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Veröffentlicht am 08.12.2021

Schneller Reichtum für einen Jungen aus Sudan

Das Talent
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Der 17jährige Samuel Sooleyman liebt Basketball. In seinem Dorf in Südsudan gibt es zwar kein besonderes Spielfeld und auch keinen Verein, doch das hält ihn nicht davon ab unermüdlich zu üben. Samuel fällt ...

Der 17jährige Samuel Sooleyman liebt Basketball. In seinem Dorf in Südsudan gibt es zwar kein besonderes Spielfeld und auch keinen Verein, doch das hält ihn nicht davon ab unermüdlich zu üben. Samuel fällt nicht nur wegen seiner Größe auf. Er hat Talent. Darum wird er, zusammen mit einigen anderen jungen Männern, ausgewählt, um für einige Wochen in den Vereinigten Staaten zu spielen.

Im Vergleich zu den anderen Spielern ist sein Spiel eher durchschnittlich, doch er scheint Potential zu haben. Darum bekommt er ein Stipendium und darf in den Staaten bleiben. Doch dann erhält er eine erschütternde Nachricht. Sein Dorf in Sudan wurde überfallen. Alles wurde zerstört. Sein Vater und seine Schwester sind vermisst. Nach einiger Zeit wird der Tod seines Vaters bestätigt, seine Schwester fehlt nach wie vor. Samuel erfährt, dass seine Mutter und zwei Brüder es mit vielen Mühen ins Nachbarland Uganda geschafft haben. Dort darben sie in einem überfüllten Flüchtlingslager.

Samuel, der inzwischen den Spitznamen Sooley bekommen hat, hat schreckliche Sehnsucht nach seiner Familie. Doch er weiß, dass er ihnen am ehesten helfen kann, indem er bleibt und ein erfolgreicher Basketballspieler wird. Er trainiert verbissen, und schließlich scheint er sein Ziel erreicht zu haben. Doch wie wird ein Junge, der bisher nur Armut gekannt hat, mit den Verlockungen des Reichtums zurechtkommen?

Für Grisham-Fans ist dieses Buch eher eine Enttäuschung. Leser werden natürlich nicht einen Justizthriller erwarten, das macht schon die Beschreibung deutlich. Doch die Mischung aus Sport und Fluchtgeschichte überzeugt nicht. Die Idee ist ausgezeichnet, doch die Ausführung lässt zu wünschen übrig.

Der Unterschied zwischen dem Lebensstandard in Sudan und Amerika wird gut wiedergegeben. So wundert sich zum Beispiel Sooley wie leicht er als Student Geld verdienen kann, um seine Familie zu unterstützen. Aber diese interessante Gegenüberstellung zwischen dem Westen und Afrika nimmt im Buch nicht viel Raum ein. Auch die Beschreibungen vom Leben in einem bürgerkriegsgeschüttelten Land hätte noch ausgeführt werden können. Doch statt mehr über diese Aspekte der Geschichte zu schreiben, füllt der sportbegeisterte Autor viele Seiten mit ausführlichen Beschreibungen von Basketballspielen. Diese Passagen klingen wie der rasche Redefluss eines Sportmoderators. Wer sich mit Basketball und der Terminologie des Spiels nicht auskennt, wird diesen Beschreibungen kaum folgen können.

Auch in diesem Grisham-Buch gibt es mehrere liebenswerte Nebencharaktere, wie Sooleys Freund, dessen Mutter und sein Trainer. Es macht Spaß von diesen guten Menschen zu lesen, die sich aufopfernd für andere einsetzen. Doch die Charakterbeschreibungen bleiben oberflächlich.

Das Ende ist dramatisch und unerwartet, und lässt den Leser nachdenklich zurück. Es wird deutlich, wie verrückt die hohen Zahlungen sind, die erfolgreiche Spieler bekommen. An dieser Stelle überzeugt Grisham. Es ist interessant und nachvollziehbar, wie Sooley sich mit seinem plötzlichen Reichtum verändert.

