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Veröffentlicht am 10.09.2022

Nicht Mädchen oder Junge, sondern einfach Kind sein

Seeräubermädchen und Prinzessinnenjunge
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Das Buch hat mich damit überzeugt, dass es Vielfalt auf eine ganz selbstverständliche Ebene hebt und sich auf spielerische und farbenfrohe Art gegen Schubladendenken wehrt, ohne moralisierend zu werden.
Mara ...

Das Buch hat mich damit überzeugt, dass es Vielfalt auf eine ganz selbstverständliche Ebene hebt und sich auf spielerische und farbenfrohe Art gegen Schubladendenken wehrt, ohne moralisierend zu werden.
Mara ist ein Seeräubermädchen und Milo ein Prinzessinnenjunge – und das ist alles. Es ist, wie sie sind und sein möchten. Niemand stellt die Frage, ob Mara lieber ein Junge oder Milo lieber ein Mädchen wäre, denn darum geht es gar nicht. Jedes Kind darf die Dinge lieben, die es eben liebt. Das biologische oder soziale Geschlecht ändert daran nichts, und mehr noch: hat sehr oft nicht mal etwas damit zu tun. Das alte Blau-Rosa-Denken ist Prägung (auch, dass diese sehr stark ist, schwingt mit, denn besonders Milo hat es mit Gleichaltrigen, die dieser Prägung entsprechen, nicht leicht, wie aber mehr nebenbei angedeutet wird).

Schön finde ich auch, dass die Story nicht bei Mara ist so und Milo ist so stehen bleibt, sondern sich auf die Freundschaft der beiden, die ideenreichen und detailverliebten Spiele und die Entfremdung während Maras Zeit am Meer konzentriert. Trotzdem hätte noch etwas mehr Tempo in die Handlung kommen dürfen; es wird gerade anfangs vor allem beschrieben, wie die Kinder ticken und was sie alles gern mögen. Außerdem bleibt unverständlich, warum Maras Vater und Milos Eltern einander beim Wiedersehen nach dem zweiwöchigen Urlaub ebenfalls distanziert begegnen, statt sich ganz normal zu verhalten und es damit auch den Kindern leichter zu machen.

Die Illustrationen von Lena Hesse sind wirklich toll und die Farbgebung spiegelt die Identitäten der Kinder und die Stimmungswechsel in der Geschichte gut wider.

Das Buch gehört inhaltlich und insbesondere auch sprachlich sicher zu den anspruchsvolleren Bilderbüchern und die Altersempfehlung ab 5 Jahren halte ich für das Minimum. Grundschulkinder können vermutlich mehr damit anfangen.

In einem Satz:

„Seeräubermädchen und Prinzessinnenjunge" ist ein Buch mit einer längst überfälligen Herangehensweise an Rollenklischees im Kinderzimmer und erzählt herzerwärmend von der Fantasie und den starken Bindungen, die die Kindheit reich machen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.05.2022

Unverkennbar mit Herz und Verstand geschrieben und gestaltet

Mit Herz und Verstand
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Schon von außen macht dieses Buch Eindruck. Der Vintage-Blumen-Stil, die Goldprägung, das Vorsatzpapier mit den sanften Schnörkelschriftzeilen, der leicht geriffelte Einband, der sich unter den Fingern ...

Schon von außen macht dieses Buch Eindruck. Der Vintage-Blumen-Stil, die Goldprägung, das Vorsatzpapier mit den sanften Schnörkelschriftzeilen, der leicht geriffelte Einband, der sich unter den Fingern einfach wunderbar anfühlt – hier wurde die Ausstattung wirklich sehr liebevoll ausgewählt.

Wie das Cover schon verrät, enthält das Buch 31 Andachten und eignet sich somit z. B. für einen Monat mit Jane Austen. Nach einem Vorwort der Autorin widmen die einzelnen Texte sich Themen wie Vergebung, Nächstenliebe, Garten, wahre Schönheit, Selbstwert u. v. m. So kann man auch einfach inhaltlich auswählen, was in der persönlichen Situation gerade guttun könnte.

