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Veröffentlicht am 13.02.2022

Vom Waisenkind zur bewunderten Violinistin

Signorina Vivaldi
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Zu Beginn des 18. Jahrhunderts werden in Venedig Waisenhäuser eröffnet, um die Sterblichkeit von Säuglingen zu reduzieren. In einem dieser Häuser, dem Ospedale della Pietà, das Wert auf die musikalische ...

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts werden in Venedig Waisenhäuser eröffnet, um die Sterblichkeit von Säuglingen zu reduzieren. In einem dieser Häuser, dem Ospedale della Pietà, das Wert auf die musikalische Bildung der betreuten Mädchen legt, wächst Anna Maria auf. Schon früh wir­d ihr Talent auf der Geige entdeckt und gefördert. Als musikalischer Leiter fungiert der Komponist Antonio Vivaldi, der ihr den Weg zu einer beispiellosen Karriere ebnet, als Teil des Orchesters und als Solokünstlerin.

Die Verschmelzung von Fiktion und Realität sind gut gelungen. Die Charaktere in diesem Buch sind absolut nachvollziehbar entwickelt; die Szenen rund um die Musik haben mir besonders gut gefallen. Die Geschichte passt hervorragend in die damalige Zeit. Der bildhafte Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass ich mich mitten ins Geschehen versetzt fühle. Die Entwicklung des kleinen, begabten Mädchens zur selbstbewussten Violinistin ist beeindruckend und authentisch beschrieben. Ihre Gefühlswelt ist zu jedem Zeitpunkt glaubhaft dargestellt. Die wenigen belegten Informationen zu Anna Maria dal Violin bieten der Autorin die Möglichkeit, aus einer tollen Vorlage diesen gut recherchierten und empfehlenswerten Roman zu entwickeln.

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Veröffentlicht am 29.01.2022

Die Entstehung eines Bauwerks

Die Brücke der Ewigkeit
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Das Buch spielt im 14. Jahrhundert in Prag, dessen Regent Kaiser Karl IV. sich eine steinerne Brücke über die Moldau wünscht, die ewig halten soll. Viele Protagonisten sorgen für reichlich Action und müssen ...

Das Buch spielt im 14. Jahrhundert in Prag, dessen Regent Kaiser Karl IV. sich eine steinerne Brücke über die Moldau wünscht, die ewig halten soll. Viele Protagonisten sorgen für reichlich Action und müssen Widrigkeiten unterschiedlichster Art überstehen. Neben den Geschichten rund um die Charaktere steht der Brückenbau im Mittelpunkt. Hier ist die Kraft der Wassermassen die höchste Herausforderung für die Erbauung einer Brücke für die Ewigkeit.

Die fiktive Geschichte ist in einen interessanten historischen Rahmen eingebunden, man erhält viele Informationen über die damalige Zeit in Sachen Politik, Lebensumstände und Gefahren. Durch die bildhafte Sprache des Autors fühlt man sich zurück versetzt in die damalige Zeit und fiebert förmlich mit. Der angenehm zu lesende Schreibstil schafft eine plausible Verbindung von Fiktion und belegten historischen Ereignissen. Die authentischen Charaktere finden sich in einem gut gesponnenen Spannungsbogen wieder. Der Aufbau des Buches mit Rückblenden bis zu einem nachvollziehbaren Ende finde ich gelungen, ebenso das passende Cover. Ich hätte mir jedoch mehr Details zum Brückenbau gewünscht, insbesondere im letzten Viertel des Buches.

Als hilfreich habe ich den Stadtplan des historischen Prag, das Personenverzeichnis, die Zeittafel sowie das Glossar empfunden. Das Nachwort bietet noch einmal tiefer gehende Eindrücke in die Thematik des Buches, das ich mit seinen interessanten historischen Details geschichtlich interessierten Lesern ans Herz legen möchte.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Die Macht der Rhetorik

Die Schule der Redner
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Das besondere an diesem historischen Roman ist sein Bezug zur Themenwelt der Rhetorik, die interessant verpackt wird.

Das Mittelalter bietet eine tolle Grundlage für diesen Roman. Der wortgewandte Leon ...

Das besondere an diesem historischen Roman ist sein Bezug zur Themenwelt der Rhetorik, die interessant verpackt wird.

Das Mittelalter bietet eine tolle Grundlage für diesen Roman. Der wortgewandte Leon schwebt auf der Burg seines Onkels in Lebensgefahr und flieht. Seine abenteuerliche Flucht endet vorerst bei einer Familie im Wald, denn er hat sein Gedächtnis verloren. Nach einer Weile kann er sich erinnern, dass er auf dem Weg zur Schule der Redner war. Zusammen mit seinem neuen Freund Flint folgt er seinem Plan und dort angekommen, zeigt sich ihm und den Lesern die Welt der Rhetorik. Eingebunden in die historische Zeit und ihre Unwägbarkeiten entwickelt sich, unterstützt durch interessante Perspektivwechsel, eine rasante Story mit einem schlüssigen Ende. Einzig die „wunderlichen“ Elemente waren mir etwas zu zahlreich.

