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MarieausE

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2021

Macht nachdenklich

Wenn ich wiederkomme
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"Ich wollte die Geschichte einer Migrantin aus der heutigen Zeit erzählen, einer dieser Frauen, die so vielen von uns die Last der Pflege von Körper und Geist unserer Bedürftigen abnehmen und es uns ermöglichen, ...

"Ich wollte die Geschichte einer Migrantin aus der heutigen Zeit erzählen, einer dieser Frauen, die so vielen von uns die Last der Pflege von Körper und Geist unserer Bedürftigen abnehmen und es uns ermöglichen, ein Leben nach unserem Gusto zu führen, ohne Verzicht".

So der Autor in seiner (sehr lesenswerten) Nachbetrachtung.

Damit ist eigentlich schon fast alles zum Inhalt gesagt, ein klein wenig hole ich doch noch aus.

Daniela und ihre Familie leben in Rumänien. Der Vater verliert seine Arbeit, die Familie hat Geldsorgen und so geht Daniela nach Italien, um alte Menschen zu pflegen und so eine gute Ausbildung für ihre Kinder sicherzustellen. Der Preis ist jedoch sehr groß.

Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt.
Danielas Sicht, einsam in der Fremde und mit keinerlei Beschränkung der Arbeitszeit. Genau genommen hat sie überhaupt kein Leben mehr, das sie auch nur ansatzweise selbst bestimmt führen kann.
Aber auch ihre Kinder, die größere Tochter, die sehr früh viel Verantwortung übernehmen muss und der kleine Sohn, für beide verändert sich das Leben ebenfalls entscheidend.

Diese Komplettsicht fand ich sehr wertvoll, wenn man sich etwas mehr damit auseinander setzt, werden die Ausmaße des Skandals, wie wir im mit Pflege umgehen, erst so richtig bewusst.

Ein wichtiges Thema gut umgesetzt. Einzig eines fand ich etwas schade: die Figuren haben mich emotional nicht komplett erreicht, ich habe sie eher aus der Distanz betrachtet. Ich kann nicht genau benennen, woran das lag, ihr Schicksal war ergreifend, aber doch blieben sie auf Distanz.

Insgesamt aber ein sehr lesenswertes Buch.

Veröffentlicht am 04.12.2021

Gelungener Reihenauftakt

Kant und der sechste Winter
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Frohe Weihnachten?
Nein, nicht wirklich. Zumindest nicht für Hauptkommissar Winter, der zu einem Todesfall gerufen wird. Sehr ungünstig, weil seit Kurzem ja seine fünfzehnjährige Teenie-Tochter bei ihm ...

Frohe Weihnachten?
Nein, nicht wirklich. Zumindest nicht für Hauptkommissar Winter, der zu einem Todesfall gerufen wird. Sehr ungünstig, weil seit Kurzem ja seine fünfzehnjährige Teenie-Tochter bei ihm wohnt und der Start des gemeinsamen Zusammenlebens der Beiden etwas holprig ist.

Der Todesfall führt Winter uns sein Team in ein kleines Dorf. Und es bleibt nicht bei einem Todesfall...

Der Krimi ist äußerst kurzweilig, ich habe ihn sehr gerne gelesen.
Die Charaktere sind prima beschrieben - so real, dass ich mich immer richtig über Kant als Vater aufregen musste. Ich hoffe, dass es hier noch weitere Bände gibt, denn die Entwicklung würde ich gern weiterverfolgen.

Die Handlung ist jetzt nicht superspannend - man kann das Buch also schön in Abschnitte lesen. Das ist jetzt auch nicht abwertend gemeint und es ist auch nicht nicht spannend.

Die Auflösung hat mir nicht ganz so gut gefallen - warum, kann ich leider nicht beschreiben, da ich sonst spoilern würde.

Aber vier wohlverdiente Sterne - und ich freue mich auf weitere Bände.

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Veröffentlicht am 29.11.2021

Mega spannend

Pacific Crest Trail Killer
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Hier habe ich das Cover gesehen und wusste: das Buch muss ich lesen.
Das Titelbild transportiert den Inhalt super.

Der Pacific Crest Trail ist ein Fernwanderweg und 4.300 Kilometern lang, sehr lang, aber ...

Hier habe ich das Cover gesehen und wusste: das Buch muss ich lesen.
Das Titelbild transportiert den Inhalt super.

Der Pacific Crest Trail ist ein Fernwanderweg und 4.300 Kilometern lang, sehr lang, aber er soll auch einer der spektakulärsten Wanderwege der Welt sein.

Leider werde ich ihn nach dem Buch niemals selbst erwandern, ich könnte kein Auge im Zelt zutun...

Aber Mark wandert den Weg entlang und er wird zufällig Zeuge eines Leichenfundes. Nachdem das FBI die Ermittlungen aufnimmt, will auch Mark weitere Morde verhindern.

Das Buch ist mit knapp 650 Seiten ein echter Wälzer - und mega spannend!
Der Lesende weiß immer, dass bald wieder etwas Fürchterliches geschehen wird - und doch nimmt der Thriller überraschende Wendungen und führt den Lesenden öfters in die Irre.

Genauso gut wie die Trail-Atmosphäre (fast fühlt man sich ein wenig, als ob man mitwandern würde) gefiel mit der Einblick in die amerikanischen Lebensrealitäten fernab von Reichtum und Wohlstand.

