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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.12.2021

"What a wonderful world" für Erstleser

Rob & Jonny (Bd. 1)
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Kaum zu glauben, dass die Geschichte über einen Roboter so herzerwärmend und liebevoll sein kann, dass man das Buch sehr, sehr gerne vorlesen oder Leseanfängern in die Hand geben möchte. Walko alias Walter ...


Kaum zu glauben, dass die Geschichte über einen Roboter so herzerwärmend und liebevoll sein kann, dass man das Buch sehr, sehr gerne vorlesen oder Leseanfängern in die Hand geben möchte. Walko alias Walter Kössler hat das mit dem vorliegenden Buch perfekt geschafft.

Rob, der Roboter, ist klüger als sein Erfinder. Denn er will nicht für andere schuften, ihnen willenlos zu Diensten sein, auch wenn er eigentlich genau dafür konstruiert worden war. Er möchte eigenbestimmt leben und vor allen Dingen die Welt entdecken mit all dem Schönen, was sie zu bieten hat. Also ergreift er heimlich die Flucht aus der Erfinderfabrik und macht sich auf den Weg nach London, zu dem Ort, von dem er schon viel Aufregendes gehört hat. Und tatsächlich gibt es viel Aufregendes zu sehen und vor allen Dingen zu fotografieren für sein eingebautes Erinnerungsalbum. Überhaupt hat Rob ungeahnte Fähigkeiten. So lernt er zum Beispiel blitzschnell alle Tiersprachen, sogar die der kichernden Eichhörnchen. Und er ist in seinem innersten Wesen gut. Denn als Rob zufällig sieht, wie ein Tierfänger einen zotteligen Hund auf der Straße einfangen will, gelingt es ihm auf ganz schlaue Weise, den Straßenhund Jonny aus der Schlinge des Tierfängers zu befreien. Rob und Jonny werden ganz, ganz dicke Freunde und haben viel Spaß zusammen, denn zu zweit ist alles noch viel schöner.

Schon die Grundidee ist genial. Rob ist keine seelenlose Maschine, sondern er ist neugierig, hat Gefühle und Fantasie und setzt vor allen Dingen seine Fähigkeiten bestmöglich ein. Dass er im Straßenhund Jonny einen tollen Freund findet und mit ihm gemeinsam ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit führen kann mit viel Spaß, ist so liebevoll und auch ein wenig aufregend erzählt, dass man die beiden nur liebgewinnen kann. Die etwas größere Schrift ist ideal für Erstleser. Schön finde ich, dass unaufdringlich ein klein wenig Wissenswertes in den Text eingestreut ist. Mindestens genauso gut wie die Geschichte an sich gefallen mir die farbigen, außerordentlich aussagekräftigen und humorvollen Illustrationen, die es schaffen, die jeweilige Stimmung intensiv einzufangen. Auf jeder Seite gibt es zudem ganz viele Details zu entdecken.

Fazit: Ein rundum großartig gelungenes, kurzweiliges Buch für Erstleser, das spannend-liebevoll Freundschaft, das Schöne in der Welt und selbständiges Denken und Entdecken zum Thema macht.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Wenn man zu hohe Erwartungen hat...

Der Grolltroll - Schöne Bescherung! (Bd. 4)
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Der Grolltroll ist schon längere Zeit mein Freund. Er versteht mich und ich verstehe ihn. Und wir beide verstehen Kinder (und Erwachsene) in ihren finsteren Momenten, wenn sie aus scheinbar nichtigem ...


Der Grolltroll ist schon längere Zeit mein Freund. Er versteht mich und ich verstehe ihn. Und wir beide verstehen Kinder (und Erwachsene) in ihren finsteren Momenten, wenn sie aus scheinbar nichtigem Anlass in einen Strudel von ohnmächtiger Wut und Verzweiflung geraten, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Die Umwelt steht dann meist hilflos davor und sagt: „Schau dir nur dieses Zornbinkerl an!“. Was nicht hilfreich ist. Eine Freundschaft mit Grolltroll hilft da viel weiter.

