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Veröffentlicht am 09.11.2021

Verlorene Kindheit, verlorene Träume

Shuggie Bain
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Ich weiß nicht wann ich zuletzt ein Buch gelesen habe, das mich derart aufgewühlt hat. Ich war mehrfach kurz davor das Hörbuch abzubrechen. War wütend und traurig. Dachte, dass ich so Shuggies Geschichte ...

Ich weiß nicht wann ich zuletzt ein Buch gelesen habe, das mich derart aufgewühlt hat. Ich war mehrfach kurz davor das Hörbuch abzubrechen. War wütend und traurig. Dachte, dass ich so Shuggies Geschichte ungeschehen machen könnte, indem ich sie einfach ignoriere. Harte Worte, ich weiß, denn Shuggie sollte unbedingt gehört werden. Seine Geschichte und sein Schicksal müssen erzählt werden. Shuggie Bain ist ein Buch, das mich an meine emotionalen Grenzen gebracht hat. Sehr schmerzhaft und hoffnungslos und doch fesselnd. Eine Triggerwarnung wäre aber auf jeden Fall angebracht gewesen.

Glasgow, 80er Jahre: Douglas Stuart erzählt die Geschichte des jungen Shuggie Bain, der in der Monotonie und Tristesse der Arbeitersiedlung aufwächst. Es ist eine Zeit geprägt von Arbeitslosigkeit und Armut, in der Menschen wie der herzensgute Shuggie und seine alkoholkranke Mutter Agnes von der Gesellschaft ausgegrenzt werden, weil sie in ihr schlichtweg keinen Platz haben. Während Shuggies Vater jedem Rockzipfel der Stadt nachjagd und seine Familie vernachlässigt ist es Shuggie selbst, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, seine wunderschöne Mutter zu retten.

Douglas Stuart verarbeitet in seinem Drama auch seine eigene Familiengeschichte und Kindheit. Der Autor schildert schonungslos und ohne beschönigende Worte die furchtbare und zu Tränen rührende Situation, in der sich der zarte und feminine Shuggie befindet. In der Schule wird Shuggie schwer wegen seines "Anderssein" gemobbt. Gewalt steht an der Tagesordnung. Zu Hause muss Shuggie beobachten, wie sich seine Mutter erniedrigt, um an Geld zu kommen und dabei immer mehr in einem Sumpf aus Alkohol und Depression versinkt. Und trotz allem ist Shuggies Liebe zu seiner Mutter unerschütterlich. Es ist eine ganz besondere Mutter-Sohn-Beziehung, an der uns Douglas Stuart über einen Zeitraum von 10 Jahren teilhaben lässt. Ein jahrelanges Auf und Ab, ein Wandeln zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Aufwühlend, berührend und traurig.

Zum Schluss möchte ich noch den besonderen Schreibstil von Douglas Stuart bzw. die gelungene Übersetzung ins Deutsche hervorheben. Der verwendete schottische Arbeiterslang verleiht der Erzählung eine unglaubliche Authentizität. Hier muss ich auch ein großes Lob an Mark Waschke, welcher das Hörbuch eingelesen hat, aussprechen. Ich habe zwar eine Zeit lang gebraucht, um mich an den verwendeten Dialekt zu gewöhnen, fand das Hörbuch dadurch aber unglaublich intensiv und mitreißend.


Fazit:

Gewalt, Mobbing, Missbrauch, Depression
Alkoholsucht, Arbeitslosigkeit und die Perspektivlosigkeit in Schottlands 80er Jahren. Shuggie Bain ist Milieustudie und Familiendrama in gleichem Maß. Douglas Stuart erzählt schonungslos und mit einer unglaublichen Intensität die Geschichte des jungen Shuggie Bain, der selbst als "Schwuchtel" gemobbt, verzweifelt versucht seine geliebte, alkoholkranke Mutter Agnes zu retten.

Shuggies Geschichte verdient es gehört zu werden, dennoch kann ich nur eine eingeschränkte Empfehlung aussprechen. Es sind bedrückende Themen, die hier angesprochen werden und die durchaus triggern können.

