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Veröffentlicht am 25.10.2021

Wie ein Sog

Nordwasser
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Der Arzt Patrick Sumner heuert auf der Volunteer an, einem Walfänger, der von Hull aus in nördliche Gewässer sticht. Das raue Schiffsleben und die grausame Arbeit an und über Bord prägen den Alltag, bis ...

Der Arzt Patrick Sumner heuert auf der Volunteer an, einem Walfänger, der von Hull aus in nördliche Gewässer sticht. Das raue Schiffsleben und die grausame Arbeit an und über Bord prägen den Alltag, bis sich die Crew zu weit nach Norden wagt.

Als Serie verfilmt, beschaffte ich mir "Nordwasser" doch noch, um den Roman zuerst zu lesen, der mir nach der Veröffentlichung zwar aufgefallen war, mich aber nicht so sehr reizte, dass ich ihn auch lesen wollte. Da der Schreibstil eher sachlich-neutral gehalten ist, was ich nicht so gerne lese, kam ich zu Beginn auch eher schleppend in die Geschichte und hatte sie schon als mittelmäßig eingestuft, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. War für mich aber ok, ich wollte ja eigentlich nur die Serie gucken.

Doch ohne es richtig zu merken, war ich plötzlich drin in der Story, die mich wie ein Sog immer weiter mit sich riss und ich überhaupt nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Hatte ich anfangs noch das Gefühl, der Autor hake eine Liste ab mit Dingen, die passieren müssen (Dann taten sie das, dann fuhr das Schiff weiter da lang, dann trafen sie auf eine Robbenkolonie ...), bekam die Geschichte immer mehr Substanz und das nicht erst, nachdem sich kurz vor der Mitte des Buches eine Art "Kriminalhandlung" entspinnt.

Die Grausamkeiten, die der Beruf der Walfänger mit sich bringt, wird nicht ausgelassen, und die, die unter den Schiffsleuten unter Deck passieren, auch nicht. Da der Schreibstil die ganze Zeit über sehr sachlich bleibt, kam das aber nicht nahe genug an mich ran, worüber ich sehr dankbar war. Ich las eher mit einem gewissen Interesse als mich zu ekeln oder (zu viel) Mitleid zu haben, gleichzeitig hat der Autor es trotzdem geschafft, dass ich mich gefreut habe, wenn das ein oder andere Tier aus dem Dunstkreis der Harpunierer fliehen konnte.

Fazit: Ein sachlich-unromantischer Schreibstil, der es trotzdem schafft, einen mitzureißen, großartig ausgearbeitete Figuren mit kaum nennenswerten Sympathiewerten, mit denen man trotzdem mitgeht, und eine Geschichte, die wie ein Sog wirkt erhalten von mir 4,5****

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Veröffentlicht am 25.10.2021

War nix

Das Dorf
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Einem panischen Anruf seiner Exfreundin Anna folgend, fährt Bastian in ein abgelegenes Dorf, um nach ihr zu suchen. Dort angekommen, gibt es auch für ihn bald kein Entkommen mehr.

Bis die Story im letzten ...

Einem panischen Anruf seiner Exfreundin Anna folgend, fährt Bastian in ein abgelegenes Dorf, um nach ihr zu suchen. Dort angekommen, gibt es auch für ihn bald kein Entkommen mehr.

Bis die Story im letzten Drittel komplett ausrastet und man mit einer Auflösung abgespeist wird, die man so oder so ähnlich schon zwanzigmal bei Fitzek gelesen hat, ist die Geschichte eigentlich ganz spannend und mysteriös. Ständig passiert irgendwas seltsames, Bastian zweifelt immer mehr an den Menschen, die ihm eigentlich helfen wollen ... oder ist es doch eigentlich sein Verstand, dem er nicht trauen kann?

Das hätte atmosphärisch und sogar richtig unheimlich sein können, nur hat das leider der Schreibstil überhaupt nicht hergegeben. Der war nicht nur platt sondern schlicht auf Grundschulniveau, die Dialoge völlig zum Fremdschämen. Natürlich können Dialoge in einem Roman nicht so geschrieben werden, wie man in der Realität spricht, aber so redet wirklich kein Mensch. Abgesehen davon, dass es kaum Variation in der Sprache gab, und beispielsweise die Beschreibung seiner Exfreundin, wenn Bastian nach ihr gefragt hat, auf die letzte Silbe gleich vier- bis fünfmal im Buch wiedergegeben wurde ("Sie ist Mitte zwanzig, hat dunkles Haar und ist sehr hübsch.").

Bastian als Protagonist hatte den Charakter einer Pappfigur. Da hätte man jeden anderen agieren lassen können. Obwohl ihm ein interessanter Beruf und eine nahegehende Vergangenheit verpasst wurden, blieb er völlig blass. Dass sowohl Beruf und Vergangenheit am Ende für die Auflösung wichtig war, blieb bis dahin ohne Bedeutung, und schließlich hieß es: Hier hast Du Dein Ende, komm damit klar.

Fazit: Einen Strobel hab ich noch hier, sonst hätte es sich direkt nach "Das Dorf" auch schon ausgestrobelt. Von mir gibt es - weil zwei Drittel der Geschichte an sich ja ganz spannend waren - noch 2**.

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