Im vorliegenden neuen Band steht Weihnachten vor der Tür. Grolltroll hat eine ganz genaue Vorstellung, wie Weihnachten zu sein hat: Alles schön sauber und ordentlich, ein glitzernd geschmückter Baum und ganz viele leckere Plätzchen. Hase, Igel, Maus und Vogel strengen sich gewaltig an, aber nichts gelingt wirklich und in Grolltrolls Bauch grummelt es mehr und mehr vor Enttäuschung, weil nichts, aber auch gar nichts klappt. Aber er ist ja über die Zeit hinweg schon ein wenig klüger geworden und schluckt seine Wut hinunter, denn an Weihnachten soll man nicht streiten. Als die Geschenke verteilt werden, ist der Grolltroll plötzlich mit seinem Zorn nicht mehr allein, denn auch unter den Freunden macht sich zusehends Enttäuschung breit. Was soll Igel mit einem Nadelkissen anfangen oder Vogel mit einer Krawatte? Alle sitzen stumm und muffig herum. Das soll Weihnachten sein? Wie der Grolltroll und seine Freunde doch noch zu echter Weihnachtsfreude finden, müsst ihr unbedingt selbst entdecken.

Zu hohe oder falsche Erwartungen können nur enttäuscht werden. Das lehren uns Grolltroll und seine Freunde. Und was wirklich wichtig ist, nicht nur an Weihnachten, das zeigen sie uns auch. Wie immer ist die Geschichte großartig illustriert. Stephan Pricken schafft es, mit wenigen Strichen feinste Nuancen im Gefühlsbereich der Figuren sichtbar und spürbar zu machen. Wem tun da nicht auch die Zähne weh, wenn man sieht, wie Igel versucht, in ein verbranntes Plätzchen zu beißen. Auf jeder Seite sind viele, viele liebenswerte Details zu entdecken. So oft man das Buch auch erneut aufschlägt, findet man eine weitere Kleinigkeit, die man bisher übersehen hatte, fast wie in einem Wimmelbuch.

Fazit: Ein Weihnachtsbilderbuch der ganz besonderen Art, verständnisvoll, tröstlich und sehr, sehr liebenswert – natürlich mit Glitter auf dem Cover.

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Veröffentlicht am 11.12.2021

Kleines Buch mit gewaltigem Inhalt

Sturmvögel
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Winter. Ein isländischer Trawler - das Schleppnetz-Fangschiff Mávur - ist auf dem Weg Richtung Neufundland. An Bord sind 32 Seeleute, erfahrene und unerfahrene. Und sie holen tonnenweise Fisch aus dem ...


Winter. Ein isländischer Trawler - das Schleppnetz-Fangschiff Mávur - ist auf dem Weg Richtung Neufundland. An Bord sind 32 Seeleute, erfahrene und unerfahrene. Und sie holen tonnenweise Fisch aus dem Meer. Doch es kommt Sturm auf, ein gewaltiger, nicht endenwollender Sturm, der das Schiff mit einer dicken Eisschicht überzieht. Notrufe bleiben ungehört. Die Besatzung ist auf Gedeih und Verderb auf sich gestellt.

Ein Szenario von apokalyptischem Ausmaß malt der Autor auf nur 140 Seiten. Und dies so intensiv, dass ich mich lesend hilflos ausgesetzt mitten in Eiseskälte und Lebensgefahr fühlte, wurde zum Teil der Besatzung und empfand Todesangst im Erleben der unbarmherzigen Kräfte der Natur. Ich erlebte fast körperlich die Kälte und Erschöpfung der Schiffsbesatzung. Tief beeindruckend beschreibt der Autor, wie die meterhohen Brecher das Schiff mit glas-scharfem Eis überziehen, sodass aus daumendicken Seilen wasserrohrdicke Skulpturen werden und wie in endloser und lebensgefährlicher Sisyphus-Arbeit das Abschlagen von den stetig nachwachsenden Eisschichten das Schiff vor dem Zerbersten retten soll. Doch der tosende Sturm nimmt kein Ende. Zwar kenne ich die meisten der verwendeten nautischen Begriffe nicht, aber diese Tatsache änderte nichts daran, dass die Geschichte des erbarmungslosen Kampfes der Elemente gegen die die stoische Kraft der Hoffnung der zur See fahrenden Männer, geschrieben in einer intensiv-eindrücklichen Sprache, lange im Gedächtnis bleibt.

Fazit: Ein überaus beeindruckender bildstarker kleiner Roman, der lange nachwirkt.

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Veröffentlicht am 04.12.2021

Bedrückend und beglückend gleichermaßen

Hast du uns endlich gefunden
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Im Buch ist und bleibt Edgar Selge 12 Jahre alt. Jedenfalls meistens ist das so. Daran ändern auch gelegentliche Perspektivwechsel nichts. Ein Zwölfjähriger erzählt von sich im Spiegel seiner Familie. ...


