Das Leben ist nicht simpel
LiebesheiratJoe Sangster und Yasmin Ghorami sind zwei junge Ärzte in London. Yasmins Eltern sind aus Kalkutta eingewandert und leben im Süden Londons. Joe entstammt der gut situierten Mittelschicht. Seine Mutter Harriet ...
Joe Sangster und Yasmin Ghorami sind zwei junge Ärzte in London. Yasmins Eltern sind aus Kalkutta eingewandert und leben im Süden Londons. Joe entstammt der gut situierten Mittelschicht. Seine Mutter Harriet genannt Harry ist eine bekannte Feministin und Aktivistin, die gern im Radio und im Fernsehen mit ihren Beiträgen provoziert. Joes Vater hat nie mit der Familie gelebt. Joe und Yasmin wollen in Kürze heiraten. Zu den Hochzeitsvorbereitungen gehört auch, dass sich die beiden Familien kennenlernen. Die beiden Mütter verstehen sich trotz aller Gegensätze überraschend gut. Trotzdem gehen die Auffassungen über die Gestaltung der Hochzeit sehr weit auseinander, und es gibt in beiden Familien viel Konfliktpotenzial. Lügen und Geheimnisse, die vor den eigenen Kindern bewahrt worden sind, kommen ans Licht, ungesunde Eltern-Kind-Beziehungen, die für psychische Störungen in der nächsten Generation sorgen. Ohne Bewältigung der Vergangenheit gibt es keine Zukunft - für Yasmin und Joe, Yasmins jüngeren Bruder Arif mit seiner Partnerin Lucy genauso wenig wie für die Generation der Eltern.
Die mit wechselnder Perspektive sehr einfühlsam erzählte Geschichte ist viel mehr als eine Liebesgeschichte mit ein paar Komplikationen. Der Roman behandelt eine Vielzahl von Themen: Familie, Immigration, kulturelle Identität, Rasse, Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Klasse. Der Leser fragt sich lange Zeit, welche Verbindung im Roman die Liebesheirat des Titels ist – die Ehe der Ghoramis oder die geplante Eheschließung der jungen Ärzte. Alle Figuren des Romans durchlaufen einen Lernprozess, verändern sich und begreifen, dass sie offen und verständnisvoll miteinander umgehen müssen, nichts unter den Teppich kehren dürfen, damit ihr Leben funktioniert: „Das Leben ist nicht simpel.“ (S. 591) Das trifft es genau.