdem gibt’s ne klare Lese-Empfehlung.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Ein bisschen vorhersehbar, ein bisschen klischeehaft - aber wunderschön

Weihnachten in Cornwall
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Der Einstieg in diese Geschichte ist wunderbar leicht und einfach gehalten. Da sich die Autorin für zwei verschiedene Perspektiven entschieden hat, lernen wir zunächst einmal die Protagonistin Amy kennen ...

Der Einstieg in diese Geschichte ist wunderbar leicht und einfach gehalten. Da sich die Autorin für zwei verschiedene Perspektiven entschieden hat, lernen wir zunächst einmal die Protagonistin Amy kennen und können uns ein klares Bild der jungen Frau machen. Erst nachdem das erste Kapitel dann vorrüber war, treffen wir auch auf Collin. Die Blickwinkel wechseln also in regelmäßigen Abständen hin und her und bringen uns die beiden Hauptfiguren näher. Mir gefiel die Gliederung also wirklich sehr gut und ich konnte mich sowohl in ihn, als auch in sie problemlos hineinversetzen und fühlte mich an beiden Seiten absolut wohl.
Allgemein war der Stil von Mila Summers angenehm und locker, aber auch atmosphärisch und bildhaft. Für meinen Geschmack schreibt sie sehr eingehend, verzichtet aber auf unnötige Beschreibungen, die den Lesefluss stoppen könnten. Ich bin regelrecht durch das Hörbuch gerauscht und hatte stets ein klares Bild der Kulisse und der einzelnen Szenen vor Augen. Die spannenden Szenen, sofern mal welche aufkamen, waren abwechslungsreich und mit gutem Tempo erzählt und so durchaus mitreißend.
Wem aber mein geheimes Lob gilt, sind die beiden Sprecher. Dagmar Bittner kannte ich schon von einigen anderen Hörbüchern und schon da hat mir ihre Art zu sprechen sowie ihre Stimmfarbe immer sehr gut gefallen – und so auch hier. Sie haucht Amy zusätzliches Leben und passt darüber hinaus auch noch wahnsinnig gut zu der jungen Frau. Lukas T. Sperber war mir zwar bis dato fremd, doch er überzeugte mich direkt auf ganzer Linie. Mit einer eher tieferen Stimmlage passt es super zum anfänglich so mürrischen Collin, konnte ihn aber auch als lebensfrohen, charmanten Kerl gut rüber bringen.

Apropos Amy und Collin. Beide Parts fand ich sehr schön ausgearbeitet, wenngleich sie beide doch auch nichts besonderes waren. Störte mich in dem Fall aber keineswegs, denn ich fand sowohl zu ihr als auch zu ihm schnell einen Draht und konnte gut und leicht mit ihnen mitfühlen. Amy ist eine bodenständige, sympathische und lebensechte Protagonistin, die das Herz eindeutig am rechten Fleck trägt. Sie hat so einige Probleme aus der Vergangenheit mit in die Gegenwart verbracht, ihren Frohsinn dadurch aber nicht verloren. Durch einige Faktoren, die damals zustande kamen, erlangt die junge Frau Tiefgang und ihre Handlungen und Gedankengänge waren so überaus nachvollziehbar. Sie hatte Ecken und Kanten, Schwächen und traf falsche Entscheidungen, doch genau das machte sie letztendlich so greifbar. Genau so im Umgang mit ihren Freundinnen: sie hatte so wenig Erfahrung mit dieser Herzlichkeit, mit der sie aufgenommen wurde, doch sie fügte sich im selben Zuge wunderbar in das Bild ein und rundete die Clique schließlich ab. Das trug dann auch zu einer glaubhaften Entwicklung bei. Lediglich der Morgenmuffel, der jeden Morgen erneut zum Vorschein kam, wurde für meinen Geschmack zu oft erwähnt und so zu einem recht nervigen Detail an ihrer Person.
Collin hingegen wandelte sich ebenfalls. Zu Beginn treffen wir auf einen nachlässigen, mürrischen Einzelgänger, der irgendwie in der Vergangenheit stecken geblieben zu sein scheint. Er ist grummelig, lässt sich nichts sagen und reagiert sehr impulsiv. Trotzdem merkt man schon da sein großes Herz, das sich dann im Laufe der Geschichte immer mehr zeigt. Besonders die Liebe zu seinem Bruder, dessen Frau und natürlich zur Mutter kommt unheimlich intensiv rüber und zeigt ganz deutlich, worauf es im Leben wirklich ankommt. Nach und nach lässt er seine harte Schale fallen und offenbart, wie loyal und charmant er tatsächlich ist. Und wieso sich Amy so zu ihm hingezogen fühlt. Das war mir nämlich anfangs ein ziemlich großes Rätsel. Aber Collin ist ein totaler GoodGuy, der hart arbeitet und anpackt, wo es nötig ist. Collin ist, nach seiner Wandlung, nicht nur optisch sehr ansprechend, sondern auch seine Art ließ mich immer wieder schmunzeln.
Womit ich so meine Probleme hatte, waren die Randfiguren. Mir ist natürlich klar, dass gewisse Charaktere genau so sein müssen, wie sie von der Autorin ausgearbeitet wurden, damit die Handlung funktioniert. Und wenn es danach ging, ist es Mila Summers auch echt gut gelungen, die verschiedenen Wesenszüge darzustellen und die Unterschiede hervorzuheben. Aber manche Figuren zerrten massiv an meinem Geduldsfaden und ohne tiefes Durchatmen wäre der sicher über kurz oder lang gerissen. Nochmal fix zusammengefasst: ich mochte bei weitem nicht alle auftretenden Personen, aber von der Ausarbeitung her gibt’s ein großes Kompliment.

