Cover-Bild Tanztee
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 20.03.2017
  • ISBN: 9783492058278
Hendrik Groen

Tanztee

Das neue geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 85 Jahre
Wibke Kuhn (Übersetzer)

Nach dem großen Erfolg von »Eierlikörtage« folgt mit »Tanztee« nun der zweite Streich des liebenswürdigsten und humorvollsten Rentners der westlichen Hemisphäre: Der Alt-aber-nicht-tot-Club von Hendrik Groen und seinen Freunden ist zwar noch ein bisschen älter geworden, aber auch im neuen Jahr sind sie voller Energie – und gewillt, sich die Zeit im Altersheim Amsterdam-Nord so angenehm wie möglich zu machen. Hendrik nimmt den Rentneralltag zwischen Arztbesuchen und Bingoabenden aufs Korn, beschwört die Kraft der Liebe und Freundschaft und findet immer wieder die passenden Worte für unsere verrückte und manchmal schreckliche Welt, der ein bisschen mehr Altersweisheit, Humor und Selbstironie verdammt gut tun würde.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2017

Erneut gelungen: Das Plädoyer für Lebenslust und Würde im Alter

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"Man bereut in erster Linie Dinge, die man nicht getan hat." Zitat Seite 11

Wie schön, nach seinem wunderbaren Buch "Eierlikörtage" kann ich wieder am Leben von Hendrik Groen und seinen Erlebnissen, seinen ...

"Man bereut in erster Linie Dinge, die man nicht getan hat." Zitat Seite 11

Wie schön, nach seinem wunderbaren Buch "Eierlikörtage" kann ich wieder am Leben von Hendrik Groen und seinen Erlebnissen, seinen Gedanken und seinem Alanito-Club teilhaben.

Hendrik Groen begibt sich nun im Altersheim Amsterdam-Nord zum Tanztee, d. h. eigentlich ja nicht direkt, aber das soll lieber jeder selber lesen.
Auf jeden Fall berichtet er in diesem Buch über die neuen Ereignisse und wichtigen Veränderungen aus seinem Leben als Bewohner im Altenheim in Amsterdam und von seiner Erlebnissen mit seinem Alanito Club.

Der Tod seiner Mitbewohnerin und guten Freundin Eefje hat Hendrik sehr getroffen. Ein ganzes Jahr lang lässt er sein Tagebuch geschlossen, bis er seine tägliche Verpflichtung wieder aufnimmt.

Zum neuen Jahr hält Hendrik etwas Gehirngymnastik für nötig und so schreibt er erneut über das lustige Chaos seiner Mitbewohner, über eigene Gedanken zum täglichen Leben und auch über politische Dinge und Misstände in den Niederlanden und allgemein in Europa. Denn noch verfügt Hendrik über einen scharfen Verstand und seine Lebenslust ist trotz aller Tiefschläge des Lebens wieder neu erwacht.

Dabei geht er offen, ironisch und ehrlich an alle Themen heran, die ihn tagtäglich so erreichen.
Hendrik Groen benennt die Probleme, Nöte und Sorgen älterer Menschen offen beim Wort und er geht mit ihnen beneidenswert ehrlich um. Ob Inkontinenz, tägliche Kleckereien bei den Mahlzeiten, Unfälle beim Rollatorfahren, Demenz oder selbstbestimmtes Sterben, hier wird alles schonungslos offen beim Namen genannt.

Auch die Missstände in der Altenpflege werden nun aktiv im Seniorenbeirat bekämpft. Im Jahr 2015 muss Hendrik allerdings seinen alten Freund Evert nach besten Kräften unterstützen, denn Evert ist todkrank und möchte aber noch bis zum Schluss richtig leben. Ein mutiges Vorhaben, doch Everst Devise und warnende Botschaft lautet: "Nicht jammern, Groen. Aktiv werden!!!"

Denn die große Gefahr für alte Menschen ist die Bequemlichkeit.

