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Veröffentlicht am 07.05.2017

Liebeskarussel in Wien

Frühlingsglück und Mandelküsse
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Die junge Wienerin Charlotte Paul, genannt Charlie, arbeitet als Patissière im angesehenen Hotel Elisabethhof. Charlie liebt ihre kreative Arbeit und fühlt sich mit ihren Kollegen wohl. Auch in der Liebe ...

Die junge Wienerin Charlotte Paul, genannt Charlie, arbeitet als Patissière im angesehenen Hotel Elisabethhof. Charlie liebt ihre kreative Arbeit und fühlt sich mit ihren Kollegen wohl. Auch in der Liebe sieht es rosig aus, hat sie doch mit Eddie ihren Traummann gefunden, wenn auch seine wohlhabende und snobistische Familie gewöhnungsbedürftig ist. Doch dann bekommt sie mit Daniel Eppensteiner einen neuen Chef. Gleich die erste Begegnung ist nicht gerade vielversprechend, Charlie tappt von einem Fettnäpfchen ins nächste und dann erfährt sie auch noch, dass ihr neuer Boss Süßspeisen nicht mag. Als sie das Angebot, die Petit-Four-Messe im Hotel auszurichten, ohne Rücksprache einfach annimmt und auch noch vorgibt, sie stehe kurz vor der eigenen Hochzeit, ist das Chaos perfekt. Leider muss sie bald darauf feststellen, dass Eddie gar nicht so der Traummann und Daniel eigentlich ein ganz netter Kerl ist. Charlie ist mitten im Gefühlschaos und auch im Job scheint auf einmal alles daneben zu gehen. Wird die Messe für Charlie und das Hotel ein Erfolg? Und wird sich Charlie über ihre Gefühle klar werden?

Emilia Schilling hat mit ihrem Buch „Frühlingsglück und Mandelküsse“ einen sehr unterhaltsamen und humorigen Debütroman vorgelegt, der nicht nur gute Laune macht, sondern einem bei der Lektüre auch ständig das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Der Schreibstil ist flüssig gepaart mit einem wunderbaren Witz, schnell taucht der Leser in die Welt der Wiener Konditorkunst und steht unsichtbar an Charlies Seite, um ihr bei der Arbeit über die Schulter zu sehen und sie bei ihren Erlebnissen und Abenteuern zu begleiten. Dabei ist die Gefühlswelt von Charlie ein offenes Buch, man kann mit ihr mitfiebern, mitleiden und mitfühlen, vor allem aber bricht man oft genug in Gelächter aus aufgrund verschiedener recht skurriler Situationen, die die Hauptprotagonistin selbst heraufbeschwört.

Die Charaktere wurden sehr liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Alle haben ihre Eigenheiten, Ecken und Kanten, deshalb wirken sehr authentisch und lebensecht. Charlie ist eine herzensgute sympathische junge Frau, die für ihren Beruf lebt. Sie kann zupacken, ist gut organisiert und hat in der Konditorei alles im Griff. Ganz anders verhält es sich mit ihrem privaten Leben. Sie wohnt mit zwei Freundinnen zusammen, die als Fitnesstrainerinnen arbeiten und bei Süßspeisen eher Abstand halten. Manchmal wirkt Charlie recht naiv und wenig entschlussfreudig, sieht es doch so aus, als würde sie selbst noch nicht wissen, was sie eigentlich für sich persönlich will. Außerdem ist Charlie im privaten Bereich wenig schlagfertig und lässt sich von anderen ganz schön runterputzen. Da wäre mal eine klare Ansage von ihrer Seite von Nöten, damit man sie ernster nimmt. Eddie ist ein junger Mann aus betuchtem Hause, der sich immer das nimmt, was er möchte. Er nimmt keine Rücksicht auf andere, es geht nur nach seinem Kopf und seinen Wünschen. Alles dreht sich nur um ihn. Daniel ist ein gutaussehender Mann, der nicht mit offenen Karten spielt. Er hat selbst schon einen Schicksalsschlag verdauen müssen und geht sehr subtil an Unternehmungen heran. Er ist manchmal nicht gut zu durchschauen, allerdings wirkt er sehr sympathisch sowie pragmatisch. Alex ist Charlies bester Freund in allen Lebenslagen und steht ihr in allen Belangen hilfreich zur Seite, und wenn es eine Schulter zum Ausweinen bedeutet. Auch die anderen Protagonisten unterstützen mit ihren eigenen kleinen Geschichten die Handlung und steuern zusätzliche Spannung sowie Herzenswärme bei.

