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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2017

Katastrophe im Hundehotel

Wolles Hundehotel
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„...Lieber Korn im Blut als Stroh im Kopf...“

Hundemischling Wolle hat sich seinen Traum erfüllt und vor fünf Jahren ein Hundehotel auf Wangerooge eröffnet. Sein bester Freund, die Dohle Jonas, hat ihn ...

„...Lieber Korn im Blut als Stroh im Kopf...“

Hundemischling Wolle hat sich seinen Traum erfüllt und vor fünf Jahren ein Hundehotel auf Wangerooge eröffnet. Sein bester Freund, die Dohle Jonas, hat ihn gerade geweckt, denn es stehen einige Aufgaben ein. Zehn Rüden einer Kegelgruppe aus Bayern werden erwartet. Außerdem hat sich ein Diva mit ihrer Managerin angekündigt. Deshalb ist es sehr unangenehm, als Choco, Labradormischling und Empfangschef, im Speisesaal Hundekot findet.
Die Autorinnen haben einen abwechslungsreichen Kinderkrimi geschrieben. Das Besondere dabei sind die tierischen Protagonisten. Allerdings vermisse ich ein paar Tierkinder.
In Wolles Hotel häufen sich die Zwischenfälle. Wer will ihm warum schaden? Selbst Nachtwache und die zunehmende Aufmerksamkeit der Personals bringen keine Lösung.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Die tierischen Protagonisten unterscheiden sich in ihrem Verhalten nur wenig von menschlichen Hotelbesuchern. Obiges Zitat stammt von den Kegelbrüdern. Lautstark nehmen sie den Speisesaal in Besitz. Ein Hotelgast hat über alles zu meckern. Urs Steiner hat berufliche Probleme wegen Alkohols im Dienst und bedient sich auch im Hotel ständig am Schnaps. Das sind nur einige Beispiele für die gemischte Gästeschar. Spannend fand ich, was der Putzkolonne so alles auffiel. Für die meisten Probleme findet Wolle eine Lösung. Die darf gern auch unkonventionell sein.
Über die Wortwahl kann man an manchen Stellen durchaus geteilter Meinung sein. Kinder können aber damit umgehen, wenn man die Hinterlassenschaft der Hunde mit entsprechenden Worten benennt. An vielen Stellen ist ein feiner Humor spürbar.
Der Kriminalfall allerdings gestaltet sich schwierig. Kaum ist ein Täter gefunden, gibt es neue Sorgen. Schön wird dargestellt, wie Wolles Freundin Lisha sich um die Hotelangestellten im Ernstfall kümmert. Auch die angestellten geben sich alle Mühe, um das Hotel zu erhalten.
Ein paar schöne Illustrationen veranschaulichen die Handlung.
Das farbenfrohe Cover mit den Hunden ist ein Hingucker.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte ist spannend. Es wird gezeigt, was man erreichen kann, wenn man zusammensteht.

Veröffentlicht am 06.05.2017

Wo ist Marietta?

Friesenschwindel
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„...Freiheitsliebende Menschen voller Sehnsucht nach Grenzenlosigkeit: Das sind wir Friesen! Menschen, auf die man zählen kann, die nicht viel schnacken, sondern helfende Hand anlegen, wenn sie gebraucht ...

