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Veröffentlicht am 20.10.2021

Noch grandioser als der Auftakt - und das muss was heißen!

Cyber Trips
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Das Buch beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung der Geschehnisse aus Band 1. Ideal, um seine Erinnerungen kurz aufzufrischen, ehe man wieder so richtig in den weiteren Verlauf der Geschichte eintaucht. ...

Das Buch beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung der Geschehnisse aus Band 1. Ideal, um seine Erinnerungen kurz aufzufrischen, ehe man wieder so richtig in den weiteren Verlauf der Geschichte eintaucht. Dabei schließt „Cyber Trips“ quasi nahtlos an den Vorgänger an und nimmt sogleich wieder genau das Tempo auf, das man bereits von „Neon Birds“ in den letzten Zügen gewohnt ist. Marie nimmt sich keine Zeit, irgendwas langsam anzugehen – was auch gut so ist! Sie startet direkt durch und fesselt den Leser mit Action und spannungsgeladenen Szenen an die Seiten. Ein Einstieg, wie man ihn hätte nicht besser machen können; weil er einerseits direkt packen, auf der anderen Seite aber auch unheimlich neugierig machen kann. Doch selbst nach dem sehr interessanten Start in diesen zweiten Band, kommt keine Ruhe auf – es geht Schlag auf Schlag weiter und die ohnehin schon himmelhohe Spannungskurve schwillt noch weiter an. Die Erklärungen, die nötig sind, um der Handlung zu folgen, werden nach und nach in den Kontext eingebaut und nehmen so kaum Raum ein, liefern aber trotzdem die entsprechenden Informationen; quasi ganz nebenbei. Auch die Militärakten spielen wieder eine wichtige Rolle und geben uns tiefe Einblicke in die Machenschaften der vorherrschenden Generäle.
Auch in Cyber Trips gibt es wieder jede Menge Undurchsichtigkeit, Unvorhersehbarkeit und Spannung. Es gab unzählige Wendungen, die man nicht kommen sieht und es gibt etliche Kampfszenen und Gewalt. Und das auch noch extrem abwechslungsreich. Während der eine Kampf mit hochtechnologischen Waffen ausgefochten wird, müssen sich die Figuren im nächsten Fight auf ihre Fäuste verlassen. Doch auch andere Werkzeuge spielen eine Rolle und es wird niemals auch nur annähernd langweilig. Doch neben all dem, gibt es auch mal ruhigere Passagen, quasi wie diese Notfallbuchten in Tunnels. Kurze Minuten, in denen man Luft schnappen und ruhen kann, ehe der nächste Wahnsinn losbricht. Man mag es kaum glauben, aber Marie Grasshoff hat die Storyline mit derart kreativen und einfallsreichen, ja noch nie dagewesenen Aspekten gefüllt, die immer und immer wieder sprachlos machen. Schon in Band 1 bewunderte ich das, doch in Band nahm das Ganze nochmal ganz andere Ausmaße an und lässt den Leser dauerhaft im Dunkeln tappen. Schon nach den ersten Kapiteln hatte ich keinerlei Plan mehr, worauf das alles hinauslaufen soll – machte mir dafür aber umso mehr Gedanken. Zig Ideen schossen mir in den Kopf, manche logisch, manche fast haarsträubend .. nur richtig, das waren sie nie. Mir gefiel die Mischung aus Apokalypse, Militär und Technologie/künstliche Intelligenz ungemein gut, denn diese ausgeklügelte Umsetzung kann nicht anders, als zu begeistern. Und um auch das fix anzuschneiden: die Aktualität der Geschichte ist einfach erschreckend. Vielleicht kämpfen Okijen und Co. gegen einen technischen Virus – aber wir hier, wir kämpfen genau so gegen ein undurchsichtiges Virus, von dem keiner weiß, was es noch anrichten wird.
Das große Finale dieses zweiten Bandes lässt dann alles, was bereits passiert war, verblassen. Actionreich und überraschend, ja richtig explosiv werden die letzten Seiten erzählt und rissen auf einem Niveau mit, wie man es selten erlebt. Während sich nach und nach immer mehr offene Fragen beantworten und den Leser fassungslos machen, tun sich gleichzeitig mindestens genau so viele wieder auf, die Lust auf Band 3 machen. Ach was sag ich, sie zwingend einen regelrecht dazu, sofort Band 3 zu lesen. Ein großartiges, fast episches Finale dieses Bandes, was mir garantiert noch sehr lange, sehr positiv in Erinnerung bleiben wird.

Schon in Band 1 begegneten wir einigen Figuren. Und ich war nicht gerade wenig überrascht darüber, dass so gut wie keine neuen Gesichter ins Spiel kommen. Die Charaktere harmonieren genau so, wie sie sind und die Konstellation ist sehr gut gewählt Es gibt für jeden Geschmack einen passenden Liebling und so fiel es mir nicht schwer, mein Herz an Okijen zu verschenken. Was allerdings schon in Band 1 geschah und sich in diesem Teil der Trilogie nur als richtige Entscheidung bestätigte. Doch neben denen, die man unweigerlich lieb gewinnt, gibt es auch die, die bewusst ganz andere Emotionen im Leser wecken. So gab es auch den ein oder anderen Antagonist, der für mein Empfinden wirklich sehr sauber und authentisch und wirkungsvoll dargestellt wurde. Der Hass auf besagte Personen wächst mit jedem Moment, in dem man auf sie trifft und gen Ende spürt man förmlich, wie es in einem brodelt. Die Dynamik unter den Figuren ist genau so erwähnenswert. Sie funktioniert, ganz einfach. Die Abwechslung ist definitiv gegeben, und während neben Freundschaften auch tiefe Feindschaften entstehen, entpuppt sich der ein oder andere als vielleicht doch nicht ganz so vertrauenswürdig; oder fies – je nach Ausgangspunkt. Mir gefiel also nicht nur die Darstellung eines jeden einzelnen, sondern auch die Verbindungen, die sie zueinander hatten. Von entfernt bekannt bis beste Freunde war alles vertreten.
Die Truppe, bestehend aus den vier Protagonisten Okijen, Andra, Flover und Luke wird dieses Mal jedoch von einem weiteren Charakter ergänzt, nämlich Byth. Diese fünf außergewöhnlichen jungen Menschen sind für das Schicksal der Welt verantwortlich und ein jeder trägt seinen Teil dazu bei. Okijen, der gefeierte Star dieser Zeit; Andra, die Außenseiterin, mit der man nur wenig anzufangen weiß; Flover und Luke, das unzertrennbare Team; und Byth, der schlaue Kopf des Ganzen. Sie alle haben die unterschiedlichsten Eigenschaften, aber eines verbindet sie: sie haben unwahrscheinlichen Mut. Dieser eiserne Wille und der Kampfgeist, der in jedem innewohnt ist nicht nur bemerkenswert, sondern auch äußerst bewundernswert. Und obwohl sie alle so tapfer und unumstößlich für die Welt kämpfen, hatte ich nie das Gefühl, dass auch nur einer von ihnen unrealistisch wirken könnte. Sie alle waren nachvollziehbar, glaubhaft und in jeder Hinsicht sympathisch. Jeder hatte eine Geschichte vorzubringen und jeder hat genügend Tiefgang verpasst bekommen, um diese Geschichte auch zu erzählen. Was in Band 1 noch verschwommen blieb, wurde hier aufgedeckt und lässt uns vieles aus ganz anderen Augen betrachten.
Um das ganze jetzt zu Ende zu bringen: die Charaktere wieder mal eine wahre Bereicherung für diese fulminante Action-Geschichte und wurden in diesem Band würdig fortgeführt. Die Undurchsichtigkeit mancher lässt einen ganz schön alt aussehen, wenn sie ihr wahres Gesicht zeigen und die Offenheit anderer, erwärmt einfach das Herz. Es gab, genau so wie in Neon Birds, nichts, was ich auch nur ansatzweise bemängeln müsste und deshalb bleibt mir nichts anderes übrig als ein riesiges Lob auszusprechen; schon wieder!

