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Veröffentlicht am 11.11.2021

Ein flüssig zu lesender Krimi mit mehreren Handlungssträngen

Meeressarg (Ein Fabian-Risk-Krimi 6)
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Inhalt: Die Leiche eines hochrangigen Polizeibeamten wird – zusammen mit der entkleideten Leiche einer Frau – in einem Auto auf dem Meeresgrund gefunden. Verantwortlich für die Lösung des Falls ist der ...

Inhalt: Die Leiche eines hochrangigen Polizeibeamten wird – zusammen mit der entkleideten Leiche einer Frau – in einem Auto auf dem Meeresgrund gefunden. Verantwortlich für die Lösung des Falls ist der dänische Kriminalkommissar Jan Hesk, der nach den „Würfelmörder“-Ereignissen befördert worden ist. Zur selben Zeit versucht Dunja Hougard, versteckt vor der Außenwelt, belastende Informationen über Kim Sleizner herauszufinden. Fabian Risk hingegen muss einen Schicksalsschlag verarbeiten.

Persönliche Meinung: „Meeressarg“ ist ein Kriminalroman von Stefan Ahnhem und der sechste Band der Fabian-Risk-Reihe. Der Krimi setzt nahezu unmittelbar an die Handlung von „Die Rückkehr des Würfelmörders“, Band 5 der Reihe, an. Erzählt wird der Krimi aus drei Perspektiven, die jeweils eigene Handlungsstränge bilden. Während Fabian Risk einen schweren Schicksalsschlag verarbeiten muss und in seinem wahrscheinlich persönlichsten Fall ermittelt, sammelt Dunja Hougard Informationen über den Kopenhagener Polizeichef Jan Sleizner, um ihn endlich dingfest zu machen. Gleichzeitig versucht Jan Hesk von der dänischen Polizei herauszufinden, was es mit den beiden Leichen im Auto auf sich hat. Zwar wird streng genommen in allen drei Perspektiven ermittelt, doch die typische Krimistruktur findet sich am ehesten im Handlungsstrang von Hesk, der am meisten für Spannung sorgt. Das Hauptaugenmerk im Risk-Handlungsstrang liegt auf der psychischen Bewältigung eines für Risk traumatischen Ereignisses, was anschaulich dargestellt wird; im Hougard-Handlungsstrang wird die (Fern-)Überwachung von Kim Sleizner fokussiert. Sowohl Hesk als auch Risk und Hougard sind dreidimensional ausgestaltete Figuren, wobei alle drei (mehr oder weniger) mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen haben. Kim Sleizner ist einer der unangenehmsten (und daher ausgefeiltesten) Antagonisten, die ich jemals gelesen habe. Nach außen hin lebt er eine bürgerliche Fassade, die von Normalität geprägt ist, gibt sich schmeichelnd und freundlich. Sein Verhalten ist tatsächlich aber hochgradig manipulativ und geprägt von vielen kleinen, schleichenden Grenzüberschritten, die in große Übergriffigkeiten gipfeln, sodass man beim Lesen selbst ein körperliches Unbehagen und Abscheu spürt. Da in „Meeressarg“ einige Handlungsstränge beendet werden, die in den vorherigen Risk-Krimis aufgeworfen worden sind, eignet er sich der Krimi eher weniger für den Einstieg in die Reihe. Es werden zwar alle nötigen Informationen zum Verständnis der Handlung benannt, allerdings entfaltet der Krimi ohne Kenntnis der Vorgänger nicht seine volle Wirkung. Die Handlung weist zwar einige überraschende Wendungen auf, ist aber insgesamt weniger komplex als z.B. die beiden Würfelmörder-Bände und dadurch auch vorhersehbarer. Der Schreibstil von Stefan Ahnhem ist detailliert, explizit und lässt sich flüssig lesen. Insgesamt ist „Meeressarg“ ein flüssig zu lesender Krimi, der einige Handlungsstränge der Risk-Reihe zu einem Ende führt und einen skrupellosen Antagonisten besitzt. Die Komplexität der Handlung bleibt aber hinter anderen Risk-Krimis zurück.

