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Veröffentlicht am 16.11.2021

Unruhige Zeiten

Revolution der Träume
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Carl Friedländer, Luise Beese, genannt Isi, und Artur Burwitz haben den Ersten Weltkrieg überlebt. Nun haben sich die drei Freunde bis nach Berlin durchgeschlagen. Der Kaiser ist gestürzt, die Zeiten sind ...

Carl Friedländer, Luise Beese, genannt Isi, und Artur Burwitz haben den Ersten Weltkrieg überlebt. Nun haben sich die drei Freunde bis nach Berlin durchgeschlagen. Der Kaiser ist gestürzt, die Zeiten sind im Umbruch. Carl sieht das Treiben der Aufständischen mit Sorge. Er will Kameramann werden. Artur hat mit kriminellen Machenschaften großen Erfolg, aber schwebt in Gefahr. Und Isi unterstützt die Linken im politischen Kampf. Doch ihre Prinzipien werden auf die Probe gestellt...

„Revolution der Träume“ ist der zweite Teil der „Wege der Zeit“-Reihe von Andreas Izquierdo.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 92 Kapiteln, die sich über mehrere Teile erstrecken.
Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Carl. Die Handlung spielt an unterschiedlichen Schauplätzen. Die Stadtkarte in den Innenklappen ist daher ein nützliches Extra.

Der Schreibstil ist recht anschaulich, jedoch etwas gewöhnungsbedürftig und für meinen Geschmack zu aufgeregt. Die vielen Ein-Satz-Absätze sind außerdem auf Dauer ein wenig nervig.

Auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes lässt sich der zweite Teil der Reihe gut verstehen. Allerdings wäre es wohl besser, zuerst den Auftakt zu lesen.

Die drei Protagonisten sind authentische Charaktere, die psychologische Tiefe aufweisen. Besonders die freche und mutige Isi konnte meine Sympathie gewinnen.

Das Setting klingt sehr reizvoll und hat meine Neugier geweckt. Tatsächlich ist dem Roman die fundierte Recherche des Autors anzumerken. Dennoch bleiben die gesellschaftlichen und politischen Umstände an einigen Stellen etwas zu blass.

Auf rund 500 Seiten ist die Geschichte weitestgehend kurzweilig und überraschend, wenn auch nicht sonderlich bewegend.

Das Cover passt zum Genre und trifft absolut meinen Geschmack. Auch der Titel ist eine gute Wahl.

Mein Fazit:
Mit „Revolution der Träume“ hat mich Andreas Izquierdo nur zum Teil überzeugt. Ich bin mir noch nicht schlüssig, ob ich den nächsten Band der Reihe lesen möchte.

Veröffentlicht am 27.10.2021

Eine Art Roman

Eine Art Familie
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Schon als Kind hat Alma ihre Eltern verloren. Ihr Patenonkel Ludwig Lendle, genannt Lud, ist nur wenig älter als sie selbst und noch ein Student, als sie nach mehreren Umwegen schließlich bei ihm unterkommt. ...

Schon als Kind hat Alma ihre Eltern verloren. Ihr Patenonkel Ludwig Lendle, genannt Lud, ist nur wenig älter als sie selbst und noch ein Student, als sie nach mehreren Umwegen schließlich bei ihm unterkommt. Zusammen mit dessen Haushälterin werden sie eine Art Familie in unruhigen Zeiten…

In „Eine Art Familie“ wandelt Autor Jo Lendle auf den Spuren seiner Vorfahren.

Meine Meinung:
Das Buch beginnt mit einem Prolog. Der Roman besteht aus sechs Teilen, die wiederum mehrere Kapitel beinhalten. Erzählt wird aus der Perspektive von Lud, Alma und Frau Gerner. Am Ende springt der Erzähler überraschenderweise in die Ich-Perspektive, also in die Sicht des Großneffen.

Eine der Stärken des Buches ist die Sprache. Sie ist zugleich klar, schnörkellos und intensiv, aber auch voller ansprechender Metaphern und sonstiger Bilder.

Im Fokus steht einerseits Lud, ein ambivalenter Charakter. Obwohl der Autor ihn nicht persönlich kannte, ist ihm eine authentisch wirkende Personenzeichnung gelungen. Andererseits nimmt Alma eine zentrale Rolle ein. Sie erscheint als sympathische und selbstbewusste Protagonistin. Zu guter Letzt sticht auch Fräulein Gerner, Luds Haushälterin, ein wenig hervor. Zusammen bilden sie eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft.

