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Veröffentlicht am 19.11.2021

Auch Lektor*innen können gefährlich leben

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Was man im Winterscheid-Verlag überraschend zu spüren bekommt: gleich zwei Vertreter dieser Berufsgruppe kommen gewaltsam zu Tode - mit nur wenigen Tagen Abstand voneinander. Die Erste war vor kurzer Zeit ...

Was man im Winterscheid-Verlag überraschend zu spüren bekommt: gleich zwei Vertreter dieser Berufsgruppe kommen gewaltsam zu Tode - mit nur wenigen Tagen Abstand voneinander. Die Erste war vor kurzer Zeit erst ihren Job losgeworden - dem neuen Verlagsleiter gefiel ihre Illoyalität gegenüber dem Haus Winterscheid nicht. Und der Zweite war - so schien es - fest integriert in das personelle Gefüge des Verlages. Doch wenn man genauer hinsieht, was Pia Sander und Oliver Bodenstein natürlich tun, dann wackelte es doch gewaltig und es gab so einige Köpfe im Verlag, die ihm nicht grün waren.

Wobei die beiden - vor allem Pia - sogar persönlich in den Verlag involviert sind: ihr Exmann, der Pathologe Dr. Henning Kirchhoff, mittlerweile wieder ein guter Freund, ist neuerdings Krimiautor und wird als solcher vom Winterscheidt-Verlag betreut.

In dem offensichtlich ein Hauen und Stechen herrscht: mehr und mehr zeigt sich, dass eigentlich jeder einige Geheimnisse vor manch anderen zu verbergen sucht - manche werden damit erpresst, anderen wird auf andere Art und Weise zugesetzt.

Die beiden Mordopfer waren zu ihrer Schulzeit in den 1980ern Teil einer sehr eng verbandelten Clique, in der sich auch Götz Winterscheid, der im Sommer 1983 zu Tode kam, befand. Nach seiner Beerdigung erhielten überraschenderweise alle Mitglieder der Clique eine Festanstellung im Verlag seiner Eltern. Allerdings haben nicht alle so lange an dieser festgehalten wie die beiden Opfer.

Anscheinend konnte nur jemand aus diesen Reihen der Täter sein - denn das Wissen, das den Taten zugrunde liegt, kreist um einige wenige Tage im August 1983.

Ein Belletristik-Verlag und alles, was um ihn herum kreist, ist in der Tat ein fesselndes und packendes Setting für Leseratten. Doch leider war mir so, als wolle Autorin Nele Neuhaus sowohl hier als auch in der wie stets sehr lebhaft gestalteten Rahmenhandlung viel zu hoch hinaus - viel zu verschachtelt und weit hergeholt erschien mir diese.

Aber das macht nix: eine Nele Neuhaus macht - wenn überhaupt - nur Kleinigkeiten falsch und so habe ich auch diesmal mit großer Spannung und meistensteils auch mit Begeisterung gelesen!

Veröffentlicht am 13.11.2021

Definitiv kein Käse!

Say Cheese!
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sind diese verführerischen Käserezepte, sondern im Gegenteil phantasievoll und schmackhaft.

Kochen mit Käse bekommt dadurch nochmal eine ganz andere Bedeutung - ich hatte es so verstanden, als ob nur ...



sind diese verführerischen Käserezepte, sondern im Gegenteil phantasievoll und schmackhaft.

Kochen mit Käse bekommt dadurch nochmal eine ganz andere Bedeutung - ich hatte es so verstanden, als ob nur überbacken wird, aber das ist ganz klar nicht der Fall: auch auf andere Weise findet das leckere Produkt in vielerlei Anfertigungen seinen Eingang in köstliche Speisen: bspw. in Suppen: aus Blumenkohl oder aus Spinat zum Beispiel. Für mich als Suppenfan genau das Richtige als kleines Abendessen!