Als letztes kommen wir zur Idee und die entsprechende Umsetzung. Das Grundgerüst des Buches ist eben typisch Weihnachtsroman. Junge Frau besucht über die Feiertage die Familie, trifft dort auf einen Kerl, der im ersten Moment total ungehobelt und unsympathisch wirkt und dann – Überraschung! – doch nicht so unausstehlich zu sein scheint. Doch Mila Summers hat noch einige spannende Elemente verbaut und so für ein wenig Abwechslung gesorgt.
Der Einstieg gelang, wie erwähnt, wirklich kinderleicht und ich fühlte mich sehr schnell total dazugehörig. Ich konnte mich auch problemlos nach Port Isaac träumen und die dazugehörige Atmosphäre catchte mich umgehend. Doch gleichzeitig häuften sich auch die Klischees und ließen so manch Wendung schon aus tausend Kilometern Entfernung glasklar hervortreten. Der Spannungsbogen war allgemein nicht wirklich zum Zerreißen angespannt – es war eher eine Wohlfühl-Geschichte – auch wenn es den ein oder anderen Moment gab, der sich als sehr rasant herausstellte und definitiv zum mitfiebern einlud. Wäre aber die Verbindung zu den Hauptfiguren nicht so intensiv gewesen, wäre wohl auch das auf der Strecke geblieben.
Alles in allem war „Weihnachten in Cornwall“ vollgepackt mit schönen, süßen, atmosphärischen, weihnachtlichen Szenen, die das Flair und die Stimmung perfekt einfangen konnten. Gerade im Mittelteil, wo es sonst oft langweilig wird, setzt die Autorin ganz offensichtlich auf Abwechslung und Vielfalt, was die Geschehnisse betrifft. Es passiert also laufend irgendwas, was super unterhält, das Herz erwärmt und zum Lächeln bringt. Was will man mehr?
Vielleicht wäre ein Ende schön gewesen, das ich nicht kommen sehen hätte. Ein kleiner Überraschungseffekt, der dann als Highlight des Buches gilt. Das Ende war nicht verkehrt, es war auch wahnsinnig schön insziniert und durchweg interessant, aber eben nicht spannend und das enttäuschte mich dann doch. Schon nach dem ersten Drittel war mir klar, worauf alles hinauslaufen wird – und so kam es dann auch. Ich bin, irgendwie, zufrieden mit dem Ende, weil es schön ausgearbeitet und einfach stimmig zum restlichen Buch war. Es rundete die Geschichte schlussendlich ab, versetzte mich aber trotzdem nicht in totale Euphorie – leider.