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Ein falsches Spiel

Flame & Arrow, Band 1: Drachenprinz
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Drachen, Elfen, Hexen, Irland und seine traumhaften Landschaften, verfeindete Clans, Verrat und Intrigen und eine sanfte Liebesgeschichte. Sandra Grauer hat mich mit ihrem Dilogieauftakt verzaubert ...

Drachen, Elfen, Hexen, Irland und seine traumhaften Landschaften, verfeindete Clans, Verrat und Intrigen und eine sanfte Liebesgeschichte. Sandra Grauer hat mich mit ihrem Dilogieauftakt verzaubert und an die Seiten gefesselt.

Der Frieden zwischen dem Volk der Drachen und dem der Fae hing schon immer an einem seidenen Faden. Die beiden so grundverschiedenen Völker haben sich nie wirklich vertraut. Als das fragile Friedensabkommen ins Wanken gerät und ein Krieg auszubrechen droht, wird der Thronerbe der Drachen, Aiden, zu seiner eigenen Sicherheit in die Menschenwelt ans Trinity College geschickt. Und auch Faekriegerin Kailey wird ausgesandt. Sie soll den Prinzen ausspionieren, denn die Drachen wollen angeblich ihr Herrschaftsgebiet erweitern. Doch Aiden bemerkt schnell wer, bzw. was Kailey ist und er hat einen ähnlichen Auftrag.

Sandra Grauer konnte mich mit ihrem Dilogieauftakt auf ganzer Länge überzeugen. Ihr Schreibstil ist locker, unkompliziert, jugendlich und liest sich wunderbar und total flüssig. Ihre malerischen Beschreibungen der irischen Landschaft haben richtiges Fernweh bei mir hervorgerufen. Zu gerne würde ich wie Aiden oder Sharni die beeindruckenden Weiten des Connemara Nationalpark aus der Luft erblicken, selbst wenn dies nur nach Sonnenuntergang erlaubt ist. Die Drachen müssen sich nämlich an strenge Regeln halten und überhaupt wirkt ihr Leben im Gegensatz zu dem der erhabenen Fae sehr eingeschränkt. So ist es eigentlich kein Wunder, dass es unter der Oberfläche immerzu brodelt. Doch zu durchblicken wer im Recht ist, ist nicht ganz so einfach.

Die Autorin hat sich ein unglaublich verstricktes Netz aus Intrigen, Manipulation und Verrat erdacht, dass mich immer wieder auf falsche Fährten geführt hat und mich mit einigen unvorhersehbaren Wendungen überrascht hat. Zudem hat sie das Wesen und die Natur der übernatürlichen Völker unglaublich gut herausgearbeitet. Auch wenn ich die Protagonisten nicht alle gleichermaßen mochte, wirkten sie doch sehr authentisch auf mich. Man muss einfach bedenken, dass Aiden und Kailey ihr Leben lang in eine bestimmte Richtung gedrängt wurden und ihnen ihre Denkmuster quasi anerzogen wurden.

Während mir Aiden recht schnell ans Herz gewachsen ist, was wahrscheinlich an der heißblütigen und aufbrausenden Natur der Drachen liegt, hatte ich mit Kailey tatsächlich einige Startschwierigkeiten. Sagen wir es mal so. Die Fae sind nicht gerade Sympathieträger und auch Kailey bildet da keine Ausnahme. Sie ist aalglatt, wirkt im Umgang mit ihren Mitmenschen, vorallem ihrer Zimmergenossin Cassie gegenüber ziemlich herzlos und sie handelt teilweise wirklich kopflos. Und das alles nur um ihrer Königin zu gefallen. Keine sehr guten Charakterzüge würde ich mal sagen. Aiden gefiel mir da schon viel besser, auch wenn er vielleicht manchmal etwas zu schwach und naiv rüber kam. Zum Glück für alle hat Sandra Grauer aber vorgesorgt und noch eine wirklich tolle 3. Perspektive ins Rennen geschickt. Aidens Schwester Sharni. Sharni hat sich nach und nach mit ihrer offenen und aufbrausenden Art in mein Herz geschlichen. Ja, auch Sharni ist nicht frei von Fehlern und auch sie tut Dinge, die sie besser nicht hätte tun sollen. Allerdings bringt die lebhafte Drachenprinzessin auch einen wunderbar erfrischenden Wind in die Sache und es hat Spaß gemacht aus ihrer Perspektive zu lesen.