Der Schreibstil ist wieder einmal eine Wucht. All meine positiven Worte wären nicht gerechtfertigt gewesen, wenn diese wahnsinnig kreative, einfallsreiche Geschichte nicht so gut geschrieben wäre. Bildhaft und temporeich, trotzdem locker und leicht verständlich; atmosphärisch und fesselnd, aber auch einfach und Zielgruppen-gerecht. Immer wieder animieren die Sätze zum Nachdenken, weil so viel mehr dahintersteckt, als die pure Erzählung einer Story. Das ist das, was mir als erstes einfällt, wenn ich über Marie Grasshoff’s Schreibstil nachdenke. Ich fühlte mich so wohl in dem Buch, so gefangen und so eingenommen. Ich konnte komplett in den Seiten verschwinden und tat mir immer wieder schwer, das Buch mal kurzzeitig aus den Händen zu legen. Es ist beinah, als hätte ich einen bildgewaltigen Film geschaut, statt ein Buch gelesen zu haben. Die Spannung war 100% greifbar und löste in mir die unterschiedlichsten Reaktionen aus. Herzrasen vor lauter Tempo, Gänsehaut weil sogar gruselige Szenen involviert sind; Schmunzeln, weils einfach schön ist und Hoffen und Bangen, weil nicht immer alles glatt läuft bei den Figuren. Und vielleicht gab es sogar ein Tränchen, und das beweist, wie sehr ich tatsächlich mitfieberte.
Über die Aufteilung habe ich bereits in der Rezension zu Band 1 geschwärmt, und daran hat sich nichts geändert. Wie schon in „Neon Birds“ gibt es hier verschiedene Perspektiven, hier allerdings etwas anders aufgeteilt, aber trotzdem nicht weniger genial. Uns werden die Figuren näher gebracht, die Spannung in die Höhe getrieben und die Abwechslung angekurbelt. Eine gelungene Erzählform, die hier bestens passt und einfach Spaß macht zu lesen.

FAZIT:
„Cyber Trips“ von Marie Grasshoff steht seinem Vorgänger wirklich in nichts nach – und das obwohl man mittleren Bänden gern nachsagt, sie während Übergange. Hier hatte ich eher das Gefühl, es wäre eine gewisse Steigerung spürbar im Vergleich zu Band 1. Actionreich, hochspannend, explosiv, mitreißend, interessant, abwechslungsreich, kreativ, neuartig, erfrischend – ich könnte ewig so weitermachen; aber irgendwann geht der Platz zu Neige. Kurz um: dieses Buch ist ein phänomenales Abenteuer, inklusive Gefühlsachterbahn, Schockmomenten und Gruselfaktor. Die Charaktere glänzen durch Authensität und Sympathie und der Schreibstil durch bildgewaltige Beschreibungen und tiefgründige und ausdrucksstarke Momente. Marie zaubert einfach – in jeder Hinsicht. Also wieder ein absolutes Highlight.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

An Tiefgang und Echheit kaum zu überbieten

Bad At Love
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Bevor wir heute mit der Rezension beginnen, gibt’s ein kurzes Vorwort: Morgane Moncomble beschäftigt sich hier mit einer enorm schwerwiegenden Thematik und hat diese auch noch sehr breit gefächert und ...

Bevor wir heute mit der Rezension beginnen, gibt’s ein kurzes Vorwort: Morgane Moncomble beschäftigt sich hier mit einer enorm schwerwiegenden Thematik und hat diese auch noch sehr breit gefächert und detailliert ausgearbeitet. Bereits in den ersten Minuten des Hörbuchs erfolgt deshalb eine Triggerwarnung zu mehreren Bereichen und obwohl ich davon selten ein Fan bin, finde ich sie hier mehr als angebracht. Wer also gewisse Probleme in Bereich von sexueller Gewalt/Missbrauch und/oder Depressionen hat und da eher anfällig ist, sollte doch lieber einen Bogen um dieses Werk machen. Ich selbst bin da zwar recht hart im Nehmen, fühlte mich zum Teil aber doch extrem unwohl beim Lesen.