Inhaltlich geht es um einen Teil der Familiengeschichte von Jo Lendle. Das Buch basiert daher auf wahren Begebenheiten. Aufhänger ist das Leben seines Großonkels Lud. Der Autor speist das Buch sowohl aus Familienanekdoten und mündlichen Überlieferungen als auch aus Briefen, Dokumenten und vor allem Tagebüchern seines Großonkels. Mit Ludwig reisen wir durch die Zeiten der beiden Weltkriege, das Kaiserreich, den Nationalsozialismus, den DDR-Sozialismus und die Anfänge der Bundesrepublik. Dabei bekommt man beim Lesen erfreulich viel von der jeweiligen Historie und vom Zeitgeist mit.

Zwar ist Lendle bemüht, die einzelnen Stationen zu verbinden. Trotzdem bleibt das Buch episodenhaft und auf den rund 360 Seiten zudem bedauerlicherweise recht spannungsarm. Für mich ist es daher kein Roman im klassischen Sinne, allerdings auch keine Autobiografie, sondern eine etwas unbefriedigende Mischform.

Das letzte Kapitel zeigt die Verbindung zwischen Autor und Lud besonders auf. Dennoch hätte ich mir ein stärker einordnendes Nachwort gewünscht, zum Beispiel im Hinblick darauf, wie es sich mit Fakten und Fiktion im Buch verhält und wie sich der Autor das Leben des Großonkels erschlossen hat. Um das herauszufinden, musste ich selbst recherchieren.

Das symbolhafte Cover gefällt mir gut. Auch der Titel ist treffend formuliert.

Mein Fazit:
Mit „Eine Art Familie“ hat mich Jo Lendle leider nur in den Ansätzen überzeugt. Während das Buch sprachlich sehr gelungen ist, zeigen sich inhaltlich mehrere Schwächen.

Veröffentlicht am 22.10.2021

Der Schlüssel für das Geheimnis der Liebe

Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich
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Seit 22 Jahren sind ihr Mann Christian und sie ein Paar. Drei Töchter sind aus der Ehe hervorgegangen. Doch mit ihrer Beziehung ist die Frau Anfang 40 derzeit nicht mehr glücklich. Ständig streiten sich ...

Seit 22 Jahren sind ihr Mann Christian und sie ein Paar. Drei Töchter sind aus der Ehe hervorgegangen. Doch mit ihrer Beziehung ist die Frau Anfang 40 derzeit nicht mehr glücklich. Ständig streiten sich Chris und sie, die Zärtlichkeit ist abhanden gekommen. Ein Wochenende auf einer einsamen Hütte in den Bergen soll frischen Wind in ihre Ehe bringen. Doch der Plan geht nicht auf: Wieder kommt es zum Streit. So zieht die Frau verletzt alleine los. An einem Steinkreis begegnet sie einem alten Mann. Eine Wanderung mit ihm verändert ihren Blick auf die Liebe für immer…

„Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich“ ist eine Art Ratgeber von Tessa Randau.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 14 kurzen Kapiteln. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht der leider namenlosen Protagonistin. Das Geschehen spielt sich an einem Wochenende in einer nicht näher definierten Bergregion ab.

Eine Besonderheit sind die liebevollen Zeichnungen von Ruth Botzenhardt, die viele Seiten zieren. Mal nehmen sie eine ganze Seite ein, mal sind sie nur wenige Zentimeter groß. Sie sind auf den Inhalt des Buches perfekt angepasst.

Der Schreibstil ist sprachlich recht einfach, dadurch aber leicht verständlich und anschaulich. Ein wenig gestört haben mich die überbordenden Metaphern und das ein oder andere etwas schiefe Bild.

Die Personenzahl ist überschaubar. In Aktion treten neben der Protagonistin nur ihr Mann Chris, der ältere Fremde, der ebenfalls ohne Namen auskommen muss, und eine seiner Bekannten, die mit „Rosi“ betitelt wird. Die Figuren bleiben allesamt blass und schablonenhaft.