Ganz am Anfang hab ich sie erwähnt - die Hexen. Auch dieses magische Volk spielt eine tragende Rolle und ihre Geschichte und Vergangenheit hat mich absolut fasziniert.

Und das beste kommt zum Schluss: Ein richtig gemeiner Cliffhanger! Band 2, welcher im Frühjahr 2022 erscheint, ist schon vorbestellt!

Sandra Grauer hat mich von Anfang bis Ende gefesselt und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Damit ich das nicht muss, habe ich nebenbei auch immer wieder zum Hörbuch gegriffen, welches wirklich großartig von Vanida Karun vorgelesen wird. Ich konnte der Sprecherin trotz der 3 verschiedenen Perspektiven wirklich gut und problemlos folgen und kann das Hörbuch allen Lesemuffeln wärmstens weiter empfehlen.

Fazit
Drachen, Fae und Hexen! Sandra Grauer konnte mich mit ihrer spannenden Urban Fantasy absolut begeistern. Die Geschichte steckt voller Lügen, Manipulation, Intrigen und Verrat, ist spannend und bietet unvorhersehbare Wendungen und Überraschungen, die ich nicht habe kommen sehen. Und eine sanfte, unaufdringliche Liebesgeschichte gibt es natürlich auch.

Von mir gibt's eine absolute Empfehlung, sowohl für die wunderschön gestaltete Printausgabe, als auch das Hörbuch.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Das wunderbare Hotel der Träume

Vincent und das Großartigste Hotel der Welt
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Vincent und das Großartigste Hotel der Welt ist eines jener Kinderbücher, die man auch als Erwachsene gut lesen kann. Es ist ein Buch, das kein Alter kennt, viele magische Momente beinhaltet, aber auch ...

Vincent und das Großartigste Hotel der Welt ist eines jener Kinderbücher, die man auch als Erwachsene gut lesen kann. Es ist ein Buch, das kein Alter kennt, viele magische Momente beinhaltet, aber auch unglaublich ergreifende und tiefgründige Themen behandelt. Ich habe Vincent und das Großartigste Hotel der Welt als Hörbuch gehört - ein wahrer Genuss.

Vincent ist ein ganz normaler Junge, dessen Leben sich an dem Tag ändert, an dem sein Großvater stirbt. Dieser hinterlässt ihm einen alten Schuhputzkasten - für Vincent ein Ticket ins The Grand Hotel. Vincent wird nämlich gleich an seinem ersten Arbeitstag von der 17-jährigen Florence, die in Abwesenheit ihrer Eltern das Hotel führt, als Schuhputzer eingestellt. Und das beste dabei ist, dass Vincent an seinem ersten Tag, als Gast einchecken darf, um alles kennen zu lernen.

Und was es alles im The Grand zu entdecken gibt, ist wirklich großartig. Autorin Lisa Nicol hat sich ein Schlaraffenland an Großartigkeiten erdacht. Faszinierende Orte, die sich hinter den Zimmertüren verbergen, exotische Tiere in prächtigen Gärten, Spiel und Spaß wo man nur hinschaut. Hier sind der Kreativität und der Fantasie wirklich keine Grenzen gesetzt. Eine Türe hätte Vincent jedoch besser nicht geöffnet...

Ich war erstaunt, dass sich hinter der zunächst abenteuerlichen und witzigen Geschichte so eine große Ernsthaftigkeit verbirgt. Sehr einfühlsam spricht die Autorin über Familienproblematiken, Armut und auch das Thema Krankheit. Da ist Florence, die mit 11 Jahren von ihren Eltern alleine gelassen wird und schon enorm viel Verantwortung tragen muss. Aber auch Vincent, der aus armen Verhältnissen entstammt, hat sein Päckchen zu tragen. Während seine Schwester Rose sich in ihre eigene Traumwelt als Schauspielerin flüchtet, spricht sein kleiner Bruder Thom kein Wort und benötigt Rund-um-die-Uhr-Pflege. Es ist also kein Wunder, dass mit der Anstellung im The Grand für Vincent ein großer Traum in Erfüllung geht, kann er doch so der Tristesse seines Alltags entfliehen. Außerdem, so heißt es, werden im The Grand alle Träume und Wünsche wahr.

