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Veröffentlicht am 02.02.2022

Riss durchs Leben

Die falsche Zeugin
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Wie auf dem Cover geht auch durch die Anwältin Leigh Collier ein Riss in ihrem Leben. Sie stammt aus einer armen Gegend, hat eine gewalttätige Mutter und musste sich ihrem Aufstieg hart erkämpfen. Sie ...

Wie auf dem Cover geht auch durch die Anwältin Leigh Collier ein Riss in ihrem Leben. Sie stammt aus einer armen Gegend, hat eine gewalttätige Mutter und musste sich ihrem Aufstieg hart erkämpfen. Sie hat es geschafft, sie ist erfolgreich in einer großem Anwaltskanzlei in Atlanta, sie hat eine 16-jährige Tochter, auf die sie sehr stolz ist. Ihr neuer Auftrag, die Verteidigung eines gewalttätigen Vergewaltigers führt sie wieder zurück in ihre Vergangenheit. Vor vielen Jahren war sie die Babysitterin des nun angeklagten Andrew. Zuerst Leigh und anschließend ihre jüngere Schwester Cassie haben als Teenagerinnen mit diese Arbeit ihr Leben finanziert. Doch zu welchem Preis. Buddy, der Vater des Angeklagten, hat beide missbraucht. Cassie ist seit vielen Jahren drogenabhängig. Alles kommt nun wieder hoch und Andrew erpresst sie mit dem, was sie als Teenager getan hat um sich und Cassie zu schützen. Sie ist in einer Zwickmühle, was soll sie nur tun?
Mit Rückblenden in die Vergangenheit werden menschliche Abgründe beschrieben, die Hoffnungslosigkeit der Armen, das Ausnutzen von Machtverhältnissen, Pädophilie und Gewalt. Aktuelle Situationen werden in dem Thriller, der im Jahr 2020 spielt, mit aufgegriffen. Das alltägliche Leben unter Corona Bedingungen wie auch die Erkrankung, Langzeitfolgen und Quarantäne, sind Thema. Als Besonderheit empfand ich die genauen Kenntnisse nicht nur des Gerichtswesens sondern auch hervorragender medizinischer Beschreibungen, die die Qualität dieses spannenden, sehr gut geschriebenen Thrillers angehoben haben.

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Veröffentlicht am 08.12.2021

Schicksalsgemeinschaft

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Die Literaturagentin des Exmannes der Kommissarin Pia Sander vermisst ihre Freundin Heike Wersch. Diese wurde erst vor kurzem als Programmleiterin des Winterscheid Verlages entlassen und liegt nun mit ...

Die Literaturagentin des Exmannes der Kommissarin Pia Sander vermisst ihre Freundin Heike Wersch. Diese wurde erst vor kurzem als Programmleiterin des Winterscheid Verlages entlassen und liegt nun mit diesem in einem unschönen Rechtsstreit. Sie selbst wollte einen eigenen Verlag gründen und hat Autoren wie auch Mitarbeiter erfolglos abwerben wollen, ebenso scheiterte sie bei der Geldbeschaffung. Wenig später finden Pia und ihr Chef, Oliver von Bodenstein, die Leiche von Heike Wersch in einem Waldstück und wenig später einen geständigen Täter, der Autor Severin Velten mit Schreibproblemen, der von seiner Lektorin massiv unter Druck gesetzt wurde und zuschlug. Doch wie kam die Leiche in den Wald? Bei der Befragung im Verlag gab der neue Programmleiter Literatur, Alexander Roth zu, nach jahrelanger Abstinenz nun wieder Alkoholiker geworden zu sein. Wenig später ist er selbst tot. Die beiden Toten wie auch der Hausmeister, die Literaturagentin, eine Buchhändlerin und ein Buchdrucker kennen sich seit der Jugend, sind zusammen zur Schule gegangen und haben ihre Ferien auf einer französischen Insel verbracht. Dort kam es 1983 zu einem tragischen Unglücksfall. Götz Winterscheid ertrank laut Aussage aller Freunde im Meer. Durch diesen Vorfall wurden sie eine verschworene Gemeinschaft, jeder hatte gegen jeden etwas in der Hand. Ist die Vergangenheit der Grund für die Morde in der Jetztzeit?
Vom Spannungsaufbau ganz hervorragend geschrieben und trotz der Vielzahl an Personen, der Verschachtelungen und der Rückblenden kam man dem Geschehen mühelos folgen. Ein zusätzlicher Pluspunkt dieses Kriminalromans sind die persönlichen Probleme der Ermittler, die einem durch mehrere Bände hindurch bereits nahe gegangen sind. Insgesamt ein außergewöhnlich guter Kriminalroman.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