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Ein actiongeladener Ökothriller, der bildhaft geschrieben ist

Grüne Tiger
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Inhalt: Mit Umweltschutz haben Leyla, Hektor, Piet und Ean eigentlich wenig am Hut. Doch das ändert sich, als sie bei einer Act-Now-Klimademonstration eine Rede der jungen Aktivistin Maisy Young hören. ...

Inhalt: Mit Umweltschutz haben Leyla, Hektor, Piet und Ean eigentlich wenig am Hut. Doch das ändert sich, als sie bei einer Act-Now-Klimademonstration eine Rede der jungen Aktivistin Maisy Young hören. Die vier beginnen, ihr Handeln zu überdenken, und wollen etwas bewegen, haben aber gleichzeitig das Gefühl, dass ihre „kleinen“, alltäglichen Handlungen nichts verändern. Um sich Gehör zu verschaffen, begeben sie sich Schritt für Schritt an den Rand der Legalität, werden von Aktion zu Aktion radikaler, bis es kein Zurück mehr gibt.

Persönliche Meinung: „Grüne Tiger“ ist ein Ökothriller/Politthriller von Nik Aaron Willim und Asadullah Haqmal. Erzählt wird „Grüne Tiger“ hauptsächlich aus der Perspektive von Ean, einem Oberstufenschüler, der eigentlich eine Karriere als Judoka anstrebt, sich dann aber vermehrt für den Klimaschutz engagiert und zu einem Grünen Tiger wird. Zusätzlich dazu werden vereinzelt Perspektiven von Opfern der Klimakrise und skrupellosen Unternehmern, die aus Profitgründen kein Interesse daran haben, Konsequenzen aus der Krise zu ziehen, eingenommen. Der Thriller dreht sich inhaltlich einerseits um die Klimakrise und deren Folgen. So beleuchtet er verschiedene Schauplätze fernab von Deutschland, in denen die Klimakrise deutlich spürbar ist, gibt Denkanstöße, wie man im Alltag, im „Kleinen“, etwas gegen den Klimawandel unternehmen kann, und diskutiert Problemfelder der Klimapolitik. Andererseits erzählt der Thriller die Geschichte von Ean und seinen drei Freunden, den Grünen Tigern, die zunehmend radikaler werden. Anfangs sind die Aktionen noch eher harmlos; mit der Zeit werden sie aber geplanter und auch ihr Gewaltpotential steigt, wodurch es für die vier (nahezu) unmöglich wird, ihr altes Leben fortzuführen. Bei aller Gewalt und Radikalität, die sich in der Handlung findet, gilt aber: „Grüne Tiger“ ist – wie die beiden Autoren auch im Nachwort ausführen – kein Aufruf zu Gewaltexzessen. Das spiegelt sich auch in der Handlung wider: Mehrmals wird die schrittweise Radikalisierung der Grünen Tiger und ihr Gewaltpotential kritisch hinterfragt. Zweck der z.T. überspitzten Szenen ist, die Dringlichkeit zu untermauern/verbildlichen, dass sich in der Klimapolitik zügig etwas ändern muss. „Grüne Tiger“ lässt sich sehr flüssig lesen, was auch an dem alltagsnahen Erzählstil liegt. Die Figuren nutzen hauptsächlich Jugendsprache, die hier authentisch eingefangen worden und äußerst ungekünstelt-lebendig ist. Insgesamt ist „Grüne Tiger“ ein überaus flüssig zu lesender Poltik-/Ökothriller, der sich auf eine spannende Weise mit einer sehr aktuellen Thematik beschäftigt.

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Ein Thriller-Roman, der einen interessanten Einblick in die japanische Kultur gibt

Das Jahr der Katze
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Inhalt: Nachdem Fumio Onishi einen Auftrag für die Yakuza in Berlin ausgeführt hat, gerät er in das Kreuzfeuer der deutschen Behörden. Gemeinsam mit seiner Freundin Nikola, einer deutschen Fitnesstrainerin, ...