FAZIT:
„Weihnachten in Cornwall“ von Mila Summers ist eine wirklich schöne Weihnachtsgeschichte mit tollem Flair und einem noch tolleren Setting. Mich konnten Amy und Collin definitiv in Weihnachtsstimmung versetzen, und auch wenn es keine überraschenden Wendungen gab bzw. das ganze Geschehen sehr vorhersehbar war, war es doch gefühlvolle Unterhaltung. 1-2 Klischees weniger hätten zwar nicht geschadet, waren aber durchaus noch vertretbar. Für mich kein Highlight, aber irgendwie trotzdem die perfekte Unterhaltung für den Dezember.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Süße Weihnachtsstory mit sympathischen Figuren

Ein zauberhafter Weihnachtswunsch
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Der Einstieg war nicht weiter schwer. Wir lernen Thilda und ihren Sohn inmitten ihres Alltags kennen und können uns bereits ein erstes Bild von den beiden machen. Doch auch Lillybeth kommt sehr zügig ins ...

Der Einstieg war nicht weiter schwer. Wir lernen Thilda und ihren Sohn inmitten ihres Alltags kennen und können uns bereits ein erstes Bild von den beiden machen. Doch auch Lillybeth kommt sehr zügig ins Spiel und mischt den Laden ganz schön auf. Nur durch die süße, ältere Frau wird erst deutlich, wie wenig Thilda von Weihnachten hält. Sie will weder was von Weihnachtsmärkten noch von Plätzchen backen wissen. Und das obwohl ihr Sohn immer wieder darum bettelt und fleht. Leider machte sie mir das doch etwas unsympathisch und ich tat mir schwer, einen Draht zu ihr zu finden. Obwohl sie durch ihre Fürsorge für Lillybeth und ihren Job ein großes Herz beweist, wollte der Funke doch nicht überspringen. Thilda’s Handlungen und Gedankengänge waren für mich nur teilweise nachvollziehbar. Teilweise war sie für mich einfach anstrengend. Besonders der Part mit dem Gewissen empfand ich als etwas ungeschickt dargestellt. Da ließ sie sich alles gefallen, plädierte aber stets drauf, zu wissen was sie will. Zwar durchlebt sie eine ordentliche Entwicklung, die mir auch gefiel, aber so ganz verschwand die Distanz zwischen uns bis zum Ende nicht. Es war ein regelrechter Zwiespalt, weil ich mich stellenweise dabei ertappte, wie ich mit ihr mitfühlte, aber dann sagte soder tat sie wieder etwas, das für mich nicht realistisch wirkte. Also kurz um: Thilda war sympathisch und die Liebe zu ihrem Sohn war wirklich zuckersüß. Sie hatte die typischen Mutterinstinkte und verteidigte Finn auf Gedeiih und Verderb – brachte es aber nicht über sich, ihm diesen einen Weihnachtswunsch zu erfüllen.
In etwa die selben Empfindungen hege ich für Nicolas. Der junge Mann wirkte auf mich irgendwie aus einer anderen Zeit. Zwar war er mir, im Gegensatz zu Thilda, sofort sympathisch und er kam mir auch sehr reif und erwachsen, und bodenständig vor, aber ich kaufte ihm seine Dialoge nicht so recht ab. Vom ersten Moment an drückt er sich sehr gewählt aus, fast ein wenig altertümlich aus. Und seine Gefühle wollten sich mir auch nur schwerlich erschließen. Es ging alles so schnell bei ihm und die Tatsache, dass er quasi zweigleisig fährt, spielt ihm auch keine Bonuspunkte ein. Es schien, als hätte er, genau so wie die weibliche Hauptfigur, zwei Seiten. Zum einen war er der fürsorgliche Enkel, der sich Gedanken um seine Großmutter macht und ihr stets loyal zur Seite steht. Dazu dieser wunderschöne Umgang mit Finn und seiner Liebe zu seinem Zuhause. Auf der anderen Seite wiederum war er so flatterhaft und schien sich seiner Verantwortung gar nicht so recht bewusst. Es fällt mir schwer, ein entgültiges Urteil über ihn zu fällen, weil ich nicht behaupten kann, ich hätte ihn nicht gemocht. Aber dadurch dass er von Anfang an unglaublich offenherzig mit seinen Gefühlen umging und den Herz regelrecht auf der Zunge trug (teilweise echt schmalzig), erschien er mir ein wenig unrealistisch.
Dafür jetzt zum Positiven: ein jeder von uns braucht eine Lillybeth in seinem Leben! Die alte Dame war so wunderbar herzlich und süß; so 100% authentisch und voller Leben. Die Darstellung von angehender Demenz wurde von der Autorin toll eingefangen und wiedergegeben und das allein beweist, dass das Talent definitiv vorhanden war. Neben Lillybeth liebte ich allerdings auch Finn. Gerade die beiden waren in Kombination einfach herrlich goldig und eine wahre Bereicherung für den Roman. In manchen Momenten vermisste ich meine beiden Omas nur noch viel mehr – dachte aber auch mit Wärme am Herzen an sie zurück.
Alle weiteren Figuren – oder besser gesagt die eine Nebenrolle, die irgendwie noch wichtig fürs Geschehen war, möchte ich umgehend ins Exil verbannen. Die negative Wirkung kam also definitiv bei mir an.