„Frühlingsglück und Mandelküsse“ ist ein sehr gelungener Debütroman, der gute Unterhaltung und eine schöne Liebesgeschichte mit der zauberhaften Welt der Wiener Zuckerbäckerei vereint. Alle, die sich gern in humorvollen und romantischen Geschichten verlieren, werden an diesem Buch ihre Freude haben. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.05.2017

Victorias 2. Fall

Das Geheimnis des Rosenzimmers
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1907 London. Victoria und lebt zusammen mit Hopkins, dem Butler ihres verstorbenen Vaters und hat eine Vorliebe dafür, durch ihr Benehmen ihrer adligen Verwandtschaft immer wieder in die Suppe zu spucken, ...

1907 London. Victoria und lebt zusammen mit Hopkins, dem Butler ihres verstorbenen Vaters und hat eine Vorliebe dafür, durch ihr Benehmen ihrer adligen Verwandtschaft immer wieder in die Suppe zu spucken, denn diese trägt die Nase ziemlich hoch. Mit dem Journalisten Jeremy Ryder, der auch für den britischen Geheimdienst arbeitet, hat sie ihre Liebe und einen Verbündeten gefunden, der sie bei schwierigen Fällen unterstützt, denn Victoria ist nicht nur aktives Suffragettenmitglied, sondern hat auch eine Leidenschaft für die Detektivarbeit. Und so wird sie auch wieder tätig, als Jeremy bei einem Anschlag verletzt wird und für eine Weile untertaucht. Jeremy will Victoria beschützen, so reist diese nach Deutschland, erst zu einer Freundin nach Koblenz und dann weiter zu ihrer Großmutter, die sich in Ems einer Kur unterzieht. Seltsam ist nur, dass ihr immer wieder der russische Arzt Lew über den Weg läuft, der Jeremy nach dem Anschlag versorgt hat. So langsam kommt Victoria der Gedanke, dass die eigentliche Gefahr nicht in England ist, sondern ihr auf Schritt und Tritt folgt. Wird sie dem Komplott auf die Spur kommen und noch einige weitere Geheimnisse enthüllen, denen sie schon länger nachjagt?

Pauline Peters hat mit ihrem Buch „Das Geheimnis des Rosenzimmers“ ihren zweiten Band um ihre Protagonistin Victoria und Faktotum Hopkins vorgelegt, der dem ersten Roman in nichts nachsteht. Die Verbindung von historischem Kriminalroman, LIebe und Familiengeheimnissen ist hier wieder sehr gut gelungen. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser schnell in die Anfangszeit des 20. Jahrhunderts abtauchen. Die Orts- und Landschaftsbeschreibungen sind so detailliert, dass der Leser sich schnell zurechtfindet und alles bildhaft vor Augen hat. Die Spannung wird recht schnell aufgebaut und steigert sich immer mehr bis zum Finale.

