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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.12.2021

Die unvollendete Geschichte

Unter einem anderen Himmel
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Inhalt: Die 38-jährige Übersetzerin Stella Köhler wird völlig überraschend Besitzerin eines idyllischen alten Reetdachhauses in Haffkrug an der Ostsee. Zusammen mit ihrer Tochter zieht sie dort ein. Mit ...

Inhalt: Die 38-jährige Übersetzerin Stella Köhler wird völlig überraschend Besitzerin eines idyllischen alten Reetdachhauses in Haffkrug an der Ostsee. Zusammen mit ihrer Tochter zieht sie dort ein. Mit im Haus wohnt die vorherige Besitzerin Theresa, die dort ein Wohnrecht auf Lebenszeit hat. Nach anfänglichen Schwierigkeiten arrangieren die Frauen sich mit der Situation.
Stellas finanzielle Situation sieht momentan sehr bitter aus, zudem wartet sie schon wochenlang auf das Manuskript des Bestsellerautor John Harding, um es zu übersetzen. Kurzentschlossen reist sie nach Prag, um John dort zu treffen. Zusammen folgen sie dort den Spuren zweier Schwesteern, die die Hauptrollen in Johns noch unvollendeten Roman spielen…

Meine Meinung: Durch den lockeren und sehr schnell zu lesenden Schreibstil des Autorenduos Tania Krätschmar und Daniela Pietrek, die diesen Roman unter dem Pseudonym Josefine Blom veröffentlicht haben, habe ich sehr schnell in die Geschichte gefunden. Das malerische alte Haus in Haffkrug mit dem schönen Gewächshaus konnte ich mir sofort bildlich vorstellen, ebenso wie die warmherzig beschriebenen Charaktere. Alle Szenen, die im Haus spielen, haben eine ganz besondere, warme und sehr angenehme Atmosphäre, was zum Teil sicher auch an Theresas böhmischen Köstlichkeiten liegt. Ihre Rezepte sind - glücklicherweise - auf den letzten Seiten des Buches zu finden. Auch die Reise nach Prag und Andersbach wird sehr bildhaft beschrieben, konnte mich aber nicht ganz so sehr fesseln, wie die übrige Handlung. Außerdem bekommt man Einblicke in Johns Roman, dem noch das letzte Kapitel fehlt, denn seine Nachbarin Martha, deren Geschichte er schreibt, ist gestorben, bevor sie ihm alles erzählen konnte. Ihre Liebesgeschichte, die ich zunächst etwas zu überstürzt fand, hat mich schließlich sehr berührt.
Das Ende des Romans war nicht überraschend und mir persönlich etwas zu konstruiert. An solche Zufälle kann ich nicht glauben. Eine andere Entwicklung dagegen fand ich überstürzt. Trotzdem macht beides natürlich einen Teil der positiven Atmosphäre aus, deshalb fand ich es nicht ganz so störend.

Fazit: Ein leicht zu lesender und sehr unterhaltsamer Familienroman über Liebe und Verlust, mit liebenswerten Charakteren und einer - trotz Schicksalsschlägen - insgesamt sehr angenehmen Atmosphäre. Ich habe das Buch an zwei Abenden durchgelesen.

Veröffentlicht am 24.10.2021

Warmherzig und berührend

Im letzten Licht des Herbstes
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Inhalt: Solace, Kanada, in den 70er Jahren: Die 7-jährige Clara ist untröstlich. Ihre große Schwester Rose ist nach einem Streit mit ihrer Mutter von zu Hause weggelaufen und seitdem spurlos verschwunden. ...

Inhalt: Solace, Kanada, in den 70er Jahren: Die 7-jährige Clara ist untröstlich. Ihre große Schwester Rose ist nach einem Streit mit ihrer Mutter von zu Hause weggelaufen und seitdem spurlos verschwunden. Jede freie Minute steht Clara am Fenster und wartet auf Rose. Dabei beobachtet sie einen fremden Mann, der scheinbar in das Haus der älteren Nachbarin, Mrs. Orchard, einzieht. Was macht der da? Mrs. Orchard ist doch nur für kurze Zeit im Krankenhaus…

Meine Meinung: Das Buch ist in drei verschiedene Erzählstränge aufgeteilt, die teilweise zeitlich leicht versetzt spielen. Ruhig und sehr warmherzig erzählt Mary Lawson aus der Sicht von Clara, Mrs. Orchard und Liam - dem Mann, der in Mrs. Orchards Haus einzieht. Nach der Trennung von seiner Frau kommt es Liam gerade recht, dass Mrs. Orchard ihm ihr Haus geschenkt hat, obwohl er kaum Erinnerungen an sie und ihren Mann hat. Mrs. Orchard erinnert sich im Krankenhaus an die Zeit, in der sie einen folgenschweren Fehler gemacht hat. Und Clara vermisst ihre Schwester Rose und macht sich große Sorgen. Diese drei Protagonisten mochte ich sehr gern, aber auch die Einwohner der kleinen Stadt Solace werden sehr liebenswert beschrieben. Sie wirken authentisch auf mich und besonders die kleine empathische Clara ist mir schnell ans Herz gewachsen. Die Geschichte hat neben traurigen und dramatischen Momenten durchaus auch viele humorvolle Szenen und die Stimmung habe ich nicht als bedrückend empfunden. Mir hat vor allem die Entwicklung von Liam gefallen und von Seite zu Seite mochte ich dieses Buch lieber und war enttäuscht, als es endete.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass das Schicksal von Rose kaum Beachtung gefunden hat.