Fazit: An diesem Buch werden vor allem Sportfans ihre Freude haben, denn die langen Spielbeschreibungen werden vermutlich andere Leser langweilen. Die Idee der Geschichte ist ausgezeichnet und zum Teil gut ausgeführt, doch es gibt bessere Bücher dieses beliebten Autors.

Veröffentlicht am 04.11.2021

Die spannendsten Geschichten schreibt das Leben

Die Übersetzerin
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Hedy Bercu ist eine Jüdin, die in Wien lebt. Nach der Reichskristallnacht flieht sie 1938 auf die britische Insel, Jersey, und findet dort eine Anstellung. Doch bereits im Jahr 1940 wird die idyllische ...

Hedy Bercu ist eine Jüdin, die in Wien lebt. Nach der Reichskristallnacht flieht sie 1938 auf die britische Insel, Jersey, und findet dort eine Anstellung. Doch bereits im Jahr 1940 wird die idyllische Insel von den Deutschen besetzt. Schon bald müssen sich auch hier alle Juden registrieren.

Hedy kann trotzdem noch einige Jahre in Frieden leben, sie bekommt sogar eine Anstellung als Übersetzerin für die deutsche Wehrmacht. Doch im November 1943 sieht sie keinen anderen Ausweg mehr, als sich zu verstecken. Eine Freundin nimmt sie unter Lebensgefahr in ihrem Haus auf, und ein deutscher Offizier, der ihr Freund ist, unterstützt die beiden Frauen. Dort wird sie anderthalb Jahre bleiben.

Diese Frau – Hedy Bercu - gab es wirklich, und ihre Retterin Dorothea Weber wurde viele Jahre später für ihre Heldentat geehrt. Die Autorin dieses Buchs nimmt die wenigen geschichtlichen Tatsachen, die bekannt sind, als Grundlage dieser interessanten Erzählung. Da sie selbst auf der Insel Jersey aufgewachsen ist und ihre ältere Verwandtschaft die deutsche Besatzung miterlebt hat, wirkt ihre Beschreibung der Insel und der Gefühle der Bewohner lebendig und echt.

Es ist faszinierend von dieser unwahrscheinlichen, wahren Geschichte zu lesen. In manchen Punkten jedoch scheint es, als hätte das Potential der Geschehnisse besser ausgeschöpft werden können. Dorothea, die durch Hedys kritische Augen gesehen wird, wird trotz ihrer Heldentat in weiten Teilen des Buchs als einfältige, oberflächliche Person geschildert. Die Beschreibung der Beziehung Hedys zu einem deutschen Offizier ist ein anderer Schwachpunkt dieses Romans. Die gegenseitige Anziehung scheint fast ausschließlich körperlich zu sein, das ist schade, denn es muss mehr gegeben haben, dass dieser aussichtslosen und gefährlichen Liebe Bestand gegeben hat. Und ein Letztes, außer dem Problem des Hungers und einer kurzen Zeitspanne der Gefahr, erscheint das Untertauchen Hedys eher wie ein ausgedehnter Besuch bei einer Freundin zu sein. Ob da die Wahrheit nicht dramatischer war als hier geschildert?

Von diesen Schwächen abgesehen, ist dieses Buch lesenswert und spannend und gibt einen guten Einblick in das Leben der Insulaner unter der deutschen Besatzung. Sie waren ja in einer einmaligen Situation, da sie plötzlich und unerwartet von allen anderen Ländern abgeschnitten waren. Die Not, der Hunger, die versteckte und auch offene Abneigung gegenüber den Besatzern wird glaubhaft geschildert.

Fazit: Eine interessante historische Erzählung, die auf unglaubliche, wahre Tatsachen beruht. Die Geschichte von Hedy und ihre Retterin ist erzählenswert, sie hätte aber besser ungesetzt werden können. Bedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Babymodelle für Strickanfänger

Babykleidung supereinfach selber stricken! 1 Prinzip - 30 niedliche Modelle
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Dieses Buch enthält 30 einfache Modelle für die Kleinsten. Es gibt verschiedene Jäckchen und Pullover, Schühchen und Decken, und außerdem Mützen, einen Schlafsack, ein Kleid, ein Overall und einiges mehr. ...