Die Geschichte beginnt bereits sehr schwermütig, die Grundstimmung ist direkt sehr gedrückt und man merkt die Last der Thematik vom ersten Moment an ganz deutlich. Trotzdem gelang mir der Einstieg absolut problemlos und ich fand mich zügig zurecht und soweit man das so nennen kann, wohl an Azalee’s Seite. Wir lernen sie nach und nach kennen; und auch der männliche Part kommt zeitnah ins Spiel. Der Spannungsbogen ist direkt spürbar; nicht zuletzt wohl auch, weil sich so viel hinter den Charakteren verbirgt und die Geheimnisse einen großen Teil des Buches einnehmen. Zusammen mit der Protagonistin an den Ort ihrer schlimmsten Zeit zurückzukehren, jagt einem einfach auch einen deutlichen Schauer den Rücken hinab. Man will sich gar nicht vorstellen, wie sie sich fühlen muss – und trotzdem tut man es und fühlt automatisch mit ihr mit.
Ich war von Beginn an absolut mitgerissen und unheimlich gespannt, wie weit die Autorin wirklich gehen wird.
Selbst nach dem recht turbulenten Einstieg geht es Schlag auf Schlag weiter und die Geschichte scheint einen, von Zeit zu Zeit, immer wieder zu erdrücken. Die emotionale Belastung, die hier auf den Leser ausgeübt wird, ist schrecklich wie faszinierend zugleich und hielt mich dauerhaft in einem festen Klammergriff. Ich war mitten drin, litt und weinte mit Azalee und wollte trotz all den schmerzhaften Gefühlen immerzu wissen, wie es weitergeht. Selten berührte mich eine Geschichte so sehr wie diese hier. Und das, was mich letztlich überzeugte war, dass es trotz all der Düsternis noch immer Lichtblicke gibt und Hoffnung ein unglaublich wertvolles Gut war. Morgane Moncomble hat die perfekte Mischung geschaffen, indem sie die Härte der Realität immer wieder durch schöne Momente auflockerte. Denn sie zeigt ganz deutlich auf, dass man gerade in schweren Zeiten jemanden braucht, der einen auffängt – Freunde, die hinter einem stehen und nicht wegschauen, wenn man mal nicht rund läuft. Aber auch, dass vieles, was geschieht, auch einfach Schauspiel sein kann; oder Fassade – um das gebrochene Herz bestmöglich zu verbergen.
Allgemein scheint es der Autorin ein enorm wichtiges Anliegen gewesen zu sein, Werte zu vermitteln. Nicht nur, dass Freundschaft eine tragende Rolle spielt, auch andere Faktoren drängten sich in mein Bewusstsein. Der offene Umgang mit Sex spielt ebenso eine wichtige Rolle wie Mobbing. Immer wieder verharrte ich kurz und ließ die Sätze auf mich wirken. Es gibt so viel zu entdecken, so viel zu erleben; aber auch wahnsinnig viel zu ertragen.
Besonders das Ende kostet den Leser einiges an Kraft. Hier wird ein Schritt gewagt, der mutig ist – der das Fass vielleicht zu Überlaufen bringen könnte, wenn man nicht aufpasst. Ich hätte ehrlich nicht damit gerechnet und war eine geraume Weile einfach sprachlos. Dabei wurde besagter Twist aber ehrlich grandios umgesetzt. Es wurde so viel Wert auf Authensität und Lebendigkeit, aber auch auf den richtigen Umgang mit den Thematiken, gelegt. Es wurde ausführlich ausgearbeitet und der Abschnitt danach fing diesen Schockmoment dann auch wieder auf. Trotzdem. Es war eine absolute Gratwanderung und echt hart an der Grenze des Erträglichen. Für mich ein rund herum stimmiges Ende, das perfekt zur restlichen Handlung passte und endlich mal nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen zurücklässt – sondern intensiv im Leser nachklingt.

Die Charaktere bereiteten mir im ersten Moment etwas Schwierigkeiten. Genau so wie die Handlung an sich, sind auch die beteiligten Personen besonders. Angefangen mit Azalee. Sie ist eine durch und durch zerstörte Persönlichkeit, bei der man sich oftmals fragt, wie sie überhaupt noch funktionieren kann. Ihre schwere Vergangenheit hat ganz deutliche Spuren hinterlassen und Morgane Moncomble hat es meisterhaft geschafft, diese Spuren einzufangen. Obwohl Azalee mit ihrem Benehmen oft aneckte und auch bei mir nicht immer auf Verständnis stoßen konnte, überzeugt sie durch Insteressantheit. Mit ihr wurde es nie langweilig und ihr provozierendes Mundwerk sorgt nicht nur für Abwechslung, sondern auch für den ein oder anderen Schock. Trotzdem hat sie ein Herz, auch wenn das erste sehr spät so richtig klar wird. Azalee ist kein schlechter Mensch; sie ist ein Mensch, der schon viel erleben musste und davon einfach gezeichnet ist. Ich bin mir sicher, dass ich mit ihr überhaupt nicht klarkommen würde im echten Leben, aber für diese Geschichte war sie die größte Bereicherung, die man sich vorstellen kann. Allein ihr Verhalten gegenüber den Angriffen auf ihre Person ist phänomenal anders, als man es erwartet und es ist so neu und erfrischend, an ihrer Seite zu sein. Doch gerade das ist einer der springenden Punkte des Buches – denn hinter ihrem Verhalten verbirgt sich so viel mehr. Und ihre Entwicklung ist so unscheinbar, aber trotzdem unverkennbar. Ich jedenfalls mochte Azalee; vielleicht nicht auf die herkömmliche Art, aber dennoch konnte ich sie tief ins Herz schließen.
Eden, der männliche Part, fiel schon eher in das Schema des typischen Protagonisten; wenn auch noch komplett. Aber er war von vorn herein sympathisch, gab nichts auf das, was andere sagten, sondern bildete sich sein eigenes Urteil und war darüber hinaus auch noch unheimlich attraktiv. Seine ganze Ausstrahlung nahm mich einfach direkt gefangen und von Kapitel zu Kapitel gewann er mich mehr für sich. Er hatte Humor, war verantwortungsbewusst, reif und erwachsen und auf ganzer Linie ein wundervoller Mensch. Doch auch hinter Eden steckt mehr, so viel mehr; und auch seine Vergangenheit war nicht wirklich einfach. Kein Wunder also, dass diese Sache zwischen ihm und Azalee so gut harmonierte – obwohl es längst nicht immer nur rosige Zeiten bei den beiden gab.
Das ist es wohl auch, was am Ende überzeugt: die beiden sind sich, ohne Frage, ähnlich. Aber sie sind in gewisser Weise auch grundverschieden und so entsteht einerseits ordentlich Romance-Flair, aber andererseits auch mächtig Zündstoff. Die Chemie war also schlicht gegeben und gerade weil es so viele Höhen UND Tiefen gab, war es abwechslungsreich und stets interessant, die beiden zu begleiten.
Die Randfiguren hatten jedoch, aufgrund etlicher Faktoren, einen enorm schweren Stand bei mir. Zum Glück ist das bewusst so gewählt von der Autorin; aber was mich diese Menschen zum Teil an Nerven kosteten, lässt sich kaum in Worte packen. Aber wie gesagt, das war volle Absicht von Morgane Moncomble und deshalb umso gelungener.