"Dadurch kommt das Leben nämlich quietschend zum Stillstand." Zitat S. 430

Seit dem letzten Buch hat sich Hendrik ein wenig im Umgang mit seinen Mitbewohnern verändert. Er nimmt nicht mehr alles klaglos hin, gibt auch schon mal Widerworte, wenn ihm etwas nicht passt und hat keine Lust, die letzten Jahre seines Lebens alles klaglos zu erdulden. Hier ist ihm sein Freund Evert nun doch ein großes Vorbild. Auch in sein Innerstes lässt Hendrik den Leser sehr tief blicken, er trauert um seine verstorbene Tochter, um Eefje und bekommt, recht überraschend auch noch ein reizendes Enkelkind. Schön sind in diesem Buch die Vergleiche zwischen Kindern und alten Menschen.

Das Thema Tod ist im Altenheim immer präsent. Hendrik macht sich Gedanken über das selbstbestimmte Sterben. Diese Abschnitte machen nachdenklich und zeigen, dass Sterben auch mit Würde und eigenem Willen zusammen hängt.

Auch das allgemeine Zeitgeschehen wird von Hendrik munter kommentiert, traurige Flüchtlingsschicksale lassen die Bewohner nicht ungerührt und auch Ereignisse des niederländischen Königshauses werden von deren Fans heiter mitgefeiert.

Im Vordergrund steht die Botschaft an alle Senioren, ihren Lebensmut nicht zu verlieren. Ein Vorbild für alle ist die Freundschaft der Senioren-Mitglieder der Alanitos. Sie gehen gemeinsam Essen und lernen fremdländische Küchen kenne, machen Zoobesuche oder bewundern botanische Gärten.
Es gibt immer lohnenswerte Ziele, die den alten Menschen Freude machen, ihnen neue Horizonte eröffnen und das Leben wieder lebenswert machen.

Auch dieses Mal habe ich das Tagebuch gern mitverfolgt, habe geschmunzelt, mit getrauert und mich einfach von Hendrik und seinem Lebensmut anstecken lassen. Solche ernsten Themen wie selbstbestimmtes Sterben tragen zum allgemeinen Nachdenken an und zeigen, wie wichtig hier ein gesellschaftliches Verständnis ist. Nur Mut und Lebenswille allein zählen nicht, auch Körper und Geist muss noch Kraftreserven mobilisieren können.

Veröffentlicht am 09.05.2017

Eine gelungener Folgeband voller Alltagskomik, Sarkasmus und Ironie.

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Beschreibung

Der rüstige Rentner Hendrik Groen erzählte in seinem ersten Tagebuch „Eierlikörtage“ von seinem Dasein als Rentner in einem Amsterdamer Altersheim, seinen Freunden, und wie er gemeinsam mit ...

Beschreibung

Der rüstige Rentner Hendrik Groen erzählte in seinem ersten Tagebuch „Eierlikörtage“ von seinem Dasein als Rentner in einem Amsterdamer Altersheim, seinen Freunden, und wie er gemeinsam mit ihnen den Alt-aber-nicht-tot-Club (Alanito) gründete. Hendrik und Co. sind nun etwas älter geworden, strahlen aber noch immer jede Menge Lebensfreude aus und so schildert Hendrik in „Tanztee“ die neusten Ereignisse und Veränderungen aus seinem Rentneralltag, erzählt von den Unternehmungen des Alanito Clubs und lässt ganz nebenbei seine Sicht auf die Welt einfließen.

Meine Meinung

Nach dem Erfolg von Hendrik Groen’s Tagebuch „Eierlikörtage“ folgt nun mit „Tanztee“ eine weitere Veröffentlichung eines Tagebuchs aus der Feder des niederländischen Rentners. Für ein rundes Gesamtbild ist es von Vorteil den Vorgängerband gelesen zu haben, es ist allerdings nicht unbedingt erforderlich da sich die Tagebucheinträge mit gegenwärtigen Ereignissen beschäftigen und der Fokus nur selten in die Vergangenheit geschwenkt wird.