Inhaltlich hat der erzählende Ratgeber nur ein Thema: die romantische Liebe. Konkret geht es darum, wie man Paarprobleme in den Griff bekommt beziehungsweise wie man Streit und Missverständnisse vermeiden kann. Am Fall der namenlosen Frau und ihres Mannes wird aufgezeigt, wie Kommunikation und Wahrnehmung verbessert werden können. Die entsprechenden Ansätze werden in eine Geschichte verpackt. Das heißt, der ältere Herr, der der Protagonistin zufällig bei einer Bergwanderung begegnet, führt diese an verschiedene Modelle heran. Diese Idee hat mir grundsätzlich gut gefallen. In der Umsetzung sehe ich allerdings Schwächen. Die Geschichte wirkt arg konstruiert, gleichzeitig aber ziemlich durchsichtig und zu wenig raffiniert.

Die Erklärungen sind schlüssig und gut nachvollziehbar. Sie fußen auf dem Kommunikationsquadrat von Prof. Friedemann Schulz von Thun, dem Modell der „Fünf Sprachen der Liebe“ von Gary Chapman und dem psychologischem Modell von John Bradshaw, die die Autorin in ihrer Danksagung leider nur kurz erwähnt und als ihre Inspirationsquellen offenbart. Eine Liste mit dieser und weiterführender Literatur wäre wünschenswert gewesen, zumal das Thema Beziehungen durchaus komplexer ist, als es die Geschichte vermuten lässt, und die Erklärungen nicht pauschal alle Fälle abdecken können.

Eine psychologische Therapie oder Beratung kann der Ratgeber definitiv nicht ersetzen, was aber vermutlich nicht dessen Anliegen ist. Bahnbrechende Erkenntnisse darf man ebenso nicht erwarten. Wer aber kleinere Alltagsprobleme im Rahmen der Beziehungspflege angehen möchte, kann auf den 150 Seiten Tipps und Denkanregungen aus der Lektüre ziehen.

Das moderne Cover mit der Goldprägung und den süßen Details spricht mich an. Der Titel ist ebenfalls absolut passend.

Mein Fazit:
„Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich“ von Tessa Randau ist ein liebevoll erstelltes Büchlein, das mich zwar inhaltlich nicht ganz überzeugt hat. Den einen oder anderen Schubser kann der Ratgeber aber durchaus geben.

Veröffentlicht am 15.10.2021

Von einer essenziellen Emotion

Wut und Böse
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Frauen, die ihre Wut rauslassen, gelten schnell als zickig und hysterisch. Von Mädchen wird oftmals Zurückhaltung und Eleganz erwartet. Doch weibliche Wut kann vieles bewirken und eine hilfreiche Waffe ...

Frauen, die ihre Wut rauslassen, gelten schnell als zickig und hysterisch. Von Mädchen wird oftmals Zurückhaltung und Eleganz erwartet. Doch weibliche Wut kann vieles bewirken und eine hilfreiche Waffe sein, wenn sie richtig eingesetzt wird…

„Wut und Böse“ ist ein Sachbuch von Ciani-Sophia Hoeder.

MeIne Meinung:
Das Buch besteht aus fünf Teilen. Sie werden umschlossen von einem Vor- und einem Nachwort. Die einzelnen Kapitel sind kurz. Der Aufbau erscheint schlüssig.

Der Schreibstil ist unspektakulär. Eine einfache Syntax und größtenteils umgangssprachliches Vokabular machen ihn aus. Dabei achtet die Autorin auf politische Korrektheit und den aktuellen Sprachgebrauch mit Begriffen wie „cis-männlich“.

Inhaltlich ist das Buch sehr feministisch, denn der Fokus liegt auf weiblicher Wut. Zunächst geht es jedoch darum zu definieren, was diese Art der Emotion überhaupt ist. Dann analysiert die Autorin, wie Frauen mit Wut umgehen. Im dritten Teil wird die Diskriminierung dieses Gefühls beschrieben. Darüber hinaus erklärt die Autorin, wie Wut für Veränderung sorgen kann und was nach dieser Emotion kommt.

Im Buch werden mehrere Thesen aufgestellt. Nicht in allen Punkten stimme ich mit der Autorin überein. Bei manchen Aspekten sind mir die Aussagen zu pauschal. So stützt sich die gesamte Argumentation fast ausschließlich darauf, dass weibliche Wut aufgrund des Patriarchats unterdrückt wird. Eine differenziertere, tiefergehende Perspektive hätte dem Buch gut zu Gesicht gestanden. Viel Neues habe ich beim Lesen daher nicht erfahren. Aber das Buch liefert durchaus eine Menge interessanter Denkimpulse.