Lisa Nicol ist es gelungen diese ganz besondere Magie mit ihrer Erzählweise einzufangen. Trotz der ernsten Themen wirkt die Geschichte an keiner Stelle erdrückend, sondern durch und durch hoffnungsvoll. Zu Beginn war ich noch von den bildgewaltigen Eindrücken des Hotels und den einzigartigen und originellen, teilweise auch herrlich schrulligen, Charakteren fasziniert. Im späteren Verlauf waren es die zahlreichen unvorhersehbaren Wendungen, die mich gespannt haben weiter hören lassen. Es gab da diesen einen Moment, an dem ich nicht mehr abschalten konnte, der mich zugegeben zunächst schockiert hat, mich aber auch dazu getrieben hat, das Buch in einem Rutsch durchzuhören. Das Ende war dann einfach nur wunderschön und so habe ich mit ganz viel Herzklopfen und einem lauten Seufzen diese phänomenale und großartige Geschichte über Freundschaft, Familie und Träume, die wahr werden können, beendet.

Fazit
Vincent und das Großartigste Hotel der Welt ist ein absolutes Herzensbuch. Jede einzelne Seite ist von Magie durchdrungen und steckt voller Faszination. Die Autorin hat einerseits eine wunderbare Wohlfühlatmosphäre erschaffen, spricht andererseits tiefgründige Thematiken wie Armut und Krankheit an. Der Spagat zwischen Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit ist Lisa Nicol wunderbar geglückt. Und Sprecherin Sascha Icks hat die Emotionen sehr toll transportiert und mir einen richtigen Hörgenuss beschert.

Absolute Empfehlung für Jung und Alt!

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Im freien Fall

Der Mauersegler
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Jasmin Schreibers Debütroman Marianengraben steht ungelesen in meinem Bücherregal. Der Grund liegt nicht darin, dass der Roman mich nicht anspricht. Ganz im Gegenteil. Es war nur bis jetzt nicht ...

Jasmin Schreibers Debütroman Marianengraben steht ungelesen in meinem Bücherregal. Der Grund liegt nicht darin, dass der Roman mich nicht anspricht. Ganz im Gegenteil. Es war nur bis jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für mich, mich mit dem Thema Tod und Sterben auseinandersetzen. Dieser ist jetzt gekommen. Ich habe allerdings zu ihrem neuesten Roman gegriffen. Auch in Der Mauersegler schreibt die Autorin über Krankheit, Tod, Schuld und der Suche nach Vergebung. Es ist aber auch ein wundervolles Buch über eine innige Freundschaft und die heilende Kraft der Natur.

Prometheus, der eigentlich Marvin heißt, arbeitet als Onkologe an einer Krebsstudie. Als Prometheus bester Freund Jakob an Blasenkrebs erkrankt, nimmt in dieser in die Studie auf. Besessen vom Erfolg der Behandlung ist Prometheus blind für die Wahrheit. Und Jakob stirbt. Prometheus, dem die Schuld zu erdrücken droht, sieht als einzigen Ausweg die Flucht in den Norden, wo er am dänischen Strand unerwartete Hilfe und eine Zuflucht findet.

Jasmin Schreiber konnte mich richtig begeistern. Der Mauersegler ist berührend und traurig, liest bzw. hört sich aber mit einer unglaublichen Leichtigkeit. Die Autorin hat eine wunderbar lockere Art zu erzählen. Malerisch mit einem Hauch Poesie, aber auch einem ganz feinen Humor, der die ernste und bedrückende Thematik auflockert. Gekonnt verwebt sie Elemente aus der griechischen und nordischen Mythologie in ihrem Roman. Prometheus, der den Göttern das Feuer entwendet und den Menschen bringt und daraufhin einer qualvollen Götterstrafe ausgesetzt wird. Aber auch Helle und Aslaug, die beiden Damen, die Prometheus auf ihrem Pferdehof aufnehmen, haben ihre Namen und Charakterzüge der Sagenwelt zu verdanken. Die eine offenherzig und fröhlich, die andere resolut und mürrisch, führen eine ganz besondere Beziehung miteinander. Im Gegensatz zu Prometheus, der sich als schwieriger Protagonist entpuppt, habe ich Helle und Aslaug sofort ins Herz geschlossen.