Der Schreibstil von der Autorin ist ebenfalls sehr positiv hervorzuheben. Sie schreibt sehr emotional, sehr berührend und durchweg greifbar. Nicht nur, dass ich enorm mitfieberte und mitlitt, auch hatte ich stets das Gefühl, ein Teil der Geschichte zu sein. Bildhafte Beschreibungen sind geschickt platziert, ohne dass sich Morgane Moncomble irgendwie darin verloren hat. Mit ihren Worten erzeugt sie eine so dichte, einnehmende Atmosphäre, dass man sich komplett darin verliert. Auch diese Schwere ist wunderbar gelungen und auch wenn man davon stellenweise erdrückt werden kann, ist es nur umso gefühlvoller und authentischer. Zu sagen „ich fühlte mich wohl“ ist wohl der falsche Ausdruck in Anbetracht der Thematik, aber irgendwie passt diese Aussage ganz gut. Besonders lobenswert empfand ich aber, wie sie diese niederschmetternden, kaum auszuhaltenden Bereiche ausgearbeitet hat. Sie legte wert darauf, hinter jedes Thema eine Message zu hängen. Sie zeigt auf, was falsch ist und was dann zu tun ist und sie nimmt nichts, wirklich nichts, wovon sie schreibt, auf die leichte Schulter. Sie geht verantwortungsvoll damit um und dafür gebührt ihr der größte Respekt. Grandios gemacht!
Und zu guterletzt auch noch ein paar Silben zu den Sprechern, die definitiv erwähnt werden müssen. Lisa Stark und Benedikt Hahn machen hier einen phänomenalen Job. Nicht nur, dass ihre Stimmlagen perfekt harmonieren, auch passen die beiden jeweils ganz wunderbar zu den Protagonisten. Sie hauchen Azalee und Eden noch einmal eine ganz intensive Wärme und Lebendigkeit ein. Außerdem konnte ich sowohl Lisa Stark als auch Benedikt Hahn wirklich gut folgen und hörte beiden gleichermaßen gerne zu; sodass die beiden jetzt schlussendlich das Sahnehäubchen der Geschichte darstellten.

FAZIT:
„Bad at love“ von Morgane Moncomble ist eine wirklich schwere, kaum zu ertragende Geschichte. Mit den behandelten Thematiken sticht die Autorin in ein regelrechtes Wespennest und riskiert einiges. Doch gerade weil sie den Mut aufbringt, diese Angelegenheiten zu Papier zu bringen, beweist sie gleichzeitig auch, dass sie verantwortungsbewusst und sensibel damit umgehen kann. Zwei durch und durch interessante Charaktere, deren Leben sich auf so tragische Weise ähneln, rundeten für mich das Ganze schließlich ab. Und ebenso positiv lässt sich der Stil sowie die Sprecher und die Tatsache, dass die Autorin so einen gelungenen Mix aus Last und Hoffnung geschrieben hat, hervorheben. Großes Kino und eine absolute Leseempfehlung [unter Vorbehalt! Die Triggerwarnung ist definitiv angebracht und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden!] Für mich ein Highlight durch und durch.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Undurchsichtig, spannend, wendungsreich und brutal - Fitzek in Bestform!

Der Heimweg
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In dieser Geschichte begleiten wir, wie es der Klappentext auch schon verrät, gleich zwei verschiedene Figuren. Jede von ihnen bringt ihre eigene Perspektive mit und so wechseln sich die beiden in unregelmäßigen ...

In dieser Geschichte begleiten wir, wie es der Klappentext auch schon verrät, gleich zwei verschiedene Figuren. Jede von ihnen bringt ihre eigene Perspektive mit und so wechseln sich die beiden in unregelmäßigen Abständen ab. Jules Tanneberg, der am Begleittelefon dafür sorgt, dass Frauen nachts sicher nach Hause kommen; und Klara – eine Frau, die besagtes Begleittelefon in Anspruch nimmt. Beide Charaktere sind auf ihre Art unheimlich authentisch und greifbar, sehr lebendig und beide sind tiefgründig genug, um mit ihnen mitzufiebern. Mit Klara und Jules treffen Welten aufeinander, denn charakterlich unterscheiden sie sich wie Tag und Nacht. Jedoch sind beide vom Leben gezeichnet; sie gehen nur jeweils anders damit um. Jules, ein junger Mann, dessen Schicksal derart grausam ist, dass es dem Leser beinah körperlich weh tut, seine Geschichte zu erfahren; und Klara, die mit ihrer Hektik, ihrer Angst, ihren katatrophalen Lebensumständen für Beklemmung sorgt.
Ich mochte beide Parts enorm gern, fand zu beiden eine Verbindung und konnte mich ganz auf sie einlassen. Jules ist extrem sympathisch; beweist durch sein Einfühlungsvermögen ein großes Herz und sorgt mit seiner bedachten Art immer wieder für eine gewisse Ruhe – eine Ruhe, die die Handlung definitiv nötig hat. Er lockert die Beklemmung, die beim Leser unweigerlich auftritt, auf; animiert zum Durchatmen und ist alles in allem ein wirklich toller, vielschichtiger Charakter. Intelligenz und Mut sprechen ebenfalls für ihn, genau so wie Stärke, Kraft und die Fähigkeit, immer die richtigen Worte zu finden.
Klara hingegen ist rätselhaft, undurchschaubar und schon nach wenigen Seiten fängt man an, an ihr und ihrer Wahrnehmung zu zweifeln. Und exakt das macht sie irrsinnig interessant. Man weiß nie, woran man bei ihr ist, was Realität und was Einbildung ist. Klara ist hochgradig vielschichtig, beweist aber ebenso wie Jules auch ein großes Herz und wahre Stärke. Sie ist eine Kämpferin, eine Persönlichkeit, mit der man bedingungslos mitfiebern und mitfiebern kann und ihre Vorgeschichte wurde von Herrn Fitzek wirklich bis aufs Äußerste ausgereizt, sodass ihr Tiefgang wirklich beeindruckend ist. Dieser Schmerz, den Klara verströmt, nimmt einen für sie ein und egal wie hin und hergerissen man auch sein mag, man glaubt ihr und wünscht ihr von Herzen nur das Beste. Man will, dass die Geschichte gut ausgeht für sie – aber tut sie das?
Allgemein ist es dem Autor wieder meisterhaft gelungen allen Beteiligten eine Undurchsichtigkeit angedeihen zu lassen, die sprachlos macht. Man hat dieses Buch nicht aufmerksam gelesen, wenn man nicht jedem von ihnen mindestens einmal misstraute. Und am Ende entpuppen sie sich als das pure Gegenteil von dem, wovon man sich eigentlich sicher war, was sie im Schilde führten. Selbst der unwichtigste Nebencharakter rückt mal kurz ins Fadenkreuz des Lesers und verschwindet daraus wieder, nur um im nächsten Kapitel zurückzukehren. „Wer zur Hölle bist du, und was ist dein verdammtes Ziel?“ Das sind die zwei vorherrschenden Fragen, die einem während der Begleitung der Figuren durch den Kopf schossen. Und das spricht ganz klar für das unglaubliche Talent des Autors.

