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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2021

Unterhaltsamer Thriller über den Klimawandel

Dürre
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‚Dürre‘ macht ein Szenario auf, dass uns in der Zukunft erwarten könnte. Uwe Laub hat in seinem dritten Thriller, der in der Tat ein Climate fiction Thriller ist, das Thema des Klimawandels unterhaltsam ...

‚Dürre‘ macht ein Szenario auf, dass uns in der Zukunft erwarten könnte. Uwe Laub hat in seinem dritten Thriller, der in der Tat ein Climate fiction Thriller ist, das Thema des Klimawandels unterhaltsam aufgegriffen.
Dürre bringt uns fiktional das Szenario nahe, dass in Deutschland eine anhaltende Trockenheit herrscht und die Folgen der Dürre uns als Gesellschaft in Schach hält. Spannend ist auch die Idee, dass jeder Bürger in diesem Szenario eine CO2-Messungs-App auf dem Handy hat und je nach Verbrauch auch straflich belangt wird. Nur so scheinen die übergeordneten Klimaziele erreichbar.
Uwe Laub schreibt sehr kurzweilig, spannend und es ist gruselig wie realitätsnahe er sein Szenario ausgestaltet hat. Er ist bekannt für fundierte Recherche und baut sein wissenschaftliches Wissen nonchalant in den Thriller ein. Aber, wirklich kein Sachbuch! Hier lernt man nebenbei und wird nachdenklich was die Zukunft anbelangt ohne trocken oder gar belehrend zu sein.
Kein optimistischer Blick auf die Zukunft und daher so packend. Denn es ist unabdingbar sich das Klimaziel an handfesten Beispielen vor Augen zu führen um die Brisanz des 1.5 Grad-Klimaziels zu verstehen. Hier ist ein Thriller aus meiner Sicht eine gute Ergänzung und für manchen auch greifbarer als eine Sachbuchabhandlung.

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Veröffentlicht am 03.12.2021

Lebenslange Wut

Animal
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„Wir haben keine Ahnung wie viel schlimmer es wird. Das ist das größte Geschenk im Leben.“ (S. 109)

Puuuhh, dieses Buch ist wahrlich keine leichte Kost, eher der Schweinebraten unter den Romanen, der ...

„Wir haben keine Ahnung wie viel schlimmer es wird. Das ist das größte Geschenk im Leben.“ (S. 109)

Puuuhh, dieses Buch ist wahrlich keine leichte Kost, eher der Schweinebraten unter den Romanen, der einem lange und unangenehm im Magen liegt, aber gegessen hat man ihn dann doch gerne und wollte ihn nicht missen. Das beschreibt in etwas mein persönliches Verhältnis zu diesem Buch.

„Ironischerweise ist man dann am ehesten bereit zu sterben, wenn das Leben gerade am schönsten ist.“ (S. 164)

Es gibt einzelne Happen, die einem auf der Zunge zergehen, aber recht viele von denen ich Sodbrennen bekomme.

„So viel Kraft steckt in unserer Besessenheit. Wenn wir sie doch nur nutzen könnten. Wenn wir sie nur umleiten würden.“ (S. 203)

Klar, der Roman will anprangern, aufdecken und uns aus unserer Komfortzone locken mit dem Griff im Nacken damit wir da hinschauen wo es weh tut. Will uns zeigen wie die Welt wirklich tickt für einige von uns, die keine rosigen Zeiten der Kindheit erlebt haben.

„Mein Kopf war eine Schlangengrube. Ich konnte nicht allein da drin überleben.“ (S. 158)

Ein Roman bei dem die Bezeichnung ‚düster‘ nicht daher geplappert ist, es ist ein dunkler innerer Ort der Protagonistin Joan, den wir mit ihr betreten. Schonungslos ehrlich.

„Frauen haben die Oberhand. Für diese Erkenntnis habe ich ein halbes Leben gebraucht.“ (S. 193)

Aber das Ende scheint der versöhnliche Beginn zu sein, wie der Moment nach einem stürmigen, langanhaltenden Gewitter wenn die ersten Sonnenstrahlen sich Bahnen brechen.