Eigentlich hat das Buch alles, was für mich eine fünf Sterne Bewertung ausmacht, wenn nicht sehr umfangreiche und detailreiche Erotikszenen viele Seiten der Handlung ausgemacht hätten.
Der Autor nimmt hierzu auch in einem Nachwort Stellung und auch wenn er recht hat, mit dem, was er dort schreibt: ich wollte einen Thriller lesen und keinen ausschweifenden Erotikroman.
Deshalb "nur" vier Sterne.

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Veröffentlicht am 28.11.2021

Herzerwärmend - ein richtiger Seelenschmeichler

Das geheime Leben des Albert Entwistle
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Albert ist Postbote und lebt sehr zurückgezogen. Er hat keinerlei Kontakte, die über die Arbeit hinausgehen und selbst dort versucht er, auf keinen Fall mehr als einen Gruß von sich zu geben.
Einzige Ausnahme: ...

Albert ist Postbote und lebt sehr zurückgezogen. Er hat keinerlei Kontakte, die über die Arbeit hinausgehen und selbst dort versucht er, auf keinen Fall mehr als einen Gruß von sich zu geben.
Einzige Ausnahme: seine Katze.
Als diese stirbt und die Alberts Pensionierung näher rückt, wird ihm klar, dass er so nicht weiterleben will.
Glücklicherweise hat Albert ein Umfeld, das sich um Menschen kümmert und vielleicht gibt es für Albert ja doch ein Happy End?

Was hier unspektakulär und fast etwas langweilig klingt, ist ganz großes Lesevergnügen.
Das Buch hat einen feinen Humor und Alberts Sich-Aufmachen in die Welt der zwischenmenschlichen Begegnungen ist herzerwärmend und rührend. Alberts Geschichte ist wie ein heißer Kakao mit Marshmallows an einem kalten Wintertag, wie eine schöne Nudelsuppe bei einer dicken Erkältung - trotz einer gewissen Grund-Traurigkeit eine optimistische Geschichte, die zeigt, dass es nie zu spät ist und nach dem Lesen ein wohlig-warmes Gefühl hinterlässt.

Warum wurden es dann nicht fünf Sterne?
Um bei dem Marshmallows-Bild zu bleiben: es war etwas überdosiert. Stellenweise war die Sympathie, die Albert ständig entgegenschlug, einfach too much für mich. Überall Wohlwollen, alle Vorurteile im Kollegenkreis wurden ruckizucki überwunden, es wäre schön, wenn die Welt so wäre - aber ein kleiner Hauch Realität hätte dem Buch meines Erachtens noch gut getan.

Nichtsdestotrotz: für mich ein sehr schönes Buch, gerade, wenn man etwas Seelenschmeichelei braucht.

Veröffentlicht am 24.11.2021

Interessante Perspektive

Der Sohn des Odysseus
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Ein Klassiker im neuen Gewand.
Die Geschichten des Odysseus werden aus einer anderen Perspektive erzählt, nämlich aus Sicht seines Sohnes Telemachos. Erst als Kind und dann Jahre später als junger Erwachsener ...

Ein Klassiker im neuen Gewand.
Die Geschichten des Odysseus werden aus einer anderen Perspektive erzählt, nämlich aus Sicht seines Sohnes Telemachos. Erst als Kind und dann Jahre später als junger Erwachsener sieht man durch seine Augen auf die unglaublichen Geschichten seines Vaters.
Eingebettet wird diese in das Leben im Königshof, in ständiger (jahrezehntelanger!) Abwesenheit des Herrschers. Ich fandgerade auch das damalige Alltagsleben so interessant. Die Aufweichung der klassischen Rollenteilung durch die kluge Herrschaft einer Königin, das Leben mit vielen Sklaven und die Intrigen der männlichen Bewohner Ithakas, die nach der Königsmacht greifen wollen.

Dazu eben immer wieder Rückblicke auf die Abenteuer des Odysseus.

Das alles endet mit einer überraschenden Auflösung.
Telemachos, der erfährt, was ein Krieg mit Menschen macht, sucht für sich nach einem Ausweg...

Das Buch ist für Kinder ab zehn Jahren empfohlen.
Die Altersempfehlung finde ich etwas schwierig, denn sowohl Inhalt als auch Sprache sind doch sperrig und nicht so gefällig wie die gewohnte Kinderliteratur. Das soll natürlich kein Hinderungsgrund sein, aber für die breite Masse der jungen Leser ab zehn Jahre ist das eine ungewohnte Lektüre - die bei uns beim Kind auch durchfiel.
Für Kinder, die in einem humanistischen Gymnasium sind oder generell Interesse an der griechischen Mythologie haben, ist das allerdings ein sehr empfehlenswertes Buch.

Ansonsten würde ich es tatsächlich eher für Jugendliche ab vierzehn Jahre empfehlen - oder eben für Erwachsene, die bislang noch nicht viele Berührungspunkte mit den "alten Griechen" hatten.
Denn ich fand diese Perspektive sehr gelungen. Ich habe etwas gebraucht, bis ich mit dem Schreibstil angefreundet hatte, aber wir wurden dann doch noch richtige Freunde.

Vier Sterne - es wurden keine fünf, weil das Zielgruppenkind sich eben nicht zu Hause in der Geschichte gefühlt hat.

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