Der Schreibstil von Sebastian Fitzek muss wirklich nicht mehr groß thematisiert werden. Dieser Mann schreibt, gefühlt, um sein Leben und erzeugt mit bloßen Worten eine enorm intensive, packende Spannung, die einen immer und immer wieder den Atem anhalten lässt. Und trotz all dem, kommt man wahnsinnig schnell durch die Seiten. Ja man rauscht quasi nur so durch die Handlung und kann sich jedes noch so kleine Detail wunderbar leicht vor Augen führen. Wie auch schon bei seinen anderen Romanen fühlte ich mich auch hier wieder mehr in einen Action-Thriller-Film versetzt, als in ein „simples“ Buch. Ich war mittendrin, hörte überall verdächtige Geräusche und ertappte mich mehrmals dabei, wie ich zusammenzuckte, wenn dementsprechende Elemente vorkamen. Mich hat Herr Fitzek jedenfalls mit Haut und Haaren verschlungen, eingenommen und selbst heute, einige Tage nach dem Beenden, noch nicht richtig losgelassen. Diese Atmosphäre, die hier herrschte war so düster, so beklemmend und schmerzhaft, so unheimlich gruselig und brutal. Und da wären wir auch direkt beim nächsten Stichwort: was mir sofort auffiel, war die Brutalität, mit der der Autor die Geschichte erzählt. Hier wird nichts schön geredet, kein Blatt vor den Mund genommen oder irgendwas ausgespart – es ist grausam, gewalttätig und schockierend; aber es spiegelt mit Sicherheit das wahre Leben so manchen Menschen da draußen. (an dieser Stelle möchte ich gern nochmal drauf hinweisen, dass es hier explizit um häusliche Gewalt («- Spoiler) geht und dies auch sehr detailliert und eingehend beschrieben wird. Wer damit Probleme hat, sollte das Buch auf jeden Fall mit einer gewissen Vorsicht angehen. Oder die Finger davon lassen.)

Zuletzt noch der Abschnitt zur Idee und ihrer Umsetzung; der jetzt wohl sehr lang ausfallen wird. Schon der Einstieg signalisiert dem Leser, was da noch auf ihn zukommen wird. Die Spannung ist von der ersten Seite an nervenaufreibend und treibt einen immer wieder voran. Die Neugier darauf, was sich hinter allem verbirgt – ob Klara den Weg nach Hause ohne Vorkommnisse bewältigt; was wahr und was Wahn ist; wer hier eigentlich wirklich der Böse ist; wer welches Ziel verfolgt. Fragen über Fragen, die sich in meinem Kopf auftaten ließen das Buch schon früh zum Pageturner werden und immer neue, völlig überraschend auftretende Wendungen erhöhen den Lesespaß nochmal um ein Vielfaches. Aber von Spaß kann eigentlich keine Rede sein, immerhin ist das Buch wie ein Horror,- und ein Actionfilm zugleich. Die Idee hinter „Der Heimweg“ ist schockierend wie genial gleichermaßen und begeistert durch wahre Psychospielchen, die den Leser bis aufs Äußerste verwirren. Mir ist immer noch schleierhaft, wie man eine einfache Idee derart vielschichtig und ausgeklügelt ausarbeiten kann, um so eine Handlung zu kreieren. Jeder Plot, der hier verbaut wurde, ist grandios, 1000% unvorhersehbar und genau da, wo er hingehört. Es ist von Seite 1 bis Seite 400 eine rundherum stimmige Storyline ohne Logikfehler und ohne Langeweile, aber mit einem deutlich erkennbaren, roten Faden. Selbst im mittleren Teil des Buches spitzt sich die Lage von Klara und Jules immer weiter zu und steigert sich von Kapitel zu Kapitel weiter ins bodenlosen Grauen. Jede Empfindung der Protagonisten ging 1:1 auf mich über, egal ob sie vor Angst zitterten oder vor Kälte bibberten; ich tat es ihnen gleich.
Sebastian Fitzek spielt mit den Überlegungen des Lesers, jagt ihn ganz bewusst auf zahlreiche falsche Fährten und tat mir mit oben genannten Brutalität fast körperlich weh. Er entschied sich hier für ein immens schweres Thema, das einem auch Wochen später noch schwer im Magen liegen wird, weil es so alltäglich aber trotzdem so erschütternd ist. Er deutet mit dem Finger auf die Täter, stellt ganz deutlich klar, wie falsch das Verhalten derer ist; aber auch, wie falsch manche Opfer darauf reagieren. Mit dieser Thematik bringt er nochmal ganz frischen Wind in die Geschichte, weil es neben der Unterhaltung eben auch noch eine klare Botschaft gibt.
Das große Finale, der fulminante Showdown stellt dann doch tatsächlich alles woran man je geglaubt hat, in Frage. Es ist ein derart temporeicher, spektakulärer Schluss, dass man völlig sprachlos zurück bleibt. Diese Auflösung ist unbeschreiblich schockierend, kommt komplett überraschend und man muss seinen imaginären Hut ziehen vor so viel Talent. Jeder Gedanke, jede Idee, jede Überlegung die in meinem Kopf stattfand war dermaßen falsch, dass ich beinah darüber lachen muss. Und wäre das alles nicht so erschreckend, hätte ich das sicher getan. Das ist ein Geniestreich; lieber Herr Fitzek; ein Meisterwerk, das seinesgleichen sucht – besonders mit diesem grandiosen Ende. Es war perfekt!

FAZIT:
Hinten auf dem Buch steht “ [..] Sebastian Fitzeks bislang unheimlichster Psychothriller.“ und das unterschreibe ich zu 1000%. „Der Heimweg“ war für mich einer der, wenn nicht sogar DER beste Psychothriller, den ich in meinem Leben je gelesen habe! So viel Unvorhersehbarkeit, so viel Brutalität und so viel Beklemmung habe ich selten verspürt – schon gar nicht alles zur gleichen Zeit. Ich denke, es spricht auch für dieses Buch, dass ich nicht in der Lage war, es zu lesen, wenn ich allein zu Hause war. Ein grandioser Aufbau, der in einem Finale gipfelt, mit dem man niemals, ich wiederhole, niemals rechnen würde. Wie ausgeklügelt und geschickt kann eine Geschichte denn nur aufgebaut sein? Ich bin sprachlos – ehrlich sprachlos und möchte mehr davon; viel mehr. Deshalb sprenge ich mein Bewertungssystem und vergebe seltene 5+ von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Für alle Fans von Wohlfühlromanen ein Muss!

Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick
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In dem ersten Band von Redwood Love dürfen wir gleich drei Hauptfiguren begleiten, die der Geschichte mit viel Lebendigkeit aufmischen. Während die beiden Erwachsenen Avery und Cade unterschiedlicher nicht ...

In dem ersten Band von Redwood Love dürfen wir gleich drei Hauptfiguren begleiten, die der Geschichte mit viel Lebendigkeit aufmischen. Während die beiden Erwachsenen Avery und Cade unterschiedlicher nicht sein könnten, trumpft die 8-jährige Hailey mit ihrem zuckersüßen Verhalten auf und stellt alle anderen an den Spielfeldrand. Und obwohl Hailey Autistin ist, ist das nicht das, worauf sie reduziert wird. Sie bringt so viel Freude mit, so viel Abwechslung und einiges an Potential. Mir gefiel es enorm gut, wie die Autorin die Entwicklungsstörung dargestellt und ausgearbeitet hat. Sie ließ es zu etwas „normalem“ werden und lässt ses angesichts der Niedlichkeit von Hailey immer mehr verblassen. Trotzdem nimmt Kelly Moran den Autismus ernst und vermittelt ein klares Bild davon. Sie zeigt auf, was diese „Krankheit“ verursachen kann, welche Symptome auftreten können und gibt im selben Atemzug noch Ratschläge, wie man damit umgehen sollte – nämlich völlig gelassen.
Und das ist es auch, was mich an Cade so faszinierte. Er ist ein durch und durch gelassener, empathischer Charakter und es macht solche Freude, ihn zu erleben. Durch seine sympathische Art und sein doch sehr ausgeprägtes Sexappeal ist er ein regelrechter Leser-Magnet und man kann sich seinem Charme einfach nicht entziehen. Man muss ihn einfach mögen; allein schon weil er ein riesiges Herz in seiner Brust trägt und dieses auch immer wieder in Form von Hilfbereitschaft, Einfühlungsvermögen und Slebstlosigkeit zur Schau stellt. Es war so toll, ihn mit Hailey zusammen zu erleben, weil er so locker mit ihrer Störung umgeht und stets weiß, was zu tun ist. Gleichzeitig steht das aber in purem Kontrast zu seinem Auftreten Avery gegenüber – da ist er nämlich ganz der heiße Kerl, den man gern anschmachtet und für den man die Protagonistin immer mal wieder beneidet.
Apropos Protagonistin: Avery ist das pure Gegenteil zu Cade, denn ihre nachdenkliche, unsichere Art macht sie hin und wieder etwas hilflos; überfordert. Sie hat eine durchaus schwierige Vergangenheit und hat davon ganz offensichtlich Narben davon getragen. Die wurden aber so in Szene gesetzt, dass ich sie trotz meiner fehlenden Erfahrung diesbezüglich, wunderbar nachvollziehen und verstehen konnte. Avery war sympathisch, legte eine beeindruckende Entwicklung an den Tag und war die perfekte Besetzung für diese Geschichte. Sie sorgte für Tiefgang, für echte Emotionen und eine Menge Zündstoff. Der Mix aus liebevoller Mutter und unsicherer jungen Frau harmonierte toll miteinander und ihre Fürsorge ließ mir immer wieder wärmende Schauer den Rücken hinabjagen und es war einfach schön, an ihrer Seite zu sein.
Alle anderen Figuren tragen natürlich auch ganz wesentlich zur Handlung bei – denn Redwood ist eine Kleinstadt, wie sie im Buche steht und mit all den unterschiedlichen Bewohnern ist es nie langweilig. Vom verbohrten Witwer bishin zum taubstummen, heißen Tierarzt ist alles vertreten. Wir begegnen einer manipulativen Gruppe von älteren Damen, deren größten Hobby es ist, liebevoll zu manipulieren und einer ausgeflippten Hundefriseurin, die so viel mehr zu bieten hat als nur bunte Haare. Kurz um: man liebt alle – ausnahmslos!

Der Schreibstil von Kelly Moran ist gewohnt locker; sehr einfach und verständlich, aber auch detaillreich und atmosphärisch. Wo wir auch direkt beim springenden Punkt wären. Der Autorin ist es gelungen, mit bloßen Worten eine so einnehmende, alles verschlingende Stimmung zu erzeugen, in die man sich guten Gewissens fallen lassen kann. Redwood Love entführt uns in eine wunderschöne Kleinstadt, mit charakteristischen Elementen; ganz zauberhaft und idyllisch beschrieben. Das Flair von Redwood ist einfach träumerisch; verursacht schlimmes Fernweh und lässt den Wunsch aufkeimen, selbst dorthin zu ziehen. Dazu die simple Einfachheit der Sprache, die authentischen Gespräche, die schönen Beschreibungen und die Tatsache, dass man nur so durch die Seiten rauscht. In meinen Augen hat Kelly Moran hier ein wahres Meisterwerk geschrieben, das von Atmosphäre, spritzige Dialogen, herzerwärmende Passagen und ganz viel Charme lebt.

Die Idee, die hinter diesem Auftakt steckt, ist denkbar einfach; aber trotzdem nahezu genial. Denn schon während des Einstiegs merkt man, dass in dieser Geschichte Spannung, Action und Rasanz kaum eine Rolle spielen. Es wird auf ganz andere Attribute gesetzt, die aber mindestens genau so mitreißen. „Redwood Love: es beginnt mit einem Blick“ fesselt nicht, es umhüllt einen und animiert so dazu, immer weiter und weiter lesen zu wollen. Die Emotionen wurden so gut heraus gearbeitet und die typischen Kleinstadt-Eigenheiten sind perfekt herausgearbeitet. So wird es zu keiner Sekunde langweilig, denn die Ankunft von Avery und Hailey ist nur eins der großen Ereignisse im wunderschönen Redwood. Neben lustigen Stadtfesten gibt es so viel zu entdecken; so viel zu erleben und so viel kennen zu lernen, dass gar keine Zeit für nervenaufreibende Handlungsstränge bleibt. Aber eben die waren deshalb auch nicht nötig. Nina hat es eigentlich sehr gut zusammengefasst, als sie meinte, es wäre einfach schön gewesen – denn das unterschreibe ich zur Gänze. Es ist schön, in diese Geschichte einzutauchen; es ist schön, sich von den Ereignissen berieseln zu lassen und es ist schön, die ganzen, unterschiedlichen Gefühle am eigenen Leib spüren zu können.
Weder während des Einstiegs, noch in der Mitte, geschweige denn zum Schluss hin kommt hier sowas wie Ruhe auf. Natürlich ist so mancher Plot recht vorhersehbar; aber die Umsetzung dessen war so heimelig gestaltet, dass man sich auf alles, was man kommen sah, schlicht freute. Dafür trägt natürlich aber auch die Abwechslung bei. Mal läuft alles rosig, mal wird der Himmel grauer und nicht immer herrscht Harmonie und Frieden; es fliegen auch mal die Fetzen und gibt Unstimmigkeiten. Das und noch vieles mehr machten die Story für mich aus. Die Umsetzung der Idee in Form dieser Wohlfühl-Geschichte ist schlicht perfekt und konnte mich beim zweiten Mal nochmal auf einer ganz anderen Ebene berühren, als beim ersten Mal lesen. Kein Wunder; immerhin konnte ich mich nochmal auf ganz andere Kleinigkeiten konzentrieren, die mir beim ersten Read schlicht entgangen sind; jetzt aber ihre Wirkung umso mehr entfalten konnten. Großartig.
Vom ersten Buchstaben bis zur letzten Silbe hatte Redwood Love 01 eine ganz besondere Wirkung auf mich und ließ so manch Emotion in mir aufleben. Als krönendes Highlight hat sich die Autorin übrigens für den Schluss noch etwas sehr bewegendes einfallen lassen, das mir sogar, ein weiteres Mal, die Tränchen in die Augen trieb.