Der Schreibstil von Jani Friese ist denkbar einfach gehalten und lässt einen nur so durch die Seiten rauschen. Es gab keinerlei Verständnisprobleme und auch keine Stolpersteine. Der Satzbau ist schlicht; an manchen Stellen sogar fast ein bisschen kindlich. Hat mich aber überhaupt nicht gestört; immerhin passte es irgendwie zu Finn und seinem kindlichen Leichtsinn und seiner großen Klappe. Ich fand den Stil passend, absolut atmosphärisch und stimmig. Ich konnte mir die einzelnen Szenen stets leicht vor Augen führen und ertappte mich immer wieder dabei, in Gedanken inmitten der Geschichte zu sein. Lediglich die Dialoge gefielen mir nicht wirklich. Das ganze wirkte oft gestellt und durch Nicolas‘ Art (wie ich oben erwähnte in Bezug auf das altertümliche Gerede) war es oft schwer, das mit der heutigen Zeit in Einklang zu bringen und das ganze als stimmig abzutun. Ich hätte mir lockerer Gespräche gewünscht, mit weniger Schmalz und mehr Echtheit. Sie müssen keinen Slang und keine Jugendsprache benutzen, aber auch nicht reden wie in einem Jane Austen Roman. Dafür war Finn umso niedlicher, was seine Aussagen betrifft. Gott, ich wollte den kleinen Jungen so oft in die Arme schließen weil er jedes mal für Schmunzler sorgte.
Erzählt wird dabei lediglich aus Thilda’s Sicht; was mir sehr sehr sehr zusagte! Dadurch dass Nicolas sich lange nicht so recht in die Karten schauen lässt, bleibt es durch die gewählte Perspektive spannend und interessant und undurchsichtig. Außerdem brachte es uns Thilda und ihre Gedanken und Gefühle noch etwas näher.

Als letzten Punkt noch fix ein paar Worte zur Handlung. Die Idee hinter diesem Weihnachtsroman ist einfach, aber vielversprechend. Besonders positiv stach mir zunächst einmal die Tatsache ins Auge, dass auch eine ältere Dame eine wichtige Rolle spielt. Man liest nur sehr sehr sehr selten Geschichten, in denen die Protagonisten älter sind, doch Jani Friese hat sich für die 92-jährige Lillybeth entschieden, die mein Herz im Sturm eroberte. Sie hatte allerdings fast nichts typisch schrulliges an sich, sondern war eine in die Jahr gekommene Lady mit Manieren, Anstand und mehr als guten Umgangsformen. Trotzdem blieb auch sie nicht vom Schicksal verschont und muss sich mit zunehmender Vergesslichkeit abmühen.
Der Einstieg gelang mir, wie schon gesagt, absolut problemlos. Ich war ziemlich schnell mitten drin und konnte mich von der Geschichte treiben lassen. Die Weihnachtsstimmung kommt schon früh auf, vor allem weil Finn einfach ansteckend ist mit seiner Begeisterung. Auch Lillybeth kommt frühzeitig ins Spiel und lässt das Leben von Mutter und Sohn ganz schön durcheinander wirbeln. Es macht Spaß, dem Geschehen zu folgen und trotz allen Hindernissen, fesselte mich es mich beinah komplett. Der Verlauf der Handlung besticht durch interessante Einfälle und schönen Ideen, aber hauptsächlich durch die Atmosphäre, die durchgängig herrscht. Als dann auch Nicolas endlich auftaucht, beginnt die Storyline so richtig. Lillybeth tut alles um ihren Enkel mit Thilda zu verkuppeln und ihre Versuche sind nicht nur sehr kreativ, sondern auch herzerwärmend.
Auch wenn ich nicht jede Emotion am eigenen Leib spüren konnte, und nicht jede Figur komplett ins Herz schloss, so änderte sich nichts daran, dass ich pausenlos wissen wollte, wie es weitergeht. Zugegeben, es gibt kaum überraschende Wendungen und auch keine super unerwarteten Plots – aber das war in diesem Roman auch gar nicht nötig. Viel wichtiger war die Stimmung, und die passte hier absolut perfekt zur vorherrschenden Jahreszeit.
Ein weiterer, großer Pluspunkt war der Tiefgang. Durch Thilda’s schweren Verlust der Großeltern vor einigen Jahren hat sie beschlossen, Weihnachten abzuschwören weil sie die Erinnerungen an früher nicht erträgt. Jani Friese hat dieses Punkt ganz wunderbar ausgearbeitet, glänzt dann aber noch mehr darin, wie Lillybeth und Co. versuchen, das zu ändern. Manche Sätze, und seien sie noch so einfach, haben mich zum Nachdenken animiert und immer wieder ins Grübeln gebracht. Sie erreichten mein Herz und ließen Erinnerungen an meine eigenen Großeltern in mir wach werden. Absolut schön insziniert und toll umgesetzt.
Das Ende war dann, für einen Liebesroman, recht vorhersehbar. Es gab nochmal eine kleine Wendung, die allerdings auch nicht total unerwartet kam. Aber mir gefiel einfach sie Inszinierung davon und auch wenn das Drama am Ende für meinen Geschmack unnötig war, brachte es nochmal ein wenig Würze ins Spiel.

