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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2022

Sympathisches dänisch-deutsches Detektiv-Duo

Gezeitenmord
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Ein Toter im Watt - genau auf der dänisch-deutschen Grenzlinie, dies kann nicht der örtlichen Polizei überlassen werden: und so reisen Rudi Lehmann aus Flensburg und Lykke Teit aus Kopenhagen an, um den ...

Ein Toter im Watt - genau auf der dänisch-deutschen Grenzlinie, dies kann nicht der örtlichen Polizei überlassen werden: und so reisen Rudi Lehmann aus Flensburg und Lykke Teit aus Kopenhagen an, um den Fall in grenzüberschreitender Zusammenarbeit zu lösen. Die Dörfler sind zuerst nicht begeistert und versuchen, den Auswärtigen das Leben schwer zu machen, später klappt die Zusammenarbeit dann aber doch ganz gut.
Der Fall erweist sich als ziemlich verworren und es gibt Verbindungen zu früheren Morden, das dänisch-deutsche Duo muss immer wieder mögliche Szenarien verwerfen. Trotz des großen Altersunterschiedes verstehen und ergänzen sich die beiden wunderbar. Beide sind interessante Charaktere, die wir im Verlauf des Krimis immer besser kennenlernen.
Ich freue mich immer, wenn ich auf vergleichsweise unblutige skandinavische Krimis treffe. Diese neue Krimireihe unterhält bestens, die Dialoge sind witzig und schlagfertig, die Krimihandlung ist spannend und wird überzeugend gelöst. Falls Lehmann und Teit in Zukunft noch weitere gemeinsame Fälle übernehmen, freue ich mich darauf, ihnen wieder beim Ermitteln über die Schulter zu schauen.
Ein unterhaltsamer und spannender Krimi ohne Gewaltexzesse!

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Netter Regionalkrimi

In einer stillen Bucht
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Die ersten zwei Bände dieser Krimireihe kenne ich noch nicht, kam aber dennoch problemlos in die Geschichte hinein. Capri und Neapel, also mal eine Region, aus der ich bisher noch keinen Krimi gelesen ...

Die ersten zwei Bände dieser Krimireihe kenne ich noch nicht, kam aber dennoch problemlos in die Geschichte hinein. Capri und Neapel, also mal eine Region, aus der ich bisher noch keinen Krimi gelesen habe. Der Autor sorgt für reichlich süditalienisches Lokalkolorit. Zwei sympathische Ermittler - der einheimische Enrico Rizzi und die zugezogene, anscheinend strafversetzte Antonia Cirillo - werden zu einer an einem abgelegenen Strand gefundenen Leiche gerufen. Da es sich bei der Toten um die Leiterin des Konservatoriums in Neapel handelt, ist dann aber die neapolitanische Polizei für den Fall zuständig. Das schmeckt den beiden Inselpolizisten nicht, die auch ihre Berechtigung zu weiteren Ermittlungen einfordern. Und, wie sollte es auch anders sein bei einem Caprikrimi, sind sie es schließlich, die den Fall lösen.
Den Schreibstil fand ich angenehm und gut lesbar, man erfährt einiges aus dem Privatleben der Polizisten, anderes wurde wohl noch für weitere Bände aufgespart. Rizzi ist offensichtlich ein moderner Mann, der sich auch an der Hausarbeit beteiligt und z.B. Tomaten einweckt, bei Cirillo tappt man noch etwas im Dunklen. Man lernt auch diverse einheimische Originale kennen, die das Capri-Flair verstärken. Die Geschichte ist gut konstruiert und glaubwürdig, aber die Ermittlungen laufen lange Zeit ins Leere, worunter der Spannungsbogen etwas leidet. Die finale Auflösung ist jedoch überzeugend und insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt und werde die Lektüre der ersten Bände schleunigst nachholen. Speziell auf einer Italienreise sicher ein passendes Buch, aber auch für "Arm Chair Traveller" ein Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 11.05.2022

Endlich mal ein nicht so düsterer Schwedenkrimi, ganz im Gegenteil!