Die Andachten selbst werden stets durch ein Zitat aus einem Buch oder Brief von Jane Austen eingeleitet, auch die wenig bekannten Gebete von ihr finden hier und da Platz. Es folgt ein rund vierseitiger Text, an dessen Ende sich je eine kleine praktische Anregung oder Frage sowie der Hinweis auf eine passende Bibelstelle findet, in einigen Fällen auch noch ein Gebet.
Schön sind auch die ganzseitigen Zitatseiten zwischendurch.
Man muss nicht unbedingt Vorwissen über Jane Austen und ihre Klassiker haben, für Fans lohnt das Buch sich aber natürlich besonders.

Der erste Teil jeder Andacht dreht sich immer um Biografisches und/oder Literarisches von Jane Austen, worauf dann später das jeweilige geistliche Thema aufbaut. Für mich persönlich hätten die Aufhänger-Einleitungen teils ein wenig mehr gestrafft werden können, damit das Informative das „Andächtige“ nicht überwiegt.

In einem Satz:

Dieses Andachtsbuch verknüpft schöne Impulse zu christlichen „Basic-Themen“ mit Jane Austens Werken und ihrem Leben und wurde unverkennbar mit Herz und Verstand geschrieben und gestaltet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 23.04.2022

Innovativ und inspirierend gestaltet

Hoffnung für alle. Die Bibel: The Gospels
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Bibeltexte in farbiger Magazinaufmachung – dieser Ansatz hat mich sofort neugierig gemacht.
In diesem Buch sind es die vier Evangelien, die der Fontis-Verlag in Kooperation mit Biblica Inc. auf diese ...

Bibeltexte in farbiger Magazinaufmachung – dieser Ansatz hat mich sofort neugierig gemacht.
In diesem Buch sind es die vier Evangelien, die der Fontis-Verlag in Kooperation mit Biblica Inc. auf diese Weise gestaltet hat. Jedem der Evangelisten wurde eine Metropole zugeteilt (London, New York, Sydney und Bogotá), aus der die jeweiligen Fotomotive stammen. Die Auswahl der Städte hat sich mir allerdings nicht erschlossen, und Begleitworte zur Bildauswahl hätte ich persönlich sehr interessant und auch hilfreich gefunden.

Während Covergestaltung und Layout in meinen Augen insgesamt gelungen sind, hätte ich mir angesichts des Zeitschriftencharakters allerdings gewünscht, dass das Buch handlicher und unempfindlicher wäre. Für die Bahn, den Urlaubskoffer, das Wartezimmer etc. ist es eher schlecht geeignet. Auf den dunklen Seiten hinterlässt man leicht Fingerabdrücke, und die Seiten sind teils sehr voll mit kleiner Schrift. Vielleicht wäre hier ein Set aus vier Einzelheften die praktischere Lösung gewesen.

Gut gefallen haben mir die Herausstellungen von Kernversen, die man so noch einmal separat auf sich wirken lassen kann, und die zusätzliche Einbettung der HfA-Texte (Übersicht der „Highlights", Schlüsselworte des jeweiligen Evangeliums etc.).
In die Bildsprache musste ich mich zuerst ein wenig einfinden. Einige Motive haben mich direkt angesprochen und sich fließend in ihren Kontext eingefügt, bei anderen konnte ich keine wirkliche Verbindung zum Text herstellen. Als besonders inspirierend habe ich die Tageslicht-Stadtaufnahmen, die Meerbilder und die ausdrucksstarken Porträtfotos empfunden.

Zusätzlich zu Bibeltext und begleitenden Bildern gibt es einige Themenseiten zu Glaubensbasics: Das Leben von Jesus, Gebet, Die Kirche / Die Gemeinde, Der Heilige Geist / Dreieinigkeit, Das Evangelium, Die Bibel, ...
Diese kompakten Überblicke sind wunderbar für „Neulinge im Glauben" geeignet, bringen aber auch für alle anderen als Erinnerungsstützen und Gedankenanstöße Wesentliches prägnant auf den Punkt.