FAZIT:
„Ein zauberhafter Weihnachtswunsch“ von Jani Friese ist nicht komplett fehlerfrei. Es gab doch den ein oder anderen Punkt, den ich kritisieren musste; doch im Endeffekt zählt bei Weihnachtsromanen hauptsächlich eins; nämlich: Unterhaltung! Wenn dann auch noch die Stimmung passt, die in dem Buch herrscht und man durch süße Figuren immer wieder zum Schmunzeln gebracht wird, ist es beinah schon perfekt. Diese Geschichte ist zuckersüß, manchmal ein bisschen kindlich, manchmal ein bisschen nervig durch die Protagonisten; aber sie versüßte mir die Lesezeit.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Kein Vergleich zu Band 1

Someone Else
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Wie nicht anders zu erwarten, war der Schreibstil von Laura Kneidl wieder äußerst angenehm und flüssig zu lesen. Sie erzählt auch hier wieder mittels einfacher Sprache und schafft mit bloßen Worten eine ...

Wie nicht anders zu erwarten, war der Schreibstil von Laura Kneidl wieder äußerst angenehm und flüssig zu lesen. Sie erzählt auch hier wieder mittels einfacher Sprache und schafft mit bloßen Worten eine stimmige, einnehmende Atmosphäre. Der Alltag der Protagonisten ist herrlich realistisch und echt dargestellt und die beiden nehmen einen quasi bei der Hand und führen uns durch ihre Geschichte. Ich hatte stets ein klares Bild der einzelnen Szenen vor Augen und konnte in den entsprechenden Situationen wunderbar mitfiebern und mitfühlen. Dadurch, dass wir nur aus Sicht der weiblichen Hauptfigur lesen, bleibt uns ein stetiger Wechsel erspart und wir können uns komplett auf sie einlassen. Obwohl ich es ansonsten auch gerne mag, beide Sichten zu erfahren, fand ich es hier passender, dass die Abwechslung ausblieb. Wie auch schon in Someone New fühlte ich mich wohl zwischen den Figuren und wurde teilweise auch wirklich berührt.