Inhalt: Nachdem Fumio Onishi einen Auftrag für die Yakuza in Berlin ausgeführt hat, gerät er in das Kreuzfeuer der deutschen Behörden. Gemeinsam mit seiner Freundin Nikola, einer deutschen Fitnesstrainerin, reist er zurück nach Japan. Doch dort sind die Probleme für das Paar keineswegs gelöst: Fumio hat während seiner Aktion in Berlin zu stark eigenmächtig agiert, was nicht jeder in der Yakuza gutheißt…

Persönliche Meinung: „Das Jahr der Katze“ ist ein Roman mit Thriller-Elementen von Christoph Peters. Zeitlich spielt er nach „Der Arm des Kraken“ und baut auf dessen Handlung auf. Er kann allerdings aufgrund seiner thematischen Schwerpunktverlagerung ohne Kenntnis des Vorgängers gelesen werden (auch wenn es sinnvoll ist, den ersten Band zu kennen, um die Vergangenheit von Fumio und Nikola besser verstehen zu können). Erzählt wird „Das Jahr der Katze“ wechselweise aus zwei Perspektiven in zwei Handlungssträngen. Der erste Handlungsstrang wird von einem allwissenden Erzähler erzählt. In diesem Handlungsstrang steht einerseits Nikola im Fokus, die (eher plump) versucht, sich in der japanischen Kultur zurechtzufinden, andererseits werden die Konsequenzen thematisiert, denen Fumio sich stellen muss. Spannung entsteht hier besonders dadurch, dass lange Zeit unklar ist, wer genau es auf Fumio (und damit auch auf Nikola) abgesehen hat. Welche Allianzen innerhalb der Yakuza halten, welche neu geschmiedet werden, ist offen. Im zweiten Handlungsstrang wird sich einer anderen Erzählinstanz und -form bedient: Hier steht Harada, der Ausbilder und Meister von Fumio, als Ich-Erzähler im Mittelpunkt. Besonders der Harada-Erzählstrang ist faszinierend: Harada reflektiert oftmals die japanische Kultur, vergleicht den gegenwärtigen Gesellschaftszustand mit demjenigen der Kaiserzeit und gibt Einsicht in die Struktur der Yakuza. Zwar steht die Handlung in diesem Strang vergleichsweise still, doch erhält man durch Haradas Monologe einen interessanten Einblick in die japanische Kultur, die – zumindest in der Gedankenwelt von „Harada“ – in einem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne oszilliert (Wie authentisch dieser Einblick ist, kann ich nicht abschließend beurteilen, weil ich mich zu wenig in der Materie auskenne. Christoph Peters hat allerdings ein Faible für die japanische Kultur und beschäftigt sich daher häufig mit dieser, sodass ich den Authentizitätsgrad tendenziell hoch einschätzen würde.). Beide Handlungsstränge treffen in einem fulminanten, actiongeladenen Finale aufeinander. Generell sind die Figuren vergleichsweise blass, was auch damit zusammenhängt, dass fast alle Figuren einen stoischen Charakterzug besitzen. Von den Figuren gefiel mir am besten Friedemann, ein Deutscher, der in Japan wohnt und durch seine leicht schräge Art für einige humorvolle Dialoge sorgt. Der Erzählstil ist eher deskriptiv, stilistisch klar und geschliffen, wodurch er sich sehr flüssig lesen lässt. Insgesamt ist „Das Jahr der Katze“ ein interessanter Thriller-Roman, der einen spannenden Einblick in die japanische Kultur gibt und von einem Aufeinandertreffen zweier Kulturen erzählt, das nicht immer reibungslos verläuft.

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Veröffentlicht am 14.10.2021

Ein atmosphärischer Thriller mit einem interessanten Handlungsort

Pfad ins Dunkel
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Vorab: „Pfad ins Dunkel“ ist die Fortsetzung von „Caspars Schatten“. Daher finden sich in der Rezension leichte Spoiler zu der Handlung von „Caspars Schatten“.

Inhalt: Nach den Ereignissen von „Caspars ...