In einem Satz:

„The Gospels“ ist eine interessante und innovative Darstellung der Evangelien, die als Set aus vier Zeitschriften für mich noch stimmiger gewesen wäre, aber auch so zum Blättern und (Wieder-)Entdecken einlädt.

Veröffentlicht am 07.11.2021

Sehr schön gestaltet und geschrieben, aber für Teenager teils wohl zu anspruchsvoll

Die Mädchenbibel
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Schon beim ersten Blick auf dieses Buch war meine Neugier geweckt. Was für eine schöne Idee, den Frauen und Mädchen der Bibel eine Bibel zur Bibel zu widmen, die sich ganz auf ihre Perspektiven fokussiert! ...

Schon beim ersten Blick auf dieses Buch war meine Neugier geweckt. Was für eine schöne Idee, den Frauen und Mädchen der Bibel eine Bibel zur Bibel zu widmen, die sich ganz auf ihre Perspektiven fokussiert!

Das Buch ist sehr wertig aufgemacht, erstrahlt in fröhlichem Gelb mit passendem Lesebändchen und enthält zumindest einige wenige farbige Innenillustrationen von Angela Gstalter (davon hätten es gern noch mehr sein dürfen, aber das war am Ende bestimmt auch eine Kosten- und Platzfrage).
Die Texte sind luftig gesetzt und von vielen Zwischenüberschriften geteilt, sodass das Lesen angenehm ist.

In 14 Kapiteln werden nach einer kleinen Einleitung verschiedene Bibelgeschichten aus Frauensicht erzählt. Einen Schwerpunkt bilden hierbei alttestamentliche Erzählungen, die gegen Ende durch vier Kapitel zu den Evangelien ergänzt werden.
Zu Wort kommen namentlich bekannte Frauenfiguren wie Mirjam und Michal; daneben gibt Martina Steinkühler vor allem Beobachterinnen wie z. B. Mägden eine Stimme.
In einem gut lesbaren, ganz eigenen Stil berichten die jungen Frauen von Begebenheiten und Gesprächen, Begegnungen und ihren Gedanken.

Nicht ganz einfach ist für mich die Frage, wie viel Fiktion ist (und sein darf) und wie viel sich an konkreten Bibelstellen orientiert. Auch wenn grobe Angaben zum Fundort in der „Männerversion" gemacht werden, fehlen die genauen Informationen darüber, was ich etwas schade finde. So verschwimmen Vorlage und Fantasie nicht immer klar nachvollziehbar.
Um die Inhalte voll und ganz einordnen zu können, braucht man meiner Einschätzung nach zudem recht gute Bibelkenntnisse. Während einzelne Fakten und Dinge am Rand erklärt werden (z. B. was Mägde und Knechte waren, und inhaltliche Verweise auf Geschichten und Personen), gibt es keine einleitenden oder abschließenden Worte; die Erzähltexte stehen für sich allein.
Für Gruppen, Schülerinnen etc. kann man aus dieser Bibel tolles Material gewinnen – unsicher bin ich mir nur, ob Mädchen, die sie für sich selbst geschenkt bekommen oder kaufen, nicht vom Anspruch der Texte und der Art der Wissensvermittlung überfordert sein könnten, insbesondere, wenn sie sich in der Welt der Bibel noch nicht so gut auskennen.
Unabhängig davon ermöglicht das Buch auch Erwachsenen spannende neue Blickwinkel, die zum Nachdenken und Diskutieren einladen.

In einem Satz:

„Die Mädchenbibel" hat ein wirklich tolles Konzept, ist aber für Mädchen, die noch kein oder kaum fundiertes Vorwissen über die behandelten Bibelgeschichten haben, viel anspruchsvoller und schwieriger zu verstehen als erwartet.