Cassie und Auri sind schon im Vorgängerband absolute Sympathieträger gewesen und dies blieb auch in ihrer eigenen Geschichte weiterhin so. Besonders positiv fällt hier ins Auge, wie gut die Unterschiede zwischen den beiden heraus gearbeitet wurden und wie schön sie sich dennoch ergänzten. Die Harmonie stimmte und die Funken stoben nur so auf, wenn sie zusammen waren. Doch zunächst ist es erstmal ihre Freundschaft, die mich neidisch werden ließ. Was für eine innige, vertraute Bindung die beiden miteinander haben, ist außergewöhnlich und berührend. Nicht nur einmal ertappte ich mich dabei, wie ich auch gern einen so guten Freund an meiner Seite hätte.
Allerdings war es besonders Cassie, die gehörig anstrengend werden konnte. So süß sie zu Auri auch ist, so schwierig kann sie einzeln sein. Denn im Laufe der Geschichte kommt natürlich auch gewisses Drama auf, was schlicht nötig ist, um die Handlung am Laufen zu halten. Jedoch ging das Drama jedes einzelne Mal von Cassie aus und irgendwann wurde es schlicht ermüdend. Sie nahm alles, wirklich ausnahmslos alles persönlich und machte stets aus einer Mücke einen Elefanten. Ihr fehlte es an Verständnis und an Durchblick, an Empathie. Sie wirkte zum Teil fast schon trotzig und obwohl Auri im Grunde nichts falsch machte, zickte sie ihn regelmäßig an und verstand überhaupt nicht, worum es im großen Ganzen ging. Ich hätte mir da etwas weniger Theatralik gewünscht und dafür deutlich mehr Einfühlungsvermögen. Auch dass sich das besagte Drama mehrmals wiederholte, zerrte an meinen Nerven. Sie lernte nicht aus ihren Fehlern und obwohl sich immer mal wieder kurzzeitig Einsicht bei ihr zeigte, machte sie wieder alles falsch. Sie dachte in der Hinsicht viel zu sehr an sich und viel zu wenig an Auri. Aber wie schon angeschnitten, gab es eben auch Momente in denen ich sie unheimlich gerne mochte und mich komplett in sie hineinversetzen konnte. Außerhalb des „Dramas“ war sie eine echt sympathische Persönlichkeit, die eine tolle Freundin verkörperte und ihren Liebsten stets loyal zur Seite stand. Auch mit ihrer Leidenschaft für Cosplay konnte sie mich anstecken, obwohl das eigentlich überhaupt nicht meine Sparte ist. Es machte einfach Spaß, sie zu beobachten, wie sie sich voller Eifer in ihr Hobby stürzte.
Und genau so schön war es zu sehen, wie sie diese Liebe mit jemandem teilen konnte. Denn auch Auri war leidenschaftlicher Cosplayer. Allerdings war er durch seine Liebe zum Sport und zum Football deutlich vielschichtiger und abwechslungsreicher. In seiner Welt drehte sich nicht alles nur um Elfen, Hexer, usw. Und da lag das tiefsitzende Problem bei Cassie. Sie sah nicht, was dieses Hobby für Auswirkungen auf das Leben ihres besten Freundes haben konnte. Auri allerdings wusste das sehr genau und ging möglichen Streitpunkten mit seinen Teamkollegen aus dem Weg. Ich verstand ihn auf ganzer Linie und fand ihn mehr als glaubhaft. Er hatte keinen Bock auf Sticheleien und setzte das auch gut um. Es ist wichtig, jemanden nicht zu drängen. So brauchte auch Auri Zeit, um zu seiner Leidenschaft zu stehen. Cassie allerdings drängte ihn auf eine Weise, die sie einiges an Sympathiepunkten einbüßen ließ. Da merkt man wohl ganz klar, wem ich mein Herz bedingungsloser schenken konnte, oder? Auri war für mich das Highlight in Sachen Figuren und überzeugte mich, bis auf 1-2 kleinere Schwächen, wie fehlendes Rückgrat in Hinsicht auf Cassie, komplett von sich.
Doch auch die Nebenrollen glänzen. Mir gefiel besonders, wie unterschiedlich die mitspielenden Charaktere ausgearbeitet wurden. Natürlich stand in erster Linie das Wiedersehen mit Micah und Julian an oberster Stelle, immerhin hatte ich sie schon wieder schmerzlich vermisst. Doch auch andere Figuren tauchen im Laufe der Handlung auf und rufen die unterschiedlichsten Emotionen im Leser hervor. Der eine animiert zum Lachen, der nächste dazu, ihn erwürgen zu wollen. Absolut vielfältig und abwechslungsreich! Übrigens: wir lernen hier auch die beiden Protagonisten von Band 3 etwas näher kennen und ich könnte mich nicht mehr auf ihre Geschichte freuen.