Mit lebhafter und (selbst)ironischer Stimme betrachtet Hendrik seinen Alltag im Altersheim, von Arztbesuchen über Tischgespräche hin zu der ungewissen Zukunft des Altersheim selbst. Innen- und Außenpolitische Ereignisse sowie das Königshaus bleiben von Hendriks treffender Beobachtungsgabe nicht verschont. Im Vordergrund steht aber die Freundschaft zu anderen Senioren in seinem Umfeld und die gemeinsamen Unternehmungen des Alt-aber-nicht-tot-Clubs der frischen Wind in das Altersheim bringt.

"Und obwohl mir mein Vater das wunderbare Lebensmotto »Nicht ärgern, nur wundern« mitgegeben hat, kann ich einfach nicht aus meiner Haut und ärgere mich dumm und dämlich." (Seite 367)

Ich mag die Erzählungen des Rentners, der nichts weniger leiden kann als Gemecker und ewige Schwarzseherei unglaublich gerne. Gerade weil Hendrik Groen seine Erlebnisse so klar, authentisch und selbstkritisch darstellt, bekommt der Roman eine gewisse Tiefe und Emotionalität der man sich nicht entziehen kann. Die Palette reicht von ulkigen und fröhlichen Begebenheiten über ganz normale Probleme älterer Senioren bis zu traurigen, aber unausweichlichen, Ereignissen. Im Anbetracht dessen, dass Hendrik und seine Freunde am Ende ihres Lebens angekommen sind, und ein Todesfall nichts seltenes sondern etwas unausweichliches darstellt, kann man Hendriks positive Lebenseinstellung nur befürworten. Realistischerweise bekommt man nicht nur das Bild des rüstigen Rentners präsentiert, sondern auch das mögliche Schicksal der Demenzerkrankung wird angerissen sowie einige kleinere Unannehmlichkeiten und Zipperlein die das Alter so mit sich bringen.

„Tanztee“ ist ein Roman der nicht durch eine besondere Spannung lebt, sondern durch facettenreiche Alltagssituationen aus Hendriks außergewöhnlicher Sichtweise an Reiz gewinnen.

Fazit

Eine gelungener Folgeband voller Alltagskomik, Sarkasmus und Ironie.

Veröffentlicht am 10.04.2017

Tanztee

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Endlich ist er da, der zweite Teil des Tagebuches aus der Feder des rüstigen Senioren Hendrik Groen und wie bereits „Eierlikörtage“ konnte mich auch „Tanztee“ von der ersten bis zur letzten Seite begeistern.

»Man ...

Endlich ist er da, der zweite Teil des Tagebuches aus der Feder des rüstigen Senioren Hendrik Groen und wie bereits „Eierlikörtage“ konnte mich auch „Tanztee“ von der ersten bis zur letzten Seite begeistern.

»Man bereut in erster Linie Dinge, die man nicht getan hat.« (Seite 11)

Nach einem Jahr Pause nimmt uns Hendrik Groen wieder mit in das Altenheim in Amsterdam, wo er lebt und mit seinen Freunden aus dem Club „Alt aber nicht tot“ (kurz Alanito) dort ganz schön für Furore sorgt.

Das Tagebuch lässt sich, auch wenn es tägliche Einträge und kein „Fließtext“ sind, herrlich flüssig lesen. Das liegt auch an dem Schreibstil des Autoren. Mit sehr viel Eigenironie, Sarkasmus, aber dennoch mit viel Fingerspitzengefühl lässt uns Hendrik Groen teilhaben an seinem Leben im Altenheim, an den großen und kleinen Problemen von ihm und den Bewohnern. Wir werfen einen Blick auf die Zustände die in so einem Heim herrschen; auf die Bewohner aber auch auf die Heimleitung und die Betreuer. Wir erfahren, mit welchen Hindernissen alte Menschen zu kämpfen haben.

