Guter Lesestoff aus dem Nordic-Noir-Genre
FROSTZu Beginn muss ich sagen, dass ich mich aktuell mal wieder in einer Lesesflaute befinde und deswegen etwas Angst hatte, die Fortsetzung der Hulda-Trilogie (die keine ist – in meinen Augen, aber dazu gleich ...
Zu Beginn muss ich sagen, dass ich mich aktuell mal wieder in einer Lesesflaute befinde und deswegen etwas Angst hatte, die Fortsetzung der Hulda-Trilogie (die keine ist – in meinen Augen, aber dazu gleich mehr) jetzt zu lesen, da ich ihr vielleicht nicht gerecht werden würde. Aber! Wie immer hat es Jónasson geschafft, mich mitzureißen. Von der ersten Seite an, war ich im Leserausch und habe das Buch an zwei Abenden verschlungen. Sein Schreibstil und die kurzen Kapitel sind einfach wie gemacht für mich.
Warum gibt es also einen vierten Teil bei einer Trilogie? Klingt nicht logisch, oder? Von daher sehe ich diesen Teil auch eher als Spin-off bzw. als eigene Reihe. Diese wird außerdem auch unter dem Zusatz "Hulda-Helgi-Serie" aufgeführt, was viel mehr Sinn ergibt. Zudem können hier auch neue Leser bedenkenlos zugreifen, ohne die Hulda-Trilogie gelesen zu haben.
Der Nachteil an diesem Band ist ganz klar der, dass Hulda kaum darin vorkommt, auch wenn sie mit aufgeführt wird. Die paar winzigen Kapitel zeigen natürlich wieder eine andere Seite von ihr, aber ich war dennoch traurig, dass sie nicht mehr Spielfläche erhalten hat. In diesem Teil begleiten wir nämlich Helgi, der eine Studienarbeit über die Todesfälle im Tuberkulose-Sanatorium schreibt und hierzu Kontakt zu den Betroffenen von damals aufnimmt. Wir bewegen uns deswegen auch in drei verschiedenen Zeitebenen: Anfang der 1950er-Jahre, 1983 und 2012. Keine Sorge, man verliert hier nie den Überblick, eher im Gegenteil.
Der Fall an sich war jetzt nicht spektakulär, weswegen ich Jónasson auch eher in die Krimi-Ecke als in die Thriller-Ecke stecke, denn auch wenn in diesem Teil sogar kurz etwas Grusel aufkam, fehlt für einen Thriller der nötige Nervenkitzel, was den einen oder anderen Leser dann vielleicht sogar langweilen mag. Dennoch tappte ich bis zum Ende im Dunklen, was ich sehr gern habe.
Was mich persönlich etwas genervt hat, war das Verhältnis von Helgi zu seiner Frau. Aber diese Passagen waren letztendlich wichtig, wie man im Verlauf merken wird. Das Ende und der Zusatz im Titel lassen auf weitere Teile hoffen und ich bin auf jeden Fall mit am Start, denn Helgi hat mit Sicherheit noch mehr zu berichten.
Persönliches Fazit: Wie immer bin ich dank des Schreibstils von Jónasson gut unterhalten worden und hoffe, dass der Helgi-Hulga-Ansatz deutlich vertieft wird. Dieses Buch ist perfekt für gemütliche Herbstabende und ein Muss für alle Fans der düsteren isländischen Spannungsliteratur.