Der Tod macht Urlaub in Schweden
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Irgendwann habe ich aufgehört, schwedische Krimis und Thriller zu lesen - das war mir alles zu trübe und deprimierend, zu abartig und brutal. Da kam jetzt dieser schwedische Versuch eines Cosy-Krimis wie ...

Irgendwann habe ich aufgehört, schwedische Krimis und Thriller zu lesen - das war mir alles zu trübe und deprimierend, zu abartig und brutal. Da kam jetzt dieser schwedische Versuch eines Cosy-Krimis wie gerufen!
Peter Vinston, ein etwas überpenibler Kommissar aus Stockholm macht einen vom Arzt verordneten Zwangsurlaub in Österlen im südschwedischen Schonen. Dort wohnt auch seine Exfrau mit ihrer gemeinsamen Tochter und ihrem neuen Ehemann.
Für einen malerischen Strand hatte es eine Baugenehmigung (Korruption?) für Luxushäuser gegeben. Der örtliche Kulturverein protestierte heftig dagegen, besonders gegen die Immobilienmaklerin, die arrogante und völlig rücksichtslose Jessie Anderson.
Und dann wird diese Jessie ermordet aufgefunden. Peter Vinston mischt sich wider besseres Wissen in die Ermittlungen ein, bekommt sogar ein offizielles Okay für seine Beratertätigkeit, und vergisst, dass er eigentlich zur Erholung hier ist und auch, um den Kontakt zu seiner Tochter zu pflegen. Er hilft der örtlichen Ermittlerin Tove Esping bei ihren Ermittlungen und wie im Genre häufig üblich, müssen sich die beiden Partner erst zusammenraufen.
Es wimmelt von Verdächtigen und als Leser kann man schön mitraten, wenn allmählich immer mehr Infos gesammelt werden. Aber die beiden bleiben häufig stecken und müssen immer wieder die Richtung ihrer Ermittlungen wechseln. Es treten viele originelle Personen auf, nicht zuletzt der pingelige Kommissar selbst, der immer eine Fusselbürste bei sich trägt, um jedes (Tier)Haar von seinen eleganten Anzügen zu bürsten. Tove Esping ist lesbisch und lebt mit ihrer Lebensgefährtin zusammen, unter den Dörflern gibt es ein schwules Ehepaar, und diese LGBT-Beziehungen werden erfrischend selbstverständlich erwähnt. Die Handlung ist sowohl spannend als auch entspannend, eine leichte und unterhaltsame Lektüre, die aber nicht seicht ist. Der locker-flockige Schreibstil liest sich sehr angenehm und das Finale hat eine unerwartete Wendung zu bieten. Insgesamt also eine lohnende Lektüre für Freunde des gepflegten, humorvollen Wohlfühlkrimis, eine gelungene schwedische Variante dieses Genres, auch wenn ich letzten Endes die britischen Vorbilder vorziehe. Aber die Schweden sind da auf einem guten Weg. Für knallharte Anhänger der blutigen schwedischen Thriller allerdings eher nicht geeignet.

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Honig international: Pantscherei und genmanipulierte Bienen

Goldenes Gift
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Der Stadtimker Pol Schneider ist tot, anscheinend vom Dach eines Hochhauses gefallen, auf dem er Bienenstöcke platziert hatte. Da der Luxemburger Koch Xavier Kieffer auch in einige seiner Bienenstöcke ...

Der Stadtimker Pol Schneider ist tot, anscheinend vom Dach eines Hochhauses gefallen, auf dem er Bienenstöcke platziert hatte. Da der Luxemburger Koch Xavier Kieffer auch in einige seiner Bienenstöcke investiert hat und der Imker ihm noch eine Menge Honig schuldete, beginnt er, sich mit dem Fall zu befassen. Seine Freundin Valerie Gabin ist gerade in den USA unterwegs und beobachtet dort zufällig den Raub einiger Bienenstöcke. So sind beide auf das Thema Honig und Bienen gestoßen, sie ermitteln gemeinsam und einzeln weiter.