Dieses Buch enthält 30 einfache Modelle für die Kleinsten. Es gibt verschiedene Jäckchen und Pullover, Schühchen und Decken, und außerdem Mützen, einen Schlafsack, ein Kleid, ein Overall und einiges mehr. Sogar eine kleine Puppe kann nachgearbeitet werden.

Die Strickanleitungen sehen ganz anders aus als herkömmliche Anleitungen. Anstatt eines langen Textes gibt es Skizzen der fertigen Strickteile. Rings um diese Zeichnungen stehen kurze Anweisungen, die Schritt für Schritt befolgt werden sollen. Die Anleitungen sind alle sehr einfach, in den meisten Fällen müssen Maschen nur angeschlagen und abgekettet werden, und es werden nur rechte und linke Maschen gestrickt.

Die Anleitungen sind entweder in einer, zwei oder drei Größen beschrieben. Alle Modelle sind für Babys bis zu einem Jahr. Die vorgeschlagene Wolle ist immer Wolle der französischen Marke „Phildar“. Da aber die Maschenprobe angegeben ist, können auch andere Wollsorten verwendet werden.

Die Strickstücke sehen durch die einfache Anleitungen eckig aus. Das fällt vor allem bei den Ärmeln auf, die ohne Zu- oder Abnahmen gearbeitet werden und dadurch unten recht weit sind.

Die Modelle sind zwar sehr schlicht, aber Strickanfänger werden vielleicht trotzdem nicht allein mit diesem Buch zurechtkommen, denn es fehlt ein grundsätzlicher Strickkurs.

Trotz dieser Nachteile sind einige Modelle sehr schön, zum Beispiel der Schlafsack oder die winterlichen Accessoires. Das Konzept des Buchs ist auf jeden Fall interessant.

Fazit: Einfache Strickanleitungen für fortgeschrittene Anfänger. Hübsche Modelle, die leicht nachzuarbeiten sind, jedoch überzeugt der Schnitt bei einigen Kleidungsstücken nicht. Trotzdem empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 26.08.2021

Alltägliche Hinweise auf den Glauben

Adler, Fisch und verbotene Früchte. Christliche Symbole im Alltag entdeckt. Religiöse Zeichen, ihr Ursprung und ihre Bedeutung: eine Einladung zur Spurensuche. Spiritualität und Glauben leben: Inspiration für jeden Tag!
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Die Bibel ist ein wunderbares Buch, in dem es viel zum Entdecken gibt. Die beiden Autoren dieses Buchs machen sich auf eine Spurensuche. Sie zeigen tiefere Bedeutungen von alltäglichen Motiven und Gegenständen, ...

Die Bibel ist ein wunderbares Buch, in dem es viel zum Entdecken gibt. Die beiden Autoren dieses Buchs machen sich auf eine Spurensuche. Sie zeigen tiefere Bedeutungen von alltäglichen Motiven und Gegenständen, indem sie erklären, wo diese in der Bibel zu finden sind.

Die Gestaltung dieses Buchs lädt zum Blättern ein, mit den Hochglanzseiten und den vielen bunten Bildern. Auf jeweils einer Doppelseite werden insgesamt 52 Begriffe erklärt. Neben dem Begriff und einem ansprechenden Bild, findet sich jeweils ein passender Bibelvers und eine kurze Erklärung. Die Texte lassen sich in wenigen Minuten lesen, die Bibelverse sind immer mit abgedruckt.

Bei einigen Begriffen ist der biblische Zusammenhang klar, zum Beispiel beim Kreuz und bei Engeln, bei anderen benennen die Autoren einen alltäglichen Gegenstand und weisen auf eine biblische Wahrheit hin, an die dieser Gegenstand erinnert. So zeigen sie, dass eine Burg ein Hinweis ist auf einen Gott, bei dem wir Zuflucht suchen können, oder dass ein Anker auf Gottes Treue hinweist.