Die Idee hinter „Someone Else“ ist relativ unspektakulär. Im Vergleich zur Story aus Band 1 könnte man beinah sagen, die Handlung hier sei gewöhnlich. Aber ich mag dieses Friends-to-lovers-Gerüst und fand es trotz der bekannten Elementen wirklich unterhaltsam. Hier und da wäre sicher eine Steigerung möglich gewesen, besonders in Hinblick auf die Twists; aber fangen wir mal vorn an:
Der Einstieg in diesen zweiten Teil der Someone-Trilogie gelang mir absolut mühelos. Da wir Cassie und Auri bereits aus Band 1 kennen, tat ich mir überhaupt nicht schwer, ins Geschehen rein und mich allgemein zurecht zu finden. Auch ihre Lebensumstände waren uns von Anfang an nicht fremd und es ging, nach kurzer Kennenlern-Phase für diejenigen, die Band 1 nicht kennen, direkt los mit der Handlung. Es passiert zugegebenermaßen nicht allzu viel, aber es bereitet dennoch Spaß, die beiden zu begleiten. Die einzelnen Szenen wurden schön ausgearbeitet und mit der perfekten Atmosphäre versehen. Egal ob die beiden Protagonisten zuhause auf der Couch gammeln und Serie gucken, oder ob sie unterwegs sind; es fühlt sich stets real an. Natürlich lässt sich ein gewisses Hin und Her bei dieser Grundthematik nicht vermeiden – mal ist eben die Freundschaft wichtiger, mal sind die Gefühle stärker. Aber auch das war kein Störfaktor, sondern fügte sich schön ins Gesamtbild ein. Zuletzt überzeugt auch die Tatsache, dass sich Laura Kneidl wieder für zwei Themen entschieden hat, die tiefer gehen. So zeigt sie mit erhobenem Finger darauf hin, wie sehr Menschen unter Rassismus leiden und schafft es zusätzlich dazu auch noch, Diabetes realistisch und authentisch einzubauen. Dieses Buch zu lesen brachte mir die Krankheit auf alle Fälle näher und ich fand es alles in allem sehr interessant zu sehen, mit welchen Problemen sich Betroffene herumschlagen müssen.
Aber es ist eben nicht alles gold was glänzt und die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Die Plots in der Geschichte ähneln sich alle sehr. Im Grunde ist es ein und das selbe Problem, das sich immer wieder auftut: Cassie nimmt alles persönlich und fühlt sich wegen jeder Kleinigkeit direkt angegriffen. Und das wiederholte sich mehrfach, sodass leider auch der finale Twist nicht wirklich überraschend kam. Ich hätte mir nicht nur mehr Einfühlungsvermögen von der Protagonistin gewünscht, sondern auch mehr Abwechslung von der Handlung. Auri sagt/tut etwas, Cassie ist eingeschnappt und meckert ununterbrochen darüber und versinkt in Selbstmitleid. Dann herrscht Funkstille. Es hätte sicher noch einige andere Möglichkeiten gegeben, die dem Ablauf des Romans wirklich gut getan hätten. So war es ien Gefühl von „und täglich grüßt das Murmeltier“. Außerdem hätte durch simple Kommunikation alles verhindert werden können; aber obwohl die Protagonisten viel miteinander reden, verpassen sie es fortwährend, mal wichtiges anzusprechen. Schade.
Zum Schluss hin, vor allem vom Epilog, wurde ich aber durch ein gewisses Element nochmal ein bisschen besänftigt. Und ich wiederhole: außerhalb dieses Dramas, das sich da abspielt, war die Geschichte wirklich unterhaltsam und interessant – nicht unbedingt spannend; aber fesselnd genug um immer weiter lesen zu wollen.

FAZIT:
„Someone Else“ von Laura Kneidl kann leider nicht mehr mit dem Auftakt der Trilogie mithalten. Zwar ist Stil, Sprache und Atmosphäre wieder unheimlich gelungen und fesselnd, die weibliche Protagonistin allerdings schwächelt an manchen Stellen. Während Band 1 mich regelrecht umhauen konnte, ist dieser zweite Band höchstens noch super Unterhaltung für zwischendurch und eher gewöhnlich. Die Problematiken wiederholen sich immer wieder und die Spannung bleibt irgendwann auf der Strecke. Trotzdem fand ich Auri’s und Cassie’s Geschichte keineswegs schlecht – nur eben auch nicht allzu besonders.

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