Fazit: Eine warmherzige und berührende Geschichte.

Veröffentlicht am 06.10.2021

Spannender 4. Fall

Der Gejagte
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„Der Gejagte“ ist bereits der 4. Fall für Johan Rokka und seine Kollegin Janna Weissmann, aber problemlos auch als Einzelband zu lesen.
Der Schreibstil von Gabriella Ullberg Westin gefällt mir sehr gut ...

„Der Gejagte“ ist bereits der 4. Fall für Johan Rokka und seine Kollegin Janna Weissmann, aber problemlos auch als Einzelband zu lesen.
Der Schreibstil von Gabriella Ullberg Westin gefällt mir sehr gut und obwohl der Roman im Präsens geschrieben ist - was viele Leser:innen abschreckt - lässt er sich absolut angenehm und flüssig lesen.
Die Geschichte wird im Wechsel aus drei Handlungssträngen, sowie aus häufig wechselnden Perspektiven und in relativ kurzen Kapiteln erzählt. Der Kriminalroman ist sehr komplex aufgebaut und es dauert eine ganze Weile, bis die Zusammenhänge der einzelnen Handlungsstränge ersichtlich werden. Das tatsächliche Mordmotiv wird erst ganz am Ende aufgedeckt.
Die verschiedenen Charaktere werden gut und authentisch beschrieben und wie in jedem der Bücher gibt es auch hier wieder kurze Einblicke in das Privatleben der Ermittler, die ich beide sehr gerne mag.
Die Inszenierung der Leichen ist zwar ziemlich blutig und grausam (Zitat Rokka: „Das ist das Widerlichste, was ich je gesehen habe.“), wird aber nicht reißerisch oder allzu detailliert beschrieben.

Fazit: Dieser Krimi hat mich vom Anfang bis zum Ende gefesselt und mich gut unter halten.

Veröffentlicht am 15.09.2021

Absoluter Pageturner

Der Eisjunge
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Seit „Der Federmann“ (2011) habe ich alle Bücher von Max Bentow gelesen. „Der Eisjunge“ ist bereits der 9. Fall für Nils Trojan und sein Team, aber auch problemlos ohne Vorwissen zu lesen. Die Morde sind ...

Seit „Der Federmann“ (2011) habe ich alle Bücher von Max Bentow gelesen. „Der Eisjunge“ ist bereits der 9. Fall für Nils Trojan und sein Team, aber auch problemlos ohne Vorwissen zu lesen. Die Morde sind sehr bizarr, grausam, außergewöhnlich und meiner Meinung nach auch völlig absurd - kein Wunder, dass Nils sich sofort wieder auf seine Insel zurücksehnt und keine Zeit für sein Privatleben bleibt - und obwohl ich diese Art von Thriller eigentlich schon seit vielen Jahren überhaupt nicht mehr mag und mich deshalb einige Szenen und Beschreibungen etwas nerven, fiebere ich doch jedes Mal dem neuesten Buch der Reihe entgegen und verschlinge es in kürzester Zeit!
Der Schreibstil des Autors lässt sich absolut schnell und flüssig lesen. Das Tempo ist rasant, die Handlung permanent spannend und fesselnd. Dazu die relativ kurzen Kapitel, die oft mit einem Cliffhanger enden, sowie die häufigen Perspektivwechsel. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Bis zur überraschenden Auflösung am Schluss lag ich mit meinen Vermutungen völlig falsch.

Fazit: Ein spannender und gelungener 9. Teil! Ich will mehr…

Veröffentlicht am 13.09.2021

Eine ganz besondere Geschichte

Barbara stirbt nicht
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„Barbara stirbt nicht“ ist mein erstes Buch von Alina Brosky und nach den ersten Seiten erwartete ich eine witzige und lockere Lektüre über einen griesgrämigen älteren Mann, der plötzlich für sich selbst ...

„Barbara stirbt nicht“ ist mein erstes Buch von Alina Brosky und nach den ersten Seiten erwartete ich eine witzige und lockere Lektüre über einen griesgrämigen älteren Mann, der plötzlich für sich selbst sorgen muss. Doch diese Geschichte geht viel tiefer.
Herr Schmidt ist nach eigener Aussage „kein Netter“. Er ist ein griesgrämiger Kauz, steckt voller Vorurteile, liebt seine jahrzehntealten täglichen Routinen und lässt sich gern und ganz selbstverständlich von seiner Frau Barbara bedienen. Auch das Verhältnis zu seinen inzwischen erwachsenen Kindern ist schwierig. Obwohl er eigentlich unsympathisch sein müsste, mochte ich ihn tatsächlich von Anfang an, was wahrscheinlich an der bösen, doch gleichzeitig auch warmherzigen Beschreibung der Autorin liegt. Als er plötzlich auf sich allein gestellt ist und auch für Barbara sorgen muss, beginnt er sich allmählich weiterzuentwickeln. Er lernt nicht nur kochen und backen, sondern auch viel über sich selbst und über seine Frau, die er plötzlich mit ganz anderen Augen sieht. Alina Bronsky versteht es perfekt, zwischen den Zeilen dieser humorvoll erzählten Geschichte die traurige Wahrheit durchschimmern zu lassen, ohne sie direkt auszusprechen.

Fazit: Eine berührende, ungewöhnliche und ganz besondere Geschichte, bitterböse und witzig erzählt.