Es macht Spaß in diesem abwechslungsreichen Buch zu blättern, und es eignet sich sicher gut als Geschenk oder als Kaffeetischbüchlein. Allerdings bietet es mit seinen knappen Texten nicht viele Neues. Dazu scheinen an einigen wenigen Stellen die Erklärungen etwas weithergeholt, da wären Quellenangaben hilfreich.

Fazit: Ein schön gestaltetes Buch mit kurzen Texten über Alltagsgegenstände, die in der Bibel zu finden sind. Als kleines Mitbringsel geeignet, allerdings wäre etwas mehr Tiefgang bei den Erklärungen von Vorteil.

Veröffentlicht am 10.08.2021

Mit Spaß dem Ernst entfliehen

Der Tod ist ein Kommunist
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Der 45jährige Journalist Hofstetter ist der Einzige, der das Manuskript seines 60jährigen Professorenfreundes lesen darf. Das komödiantische Theaterstück handelt von Verschwörungstheorien rund um die COVID-Impfung. ...

Der 45jährige Journalist Hofstetter ist der Einzige, der das Manuskript seines 60jährigen Professorenfreundes lesen darf. Das komödiantische Theaterstück handelt von Verschwörungstheorien rund um die COVID-Impfung. Der Professor ist davon überzeugt, dass diese Impfung zur Unfruchtbarkeit der männlichen Bevölkerung führt. Als er vehement davor warnt, kommt er in eine psychiatrische Klinik.

Hofstetter besucht seinen Freund dort und eilt anschließend zurück zur Arbeit. Doch er kommt dort nicht an, denn ein geheimnisvolles Auto hält neben ihn und nimmt ihn mit. Er kann kaum glauben, dass er, ein gewöhnlicher Bürger, entführt wird. Es kommt ihm alles vor wie ein Traum; vor allem als er erfährt, dass seine Entführer Zeitreisende aus dem Jahr 2075 sind. Sie sind ins Jahr 2021 zurückgekehrt, um den Untergang der Menschheit zu verhindern.

Das Komplott verdichtet sich. Da gibt es die Kinder der Schlange, die gegen die Kinder des Lichts kämpfen. Eine wundervolle Schönheit verliebt sich auf Anhieb in Hofstetter, der sein Glück kaum fassen kann. Es wird verzweifelt geplant und dann mit Kalaschnikows geschossen. Es geht um Geheimlogen und um magische Riten. Welche Seite wird gewinnen? Doch die wichtigste Frage für Hofstetter bleibt, ist das, was ich gerade erlebe Wirklichkeit oder ein Traum?

Der Autor Giuseppe Gracia schrieb dieses kurze Buch am Anfang der Corona-Krise als Bewältigungsstrategie für eine Depression. Anstatt entmutigt den Kopf in den Sand zu stecken, entschied er sich der Krise mit Humor zu begegnen.

Dieser literarische Text nimmt aktuelle Probleme und Trends unserer Zeit auf die Schippe; zum Beispiel Transhumanismus, Digitalisierung, Überbevölkerung und Lebensrechte. Dabei ist der aktionsgeladene Plot nicht unbedingt ernst zu nehmen, denn der Autor möchte der Weltuntergangsstimmung unserer Zeit eine spaßgefüllte Erzählung entgegensetzen.

Obwohl diese Erzählung sicher vielen gefallen wird, konnte ich mich damit nicht anfreunden. Der Stil erinnert an Kafka. Bei allem Spaß fällt es schwer zum Kern der Geschichte zu kommen und herauszufinden was der Autor mit seiner Erzählung sagen will. Doch vielleicht möchte er auch gar nichts sagen, sondern nur die Möglichkeit bieten dem Ernst und den Herausforderungen unserer heutigen Zeit mit einer lustigen Fantasiereise zu entfliehen.

Fazit: Eine gelungene Satire über die Probleme unserer Zeit. Nicht das Meine, aber Fans von Action-Filmen, surrealen Erzählungen und Komödien werden sicher von dieser Geschichte begeistert sein.