Ich habe mich auch über neue Ideen wie den Apfel-Cranberry-Toast mit Brie gefreut, auf den ich allein nie gekommen wäre. Auch wieder ein leckeres kleines Abendessen nach einem langen Arbeitstag, gern mit einem Glas Sauvignon dazu!

Einiges ist mir dann doch zu deftig wie der Nudelauflauf mit Chorizo, aber ich muss ja nicht jedes einzelne Gericht ausprobieren. Die Welt ist groß und das ist sicher auch die Zahl der Fans dieses Kochbuchs.

Man merkt, dass das Buch nicht für den deutschen, sondern für den englischen Markt verfasst wurde. Das stört mich eigentlich nicht, aber ich hätte mich über kurze Ausführungen zu einigen hier unbekannten Zutaten, bspw. auch Käsesorten gefreut. Aber das tut meiner Begeisterung insgesamt keinen Abbruch!

Veröffentlicht am 06.11.2021

Ein Nachruf zu früher Stunde

Die hohe Kunst der Politik
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Denn noch ist sie ja im Amt, wenn auch "nur" kommissarisch, unsere langjährige Kanzlerin Frau Dr. Angela Merkel. Ihre langjährige Weggefährtin, die ehemalige Bildungsministerin Annette Schavan (nicht mehr ...

Denn noch ist sie ja im Amt, wenn auch "nur" kommissarisch, unsere langjährige Kanzlerin Frau Dr. Angela Merkel. Ihre langjährige Weggefährtin, die ehemalige Bildungsministerin Annette Schavan (nicht mehr Dr.) hat sich auf den Weg gemacht, um Beiträge aus verschiedenen Perspektiven zur Kanzlerin zusammenzutragen.

Und tatsächlich fallen diese so unterschiedlich aus wie ihre Autoren. Unter ihnen sind Parteifreunde wie Ursula von der Leyen, Volker Kauder und der gerade etwas tief(er) gefallene Armin Laschet, Mitregenten aus Koalitionen wie Sigmar Gabriel, aber auch bzw. gerade politisch andersdenkende wie Wilfried Kretschmann und Annalena Baerbock. Dazu kommen Mitstreiter vom internationalen Parkett wie Donald Tusk und Emmanuel Macron, aber überraschenderweise sind auch Vertreter vollkommen anderer Bereiche präsent wie der Ex-Fußballer Philipp Lahm und Vertreter anspruchsvoller kultureller Genüsse wie Daniel Barenboim und Ulrich Matthes.

So bunt wie die Liste der Autoren sind auch die Beiträge selbst, wobei sie eines gemeinsam haben. Allen ist daran gelegen (sicher liegt das auch in der Absicht der Herausgeberin) die Kanzlerin würdig zu verabschieden. Das war mir aber schon vor der Lektüre klar, ich habe nichts anderes erwartet. Wer ein kritisches Werk erwartet, dem steht eine Fülle zur Verfügung, aus der er wählen kann.

Veröffentlicht am 29.10.2021

Eine ernsthafte Liebe in schweren Zeiten

Geliebter Dietrich
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Nein, diese Liebe war absolut kein Jokus und auch keine Romanze. Hier verfolgen wir, wie aus tiefer Zuneigung Liebe wird - in ernsten und überaus schweren Zeiten. Die besonders schwer waren für Dietrich ...

Nein, diese Liebe war absolut kein Jokus und auch keine Romanze. Hier verfolgen wir, wie aus tiefer Zuneigung Liebe wird - in ernsten und überaus schweren Zeiten. Die besonders schwer waren für Dietrich Bonhoeffer, der sich in vollem Bewusstsein gegen das nationalsozialistische Regime stellte und immer wieder todesmutig zurück nach Deutschland kehrte, obwohl es ihm, der international so viele Kontakte und dadurch auch Möglichkeiten hatte, ein Leichtes gewesen wäre, sich ins Ausland zu retten.