Vorab: „Pfad ins Dunkel“ ist die Fortsetzung von „Caspars Schatten“. Daher finden sich in der Rezension leichte Spoiler zu der Handlung von „Caspars Schatten“.

Inhalt: Nach den Ereignissen von „Caspars Schatten“ fühlt sich Caspar geschwächt, seine Begabung scheint verkümmert und seine Verbündeten sind größtenteils in die USA ausgewandert. Um seine Kräfte erneut zu aktivieren, zieht Caspar ihnen nach: Er begibt sich auf den 3.500 km langen Appalachian Trail.

Persönliche Meinung: „Pfad ins Dunkel“ ist ein Thriller von Michael Leuchtenberger. Da die Handlung in sich abgeschlossen ist, kann man den Thriller auch ohne Kenntnis des Vorgängers „Caspars Schatten“ lesen und quer in die Reihe einsteigen. Auch das Figurenpersonal ist weitgehend ein anderes, sodass es zu keinen Verständnisschwierigkeiten bzgl. der Beziehungen der Figuren kommen kann. Der Beginn von „Pfad ins Dunkel“ nimmt allerdings Bezug auf das Ende von „Caspars Schatten“. Wer sich nicht spoilern möchte, sollte daher zunächst mit „Caspars Schatten“ beginnen. Erzählt wird „Pfad ins Dunkel“ aus vier verschiedenen Perspektiven (Elisabeth, Mona, Ove und Caspar), wodurch das Tempo des Thrillers recht hoch ist. Elisabeth, Mona und Ove sind drei Wander:innen, die – aus unterschiedlichsten Gründen – den Appalachian Trail bezwingen möchten. Unabhängig voneinander gestartet, treffen sie auf dem Trail aufeinander und freunden sie sich immer mehr an. In diese Konstellation tritt Caspar, was nicht ohne Folgen für die Freundschaft der drei sein wird. Spannend daran ist besonders, dass man – durch „Caspars Schatten“ – um den wahren Charakter Caspars weiß, sodass man umso mehr mit Elisabeth, Mona und Ove fiebert. Für zusätzliche Spannung sorgen die mystisch-übersinnlichen Elemente, die besonders ab Mitte des Thrillers verstärkt auftreten und atmosphärisch dicht beschrieben werden. Durch diese Elemente kommt es außerdem zu einigen unerwarteten Wendungen. Interessant fand ich auch den Handlungsort des Thrillers: den Appalachian Trail, der mit seinen verschiedenen Wander*innen lebhaft beschrieben wird. Hier erzeugt Michael Leuchtenberger – wie schon bei „Caspars Schatten“ – Szenen mit einer gruseligen Atmosphäre, bei der man nie genau weiß, was jetzt tatsächlich übernatürlich-bedrohlich und was nur eine harmlose Merkwürdigkeit ist (das gilt besonders für eine bestimmte Herberge). Insgesamt ist „Pfad ins Dunkel“ ein temporeicher Thriller mit einem interessanten Handlungsort und atmosphärisch dichten Szenen.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Eine gelungene und konsequente Fortsetzung des ersten Bandes

Gwendys Zauberfeder
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Inhalt: 1999. Seit den beunruhigenden Vorfällen um den mysteriösen Wunschkasten sind Jahre vergangen. Gwendy ist mittlerweile aus Castle Rock weggezogen, eine erfolgreiche Schriftstellerin und seit kurzem ...

Inhalt: 1999. Seit den beunruhigenden Vorfällen um den mysteriösen Wunschkasten sind Jahre vergangen. Gwendy ist mittlerweile aus Castle Rock weggezogen, eine erfolgreiche Schriftstellerin und seit kurzem sogar Kongressabgeordnete. Ihr Leben ist normal und verläuft in geregelten Bahnen. Das ändert sich schlagartig, als der Wunschkasten plötzlich wieder in ihrem Büro auftaucht – obwohl sie ihn eigentlich ein für alle Mal abgegeben hatte. Fast zeitgleich häufen sich Vermisstenfälle in Castle Rock. Hängen beide Ereignisse zusammen?