„...Freiheitsliebende Menschen voller Sehnsucht nach Grenzenlosigkeit: Das sind wir Friesen! Menschen, auf die man zählen kann, die nicht viel schnacken, sondern helfende Hand anlegen, wenn sie gebraucht wird: kräftig, friesisch, herb, das Herz am rechten Fleck...“
Reent Reents ist 42 Jahre und Privatdetektiv. Damit hat er sich einen Traum erfüllt. Ob er dabei Geld verdient ist egal, denn er hat mehrere Millionen im Lotto gewonnen. Eigentlich mag Reent keine Hunde, aber seit Marietta ins Haus gezogen ist, versucht er alles, deren Hund friedlich zu stimmen. Als Marietta verreisen muss, ist Reent sogar bereit, den Terrier für die Zeit bei sich aufzunehmen.
Doch Marietta kehrt nicht pünktlich zurück. Vieles deutet darauf hin, dass sie irgendwo gefangen gehalten wird. Reent nimmt die Ermittlungen auf.
Der Autor hat einen spannenden Krimi geschrieben mit einem außergewöhnlichen Ermittler. Reent hat einen Hang zum Alleinsein und eine übertriebene Ordnungsliebe. Er hat noch nie seine Heimatstadt verlassen. Er ahnt nicht, wie sehr Marietta sein Leben durcheinanderbringen wird.
Bei seinen Ermittlungen trifft er immer wieder auf Frauen aus der polnischen Stadt Bydgoszczs. Auch Marietta stammt von dir.
Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Die Geschichte wird von einem feinen Humor durchzogen. Obiges Zitat charakterisiert den Friesen aus der Sicht Reents. Eine Marotte Reents ist das Anlegen von Listen. Die benutzt er besonders in zwei Situationen. Zum einen legt er sich welche an, wenn er seine Ermittlungsergebnisse zusammenfasst, zum anderen bilden sie für ihn die Grundlage für Entscheidungen. Letzteres bedeutet, dass er alle Möglichkeiten notiert und dann eine auswählt. Ein besonderes stilistische Mittel ist Reents innere Stimme. Ihr trockener Humor trägt an vielen Stellen dazu bei, dass es vorwärtsgeht und sich Reent nicht in Kleinigkeiten verliert.
Neben Reent ist es dem Autor gelungen, weiter sehr spezielle friesische Charaktere zu kreieren. Zu den besonderen sprachlichen Höhepunkten gehören die Dialoge zwischen Reent und der Kommissarin Gesine von Röhrbach. Sie schenken sich nichts.
Selbst alltägliche Situation bekommen im Buch einen neuen ungewöhnlichen Anstrich. Dazu gehört Reents Zugreise. Andererseits gibt es Stellen, dort findet der Autor poetische Worte und treffende Metapher, um die Schönheit der Landschaft zu beschreiben.
Das Cover in dunklem Blau mit den Lichteffekten wirkt geheimnisvoll
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Reent ist trotz seiner Macken ein sympathischer Ermittler.

Veröffentlicht am 05.05.2017

Ein etwas anderer Krimi

Endstation Meißen
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„...Ich hatte nicht die geringste Lust, dort hinzufahren. Wie schon gesagt, lag mir meine Heimatstadt seit dem rasanten Zuwachs von rechtspopulistischen Gedankenguts nicht mehr sonderlich am Herzen...““

Steffen ...

„...Ich hatte nicht die geringste Lust, dort hinzufahren. Wie schon gesagt, lag mir meine Heimatstadt seit dem rasanten Zuwachs von rechtspopulistischen Gedankenguts nicht mehr sonderlich am Herzen...““

Steffen Schröder ist Privatdetektiv. Wellenbrinck, seinen momentanen Mandaten, begleitet er auf das Weinfest in Meißen. Am nächsten Morgen wird Wellenbrinck erschossen in seinem Wohnwagen gefunden. Die Waffe hat er noch in der Hand. Selbstmord oder Mord ist wie häufig die Frage.
Begonnen hatte die Zusammenarbeit von Schröder und Wellenbrinck ein Vierteljahr zuvor. Der Auftrag klang eigenartig. Schröder sollte herausfinden, ob Wellenbrincks Freunde noch unbekannte Geheimnisse haben.
Der Autor hat einen abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Steffen ist in Meißen aufgewachsen und hat nach der Wende ein bewegtes Leben geführt und verschiedene Berufe ausgeübt. Das erklärt seinen außergewöhnlichen Bekanntenkreis. Jetzt lebt er mit Annemarie zusammen. Sie ist nicht nur reiche Erbin, sondern auch eine gut verdienende IT-Spezialistin. Eigentlich möchte sie, dass Steffen den Auftrag ablehnt. Doch ab und an braucht er eine Aufgabe zur Selbstbestätigung.
Wellenbrinck steht kurz vor seinem 70. Geburtstag, den er in Meißen feiern will. Er ist Schriftsteller. Mehr weiß man am Anfang von ihm nicht. Doch das soll sich schnell ändern.
Drei Adressen hat ihm Wellenbrinck gegeben. Als er die Personen besucht, erfährt er zwar deren Geheimnisse, aber vor allem einiges über seinen Auftraggeber.
Die Ermittlungen liegen in der Hand von Horst Gläser. Er und Steffen kennen sich aus Steffens Zeit bei der Frankfurter Polizei. Nun arbeitet Horst in Dresden.
Der Schriftstil ist sehr unterschiedlich. Sehr gut gefallen hat mir die Beschreibung der Handlungsorte, sei es Meißen, Lychen oder Slubice. Dabei zeigt sich, dass Steffen über eine gehörige Portion Sarkasmus und Ironie verfügt. Da ich Meißen kenne, viel mir das dort besonders auf. Das gibt dem Roman eine gewisse Leichtigkeit.
Andere Stellen fallen durch kurze Sätze und nur wenige Zeilen lange Absätze auf. Das sorgt für eine gewisse Geschwindigkeit im Handlungsverlauf.
Als besonderes Stilmittel wurden kursiv Ausschnitte aus Wellenbrincks Büchern eingefügt. Was der Autor damit konkret bezweckt hat, möge der zukünftige Leser selbst herausfinden.
Obiges Zitat stammt von Steffen. Natürlich legt er damit auch den Finger auf eine Wunde unserer Zeit. Es gibt weitere Stellen, wo auf eher unauffällige Weise gekonnt Kritik an gewissen politischen und wirtschaftlichen Erscheinungen geübt wird.
Auch der Aufbau der Geschichte ist ungewöhnlich. Nur wenige Kapitel spielen nach Wellenbrincks Tod. In den anderen erzählt Steffen Horst von seinen Recherchen für Wellenbrinck.
Das Cover mit den Grabsteinen wirkt düster.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. In einer spannenden Handlung werden mehrere ungewöhnliche Lebensgeschichten erzählt und miteinander verknüpft.