»Studien haben gezeigt, dass ein Mensch mit achzig glücklicher ist als mit vierzig.
Mit vierzig ist man an seinem Glückstiefstpunkt. Da macht man sich sowohl Sorgen
um seine Eltern als auch um seine Kinder, und der Job sorgt für zusätzlichen Stress.«

(Seite 19)

Wir erleben einen Stromausfall mit; sind dabei als der Fahrstuhl stecken bleibt; erleben das Weihnachtsessen.

Aber nicht nur diese Themen kommen in dem Buch vor. Der Autor wirft auch einen kritisch-sarkastischen Blick auf das Weltgeschehen, kommentiert wichtige Ereignisse in seiner ganz eigenen Art.

Das Tagebuch hat viele Facetten, die das Buch so lesenswert machen: es ist berührend und traurig, lustig und lebensbejahend, sehr interessant geschrieben.

»Im Allgemeinen komme ich schon ganz anständig durchs Leben, aber gestern hatte ich wirklich einen schlechten Tag. Ich war müde und kurzatmig, es ging mir elend. „Alt werden ist wie Schiffbruch erleiden“, sagte Präsident de Gaulle, und der ist ja bloß achtzig geworden. „Man hängt doch ein bißchen in den Seilen des Lebens“. sagte Graeme neulich mit einem breiten Grinsen. Ich hatte die Vision von zwei steinalten Boxern mit zu großen Handschuhen, die zu müde waren, um überhaupt noch mal aus ihrer Ecke zu kommen.« (Seite 95)

Der Autor nimmt sich selber nicht so richtig ernst – seine Mitbewohner erst recht nicht. Es sind viele bekannte Gesichter aus dem ersten Teil dabei, neue kommen hinzu und es gibt auch Figuren, die uns im Laufe des Buches verlassen.

Der Club Alanito macht weiter – auch alte Menschen am Ende ihres Lebensweges wollen noch etwas erleben – und so beschließen sie, regelmäßig essen zu gehen. Neue Restaurants, neue Geschmacksrichtungen zu entdecken. Diese Ausflüge haben mir besonders gut gefallen, zeigen sie doch, dass man nicht immer in ausgetretenen Pfaden bleiben muss, sondern auch im Alter ein Recht (und die Lust) auf neues, auf Neuentdeckungen hat.

»…. Es war einer von diesen Tagen, an denen man das Leben
wie einen Sandsack hinter sich herschleifen muss.« (Seite 293)

Ein ernstes Thema im Buch ist natürlich der Tod – der ist im Altenheim immer präsent. Hendrik macht sich Gedanken über das selbstbestimmte Sterben. Diese Möglichkeit wird in kleineren Nebenabschnitten immer mal wieder aufgegriffen und hab mich sehr zum Nachdenken gebracht.

In dem Buch soll das Altsein nicht glorifiziert werden. Das Buch soll das Altsein bzw. Altwerden mit all seinen Facetten zeigen. Und es soll zeigen, dass sich das Leben lohnt. Das man dem Leben auch im hohen Alter noch schöne Stunden abgewinnen kann.

»Der Sinn des Lebens ist die Lust aufs Leben.« (Seite 424)

Auch wenn mittlerweile klar ist, das Hendrik Groen ein Pseudonym ist und er kein 83-jähriger Senior aus einem Heim ist, so hat mir das Buch wieder schöne und berührende Lesestunden bereitet.

Von mir bekommt das Buch 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 09.04.2017

Tolle Fortsetzung des Tagebuchs eines Seniors

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Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Verlag: Piper (20. März 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3492058278
Originaltitel: Zolang er leven is
Preis: 22,00€
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


Tolle ...

Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Verlag: Piper (20. März 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3492058278
Originaltitel: Zolang er leven is
Preis: 22,00€
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


Tolle Fortsetzung des Tagebuchs eines Seniors

Nachdem seine Freundin Eefje Ende 2013 gestorben war, hatte Hendrik Groen 2014 keine Lust zum Tagebuchschreiben. Nun hat er sich aber besonnen und 2015 wieder fast jeden Tag des Jahres mit einem Tagebucheintrag gewürdigt.