Veröffentlicht am 23.07.2021

Guter Werkzeugkasten, um zu hinterfragen und die eigene Argumentation zu prüfen

Love, Sex, God
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Was mich neugierig gemacht hat:

Ich habe eher spontan beschlossen, dass ich das Buch gern lesen würde, als eine Leserunde dazu angeboten wurde (gerade in diesem Fall war der Austausch super interessant!).
Es ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich habe eher spontan beschlossen, dass ich das Buch gern lesen würde, als eine Leserunde dazu angeboten wurde (gerade in diesem Fall war der Austausch super interessant!).
Es hat mich gereizt, mich fundierter mit diesem Thema auseinanderzusetzen, da man in unserer in vielen Bereichen ja leider wirklich übersexualisierten Gesellschaft sowohl in unterschiedlichen sozialen Kontexten als auch als kunstschaffender Mensch darüber nachdenken sollte, was man dazu selbst vermitteln will.

Wie es mir gefallen hat:

Zuerst möchte ich klarstellen, dass ich in dieser Rezension nicht die Inhalte und die von Teichen und Rossmanith vertretenen Standpunkte bewerten möchte, sondern das Buch als solches.

Ich habe die Ausführungen von Anfang bis Ende als kurzweilig, stichhaltig, herausfordernd sowie als sehr lebens- und liebesbejahend wahrgenommen. Das Layout ist rundum gelungen und lockert das Ganze zusätzlich auf.
Zur Vertiefung finden sich hinten im Buch eine Reihe von Q&As, in denen einzelne Fragen noch einmal umfassender beantwortet werden, die im Hauptteil auftauchen (dort finden sich jeweils entsprechende Verweise auf diesen Anhang).

Tobias Teichen und der jüngere Chris Rossmanith gehen verschiedenen Aspekten im Dialog nach, auch unter Einbezug von Erkenntnissen aus der Bibelauslegung. Natürlich bekommt die Sichtweise durch die Konstellation der Autoren einen Fokus auf eine, ohne in Rollenklischees verfallen zu wollen, tendenziell männliche Sichtweise (man merkt aber, dass die Bemühungen da waren, auch Frauenstimmen einzubringen, die hier und da mit Fallbeispielen zu Wort kommen). Zudem haben beide Autoren in jüngeren Jahren nicht danach gelebt, was sie heute für richtig halten. Unabhängig davon haben ihre Offenheit und Authenzität mich beeindruckt. Und obwohl man natürlich merkt, dass sie ihre Leserschaft gern überzeugen wollen, hatte ich persönlich nicht das Gefühl, etwas aufgedrängt zu bekommen. Ich hatte mir von dem Buch neue Denkanstöße erhofft und davon gab es auf jeden Fall viele.

Viele Aussagen überzeugen durch ihre simple Logik und den ungewohnten Blickwinkel. Zum Beispiel bei der Frage, ob alles, was sich natürlich anfühlt, damit gleichgesetzt werden kann, dass es gut für einen ist. Oder bei der Darstellung des Fakts, dass man, wenn man dem Gefühl, etwas zu verpassen, nachgibt, etwas anderes definitiv verpasst.
Auch die Gedanken zu bedingungsloser Verbindlichkeit und die Frage, welche Gefühle das eigene Verhalten negativ beeinflussen und einen unfrei machen können, obwohl sie nicht per se schlecht sind, liefern spannende Ansatzpunkte.

Das Buch kann es natürlich nicht leisten, jeden möglichen Faktor anzusprechen, dennoch wirken einzelne Punkte durch den Mangel an Mitbeachtung weiterer Lebensrealitäten etwas einseitig. Auf Glaubensunterschiede, eine Entscheidung gegen eine Hochzeit und anderes, was in unserer Zeit immer häufiger wird, wird bspw. nicht eingegangen.

Das Buch soll im Übrigen der Auftakt einer Serie zu verschiedenen Themen sein, und ich bin gespannt auf die weiteren Titel. Ich werde sie mir sicherlich näher ansehen.

In einem Satz:

„Love, Sex, God" setzt ganz sicher keinen abschließenden Punkt hinter das Thema, kann aber als guter Werkzeugkasten dienen, um zu hinterfragen, zu prüfen, worauf man die eigene Argumentation stützt, und von da aus weiterzugraben.

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