„Grausamkeit steht einer Frau besser als das perfekte Kleid.“ (S. 80)

Lisa Taddeo schreibt gut, aus meiner Sicht literarisch großartig. Das Buch beschäftigt sich neben dem zwar simplen, aber einnehmenden Plot mit einer viel allumfassenderen Frage wie Frauen in der Gesellschaft gesehen werden und legt somit die nichtvorhandene Gleichberechtigung auf eine subtile Art frei. Auch ist die Protagonistin fortwährend damit beschäftig sich Gedanken um ihre Schönheit, ihre oberflächliche Wirkung ihres Aussehens zu machen anstatt ihrer inneren Wunden der Kindheit zu heilen. Auch wenn das eine mit dem anderen stark zusammenhängt.

„Vieles an ihr war widersprüchlich, aber das traf auf die meisten schönen Frauen zu.“ (S. 219)

Die deutsche Ausgabe des Piper Verlages mit dem dissonanten Farbschnitt passt perfekt zum Inhalt! Es sticht einem ins Auge, wie der Text wehtut.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Ein Buch für die bücherliebenden Nerds!

Dein Bücherregal verrät dich
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Ich hab mich sehr gefreut, dass die Cartoons von Grant Snider, der bisher seine Arbeiten besonders im New Yorker und im Book Review der New York Times nun in einem Buch herausgebracht worden. Im vergangenen ...

Ich hab mich sehr gefreut, dass die Cartoons von Grant Snider, der bisher seine Arbeiten besonders im New Yorker und im Book Review der New York Times nun in einem Buch herausgebracht worden. Im vergangenen Jahr bereits im Original („I will judge you by your bookshelf“) nun auch auf Deutsch zu haben: Dein Bücherregal verrät dich – Momente, die du nur kennst, wenn du Bücher liebst.
Was habe ich gelacht, geschmunzelt und mich ertappt gefühlt beim blättern, lesen & betrachten der Cartoons. Hier werden die Leseratten und Buchwürmer der Welt zugleich geehrt und verhöhnt. Sei es, wenn das geliebte Buch beleuchtet wird oder die „Ode an ein halbgelesenes Buch“. Manche kommen gar ganz ohne Worte aus wie das Porträt einer Mutter beim Vorlesen nach Gluyas Wiliam. Aber auch Schreibende und Autoren werden aufs Korn genommen. Wie die Bedürfnishierarchie beim Schreiben oder Pseudonyme. Immer mit viel Respekt, aber mit viel Humor.
Lachen kann hier eher das Klientel aus der Buchbranche und die lesende Gemeinde, aber die Witze sind großartig. Was hab ich gelacht! Grant Snider, der tagsüber Kieferorthopäde ist und sein Hobby gekonnt über die Jahre in Szene gesetzt hat, trifft mit seiner reichhaltigen Ansammlung von Cartoons den Nerv. Denkt sich viele kleine Details aus. Für mache muss man etwas mehr wissen, aber da es ein Buch für lesende Bevölkerung ist, sehe ich das als Bereicherung, wie das Haruki Murakami Bingo oder die Ferienpflichtlektüre - herrlich! Auch die Liebe zu Klassikern wird ein ganzes Kapitel gewidmet: Ich lese die Klassiker (irgendwann mal).
Apropos, das Buch ist die Sammlung der besten Bücher-Cartoons Grant Sniders, hat aber eine Struktur, es ist in Kapitel unterteilt wie „Ich lese, wenn ich unter Leuten bin“, „Ich klaue Bücher von meinen Kindern“, „Ich suche ein Wundermittel gegen Schreibblockade“ und viele mehr!
Mein liebstes Cartoon? Rührend gleich Nummer 3: Die Entwicklungsstufen des Lesens (so true!) und tränengelacht habe ich bei „Leseblockade“.
Sicherlich findet sich hier jede:r Lesende oder Schreibende wieder und hat vergnügliche Stunden mit dem diesem Buch.

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Veröffentlicht am 13.11.2021

Doch mehr Grau als Schwarzweiß

Wo auch immer ihr seid
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Khuê Pham ist von Hause aus bisher eher journalistisch geprägt, sie hat bereits ein Sachbuch publiziert mit 2 weiteren Autoren: „Wir neuen Deutschen“. Nun folgt der erste literarische Coup, an dem sie ...