Der Alanito-Club (Alt, aber nicht tot) macht wieder schöne Ausflüge der unterschiedlichsten Art. Außerdem rufen die rüstigen Rentner wieder die Bewohnerkommission ihres Altenheims in Amsterdam-Nord ins Leben, um gegen die Heimdirektorin Stelwagen besser gewappnet zu sein.

Mit viel (Selbst-) Ironie, Sarkasmus und Humor nimmt Hendrik Groen die Eigenheiten alter Menschen, die Politik im In- und Ausland, die Königsfamilie und vieles mehr aufs Korn. Dabei beweist er eine sehr gute Beobachtungsgabe.

Wir lachen viel über unser Elend. Das macht das Leben mit den Einschränkungen, die der körperlicher Verfall so mit sich bringt, ein bisschen einfacher. (S. 21)

Vieles was Hendrik im Altenheim und auf den Ausflügen erlebt, ist witzig, anderes aber auch traurig. Zum Beispiel wenn er seine an Alzheimer erkrankte Freundin Grietje in der geschlossenen Abteilung besucht.

Bei jedem Besuch denke ich mir: Vergiss bloß nicht, dich darum zu kümmern, dein eigenes Lebensende würdevoll zu gestalten. (S. 110)

Doch das sagt sich so leicht und verschiebt sich noch leichter auf später. Denn eigentlich denkt niemand gerne an den eigenen Tod. Und solange Hendrik noch so rüstig ist, lebt er lieber, als seinen Tod zu planen.

Es ist nicht sehr angenehm, sich tatsächlich mit dem eigenen Tod zu befassen, um so wenig wie möglich dem Zufall zu überlassen. (S. 112)

Ich hatte wieder sehr viel Spaß mit Hendrik und seinen Freunden. Etliche der Charaktere kennt man schon aus „Eierlikörtage“, andere kommen in diesem Band neu dazu. Besonders gefallen mir die vielen Lebensweisheiten, die Hendrik in seinem Tagebuch verewigt.

Obwohl es die Fortsetzung von „Eierlikörtage“ ist, kann man „Tanztee“ auch gut lesen, ohne den Vorgänger zu kennen.

Die Reihe:
1. Eierlikörtage
2. Tanztee

★★★★★

Herzlichen Dank an den Piper Verlag, der mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zugeschickt hat.

Veröffentlicht am 30.04.2017

Tanztee oder Neues aus dem "Alt-aber-noch-nicht-tot"-Club!!

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Bei "Tanztee - Das neue geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 85 Jahre" handelt es sich um die Fortsetzung des ersten Romans "Eierlikörtage" und - ohne diesen gelesen zu haben, bin ich überzeugt, dass der ...

Bei "Tanztee - Das neue geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 85 Jahre" handelt es sich um die Fortsetzung des ersten Romans "Eierlikörtage" und - ohne diesen gelesen zu haben, bin ich überzeugt, dass der Leser sich ebenso amüsiert und schmunzelnd zuweilen zurücklehnt wie im "Tanztee". Der Roman erschien im Piper-Verlag 2017 als Hardcover, gebunden und mit Lesebändchen ausgestattet; der Protagonist bzw. der Autor?? ist die zeichnerische Abbildung des Hendrik Groen, seines Zeichens ein sehr rüstiger und vor allem humorvoller Beobachter des Innenlebens seines Seniorenheims, in dem er lebt - wie auch der Außenwelt, die ihn noch immer mächtig interessiert und über die er sich den einen oder auch den anderen (gar nicht so abwegigen) Gedanken macht.... Ebenso wie über seine teils skurrilen Mit-Seniorenheimbewohner, die er in die "Wüter" (die, die sich über alles und jeden aufregen) und die "Lächler" unterscheidet, das sind diejenigen, die für alle Anfeindungen ein Lächeln übrig haben...