Die Charaktere wurden sehr schön ausgearbeitet, sie wirken lebendig und authentisch. Durch ihre verschiedenen Eigenheiten ergeben sie ein buntes Potpourri, bei dem der Leser manchmal nicht weiß, wer gut und wer böse ist. Victoria ist eine sehr selbstsichere sympathische junge Dame, die ihren eigenen Kopf hat. Sie schert sich nicht um ihre wohlhabende adlige Verwandtschaft, auch wenn es in der eigenen Kasse oftmals eng wird. Doch sie will sich nicht verbiegen und zu Dingen zwingen lassen, die nicht ihren Vorstellungen entsprechen. Mit Hopkins verbindet sie eine lange Freundschaft und Vertrautheit, er ist ihr mehr Familie als sonst jemand. Hopkins ist ein Butler, wie man ihn sich vorstellt. Er hat ein Auge auf Victorias zeitweilig gefährliche Unterfangen und versucht, sie in jeder Lebenslage zu beschützen. Jeremy ist ein sympathischer junger Mann, der zwar als Journalist arbeitet, aber insgeheim auch für den britischen Geheimdienst tätig ist. Oftmals hat man den Eindruck, er tanzt auf zwei Bühnen, aber Victoria hat sein Herz erobert und er tut alles dafür, die Gefahren vor ihr fernzuhalten. Leider lässt sie sich nur selten bremsen, denn ihre Abenteuerlust kommt ihr dabei in die Quere. Auch die weiteren Protagonisten tragen mit ihren kleinen Geschichten und Verwicklungen zum Spannungsausbau der Handlung bei.

„Das Geheimnis des Rosenzimmers“ ist ein sehr spannender und unterhaltsamer historischer Kriminalroman, der ab der ersten Seite zu einem richtigen Pageturner wird und den Leser regelrecht gefangen nimmt. Alle Leser, die den Mix aus historischem Roman und Krimi mögen, sind hier sehr gut aufgehoben. Absolute Leseempfehlung für den 2. Band aus der Feder von Pauline Peters!

Veröffentlicht am 01.05.2017

Gaidemar und Adelheid

Die fremde Königin
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951. Nach dem Tod ihres Ehemannes Lothar wird Königin Adelheid von Burgund von Berengar entführt und gefangen gehalten, denn Berengar will sie dazu zwingen, seinen Sohn Adalbert zu heiraten und somit an ...

951. Nach dem Tod ihres Ehemannes Lothar wird Königin Adelheid von Burgund von Berengar entführt und gefangen gehalten, denn Berengar will sie dazu zwingen, seinen Sohn Adalbert zu heiraten und somit an die Macht über Italien zu gelangen. Der junge Panzerreiter Gaidemar, als Bastard geboren und ohne jeglichen Wohlstand, steht im Dienste König Ottos I. und bekommt den Befehl, Adelheid zu befreien und an Ottos Hof zu bringen, denn dieser braucht nach dem Tod seiner Frau Editha eine neue Gemahlin. Die Rettungsaktion gelingt und Gaidemar verliert auf Anhieb sein Herz an Adelheid, obwohl diese unerreichbar für ihn ist und schon bald darauf Ottos Ehefrau wird. Adelheid ist sich ihrer neuen Position voll bewusst, hat es aber nicht leicht, mit Ottos Kindern Liudolf und Heinrich zurechtzukommen. Aber in Gaidemar hat sie einen Vertrauten, der aber auch für Otto in die Schlacht zieht und dessen Position immer mehr festigt. Gleichzeitig sucht Gaidemar nach seinen Eltern und damit nach seinen Wurzeln, denn als Bastard wird ihm immer wieder die Anerkennung versagt. Wird er je etwas über seine Eltern herausfinden und endlich seinen rechtmäßigen Platz in der Gesellschaft erhalten?

Rebecca Gablé hat mit ihrem Buch „Die fremde Königin“ den zweiten Teil um Otto I. nach „Das Haupt der Welt“ vorgelegt, das dem ersten Roman an Spannung und historischem Hintergrund in nichts nachsteht. Gleich zu Beginn schon wird eine Übersicht über die auftretenden historischen Charaktere präsentiert, so dass der Leser sich gut zurechtfindet und der Handlung ohne Probleme folgen und zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden kann. Der Schreibstil ist flüssig und fesselt von Anfang an, der Leser erlebt als unsichtbarer Beobachter sogleich eine aufregende Flucht und Geschichte aus erster Hand. Der Spannungsbogen wird schon zu Beginn sehr hoch angelegt, steigert sich aber im Laufe der Geschichte immer mehr bis zum Finale. Die Autorin hat den historischen Hintergrund sowie die politischen Machtspielchen und Intrigen akribisch recherchiert und mit besonderem Geschick mit der Handlung verknüpft.