vom Suchen und Finden

Die Enkelin
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Nach dem Tod seiner Frau Birgit findet Kaspar in ihren Unterlagen ein Fragment ihres Lebens vor. Birgit schreibt seit Jahren an einem Roman, den er nicht zu lesen bekam. Nun findet er ihre Gedanken und ...

Nach dem Tod seiner Frau Birgit findet Kaspar in ihren Unterlagen ein Fragment ihres Lebens vor. Birgit schreibt seit Jahren an einem Roman, den er nicht zu lesen bekam. Nun findet er ihre Gedanken und ihre Gefühle niedergeschrieben. Birgit hatte sich im Osten Berlins in den Westberliner Kaspar verliebt und ihm verheimlicht, dass sie von dem verheirateten Leo schwanger war. Mit Hilfe ihrer Freundin und Krankenschwester Paula hat sie heimlich eine Tochter zur Welt gebracht, die ihre Freundin an der Kirche aussetzen sollte. Kurz danach ist ihre Flucht in den Westen geglückt. Ihr Leben hat sich dadurch radikal geändert, sie hat mehrere Berufe angefangen und nie ihren Weg gefunden. Sie war auf der Suche nach ihrer Tochter, sie hat über Kinderheime in der DDR recherchiert und verstörendes entdeckt, doch wirklich ernsthaft hat sie die Suche nicht vorangetrieben. Kaspar, selbst kinderlos, sucht und findet nicht nur seine Stieftochter sondern auch seine Enkelin. Sie leben in einer völkischen Gemeinde und leben ihre Rechtsradikalität aus. Mit einem Trick gelingt es Kaspar seine Enkelin Sigruns für ein paar Wochen im Jahr nach Berlin zu holen, ihr eine andere Welt, besonders die Musik und das Klavierspielen zu zeigen. Er merkt, dass er bei der Jugendlichen mit Diskussionen und dem Aufzeigen der Wahrheit nicht weiterkommt, sie muss die Wahrheit selbst erkennen, doch reichen dafür die wenigen Wochen?
Die Radikalität der völkischen Gemeinde wie auch der Autonomen in Berlin wird dem geselligen Gemeindeleben, dem Zusammenhalt in ländlicher Umgebung gegenüber gestellt. Wie kann man gewaltbereite zu aufgeschlossen
Menschen umerziehen. Mit Belehrungen wird es nicht gehen, dass hat Kaspar erlebt. Nach der Lektüre kann man die Beweggründe Svenjas, Birgits Tochter, verstehen, dass sie Halt in dieser Gemeinschaft gesucht und gefunden hat. Sigrun ist noch auf der Suche nach ihrem Leben und wie es für sie weitergehen kann.
Bis auf wenige, langatmige Passagen in denen die Aufzeichnungen Birgits beschrieben werden ist es ein spannender und hochinteressanter Roman, der zum Nachdenken einlädt. Schriftstellerisch hervorragend gelungen.

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Veröffentlicht am 04.10.2021

vielseitig

Wahi – süß, sauer, salzig, scharf
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Auf wenigen Seiten wird die Lebensgeschichte Alex Wahis geschildert. Genug, um einen Eindruck von der Person und seinen Werdegang als Koch zu bekommen. Im Mittelpunkt des Kochbuches stehen jedoch die Gerichte ...