Prometheus hat viele Gefühle in mir ausgelöst. Ich wollte ihn wirklich nicht mögen und doch habe ich es getan. Die Autorin lässt ihren Protagonisten Prometheus nahezu am Tod seines besten Freundes zu Grunde gehen. Während Prometheus einen Kreislauf aus Wut, Angst und Schuldgefühlen durchlebt, erhalten wir durch Rückblenden in die Kindheit und nahe Vergangenheit von ihm und Jakob ein Bild der innigen Freundschaft. Wir erfahren aber auch nach und nach was sich tatsächlich zugetragen hat und welche Schuld sich Prometheus aufgeladen hat. Und ja, ich habe Prometheus tatsächlich verstanden, konnte seine Handlungen nachvollziehen. Verständnis hatte ich aber keines für ihn, habe ihn zwischendurch hart verurteilt. Und doch konnte ich ihm am Ende seine Fehler vergeben.

Und auch die Natur spielt eine große Rolle. Jasmin Schreiber gibt selbst den Tieren und Pflanzen eine Stimme. So auch dem namensgebenden Mauersegler, der Prometheus und Jakob durchs ganze Leben begleitet. Mit ganz wunderbaren Metaphern und Vergleichen mit dem Verhalten und Leben des Mauerseglers, stimmt einem Jasmin Schreiber nachdenklich und verleiht dem ganzen einen philosophischen Ansatz.

Absolute Leseempfehlung!

Fazit
Der Mauersegler ist ein sanfter und berührender Roman, der sich mit Krankheit, Tod, Schuld und der Suche nach Erlösung und Vergebung auseinandersetzt. Jasmin Schreiber hat einen unverkennbaren und einzigartigen Stil. Ernste Themen werden mit einer Klarheit und Leichtigkeit behandelt. Gleichzeitig ist Der Mauersegler aber auch sehr philosophisch. Für mich ein absolutes Lesehighlight und durch Jona Mues angenehme Stimme ein wahrer Hörgenuss.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Einhorn und Regenbogen

Regenglanz
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Liebesromane lese ich zwischendurch immer wieder gerne und vorallem die Romane aus dem Kyss Verlag haben es mir in letzter Zeit sehr angetan. Als ich zu Regenglanz gegriffen habe, waren meine ...

Liebesromane lese ich zwischendurch immer wieder gerne und vorallem die Romane aus dem Kyss Verlag haben es mir in letzter Zeit sehr angetan. Als ich zu Regenglanz gegriffen habe, waren meine Erwartungen daher schon entsprechend hoch. Und was soll ich sagen? Sie wurden sogar noch getoppt. Der erste Teil der Sturm-Trilogie aus der Feder von Anya Omah hat mich mit seinem norddeutschen Setting, der wendungsreichen Handlung und den tollen und authentischen Charakteren begeistert. Ein echtes Überraschungshighlight aus dem New Adult Bereich.

Zunächst einmal konnte mich Anya Ohma mit ihrem angenehm lockeren Schreibstil überzeugen. Durch die kurz gehaltenen Kapitel und die Perspektivenwechsel zwischen den beiden Protagonisten Alissa und Simon liest sich das Buch trotz 512 Seiten weg wie nichts. Und das mit einer unglaublichen Leichtigkeit. Ich hatte tatsächlich an keiner einzigen Stelle das Gefühl auf der Stelle zu treten, was aber vorallem auch daran liegt, dass mich die Autorin tatsächlich überraschen konnte. Nachdem ich den Klappentext gelesen habe, habe ich nämlich eine ganz andere Richtung erwartet, in die mich die Geschichte führt. Dabei bietet Regenglanz soviel mehr. Der Klappentext kratzt tatsächlich nur an der Oberfläche. Ich möchte nicht zuviel verraten, um niemanden den Überraschungseffekt zu verderben. Auf was ihr euch auf jeden Fall gefasst machen könnt, ist eine Palette an Emotionen, eine berührende Hintergrundgeschichte, authentische und greifbare Charaktere und spritzige Dialoge.