Die Charaktere wurden sehr detailliert und liebevoll ausgearbeitet, besitzen alle ihre Eigenheiten und ihre eigene Authentizität bzw. Lebendigkeit. Gaidemar ist ein sympathischer Protagonist, dem Ehrgefühl und Pflichtbewusstsein wichtig sind; Eigenschaften, die man einfach mit einem Ritter verbindet. Er ist seinem König ein treuer Soldat, besitzt eine besondere innere Stärke sowie Mut, aber auch Zurückhaltung. Adelheid ist eine kluge Frau, die ihre eigenen Wünsche zurückstellt und ihrem Gatten gegenüber loyal ist und sich für wichtige Belange am Hofe einsetzt. Ihre Gedanken und Gefühle wirken sehr authentisch und nachvollziehbar. Ottos Bruder Henning ist ein Intrigant und Unruhestifter, der nur seinen eigenen Vorteil sieht. Immed von Saalfeld, der Ziehbruder von Gaidemar, ist ein missgünstiger und neidischer Mann, der Gaidemar nichts gönnt, dabei aber selbst den Kürzeren zieht. Auch die übrigen Protagonisten bereichernd mit ihren Episoden und Taten die Handlung und erhöhen die Spannung durch die verschiedenen Beziehungsgeflechte untereinander.

„Das Haupt der Welt“ ist ein opulenter spannender historischer Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln weiß. Es mangelt weder an Liebe, Krieg oder Intrigen – der Leser kann regelrecht abtauchen in einen Teil Geschichte und hautnah dabei sein. Ein historischer Roman par excellence, absolute Leseempfehlung für ein Highlight!

  • Einzelne Kategorien
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  • Schreibstil
Veröffentlicht am 29.04.2017

Hirschvogl am Rindermarkt

Das Haus der schönen Dinge
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1897 öffnet da Kaufhaus „Hirschvogl“ am Münchner Rindermarkt seine Pforten. Damit hat sich der jüdische Kaufmann Jacob Hirschvogel sich und seiner Familie einen Lebenstraum erfüllt. Als königlich-bayerischer ...

1897 öffnet da Kaufhaus „Hirschvogl“ am Münchner Rindermarkt seine Pforten. Damit hat sich der jüdische Kaufmann Jacob Hirschvogel sich und seiner Familie einen Lebenstraum erfüllt. Als königlich-bayerischer Hoflieferant bietet er seinen Kunden ein Haus voller exquisiter Waren und Dinge, die das Menschenherz begehrt. Sowohl Tee als auch ausgesuchten Kaffee, importierte französische Kleidung und Parfum als auch feinste Tuchwaren oder Konfekt. Es gibt nichts, dass es bei Hirschvogel nicht gibt und so geben sich die Kunden dort die Klinke in die Hand. Aber auch die Konkurrenz springt auf den Zug auf und erweitert ihr Warenrepertoire, um mit eigenen Warenhäusern ebenfalls die Kunden anzuziehen. Jedoch fehlt ihnen der Ideenreichtum von Jacobs Frau Thea, die sich immer wieder Neues einfallen lässt, um ihren Kundenstamm zu überraschen. Die Söhne, die eigentlich als Nachfolger bestimmt sind, haben nicht das Zeug, um das Warenhaus zu leiten. So übernimmt Tochter Lily in den 20er Jahren das Traditionshaus und will den Erfolg fortführen. Doch die Nazis sind immer mehr auf dem Vormarsch, und so ändert sich die Einstellung alter Freunde und Weggefährten, die Kunden werden weniger, die Familie muss um ihre Existenz fürchten.