FAZIT:
„Redwood Love 01: es beginnt mit einem Blick“ von Kelly Moran ist die perfekte Unterhaltung für den tristen, grauen Herbstag. Die Geschichte sprüht nur so vor Lebendigkeit und Gefühlen und berührt auf eine ganz intensive, packende Art und Weise. Die Kleinstadt weist alle nur erdenklichen Klischees an Eigenheiten, die eine Kleinstadt nur haben kann, auf und sorgt für Charme, Witz und Atmosphäre. Ich hätte nie gedacht, dass mich eine so spannungsarme Geschichte so fesseln können würde – aber Kelly Moran ist es gelungen, mich ganz für sich und die drei Protagonistin einzunehmen. Ich liebe es.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

So viel Liebe für diese Geschichte

Never Doubt
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Der Einstieg war eher ruhig; gelingt aber dennoch auf Anhieb. Obwohl anfangs nicht allzu viel passiert und man stattdessen mit einigen wichtigen, wie auch interessanten Informationen versorgt wird, ist ...

Der Einstieg war eher ruhig; gelingt aber dennoch auf Anhieb. Obwohl anfangs nicht allzu viel passiert und man stattdessen mit einigen wichtigen, wie auch interessanten Informationen versorgt wird, ist es doch ein unheimlich passender Start in diese Geschichte. Wir lernen zunächst erst einmal Willow und ihre Familie kennen, können uns im selben Zug ein erstes Bild von den Verhältnissen untereinander machen und erhalten Einblicke in die Psyche der 17-jährigen Schülerin. Ich war ehrlich gesagt etwas überrascht, dass mich die ersten Kapitel noch etwas zwiespältig stimmten; doch jetzt rückblickend lässt sich sagen: dieser langsame und ruhige Start war ein wahrer Segen für den Roman – denn das was danach kommt, ist umso emotionaler und prägender.
Denn kaum ist der Umzug von Manhattan nach Harmony über die Bühne, beginnt die Geschichte damit, einen komplett in ihren Bann zu ziehen; und zwar mit Haut und Haaren. Die Emotionen werden von Seite zu Seite intensiver, die Atmosphäre immer dichter und die Handlung nimmt immer mehr an Fahrt auf. Die Thematisierung der Tragödie „Hamlet“ von Shakespeare machte mir zunächst Angst, da ich weder von dem Stück selbst noch von Theater großartig Ahnung habe; doch Emma Scott ist es gelungen, das Ganze verständlich und trotzdem authentisch einzubinden. Besonders positiv fällt hier der Spagat zwischen Schauspiel-Handlung und Roman-Handlung auf. Die Parallelen zwischen Hamlet und der Geschichte der Protagonisten war deutlich erkennbar, aber doch nicht aufdringlich. Und es passte so wahnsinnig gut. Manchmal wirkte es, als würden zwei verschiedene Storys erzählt werden; manchmal kamen Momente, in denen beide ineinander übergriffen und zusammen schmolzen.
Dadurch, dass sich die Lovestory zwischen Willow und Isaac nur langsam entwickelt, blieb genügend Zeit, um andere Plots einzubauen und ihnen dementspechend Raum zu geben. Denn die beiden Protagonisten haben auch noch eigene Probleme im familiären Umfeld, die neben der Ruhe und Zartheit der Liebe einiges an Zündstoff ins Spiel brachten. Dieser Zündstoff sorgte schließlich auch dafür, dass der Spannungsbogen stets am oberen Limit lag. Gerade wenn sich Lovestorys langsam entwickeln, passiert es schnell dass das Erzähltempo abnimmt – doch die Autorin hat es meisterhaft geschafft, das zu umgehen. Ich fieberte mit, fühlte mit, ließ mich treiben und zu Wuttiraden hinreißen. Jede noch so kleine Emotion kitzelte Emma Scott aus mir heraus und ließ mich zudem mehr als einmal mit den Tränen kämpfen. Und stets begleitet einen dieser immense Schmerz, der aus jeder Pore des Buches dringt, ohne runterzuziehen oder depressiv zu wirken. Ich raste nur so durch die Seiten, wurde durch unerwartete Wendungen immer wieder vor den Kopf gestoßen und der Ausgang dieses Romans war schon frühzeitig nicht mehr absehbar. Jeder hofft auf das Happy End; doch begleitet man Willow und Isaac erst einmal eine Weile, ist man sich bald schon nicht mehr sicher, ob wir überhaupt noch darauf hoffen können.
Und weil ich gerade da nichts vorweg nehmen will, gibt’s nur wenige Worte zum Schlussteil des Buches: es war phänomenal. Die Intensität der Gefühle überraschte und überwältigte mich, ließ mich mal weinen und mal lachen und mal beides zugleich tun. Der Nervenkitzel, der da zustande kam, war derart unvorherhsehbar, dass es mich regelrecht aus den Socken haute. Doch schlussendlich lässt sich nur sagen: es war die perfekte Schlussphase: stimmig und rund und zutiefst bewegend.