Alissa und Simon sind unglaublich sympathische und echt wirkende Protagonisten, die der Zufall oder das Schicksal - je nachdem wie man es nimmt - in Hamburg zusammenführt. Alissa wirkt auf den ersten Blick sehr tough. Sie ist Künstlerin mit Leib und Seele und trägt ihre Tätowierungen wie ein Schutzschild auf ihrer Haut. Denn tief in ihr ist Alissa auch sehr zerbrechlich. Bis sie Simon getroffen hat, hatte es Alissa nicht wirklich leicht im Leben, dabei würde sie so gerne wieder Teil ihrer Familie sein.

Simon ist ein echter Sonnenschein. Er ist offen, ehrlich, sportlich und er hat sich sofort, als er das Ink Novations, in dem Alissa arbeitet, verguckt. Anya Omah hat mit Simon einen richtig sympathischen, hilfsbereiten und liebevollen good Guy in mein Herz geschrieben. Er und Alissa ergänzen sich einfach wahnsinnig gut. Doch auch Simon hat eine düstere Vergangenheit hinter sich, bei der ebenfalls seine Familie eine tragende Rolle spielt. Doch Simon ist ein Kämpfer. Nicht nur in sportlichen Belangen. Und er ist Balsam für Alissas verletzte Seele.

Klingt jetzt alles ganz schön tragisch, oder? Ich kann euch aber beruhigen. Denn Regenglanz ist alles andere als das. Das Buch versprüht trotz des dramatischen Hintergrundes von Alissa und Simon eine unglaublich wohlige Wärme und driftet dabei nie in die Kitschkiste ab. Es ist einfach nur schön mitzuerleben, wie sich Alissa und Simon annähnern, welche Hürden sie zu überwinden haben und wie sich sich gegenseitig helfen. Die Liebesgeschichte nimmt auch einen eheren ruhigeren Verlauf, was ich als sehr angenehm empfunden habe. Anya Omah gibt ihren Protagonisten Zeit einander kennen zu lernen, sie übereilt nichts.

"Simons Arme legen sich noch etwas fester um mich. Und als er sein Kinn auf meinen Kopf legt, habe ich das Gefühl, noch nie so perfekt in die Arme eines anderen Menschen gepasst zu haben."

(Zitat aus Regenglanz, Seite 301)

Es sind aber nicht nur die Protagonisten, die dem Buch soviel Charme verleihen. Ohne die zahlreichen, lebendig wirkenden Nebencharaktere wäre Regenglanz nur halb so schön. Egal ob Alissas Freundinnen Calla und Leo, oder Simons bester Freund Alex, welche übrigens in den Fortsetzungen ihre Hauptrollen einnehmen werden, sie alle sind wesentliche Bestandteile des Buches. Direkt in mein Herz hat sich auch Alex Oma geschlichen. So eine tolle Persönlichkeit und ein herzensguter Mensch, der mich auch oft zum Schmunzeln gebracht hat.

Dann gibts natürlich auch Personen, die man gerne an die Wand klatschen würde. Doch auch ohne sie würde Regenglanz nicht funktionieren. Im Fokus stehen aber wie oben schon gesagt ganz klar Alissa und Simon, die wirklich sehr vielschichtig gestaltet sind und beide ihre Päckchen aus der Vergangenheit mitschleppen.

Anya Omah spricht dabei Themen wie Depression, Trauerbewältigung und Schuldzuweisung an. Man fühlt sich beim Lesen der sanften Liebesgeschichte aber in keinster Weise davon erdrückt. Die Themen verleihen der Geschichte allerdings eine gewisse Tiefe, aber auch Spannung. Ich hab mich spätestens ab der Hälte in einem Sog verloren und konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen.

So, und bevor ich euch jetzt noch weiter zutexte, mach ich es kurz: Lest das Buch!


Fazit:

Regenglanz aus der Feder von Anya Omah hat sich als echter Edelstein entpuppt. Die Autorin hat sich mit Hamburg ein tolles Setting ausgesucht. Die beiden Protagonisten Alissa und Simon sind unglaublich vielschichtig, die Liebesgeschichte ist sanft und authentisch und die Handlung punktet mit einigen unvorhersehbaren Momenten und Tiefgang...und es geht in eine komplett andere Richtung als der Klappentext vermuten lässt. Neugierig geworden? Dann lest das Buch! Absolute Leseempfehlung!

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