Heidi Rehn hat mit ihrem Buch „Das Haus der schönen Dinge“ einen sehr spannenden historischen Roman um eine Familiendynastie vorgelegt, der zwar fiktiv ist, aber so oder ähnlich zur damaligen Zeit überall in Deutschland hätte stattfinden können. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, der Leser findet sich sofort in der vergangenen unrühmlichen Zeit deutscher Geschichte wieder und darf während der Handlung als Teil der Familie Hirschvogl an ihrem Aufstieg sowie deren Niedergang teilhaben. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr gut recherchiert und der Handlung unterlegt, tauchen doch auch andere sehr reale Namen deutscher Warenhäuser ebenfalls in der Geschichte auf. Heidi Rehn gelingt es mühelos, die damaligen Zeiten wiederauferstehen zu lassen. Auch die jeweilige zeitgemäße Mode wurde von der Autorin so gut beschrieben, dass man alles wunderbar vor Augen hatte. Der Roman erstreckt sich über 3 Generationen Familiengeschichte, die fast 100 Jahre ausmachen. Dabei darf man als Leser sowohl den Wechsel ins 20. Jahrhundert als auch die goldenen 20er Jahre und die schrecklichen 30er miterleben, die dann den Zusammenbruch deklamieren. Wer München gut kennt, wird sich wie zuhause fühlen, so gut gelungen sind die Stadtbeschreibungen. Ein Personenregister zu Beginn des Romans sowie ein kleiner Stadtplan am Ende machen das Schicksal der Familie Hirschvogl sehr real. Nur das wunderschöne „Nachwort“ der Autorin erklärt diesen Gedanken für nichtig.

Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und wirken lebendig und authentisch. Jacob Hirschvogl ist schon früh ein Visionär. Er hat einen Traum von einem Einkaufsparadies und möchte seinen Kunden die Welt praktisch zu Füssen legen. Mit der Eröffnung seines Warenhauses begründet er ein sehr erfolgreiches Unternehmen, in dem die ganze Familie eingespannt wird. Ehefrau Thea ist zuständig für die ständige Erweiterung des Angebotes und für ausgefallene Ideen, die den Kunden in das Kaufhaus locken könnten. Tochter Lily wächst schon früh in die Rolle als Nachfolgerin des Vaters und drückt nach Übernahme der Führungsposition dem Geschäft ihren eigenen Stempel auf.

„Das Haus der schönen Dinge“ ist eine wunderbar und dramatisch erzählte historische Geschichte um die Kaufhausdynastie einer jüdischen Familie. Alle, die spannende Familiengeschichten lieben, werden hier nicht enttäuscht. Absolute Leseempfehlung für einen sehr gelungenen Historienroman!

Veröffentlicht am 29.04.2017

Geheimnisvolle Apfelrosentorte

Apfelkuchen am Meer
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Die 29-jährige Merle lebt in München und steht kurz vor dem Abschluss ihres BWL-Examens. Früher hat sie ihrem Vater in der Bäckerei ausgeholfen, bevor diese schließen musste, doch sie arbeitet nebenher ...