Khuê Pham ist von Hause aus bisher eher journalistisch geprägt, sie hat bereits ein Sachbuch publiziert mit 2 weiteren Autoren: „Wir neuen Deutschen“. Nun folgt der erste literarische Coup, an dem sie 4 Jahre lang gefeilt hat! Ich finde, dass sich die Mühe gelohnt hat, ist doch dieser Roman als Endprodukt sehr überzeugend gut geworden!
„Wo auch immer ihr seid“ ist eine dicht erzählte Geschichte, natürlich von Khuê Phams eigener Familie und ihr selbst inspiriert und auch das ein und andere Bruchstück entstammt dem familiären Anekdotenpool, aber trotz allem ist es eine fiktive Geschichte. In der Summe eine Autofiktion.
Im Mittelpunkt steht die 30jährige Kiều, Kind vietnamesischer Flüchtlinge des Vietnamkrieges. Eine Familie, die emotional viel im Gepäck hat, bis dato aber ihre Vergangenheit ruhen ließ. Nun stirbt Kiều Großmutter und ihr Testament wirbelt viel Vergessenes auf und Kiều begibt sich auf Spuren- und Identitätssuche.
Mir hat an dem Roman das vielfältige Narrativ gefallen wie hier der Vietnamkrieg im Kontext von Einzelschicksalen in seiner Komplexität präsentiert wird. Die Umbrüche, die situativen Reaktionen vor verschiedenen kulturellen Hintergründen. Auch die Gegenüberstellung des Vietnamkrieges mit der Flucht mit der Identitätssuche der nächsten Generation im Ausland.
Spannend, super geschrieben – ich kann dieses Buch nur wärmsten empfehlen und wünsche dem Roman viele viele Leser!

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Eine emotional stark hoffnungsvolle Geschichte

Die Sonnenwächterin
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Dieses Jahr ist alles anders, denn wer im vergangenen Jahr ‚Die Schneeschwestern – Eine Weihnachtsgeschichte‘ von Maja Lund noch nicht entdeckt hat, sollte dies schleunigst tun! Danach muss man nun gar ...

Dieses Jahr ist alles anders, denn wer im vergangenen Jahr ‚Die Schneeschwestern – Eine Weihnachtsgeschichte‘ von Maja Lund noch nicht entdeckt hat, sollte dies schleunigst tun! Danach muss man nun gar nicht mehr traurig sein, weil bereits ‚Die Sonnenwächterin - Eine Frühlingsgeschichte‘ wartet!
Im Mittelpunkt steht Lilja, ein Mädchen, dass in einer dunklen, kalten Welt lebt mit ihrem Großvater. Kein Sonnenstrahl erhellt ihr Leben und dann entdeckt dieses furchtlose Mädchen einen Pfad, den Kinder nicht betreten dürfen. Was wird sie wohl entdecken?
Wieder ein großartig stimmungsvolles Buch mit unendlich schönen Zeichnungen mit äußerst viel Liebe zum Detail. Illustriert ist das Ganze von Lisa Aisato. In diesem Buch verschmelzen Text und Illustrationen miteinander, beides bildet eine Melange die zu einem ganz tollen sinnlichen Erlebnis führt.
Das quadratische Format, könnte zu der Annahme führen, dass es sich um ein Kinderbilderbuch handelt. Der Verlag hält sich bedeckt dieses Werk in irgendeine Schublade zu stecken und ich finde das gut so! Denn dieses Buch ist eine alterslose Lektüre und wenn, dann sogar eher nach unten zu begrenzen. Es kann ab dem Grundschulalter erfassen werden, ist aber definitiv eher an ältere Kinder und Erwachsene gerichtet. Aus meiner Sicht haben hier jedermann/frau Freude dran. Sicherlich kann man mit dem Buch auch mal einem muffeligen Teenager beglücken oder die Großmutter.
Und warum glaube ich nun, dass dieses Buch so viele anspricht? Das Buch ist eine märchenhafte Erzählung und birgt auf sehr emotionale Art eine Hoffnung, die wir alle im Leben gut brauchen können. Zu Beginn eher düster und kalt, aber wer Mut beweist wird mit Chancen und Entdeckungen beglückt. Hier sogar wörtlich: Nach jeder dunklen Nacht bringt die Morgendämmerung durch und ein neuer Tag erwacht. Je jünger die Leserschaft desto wörtlicher wird hier die Geschichte gelesen und verstanden. Je älter man ist, desto mehr interpretationsspielraum entdeckt man. Jede:r Leser:in nimmt den Text & die Illustrationen anders wahr und das macht es so bereichernd.

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