Natürlich tragen auch die Charaktere ihren Teil dazu bei, dass man sich als Leser so emotional ergreifen lassen kann. Willow und Isaac sind so fernab des Mainstreams, dass es manchmal erscheint, als wären sie nicht von dieser Welt. Beide bringen eine Besonderheit mit, die dafür sorgt, dass man sich ihnen nahe fühlt, obwohl man vielleicht (oder hoffentlich!) nie die selben Erfahrungen machen musste wie sie. Beide sind auf ihre Art komplett nachvollziehbar und mit einer Lebendigkeit gesegnet, die man nicht in Worte fassen kann. Nicht nur greifbar und authentisch, sondern wirklich und in jeder Form dem echten Leben entsprungen. Immer wieder gab es Momente, in denen ich die Figuren regelrecht hören konnte. Ihre Dialoge waren auf ganzer Linie glaubwürdig, ebenso wie es ihre Emotionen und ihre Handlungen waren.
Willow ist eine junge Frau im zarten Alter von 17 Jahren, die etwas erleben musste, das man nicht einmal dem schlimmsten Feind wünscht. Um den Klappentext zu zitieren: „dafür gibt es keine Worte“. Und trotzdem war Willow nicht das kleine Mäuschen, das still und heimlich in ihrem Zimmer weint – obwohl die genau das tut. Aber sie trägt eine Stärke nach außen, die die Dunkelheit vertreiben kann. Es ist die Hoffnung, die Willow am Leben hält; und mit ihr die Stimmung um sie herum. Willow ist sympathisch, 100% authentisch und in ihrem Tun und Denken stets nachvollziehbar. Es fiel mir so leicht, mein Herz an sie zu verschenken, obwohl ihres gebrochen war. Wie oft wollte ich das Mädchen einfach in die Arme schließen und sie von der Außenwelt beschützen? Und wie oft bewunderte ich sie für ihren Mut und ihre Kraft, ihren unerschütterlicher Willen. Willow brachte genau die richtige Menge von allem mit und zusätzlich dazu legt sie auch noch eine enorme Entwicklung an die Tag. Aber auch die ist, wie sollte es anders sein, zur Gänze authentisch.
Isaac. Der 19-jährige Mann aus ärmlichen Verhältnissen, der in der Kleinstadt als Außenseiter und Bad Boy und als Sündenbock verschrien ist. Aber was steckt hinter der Fassade? Was musste dieser junge Kerl alles ertragen, um eine so dicke Mauer um sich herum zu errichten? Während des Lesens wird schnell klar: diese Mauern sind gerechtfertigt. Aber das „Schöne“ an ihm ist, dass sein Herz nicht schwarz ist. Es schlägt; für das Theater und für seine Lieben. Er ist loyal, verantwortungsbewusst und zuverlässig und das sind Eigenschaften, die ihn zum Leben erwecken. Gleichzeitig ist es auch sein Mut und seine Stärke, die ihn greifbar machen und der Verlauf seiner Entwicklung. Himmel. Isaac ist nahezu perfekt, und das obwohl er so viel Ecken und Kanten hat und nicht immer das tut, was richtig ist. Ich mochte diesen Jungen von der ersten Sekunde an, weil er vielschichtig und facettenreich ist; aber auch weil er mein tiefstes Mitgefühl hatte und meine Bewunderung. Denn das was er auf der Bühne zeigt, löste in mir jedes Mal etwas aus; etwas, das nicht zu beschreiben ist.
Als letzten Punkt die Nebenfiguren. Ich bin immer ein großer Fan von Abwechslung. Mir ist es immer wichtig, dass es auch Charaktere gibt, die negative Gefühle in mir wecken – aber hätte ich gewusst, was mich hier erwartet, hätte ich diese Meinung schnell geändert. Emma Scott hat es geschafft, (wie noch niemals zuvor), mich emotional so zu binden, dass ich meine Wut auf gewisse Personen kaum im Zaum halten konnte. Die Handlungen mancher stießen bei mir auf komplettes Unverständnis, auf Sprachlosigkeit und tiefste Verachtung. Das in mir zu wecken ist eine Kunst, die die Autorin hier definitiv beherrschte. Doch neben Wut und Verabscheuung regten sich auch andere Gefühle in mir; denn es gab nicht nur die negativen Charaktere, sondern eben auch die, die nicht nur der Handlung gut taten, sondern auch den Protagonisten. Ich denke, ich spreche für alle, die das Buch gelesen haben, wenn ich sage: jeder von uns braucht eine Angie in seinem Leben.

Der Schreibstil von Emma Scott bedarf eigentlich keiner Worte mehr. Oder besser gesagt: ich finde ohnehin nicht die richtigen, um zu beschreiben, was diese Frau kann. In die Geschichte von Willow und Isaac einzutauchen ist, wie eine andere Welt zu betreten. Allein die einnehmende Stimmung und die vorherrschenden Emotionen treffen einen mit einer Wucht, die einen umhaut. Diese Atmosphäre verschlang mich jedes einzelne Mal, wenn ich nach dem Buch gegriffen habe und die Gefühle übertrugen sich so intensiv, dass ich auch Stunden später noch immer den Nachhall davon am eigenen Leib spürte. Dabei lässt sich das Buch dennoch wahnsinnig schnell und sehr einfach lesen; man rauscht nur so durch die Seiten und tut sich schwer, mal eine Pause einzulegen. Die Tiefe, mit der Emma Scott erzählt ist beeindruckend und in ihrer Sprache schwingt immer etwas poetisches mit. Es scheint, als habe sie jedes einzelne Wort genau da hingesetzt, wo es hingehörte und sich sich kein einziges Mal vertan. Dieser Schreibstil ist einfach perfekt; in jeder Form.
Dazu die Gliederung: die Kapitel sind kurz und knackig, beinhalten aber alles, was nötig ist, um zu begeistern und zu berühren. Wir dürfen hier sowohl aus Willow’s Sicht lesen, als auch aus Isaac’s Perspektive und der Tiefgang intensiviert sich mit jeder einzelnen Passage. Die zwei unterschiedlichen Sichten machen auch die Charaktere nochmal klarer; nochmal bildhafter und greifbarer und ist – wer hätte es gedacht – perfekt auf das Buch abgestimmt.

FAZIT:
„Never Doubt“ von Emma Scott hat mich von der ersten, bis zur letzten Seite komplett umgehauen. Diese unheimlich realistischen Emotionen sind, gefühlt, nicht von dieser Welt und konnten mich berühren, wie kaum etwas zuvor. Ich werde wohl, im Gegensatz zu der Autorin, nie die richtigen Worte finden, um meine Empfindungen dem Buch gegenüber auszudrücken – aber es war eine Wucht. Ein absolutes Jahreshighlight 2020 und deshalb gibt’s von mir auch eine bedingungslose Lese-Empfehlung. (eigentlich ein Lesezwang; aber so deutlich will ich das nicht sagen). Lest dieses Buch. Ihr werdet es in keiner Sekunde bereuen. Danke für dieses Erlebnis und danke für all die Tränen, die geflossen sind.

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