Die 29-jährige Merle lebt in München und steht kurz vor dem Abschluss ihres BWL-Examens. Früher hat sie ihrem Vater in der Bäckerei ausgeholfen, bevor diese schließen musste, doch sie arbeitet nebenher in einer Schnellbäckerei im Verkauf und gibt ab und an Konditorenkurse. Mit Friseurin Conny hat sie eine nette Nachbarin und Freundin, die mit ihr durch dick und dünn geht. Freund Felix kontrolliert sie nach Strich und Faden, bis es Merle zu bunt wird und sie ihn einfach vor die Tür setzt. Jetzt muss eine Luftveränderung her, so ist es ganz gut, das Merle den Sommer über einen Ferienjob im Strandcafé auf der Insel Juist ergattern konnte. Ihre Mutter kommt von der Insel und auch ihre Großmutter lebt seit einem Monat wieder dort. Kaum in Juist angekommen, fühlt Merle sich gleich wie zuhause und wird auch von den Einheimischen recht freundlich willkommen geheißen. Anstatt wie geplant als Bedienung zu arbeiten, hilft sie Laura, der Besitzerin des Cafés, in der Konditorei und zaubert mit ihr köstliche Torten und Kuchen, mit denen sich so allerhand Menschen auch zu Gefälligkeiten überreden lassen. Während Merle immer mehr zu einem Teil von Juist wird, erfährt sie von den Einheimischen vieles über ihre Tante Undine, der sie sehr ähnlich sieht und die vor Jahren gemeinsam mit ihrem Vater im Meer ertrunken ist. Aber um Undine gibt es ein Geheimnis, und dieses will Merle unbedingt herausfinden. Dabei bekommt sie auch Hilfe von Jannes…

Anne Barns alias Anne Russo hat mit ihrem Buch „Apfelkuchen am Meer“ einen wunderschönen und warmherzigen Roman vorgelegt, der den Leser ab der ersten Seite abtauchen lässt und erst wieder zum Vorschein bringt, wenn das Buch gelesen ist. Der Schreibstil ist herrlich flüssig und schnell steht man als unsichtbarer Schatten von Merle mitten im Geschehen, begleitet sie bei ihren Unternehmungen und hört ihren Gedanken zu. Die Landschaftsbeschreibungen von Juist sind so bildhaft, dass der Leser sich regelrecht in die Insel verliebt, den Wind in den Haaren spürt und von einem Tag im Strandkorb 392 träumt, in den man sich so schön einigeln und aufs Meer schauen kann. Die ständige Erwähnung der herrlichen Kuchen und Torten lässt einem andauernd ein Loch in den Magen brennen und der Leser ist versucht, die nächste Konditorei in Angriff zu nehmen, um der Verlockung nachzugeben.

Die Charaktere sind sehr vielfältig und liebevoll ausgearbeitet, der Leser hat schnell das Gefühl, den einen oder anderen gut zu kennen. Die verschiedenartigen Eigenheiten, das nötige Lokalkolorit und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Inselbewohner werden wunderschön dargestellt und vermitteln das Gefühl einer einzigen großen Familie, die aufeinander achtgibt. Merle ist eine sympathische junge Frau, die in der Liebe bisher nicht so viel Glück hatte. Sie ist fleißig, geradeheraus, offen und ehrlich, dabei hilfsbereit, entscheidungsfreudig und zupackend. Merle ist sehr zielstrebig und hofft, eines Tages ihren Traum von einer eigenen Konditorei in die Tat umzusetzen. Freundin Conny ist eine fidele lustige Person, die ebenso schnell Nägel mit Köpfen macht wie Merle. Sie ist einfallsreich und sich außerdem für nichts zu schade, wenn sie gebraucht wird. Agata ist eine nette Frau, die fernab ihrer Heimat auf Juist Geld für die Familie verdient. Jannes und sein Bruder Ole führen die örtliche Surfschule und sind „alte Bekannte“ aus Merles Kindheit. Beide sind sehr offene junge Männer mit dem richtigen Humor und einer zupackenden Art. Auch die übrigen Protagonisten stützen die Handlung mit ihren unterschiedlichen Berufen und Beziehungen untereinander und geben dem Ganzen den Rahmen einer zusammengewachsenen Gemeinschaft.

„Apfelkuchen am Meer“ ist ein wunderschöner Urlaubsroman um traurige Geheimnisse, Liebe und starke Frauen, der keine Minute Langeweile aufkommen lässt und den Leser am Ende mit einem Glücksgefühl und mit einem grummelnden Gefühl im Magen entlässt auf der Suche nach einem Stück Köstlichkeit. Absolute Leseempfehlung für einen wahren Pageturner!