Veröffentlicht am 28.04.2017

Viel schwarzer Humor

Tod unter Gurken
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„...Lisbeth..., dat is hier so wat wie die Schrebergartenmatratze. Auf der hat jeder schomma gelegen. Also wer wollte...“

Der Autor hat 19 Kurzkrimis im Buch versammelt. Die Geschichten zeichnen sich ...

„...Lisbeth..., dat is hier so wat wie die Schrebergartenmatratze. Auf der hat jeder schomma gelegen. Also wer wollte...“

Der Autor hat 19 Kurzkrimis im Buch versammelt. Die Geschichten zeichnen sich durch ihren feinen, manchmal auch tiefschwarzen Humor aus.
Im Mittelpunkt steht Alfons Friedrichsberg. Er ist Rentner und Hobbydetektiv. Mit bestechender Logik löst er seine Fälle. Außerdem ist er ein Genussmensch. Im Kreis seiner beiden Freunde fließt häufig der Alkohol, der ein reichhaltiges Essen krönt. Selbst nach mehreren Gläschen ist seine Kombinations- und Beobachtungsgabe noch beachtlich. Außerdem behält er sich das Recht vor, selbst zu entscheiden, ob er die Polizei einbezieht oder die Geschichte im Sande verlaufen lässt.
Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Die Krimis sind abwechslungsreich, häufig skurril und meist mit überraschenden Ende. Einige der Geschichten ergeben sich aus kleinen Notizen, die einer der Freunde in der Zeitung gefunden hat. Bei anderen wiederum wird Alfons von mehr oder weniger guten Bekannten um Hilfe gebeten.
Wie obiges Zitat zeigt, darf der eine oder andere Protagonist so reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Sie gehört zu meinen Lieblingsgeschichten. Ein unbeliebter Nachbar ist verschwunden. Bei der Diskussion über das Wie, Warum und Wohin kommt es zu amüsanten Männergesprächen.
In einer anderen Geschichten werden gekonnt chinesische Sprichwörter eingearbeitet. Dort beweist Alfons seine Geschäftstüchtigkeit.
Als sich die alten Herren darüber austauschen, wie man am besten eine Leiche verschwinden ließ,
blitzte trotz der makabren Thematik eine Spur Humor durch.
Stilistisch besonders gelungen fand ich die vorletzte Geschichte. Während Alfons und ein Bekannter 24 Adventspäckchen mit ekelerregenden Inhalt öffnen, erklingen im Haus Weihnachtslieder auf der Blockflöte. Das Zusammenspiel dieser beiden Geschehen erzeugt ein ganz besonderes und eigenartiges Flair.
Wie wehrt man sich als Kind gegen einen rabiaten kinderfeindlichen Nachbar? Eine tote Weihnachtsgans kommt da gerade recht. Hier sei mir noch ein Zitat erlaubt:

„...Böller im Arsch einer Gans...Auf so was Feines kommen doch nur Blagen. Die haben wenigstens noch Phantasie...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Autor liefert abwechslungsreiche und kurzweilige Unterhaltung, sodass sich jeder seine Lieblingsgeschichten findet.
Das Cover ist lädt ebenfalls zum Schmunzeln ein. Die bedeutung der einzelnen Bestandteile erschließt sich beim Lesen des Buches.

