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Veröffentlicht am 28.11.2021

sehr lesenswert

Dummheit
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In heutigen Zeiten der Coronaverharmloser, Impfgegner und Verschwörungsteoretiker ist ein Buch über Dummheit von großer Relevanz. Es steckt viel drin in diesen 128 Seiten.
Die österreichische Psychiaterin ...

In heutigen Zeiten der Coronaverharmloser, Impfgegner und Verschwörungsteoretiker ist ein Buch über Dummheit von großer Relevanz. Es steckt viel drin in diesen 128 Seiten.
Die österreichische Psychiaterin Heidi Kastner ist eine eloquente Autorin, die viele Aspekte dieses Themas für ihr Essay mit untersucht.e Schnell wird klar, dass Dummheit keine Frage der Intelligenz ist. Wie Forrest Gump schon sagte „Dumm ist wer dummes tut“. Ein innerer moralischer Kompass kann einen Menschen mit verminderter Intelligenz vor Dummheit bewahren.

Schwerer wiegen Eigenschaften wie Ignoranz, nicht aus Fakten und Fehlern lernen zu wollen, die Querulanten, es gibt die Denkfaulen etc.

Ein weiteres interessantes und vielleicht das beste Kapitel heißt Gefühlsdummheit. Wer nur einmal einen Blick in das Buch werfen sollte, könnte hier beginnen.

Was hängen bleibt, ist die Erkenntnisse, dass Dumme nicht erkennen, wie dumm sie sind. Das tröstet doch, wenn man sich selber manchmal für dumm hält.

Heidi Kastner arbeitet das Thema gut heraus und vermittelt ihre Erkenntnisse mit Bezug auf viele Persönlichkeiten der Gegenwart und Vergangenheit und auf manchmal sogar amüsante Art.

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Veröffentlicht am 01.11.2021

Die Epoche der Regency

Weihnachtsglück in Ivy Hill
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Der Roman ist Teil der Ivy Hill-Reihe von Julie Klassen. Eine Reihe, die man als Trilogie eigentlich abgeschlossen ansah.

Die Handlung ist1822 in London angesiedelt.
Bei der leicht zynischen Hauptfigur ...

Der Roman ist Teil der Ivy Hill-Reihe von Julie Klassen. Eine Reihe, die man als Trilogie eigentlich abgeschlossen ansah.

Die Handlung ist1822 in London angesiedelt.
Bei der leicht zynischen Hauptfigur musste ich zwangsläufig ein wenig an den Schauspieler Rupert Everett denken. Richard ist ein Dandy und ein eingefleischter Junggeselle, von sich eingenommen, aber nicht sehr arbeitsam und nicht selten spöttisch. Die Dialoge sind daher sehr pointiert. Und er ist kein schlechter Kerl. Als Leser mag man ihn trotz seiner schlechten Eigenschaften. Die stolze Miss Arabella Awdry hingegen hat nicht viel für den Unverbesserlichen übrig, bis sie feststellt, wie er sich hingebungsvoll um einen Waisenjungen und um eine verwitwete Bekannte kümmert. Dabei sind seine Gefühle echt und ehrlich.
Es ist auch ein Buch über Veränderungen.
Es macht Spaß, einen Roman zu lesen, der mit Figuren arbeitet, die zwar nicht perfekt, aber umso echter wirken. Es ist außerdem beeindruckend, wie die Autorin es schafft, die Handlung im Verlaufe der Geschichte immer mehr zu verdichten und sogar ein paar Jane Austen-Verweise einzubauen.

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Veröffentlicht am 07.10.2021

Band 13

Helene Hegemann über Patti Smith, Christoph Schlingensief, Anarchie und Tradition
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Die Bücher der KIWI-Musikbibliothek sind häufig ungewöhnlich und das trifft auch auf diesen Teil (Band 13) zu, indem Helene Hegemann nicht nur über Patti Smith schreibt sondern auch viel über sich selbst. ...