Persönliche Meinung: „Gwendys Zauberfeder“ ist der zweite Band der Gwendy-Trilogie. Anders als der erste Band „Gwendys Wunschkasten“, der in Mehrautorschaft von Stephen King und Richard Chizmar geschrieben worden ist, hat Chizmar den zweiten Band allein verfasst. King liefert nur ein Vorwort (6 Seiten), in dem er die Anfänge von Gwendy und der Zusammenarbeit mit Chizmar beschreibt. Und dass „Gwendys Zauberfeder“ von einem Autor geschrieben worden ist, merkt man dem Buch auch an. Es wirkt stärker aus einem Guss als der Vorgängerband, der Erzählfluss ist gleichmäßiger, wodurch es sich flüssiger Lesen lässt. Man kann „Gwendys Zauberfeder“ auch ohne Kenntnis des Vorgängerbandes lesen, da die wichtigsten Handlungsteile von „Wunschkasten“ in „Zauberfeder“ kurz zusammengefasst werden. Wie schon „Wunschkasten“ wird auch „Zauberfeder“ von einer allwissenden Erzählinstanz erzählt, die die Leser*innen durch die Handlung navigiert. In Sachen vorausdeutende Kommentare nimmt der Erzähler sich aber – im Vergleich zum „Wunschkasten“ – eher zurück. Generell lässt sich „Zauberfeder“ schwierig in ein Genre einordnen. Es gibt durch die Vermisstenfälle und die Suche nach dem Täter Krimielemente, aber „Zauberfeder“ entfaltet keine typische Krimihandlung. Die Vermisstenfälle spielen in der Handlung gar keine so große Rolle. Auch Horror kommt immer mal wieder durch (in Form des Wunschkastens oder bedrückender Gruselszenerien), aber Horror trifft auch nicht den Kern der Handlung. Zwar geistert der Wunschkasten häufig durch Gwendys Kopf, wird auch mal benutzt, spielt aber nicht eine so prominente Rolle wie noch im ersten Band. Er ist hier eher ein McGuffin. Im Mittelpunkt der Handlung steht weniger der Wunschkasten, auch nicht die titelgebende Zauberfeder, sondern die Protagonistin Gwendy, was eine konsequente Weiterentwicklung des ersten Bandes ist. Wie ging ihr Leben weiter, seitdem sie den Wunschkasten das erste Mal abgegeben hat? Wie geht sie mit dem erneuten Auftauchen des Wunschkastens um? Was tritt dieses Auftauchen in ihr los? Stärker in den Fokus rücken auch die Beziehung Gwendys zu ihren Eltern und ihre Eltern selbst, die im „Wunschkasten“ nur eine periphere Statistenrolle besaßen. „Gwendys Zauberfeder“ drängt dadurch insgesamt in Richtung Charakterstudie, vielleicht auch Sittengemälde des Alltags, ohne allerdings völlig in diesen Gattungen aufzugehen. Besonders an dem Kurzroman ist außerdem der Erzählstil. Er ist nicht effekthascherisch, eher ruhig und hauptsächlich deskriptiv; er rückt Castle Rock in ein diffuses Licht, das mal kalt, mal warm ist, und strahlt dadurch einen merkwürdigen Sog aus, sodass man das Buch schlecht zur Seite legen kann und durch die Seiten fliegt. „Gwendys Zauberfeder“ ist insgesamt ein Kurzroman, dem man kein allzu enges Genre-Korsett anlegen sollte, weil er sich verschiedener Traditionen bedient. Problematisch ist allerdings, dass der Klappentext und der Beginn der Handlung Erwartungen an einen Krimi/Thriller säen, die die Handlung letztlich nicht völlig erfüllt, sodass man leicht enttäuscht werden kann. Versucht man diese Erwartungen aber auszublenden und geht offen an „Gwendys Zauberfeder“ heran, erwartet die LeserInnen eine kurzweilige und interessante Lektüre mit einem besonderen Erzählstil. Mich hat der zweite Band jedenfalls auf Gwendys drittes und letztes Abenteuer, ihre „finale task“, neugierig gemacht.

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