Mir hat insbesondere der Rhetorik-Part sehr gut gefallen. Hier werden viele Elemente der Rhetorik verständlich erklärt und passen auch hervorragend in die Geschichte Es wird gezeigt wie mit Worten manipuliert werden kann und man die Macht des gesprochenen Wortes nicht unterschätzen darf. Die Sprache ist auch ein wichtiges Element für den Umgang miteinander. Johann Seeger zeigt auf imposante Art und Weise überzeugende Beispiele für die Anwendung von angewandter Rhetorik. Der atmosphärische Plot in Verbindung mit einem Sprachgebrauch der Zeit wird in einem wortgewaltigen und bildhaften Schreibstil bestens umgesetzt.

Das Personenverzeichnis lässt die Vielzahl der facettenreichen Charaktere übersichtlich und verständlich werden. Als besonders hilfreich habe ich die Karte der Schule der Redner empfunden und sie häufig genutzt, um mich auf dem Gelände zurecht zu finden. Das Gesamtbild aller Elemente weiß zu überzeugen, macht diesen Roman zu einem unterhaltsamen Schmöker und einer empfehlenswerten Lektüre.

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Veröffentlicht am 29.11.2021

Geschichte lebendig erzählt

Als Deutschland erstmals einig wurde
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Die Reise in die Bismarckzeit hat mir gut gefallen. Die Themen sind vielfältig gewählt, verständliche Formulierungen machen das Lesen angenehm. Man begegnet vielen bekannten und vergessenen Persönlichkeiten ...

Die Reise in die Bismarckzeit hat mir gut gefallen. Die Themen sind vielfältig gewählt, verständliche Formulierungen machen das Lesen angenehm. Man begegnet vielen bekannten und vergessenen Persönlichkeiten der damaligen Zeit, was einen tollen Lerneffekt mit sich bringt. Von der Gründerzeit bis zur Abdankung Bismarcks werden die Gesellschaft, das Leben, die Errungenschaften und Fortschritte, das Bürgertum, die Arbeiterschicht, soziale Aspekte sowie die Rechte und Pflichten der Frauen beschrieben. Einigen großen Männern aus dieser Zeit ist ein eigener Abschnitt gewidmet. Gut gefallen hat mir, dass der Abschluss Bismarck gewidmet ist, seinem Lebensende, Aussagen über seine Person sowie den Kult und Kitsch rund um den Namen Bismarck. Ebenso die Bildstrecke ist sehr aufschlussreich. Als hilfreich empfinde ich das Personenregister.

Das Buch ist eine lebendige und fundierte Erzählung zu einem wichtigen und interessanten Teil deutscher Geschichte. Den Schreibstil habe ich als sehr angenehm empfunden, es kommt keine Langeweile auf. Geschichtlich Interessierten möchte ich die Lektüre dieses gelungenen Sachbuches gerne nahelegen.

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Veröffentlicht am 20.11.2021

Träume werden wahr

Der Traumpalast
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Peter Prange entführt uns mit seinem mehr als 800 Seiten starken Buch ins Berlin der 1920er Jahre und lässt uns einen Blick hinter die Kulissen der Universum Film AG werfen. Eine der Hauptpersonen ist ...

Peter Prange entführt uns mit seinem mehr als 800 Seiten starken Buch ins Berlin der 1920er Jahre und lässt uns einen Blick hinter die Kulissen der Universum Film AG werfen. Eine der Hauptpersonen ist der Finanzdirektor der Firma, durch den wir einen guten Einblick in die Arbeit einer Filmfabrik erhalten. Er trifft auf eine junge Frau, deren Traumberuf einer Journalistin in weiter Ferne liegt. Die beiden entstammen verschiedener Schichten, deren Unterschiedlichkeit sehr gut herausgearbeitet ist. Beide gehen ihren oft steinigen Weg.

Neben den beiden Hauptpersonen gibt es viele, wichtige Nebencharaktere. Es sind Protagonisten, mit denen man mitfühlt und mitleidet, sympathische und unsympathische Charaktere erweitern den Cast. Reale Persönlichkeiten der Filmwelt finden ihren Platz in der erfundenen Geschichte. Das Leben in den 1920er Jahren wird authentisch erzählt und ist gut recherchiert, ebenso wie die politischen Entwicklungen, die sehr realistisch eingebunden werden.

Das Nachwort hat mir gut gefallen und war aufschlussreich. Die Übersicht der handelnden Personen ist wie meist sehr hilfreich. Ein wenig habe ich aber doch noch auszusetzen: Ich hätte mich über mehr Details zum Filmwesen gefreut und etwas weniger Liebesgeschichte bevorzugt. Zudem finde ich das Ende nicht mehr ganz so realistisch, es geht mir alles zu schnell. Dennoch freue ich mich auf den zweiten Band.

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