Die Bücher der KIWI-Musikbibliothek sind häufig ungewöhnlich und das trifft auch auf diesen Teil (Band 13) zu, indem Helene Hegemann nicht nur über Patti Smith schreibt sondern auch viel über sich selbst. Das kann manchmal bestürzend sein, wenn z.B. der frühe Tod der Mutter und Helenes Zustand in der Zeit danach beschrieben wird.

Auch über Christoph Schlingensief schreibt Hegemann einiges. Die Begegnung zwiscihen Schlingensief und Patti Smith lag nicht gerade auf der Hand.
Ganz am Ende schreibt Helene Hegemann dann auch über ihre eigene Begegnung mit Patti Smith.

Am Ende kann man bestätigen, dass Helene Hegemann mit ihren eigentümlichen Beschreibungen dem Phänomen Patti Smith Ausdruck geben kann.

Veröffentlicht am 02.10.2021

Vater-Sohn-Beziehung

Erstaunen
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Erstaunen ist ein Roman von hoher Qualität, der eine besondere Vater-Sohn-Beziehung zeigt. Theo ist Astrobiologe, der seine Frau bei einem Autounfall verloren hat. Sein 9jähriger Sohn Robin zeigt Züge ...

Erstaunen ist ein Roman von hoher Qualität, der eine besondere Vater-Sohn-Beziehung zeigt. Theo ist Astrobiologe, der seine Frau bei einem Autounfall verloren hat. Sein 9jähriger Sohn Robin zeigt Züge von Asberger.
Beide sind natürlich schwer in Trauer.
Aber Robin hat auch Angst um die Welt, insbesondere um die gefährdeten Tiere und will am Beispiel von Greta Thunberg mit einem warnenden Plakat vor dem Kapitol protestieren.
Aber es sind die Trump-Jahre und wissenschaftliche Erkenntnisse und Umweltschutz sind für die Gesellschaft und Regierung bedeutungslos.

Der Roman wird durchgängig aus der Sicht des Vaters erzählt, der sich um seinen Sohn sorgt und versucht, ihn in jeder Art zu fördern. Robin ist ein Junge, der fähig ist, genau in die Natur zu sehen und sie in all ihrer Schönheit zu erkennen.
Ihre enge Beziehung hat Richard Powers liebevoll geschildert.
Umso kritischer sieht er die amerikanische Gesellschaft, die so egoistisch und gleichgültig ist.

Richard Powers ist ein bedeutender US-Amerikanische Schriftsteller, der gesellschaftliche Zustände zeigen kann und der zu Recht Pulitzer-Preisträger ist. Erstaunen steht dieses Jahr auf der Shortlist des renommierten Booker-Prize und ich wünsche dem Buch viel Erfolg.

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Aufwachsen in Kalkutta

Das russische Testament
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Shumona Sinha ist seit ihrem Roman Erschlagt die Armen eine der aufregendsten Stimmen der französischsprachigen Literatur. Das liegt zum Teil auch an ihrem Background. Sie ist in Kalkutta geboren und Kalkutta ...

Shumona Sinha ist seit ihrem Roman Erschlagt die Armen eine der aufregendsten Stimmen der französischsprachigen Literatur. Das liegt zum Teil auch an ihrem Background. Sie ist in Kalkutta geboren und Kalkutta spielt auch in diesem Roman eine Rolle, genauso wie Russland.
Da ist Tania, die in Kalkutta aufgewachsen ist und da ist eine 80jährige Frau in Sankt Petersburg. In ihrem Part ist sie Icherzählerin.
Tania hat eine schwere Kindheit, da ihre Mutter sie schlägt. Trost findet sie immer nur in Büchern. Dieser literarische Bezug ist klug eingesetzt und trägt zu Tanias Entwicklung als tragende Figur bei.
Ob und wann diese beiden Figuren aufeinandertreffen sei hier noch nicht verraten.
Die Handlung klingt komplex, ergibt sich beim Lesen aber sehr gut.
Die sprachlichen Qualitäten des Romans sind außerordentlich. Die Autorin vermag es, die Emotionen der Figuren zu vermitteln.