Veröffentlicht am 24.04.2017

Wo ist Lenas Mutter?

Paradise Valley 1
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„...Er hat keine Eile. Er lässt die Kräfte des Planeten für sich fließen. So trägt ihn die Erde fast von selbst zu seinem Ziel...“

Es ist Lenas 16. Geburtstag. Sie sitzt gerade mit ihrem Vater und ihrer ...

„...Er hat keine Eile. Er lässt die Kräfte des Planeten für sich fließen. So trägt ihn die Erde fast von selbst zu seinem Ziel...“

Es ist Lenas 16. Geburtstag. Sie sitzt gerade mit ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester Toyah am Frühstückstisch, als es klingelt. Ein Bote bringt einen Brief von einem Anwalt. Lenas vor 12 Jahren verschwundene Mutter hat dort eine Geschenk für ihre Tochter hinterlegt. Der Anwalt übergibt Lena eine Videokassette und ein Amulett.
Der Autor hat einen ungewöhnlichen, aber spannenden Jugendroman geschrieben. Die Geschichte lässt sich schnell lesen.
Ungewöhnlich ist die Handlung, die zwar im Hier und Jetzt spielt, aber eine Spur Mystik enthält. Zum einen ist ein Indianer aus dem Stamme der Yawani hinter Lenas Amulett her, zum anderen liegt über dem Verschwinden von Lenas Mutter eine geheimnisvolle Aura. Lena kennt weder Grund noch Ursache. Ihr Vater schweigt. Und dann lernt Lena Tom und seine Freunde kennen. Tom hilft ihr aus einer schwierigen Situation. Seine Selbstlosigkeit sorgte beim mir als Leser ab und an für Überraschungen.
Ungewöhnlich ist auch der Schriftstil des Buches. Stellenweise liest es sich wie ein Drehbuch. Kurze Sätze und minimale Wortgruppen kennzeichnen diese Szenen. Das wirkt so, als solle dabei das Gesagte verstärkt und unterstrichen werden oder, anders ausgedrückt, eindringlicher dargestellt werden.
Wenn von dem Yawani die Rede ist, klingt der Schriftstil mythisch oder philosophisch. Obiges Zitat ist ein Beispiel dafür.

Andere Teile haben eine normale , fast rationale Erzählstruktur. Dazu passt folgendes Zitat:

„...Durch die dünnen Wände dudelt ein Radio. Irgendwo im Haus weint ein Baby. Irgendwo stirbt ein Mensch. Irgendwo wird einer gemacht...“

Einerseits wird dadurch das tägliche Geschehen in einem Mehrfamilienhaus wiedergegeben, andererseits versteht es der Autor, mit wenigen Worten die Vielfalt des Lebens zu beschreiben.
Lenas Leben erfährt zu ihrem 16. Geburtstag eine weitere Wendung. Die neue Freundin des Vaters zieht mit ihren beiden Kindern ein. Ist der Termin schon keine glückliche Entscheidung, so sind es die familiären Auseinandersetzungen und die Anspruchshaltung der neuen Familienmitglieder noch weniger.
Sehr gut dargestellt werden die Emotionen der Protagonisten. Während die Angst des Vaters um die Tochter nur durch sein Handeln sichtbar wird, werden bei Lena die Moment der Angst durch Blick in ihre Psyche knapp und präzise ausgedrückt.
Als zusätzliches Stilmittel lässt der Autor Lena das Tagebuch des Vaters findet. So erhält sie einen ersten Eindruck davon, was zum Verschwinden der Mutter geführt hat. Gleichzeitig wird für mich als Leser die Angst des Vaters nachvollziehbar.
Zu Beginn jedes Kapitels wird der Tag und die Uhrzeit angegeben. Damit lässt sich das Geschehen gut zeitlich einordnen.
Es handelt sich um den ersten Band einer Trilogie. Deshalb lässt mich das Buch logischerweise auch mit etlichen offenen Fragen zurück. Ich wage sogar die Vermutung, dass manches nicht so ist, wie es im ersten Band scheint.
Das Cover mit dem auffallenden Bild des Amuletts vor der eher grauen Stadt wirkt geheimnisvoll.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Autor kreiert sehr unterschiedliche Protagonisten. Nicht alle habe ich in meinen Ausführungen erwähnt. Die Spannung ergibt sich aus dem Zusammenspiel und dem Gegeneinander der handelnden Personen und aus den offenen Fragen der Vergangenheit.