Einige Aussagen belegt die Autorin mit Studien, Umfragen und anderen Quellen, die sie weiter hinten im Buch auflistet. Die einzelnen Bezüge werden leider nicht immer sofort klar. Allerdings wird deutlich, dass sich Ciani-Sophia Hoeder intensiv mit der Forschungslage zum Thema befasst und umfassend recherchiert hat. Gut gefallen hat mir, dass die Autorin auch ihre eigenen Erfahrungen schildert.

Das Cover ist motivisch durchaus gelungen, farblich für mich aber unpassend. An der Wahl des Titels mit dem Wortspiel habe ich nichts auszusetzen.

Mein Fazit:
„Wut und Böse“ von Ciani-Sophia Hoeder ist ein Sachbuch zu einem wichtigen Thema, das Denkanstöße bietet. Insgesamt hätte ich mir allerdings etwas mehr Tiefe gewünscht.

Veröffentlicht am 12.09.2021

Eine grausige Kettenreaktion

Die Nacht – Wirst du morgen noch leben?
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Während eines Gewitters verläuft sich Hanna Carlsen im Dunkeln. Sie stürzt und verletzt sich dabei. Ein Fremder erscheint ihr als Retter. Doch sie ahnt nicht, dass ihr nun erst recht eine große Gefahr ...

Während eines Gewitters verläuft sich Hanna Carlsen im Dunkeln. Sie stürzt und verletzt sich dabei. Ein Fremder erscheint ihr als Retter. Doch sie ahnt nicht, dass ihr nun erst recht eine große Gefahr droht. Nur wenige Stunden später tritt der „Nachtmann“ an die Öffentlichkeit. Er hat fünf Menschen in seiner Gewalt und will sie umbringen, wenn seine Forderungen nicht erfüllt werden. Inga Björk und Christian Brand nehmen die Ermittlungen auf…

„Die Nacht - Wirst du morgen noch leben?“ ist ein Thriller von Jan Beck und der zweite Band der Reihe um Brand und Björk.

Meine Meinung:
Der Thriller besteht aus 80 angenehm kurzen Kapiteln. Erzählt wird erneut aus wechselnden Perspektiven. Angaben zu den Personen erleichtern die Übergänge. Allerdings fällt die örtliche und zeitliche Orientierung anders als im Auftaktband manchmal schwer, weil es dieses Mal keine entsprechenden Hinweise zu Beginn der Kapitel gibt. Das macht das Geschehen zum Teil etwas verwirrend.

Der Schreibstil ist anschaulich und dank vieler Dialoge recht lebhaft. Gut gefallen hat mir, dass die Geschichte unabhängig vom ersten Band gelesen werden kann. Vorkenntnisse sind zum Verständnis nicht zwingend notwendig.

Wie schon beim Reihenauftakt taucht eine Vielzahl an Charakteren auf. Obwohl mir die beiden ermittelnden Protagonisten schon bekannt waren, konnten mich die Figuren überraschen. Inga und Christian sind erneut interessant, authentisch und mit psychologischer Tiefe ausgestaltet. Die weiteren Personen werden ebenfalls vielschichtig und glaubwürdig dargestellt.

Etwas enttäuschend ist, dass die kreative Idee des ersten Bandes in abgewandelter Form noch einmal verwurstet wurde. Die zwei Fälle weisen viele Parallelen auf. Das hat mich anfangs nicht gestört, mit zunehmendem Ausmaß dann aber schon etwas. Wie bereits der erste Teil ist dieser Thriller nichts für Zartbesaitete. Ich war zwar darauf eingestellt, hätte mir manche Szenen jedoch mit wenigen brutalen und blutigen Details gewünscht, da diese nichts zur Spannung beigetragen haben.

Dennoch ist der rund 450 Seiten umfassende Thriller fast durchgängig kurzweilig und unterhaltsam. Die Handlung konnte mich fesseln, bis zum Ende mehrfach überraschen und zum Miträtseln animieren. Leider war die Auflösung für mich nicht ganz schlüssig.

Das Cover gefällt mir sehr. Es passt prima zum Genre und zur Optik des Auftaktbandes. Das Motiv erscheint aber wieder willkürlich ausgesucht. Gut durchdacht ist dagegen der Titel.

Mein Fazit:
Mit „Die Nacht - Wirst du morgen noch leben?“ ist Jan Beck erneut ein solider Thriller gelungen, der mich jedoch weniger überzeugt hat als der Reihenauftakt. Ich bin mir noch unschlüssig, ob ich die Reihe weiter verfolgen möchte.