Und haben damit in das sprichwörtliche Wespennest, ... äh oder besser den Bienenkorb, gestochen. Um das Geschäft mit dem Honig noch lukrativer zu gestalten, wird länderübergreifend ziemlich viel kriminelle Energie eingesetzt und speziell Valerie, die zu impulsiven und leichtsinnigen Aktionen neigt, bringt sich des öfteren in große Gefahr. Auch Xaviers Aktionen sind nicht gerade ungefährlich und er hat wiederholt mit Angiffen aggressiver Bienen zu kämpfen. Die Spuren, die die beiden aufdecken, sind vielfältig und etwas verwirrend, schwer zu deuten, was dahinter steckt. Auch als Leser tappt man lange im Dunkeln. Doch es bleibt spannend und interessant, denn Dank Hillenbrands guter Recherche erhält man viele Einblicke in die Machenschaften der Lebensmittelindustrie und wird in Zukunft etwas kritischer sein beim Honigkauf.

Als langjährige Leserin der Reihe konnte ich schnell wieder in Xaviers Welt und seine Luxemburger Umgebung eintauchen. Valerie spielt in diesem Band eine etwas aktivere Rolle als früher, Xaviers finnischer Freund, der weinselige Pekka Vatanen sorgt für den "Comic Relief", der Schreibstil ist spannend und gut lesbar. Am Ende sind alle Unklarheiten beseitigt, der Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Puzzle-Teilchen werden offensichtlich. Dies ist wohl der bisher actionreichste Kieffer-Krimi, wobei der Autor es damit für meinen Geschmack etwas übertrieben hat. Vielleicht nicht der beste Band der Reihe, aber doch eine informative, spannende und unterhaltsame Lektüre!

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Flott geschriebene, atmosphärische New Yorker Gaunergeschichte

Harlem Shuffle
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Obwohl ich New York nur aus Filmen und Büchern kenne, hatte ich das Gefühl, dass der Autor die Armosphäre im Harlem der Sechziger Jahre sehr authentisch und treffend geschildert hat, sehr lebendig, man ...

Obwohl ich New York nur aus Filmen und Büchern kenne, hatte ich das Gefühl, dass der Autor die Armosphäre im Harlem der Sechziger Jahre sehr authentisch und treffend geschildert hat, sehr lebendig, man hat das Gefühl man sei mittendrin.
Der Protagonist ist der umtriebige Familienvater Ray Carney, ein Möbelhändler, der versucht, seinen Lebensuntehalt auf möglichst ehrliche Weise zu verdienen, aber zwischendurch durchaus auch mal Hehlerware verhökert - schließlich hat er eine Familie zu ernähren. Sein Vater war ein Krimineller, dem er möglichst nicht nacheifern möchte, und auch sein Cousin Freddy ist ein Ganove, der noch nie in seinem Leben gearbeitet hat und Ray, der ihn wie einen Bruder liebt, immer wieder in brenzlige Situationen hineinmanövriert. Whitehead schildert drei Phasen in Rays Leben, 1958, 1961 und 1964. Er hat einen mitreißend lässigen und humorvollen Schreibstil, es gibt atmosphärische Ortsbeschreibungen und viele Nebenfiguren, die meisten davon recht skurrile Charaktere, so dass man sich gut in die damaligen Lebensumstände hineinversetzen kann.
Der Autor schreibt nicht mit erhobenem Zeigefinger, aber natürlich ist der Roman auch sozialkritisch, beschreibt erschreckende Rassendiskriminierung, z.B. dadurch, dass Rays Ehefrau im Reisebüro "Black Star Travel" arbeitet, das seinen schwarzen Kunden "sichere" Reiserouten ausarbeitet mit Empfehlungen für Hotels und Restaurants, in denen sie nicht diskriminiert, angepöbelt oder gar zusammengeschlagen werden. Und man erkennt auch, dass es seit damals leider nur kleine Fortschritte gegeben hat.
Ich weiß gar nicht so recht, welchem Genre man diese Buch zuordnen könnte, vielleicht ist es ein Entwicklungsroman, denn Ray macht in den drei Abschnitten eine ziemliche Entwicklung durch.Es ist aber auch eine Liebeserklärung an Harlem und seine Bewohner. Die Lektüre war manchmal ein wenig anstrengend, hat sich aber gelohnt und ich bin froh, diesen Autor kennengelernt zu haben und werde auch seine früheren Werke lesen. Empfehlenswert für Freunde etwas anspruchsvollerer Literatur.

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