Auf wenigen Seiten wird die Lebensgeschichte Alex Wahis geschildert. Genug, um einen Eindruck von der Person und seinen Werdegang als Koch zu bekommen. Im Mittelpunkt des Kochbuches stehen jedoch die Gerichte aus aller Welt, entgegen herkömmlichen Kapiteln nicht in Vorspeise, Hauptspeise, Dessert gegliedert, sondern unterteilt in Entfernungen zu seinem Geburtsort Hamm. Alle Gerichte sind ein Crossover der Zutaten und Geschmacksrichtungen, westfälische Küche wird mit asiatischen Gewürzen versehen, fruchtiges mit herzhaften Fleischgerichten kombiniert. Hoch interessante Gerichte sind daraus entstanden, ich habe mir auf Anhieb ein paar herausgesucht um sie nach zu kochen. Die Zutatenliste ist übersichtlich und auch in durchschnittlichen Supermärkten und Wochenmärkten zu finden, die Zubereitungsdauer recht kurzgehalten, die Beschreibung der Zubereitung klar und einfach. Und wem die bereits außergewöhnlichen Rezepte nicht reichen, für den gibt es Variationsangaben.
Für mich ein rund rum gelungenes Kochbuch, zu jedem Rezept gibt es ein Foto. Die Zutatenkombinationen versprechen ein ganz neues Geschmackserlebnis der Rezepte teils mit Fleisch, größtenteils jedoch vegetarisch.

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Veröffentlicht am 04.10.2021

Kind ohne Kindheit

Shuggie Bain
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Im Glasgow der 70er und 80er Jahre wächst Hugh Bain, genannt Shuggie, auf. Von dem Vater seiner älteren Geschwister habt sich seine Mutter Agnes getrennt, er hat ihr nicht das Leben geboten, was sie sich ...

Im Glasgow der 70er und 80er Jahre wächst Hugh Bain, genannt Shuggie, auf. Von dem Vater seiner älteren Geschwister habt sich seine Mutter Agnes getrennt, er hat ihr nicht das Leben geboten, was sie sich vorgestellt hat. Ein wenig Luxus sollte schon sein. Ihr 2. Mann, Big Shug, ist ein Lebemann, er versprach ihr alles und hat nichts gehalten. Als Taxifahrer war er viel unterwegs und war auch mit Taxikundinnen intim. Der Umzug in ein eigenes Haus, von Agnes erseht, entpuppte sich als Enttäuschung. Agnes hat schon immer getrunken, doch nun wurde sie Alkoholikerin. Nach der Trennung von Shug hatte sie ihre 3 Kinder zu versorgen, doch das Geld von der Stütze vertrank sie. Selbst der kleine Shuggie hat schnell gelernt, wie er mit seiner alles geliebten Mutter umgehen musste, wie er es schaffte, Geld für Lebensmittel beiseite zu legen. Als seine Schulzeit begann wurde es für ihn immer schlimmer. Er hatte auf seine Mutter aufzupassen und somit so manchen Schultag verpasst. Andererseits wurde er in der Schule gehänselt und verprügelt, er war anders als die anderen Jungs, kein Draufgänger, keiner, der noch vor der Pubertät hinter den Mädchen herlief und unflätige Aufdrücke benutze. Er war zu weich für das harte Glasgow, in dem Arbeitslosigkeit, Armut und Tristesse allgegenwärtig
waren.
Wir erleben die Jugend von Shuggie, sein Kampf, seine Mutter vom Trinken abzuhalten, von den Männern, die seine Mutter ausnutzen aber auch das Ausnutzen der Männer seitens seiner Mutter. Eine verpasste Jugend und durch die mangelnde Schulausbildung auch eine schwierige Zukunft eines Kindes ohne Kindheit. Sehr gut lesbar, ein Roman, der einem nahe geht.

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