Hendrik hasst "alte Meckerpötte" und beschließt, mit seinen Freunden, den Clubmitgliedern des "Alanito", einen Tisch mit der Präambel "Hier wird nicht über Krankheiten oder über den Tod gesprochen, wenn überhaupt, nur gewitzelt" bei der Heimleitung durchzusetzen, der nicht nur bei der Alanito-Bewegung AnhängerInnen findet... Reglementierungen mag er ebenfalls nicht und plädiert für die weitestgehende Selbstbestimmung, da kommt der alte Grundschuldirektor zuweilen in ihm durch...

Der humorvolle Senior, den dennoch so manches "Zipperlein" plagt, liebt Ausflüge mit seinen Freunden des Alanito-Clubs, deren Zahl 8 nicht übersteigen darf, weil ansonsten der Leihbus zu klein wäre und hat ein ganz besonders freundschaftliches "Alte-Männer" Verhältnis zu Evert, mit dem er gerne Schach spielt und nach so manchem Essen noch einen Absacker in Form von Cognak, Eierlikör oder auch Whisky zu sich nimmt: Da zwei der Mitglieder leidenschaftliche Köche sind (Antoine und Ria), sucht sich der Club immer ein neues Restaurant aus, um möglichst viele internationale Küchen kennenzulernen. Doch Hendrik mag auch Scooterausflüge in den nahen Naturpark mit Geert - und später Evert, der sich auf seine alten (und kranken) Tage auch noch auf solch ein Gefährt traut; dies sind dann wahrlich "glückliche Tage"....

Er ist ziemlich eitel (gehört also nicht zu den "Zerfledderten", die nicht mehr auf ihr Äußeres achten) und liebt Statistiken wie auch die Übereinstimmungen zwischen alten Menschen und Kindern, derer es eine ganze Reihe gibt ;)

Zwischendurch gibt es immer wieder (kritische) Zustandsbeschreibungen der anderen Senioren, die einen realen Hintergrund durchaus haben: "Die fitten 70er bleiben aus, es kommen Trottel von weit über 80 und das Durchschnittsalter (im Seniorenheim) geht so gegen 90" (Zitat S. 27).
Gegen verletzende und "Wüter" wird solidarisch mit dem Alanito-Club vorgegangen und als Evert aus dem Grunde, dass er schwer erkrankte und vermutlich nicht mehr lange zu leben hat, diesen Job nicht mehr ausführen kann (er war der sympathischste Querulant in der Karriere der Frau S., Heimleiterin), treten die Clubmitglieder an dessen Stelle....

Auch Themen wie Demenz und der nahende Tod werden nicht ausgespart, aber immer augenzwinkernd und humorvoll aufs Korn genommen: Der Kernpunkt liegt hier in der Aussage, sein Leben mit Freude und Genuss bis zum letzten Tage auszukosten - und diesem Motto tragen Hendrik und seine Freunde in diesem witzigen, zuweilen aberwitzigen Roman absolut Rechnung!!
Der Stil des Autors ist sensibel, berührend, klug und sehr unterhaltsam; es werden mit viel Humor auch traurige Wahrheiten propagiert, die "inneren Angelegenheiten" des Seniorenheims kritisiert und analysiert, aber auch Fragen zur Weltpolitik, Nationalismus, Flüchtlinge und politisches Machtgefüge kommen nicht zu kurz; zuweilen lassen einen die statements, die durchaus einen realen Hintergrund haben, auch das Lachen aus dem Gesicht fallen, manche grenzen an Sarkasmus...

Fazit:

"Alanito - ein strahlendes Licht in dunklen Zeiten" - trotz Zipperlein des Alters, Krankheit, Tod eines Mitglieds beschwören Hendrik und seine Freunde die Kraft der Liebe und Freundschaft sowie den Antrieb, bis zum Lebensende vieles selbstbestimmt wählen zu können. Es bleibt zu hoffen, dass es in den nächsten Jahrzehnten (die Gesellschaft vergreist!) Tausende neuer "Alanito-Clubs" in europäischen Seniorenheimen geben wird; frei nach dem Motto der Gründer: "Nicht jammern, AKTIV SEIN!" Von mir 4,5 Sterne und eine alterslose Leseempfehlung ;)