Hätte er es doch in den letzten Kriegsjahren getan, wollte ich wieder und wieder während dieser Lektüre ausrufen!

In dieser schweren Zeit widerfuhr ihm aber auch Schönes - die Liebe zu Maria von Wedemeyer und die Verlobung mit ihr. Das alles ist hier sehr bewegend geschildert und ist zudem sehr wirkungsvoll in den historischen Rahmen eingebettet. Das Bewusstsein, dass der gesamte Roman auf realen Unterlagen aus dem Nachlass des Paares basierte, ließ mich den Roman noch gespannter lesen.

Nur an manchen Stellen empfand ich ihn dann doch als ein bisschen zu rührselig geraten!

Veröffentlicht am 25.10.2021

Edel(weiß) in schweren Zeiten

Die Edelweißpiratin
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Peter Kühlem ist Kölner, Arbeiter und ein denkender Mensch und er ist schon lange Kommunist - aus Überzeugung. Seine Frau Gudrun, eine Apothekerin, hat quasi unter ihrem Stand geheiratet, was ihre Eltern, ...

Peter Kühlem ist Kölner, Arbeiter und ein denkender Mensch und er ist schon lange Kommunist - aus Überzeugung. Seine Frau Gudrun, eine Apothekerin, hat quasi unter ihrem Stand geheiratet, was ihre Eltern, vor allem die Mutter, eine Französin, auch nach vielen Jahren noch nicht verwunden hat. Ihr selbst macht es nichts aus, sie genießt das Leben mit ihrem wunderbaren Mann und der gemeinsamen Tochter Mucki. Und mit ihren zahlreichen Freunden.

Allerdings ist das nicht mehr so einfach, denn die Nationalsozialisten haben die Macht ergriffen und Peter weigert sich, sie sie erstzunehmen, was ihm mehrfach zum Verhängnis wird. Irgendwann wird er dann in ein Konzentrationslager zur Zwangsarbeit gesteckt.

Gertrud und Mucki haben es auch nicht leicht, Gertrud kann immer weniger in ihrem Beruf arbeiten und dadurch auch immer weniger die Freunde und den Mann unterstützen.

Mucki, die in der bündischen Jugend aktiv ist und von dort gegen die Nazis kämpft, wie sie es von ihren Eltern gelernt hat, wird in einer sehr schweren Zeit groß. Ihr als denkendem jungen Menschen werden mehr und mehr Knüppel zwischen die Beine geworfen. Ihren Freunden ergeht es nicht besser. Zum Ende des Krieges hin verlassen Mutter und Tochter ihre geliebte, inzwischen ausgebombte Heimatstadt Köln und machen sich auf in den Süden, wo es etwas ruhiger ist.

Ein eindrucksvoller Roman über eine harte Zeit, der mich natürlich besonders gefesselt hat, weil es um meine Heimatstadt Köln und deren Umgebung ging und ich alle Handlungsorte vor dem Wegzug wie meine Westentasche kenne und die Ausbombungen leider auch - noch heute wird mindestens einmal pro Monat eine Bombe aus Kriegzeiten entschärft, die während Baumaßnahmen entdeckt wurde.

Die Autorin schreibt weniger atmosphärisch und anschaulich als bpw. ihre Kolleginnen Heidi Rehn und Brigitte Riebe, um nur zwei Beispiele zu nennen, zu selten werden die Edelweißpiraten beim Namen genannt, die Schilderung ihrer Aktionen konnte ich manchmal nur als solche erkennen, weil mir das Thema vertraut war. Dennoch ein lesenswertes Buch um starke Menschen unterschiedlichen Alters in schweren Zeiten. Um Zusammenhalt und um Verrat.

Mögen die Rechtsradikalen nie wieder erstarken - bereits jetzt fühlen sie sich bspw. im Bundestag wohl wie ein Fisch im Wasser, was noch vor zehn Jahren niemand gedacht hätte!

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