Im Buch ist und bleibt Edgar Selge 12 Jahre alt. Jedenfalls meistens ist das so. Daran ändern auch gelegentliche Perspektivwechsel nichts. Ein Zwölfjähriger erzählt von sich im Spiegel seiner Familie. Das ist außerordentlich beeindruckend gut gelungen. Und doch fehlt es mir, dass Edgar nicht älter wird. Ich würde gerne miterleben, wie es ihm gelingt, seine Austernschale zu sprengen. Denn so manches, was mich im Buch berührt, legt der gereifte, erwachsene Edgar dem 12-Jährigen in den Sinn. Reizvoll zwar, aber nicht immer schlüssig nachzuvollziehen.

Wir erleben die 60er Jahre in einer mittelgroßen Stadt. Es wird uns das Gesellschaftsbild einer privilegierten Familie gezeichnet, einerseits musisch-kulturell gebildet, andererseits einem Konglomerat von nationalsozialischem und wilhelminischem Denken verhaftet. Der Vater, einst Staatsanwalt, ist Gefängnisdirektor, und zwar „ein besonders gut klavierspielender Gefängnisdirektor“, der regelmäßig ausgewählte Gefängnisinsassen einlädt zu Hauskonzerten. Edgar kämpft mit Liebe um dieses Vaterbild, das von Strenge, Härte und brutalen Prügelstrafen genauso geprägt ist wie von göttlich beseeltem Klavierspiel. Edgar trägt schwer an dem Gefängnis in sich, weil er „nicht den Mut hat, andere zu enttäuschen“. In vielen Szenen und Episoden, Erinnerungsfetzen, Träumen und Momentaufnahmen erleben wir Edgar als seismographisch feinen Beobachter und gleichzeitig als einen stillen Außenseiter im Familiengefüge. Herausragend gut, wie Edgar Selge es schafft, gleichzeitig Musik sehr tief empfindend zu beschreiben und parallel dazu genauso tief die Menschen zu erfassen, die Musik machen oder hören oder daran verzweifeln. Oder wenn der Autor Beethoven gleichsetzt mit Dostojewskij in seiner Hoffnung auf Unmögliches. Oder wenn er in bildhaft-starker Sprache von seinem Musiker-Bruder erzählt, der „Etüden schaufelt wie ein Kohlenarbeiter“. Dass Edgar Selge besonders wissbegierig die Spuren der Hitler-Zeit in seiner Familie sucht und es für wichtig hält, sich sogar als 73-Jähriger im Buch dazu zu Wort zu melden, hebt das Buch damit aus der rein privat-persönlichen Seite mit all dem Bedrückenden und Aufwühlenden weit heraus.


Fazit: Ein Buch, das ich als ebenso bedrückend wie beglückend empfand. Ein Buch zum Mehrfachlesen!

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Veröffentlicht am 30.11.2021

Das ideale Geschenk für alle, die Freude am Stricken haben

Gemeinsame Strickzeit. SPIEGEL Bestseller
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Wer kennt sie nicht, die Strickexpertin Tanja Steinbach. Im ARD Mittagsbuffet, in Büchern und in den sozialen Medien teilt sie ihre Strickideen mit einem großen Publikum. Was sie macht, hat stets Hand ...


Wer kennt sie nicht, die Strickexpertin Tanja Steinbach. Im ARD Mittagsbuffet, in Büchern und in den sozialen Medien teilt sie ihre Strickideen mit einem großen Publikum. Was sie macht, hat stets Hand und Fuß. Es ist ihr gegeben, immer wieder mit neuen Strickideen Lust auf eines der schönsten und wohltuendsten Hobbys zu vermitteln. Dass Stricken gesundheitsfördernde Wirkung hat, ist längst durch Forschungen belegt. Was gibt es also Besseres, als dieses neue Buch von Tanja Steinbach und Kerstin Balke zu Weihnachten zu verschenken?

Das „Strickbuch rund ums Jahr“ geht mit seinen passenden Modellvorschlägen durch das gesamte Jahr. Neben größeren Projekten finden sich auch immer kleine, schnell zu fertigende Strickideen, stets passend zur jeweiligen Jahreszeit. Die Anleitungen sind sehr, sehr ausführlich und detailreich, sodass auch Anfänger sich an die Umsetzung wagen können. Mir persönlich haben abgesehen von den vielen schönen Strickideen die vielen beigefügten Tipps und Tricks gefallen, von denen ich, wenngleich ich eine erfahrene Strickerin bin, dennoch profitieren konnte. Liebenswert auch, dass sich für jede Jahreszeit ein Rezept unter die Anleitungen geschmuggelt hat. Und wer gerne Socken strickt, findet im Buch besonders viele Anregungen.

Fazit: Ein aufwändig, sorgfältig und ansprechend gemachtes Strickbuch, das sowohl Anfängern und auch geübten StrickerInnen viel Freude bereitet.

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