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Veröffentlicht am 19.12.2021

Ein ungewöhnlicher und herausfordernder Roman

Die Flüchtigen
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„Die Flüchtigen“ ist ein Science-Fiction-Roman des französischen Schriftstellers Alain Damasio, für den er bereits 2019 und 2020 in Frankreich eine Auszeichnung erhielt.

Die Handlung spielt in der Zukunft ...

„Die Flüchtigen“ ist ein Science-Fiction-Roman des französischen Schriftstellers Alain Damasio, für den er bereits 2019 und 2020 in Frankreich eine Auszeichnung erhielt.

Die Handlung spielt in der Zukunft im Jahr 2040. Die Menschen in den Städten werden von großen Unternehmen überwacht. Es gibt Widerstand gegen diese Kontrolle und zu den Widerständlern gehören auch Lorca und Sahar Varése. Eines Nachts verschwindet ihre Tochter Tishka spurlos aus dem Kinderzimmer. Lorca vermutet, dass Tishka bei den Flüchtigen – unsichtbare Wesen, die von Flüchtigenjäger:innen gejagt werden und deren Existenz nur wenigen Menschen bekannt ist – befindet. Lorca und Sahar gehen sehr unterschiedlich mit dem Verlust ihrer Tochter um, wodurch sie sich entfremden.

Der Schreibstil von Alain Damasi lässt sich nicht leicht lesen, da er zum Einen viele Fremdwörter und Fachbegriffe verwendet und zum Anderen mit dem Schriftbild spielt, in der er diverse Sonderzeichen setzt, die sich immer wieder verändern. Auch seine Detailverliebtheit habe ich stellenweise als recht anstrengend empfunden. Es war aber nicht nur der Schreibstil, der mich hier gefordert hat, auch inhaltlich ist das Buch sehr komplex und intensiv, aber es lohnt sich, sich darauf einzulassen.

Die unterschiedliche Charaktere sind gut gelungen und sind allein anhand ihrer Sprache zu unterscheiden. Die Flüchtigen erkennt man z.B. stets an ihren verdrehten Wörtern und Buchstaben. Während Lorca etwas philosophisches an sich hat, ist Sahar sehr emotional.

Die Darstellung der Zukunft ist beängstigend und erschreckend zugleich. Allerdings finde ich die komplette Überwachung und dass der Mensch mehr und mehr als Mittel zum Zweck gesehen wird, keineswegs absurd und das passt - leider - in unsere Zukunft.

Mich hat dieser Roman gefordert, ich habe das Lesen nicht immer genossen, aber ich freue mich, dass ich ihn gelesen habe. Wer nach einem intensiven Roman sucht, der nicht Mainstream ist, liegt hier genau richtig.

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Veröffentlicht am 18.12.2021

Menschliche Abgründe

Perfect Day
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„Perfect Day“ ist der dritte Thriller der in der Nähe von Stuttgart lebenden Autorin Romy Hausmann, in dem sich wieder einmal menschliche Abgründe auftun.

Seit Jahren sind in Berlin immer wieder kleine ...

„Perfect Day“ ist der dritte Thriller der in der Nähe von Stuttgart lebenden Autorin Romy Hausmann, in dem sich wieder einmal menschliche Abgründe auftun.

Seit Jahren sind in Berlin immer wieder kleine Mädchen verschwunden, die mit roten Schleifenbändern tot aufgefunden wurden. Nach dreizehn Jahren wird ein 55-jähriger alleinerziehende Vater und Philosophieprofessor Walter Lesniak festgenommen. Seine Tochter Ann glaubt nicht an seine Schuld, sie hält es für ausgeschlossen, dass ihr Vater der Mörder sein soll, da er niemals anderen Eltern so einen Schmerz antun könnte und will mit Hilfe des Journalisten Jakob die Wahrheit ans Licht bringen.

Obwohl die Story weder neu noch außergewöhnlich ist, hat mich das Buch enorm gefesselt. Die Autorin versteht es einfach den Spannungsbogen hoch zu halten und sorgt durch ihren flüssigen Schreibstil dafür, dass ich trotz Gänsehaut einfach immer weiterlesen musste. Der stetige Perspektivwechsel zwischen Ann und „Wir“ verschafft einen guten Einblick in Anns Gefühlswelt und in die der menschlichen Abgründe, die sich hier auftun.

Wer auf Spannung und Gänsehaut steht, liegt mit diesem Roman richtig.

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Veröffentlicht am 11.12.2021

Düster und sehr atmosphärisch

Talberg 1935
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„Talberg 1935“ ist der erste Band der Talberg-Reihe des Autors Max Korn der selbst in dem kleinen Ort Thalberg im Bayerischen Wald aufwuchs, der ihn zu diesen Romanen inspirierte.

Wilhelm Steiner, der ...

„Talberg 1935“ ist der erste Band der Talberg-Reihe des Autors Max Korn der selbst in dem kleinen Ort Thalberg im Bayerischen Wald aufwuchs, der ihn zu diesen Romanen inspirierte.

Wilhelm Steiner, der Sohn des reichsten Bauern - Josef Steiner - in Talberg, ist in den Ort zurückgekehrt, um dort eine Stelle als Lehrer anzutreten. Er hat einen Aussichtsturm errichten lassen, den er für Vermessungszweck nutzen wollte. Im Dorf geht allerdings das Gerücht um, dass er seine Frau - Elisabeth Wegbauer – dort hinunter werfen wollte. Nun liegt allerdings Wilhelm selbst tot am Grunde seines Turms und es sieht nicht nach Selbstmord aus. Karl Leiner soll klären, was vorgefallen ist, aber die Dorfbewohner machen es ihm nicht leicht, lediglich Elisabeth ist etwas auskunftsfreudiger.

Die Atmosphäre, die Max Korn hier geschaffen ist ist düster und passt perfekt in die Zeit. Ohne viele Emotionen beschreibt er das Dorfleben und ich bekam schnell eine gute Vorstellung von den Bewohnern und auch von der Umgebung. Talberg ist ein kleines Dorf, die Dorfbewohner sind eine eingeschworene Gemeinschaft und tonangebend sind dort die Steiners – insbesondere Josef. Die Charaktere waren mir – abgesehen von der jungen Elisabeth – unsympathisch.

Es dauert eine Weile bis Spannung in die Geschichte kommt, da der Autor zuvor durch ausschweifende Sätze und zahlreiche Details die Atmosphäre gelungen darstellt.

Im vorderen Innencover befindet sich eine Übersicht über die wichtigsten Familien des Dorfes und die übrigen Charaktere. Diese fand ich durchaus hilfreich, da es dadurch leichter war die Übersicht zu behalten und die Personen entsprechend zuzuordnen.

Das Ende ist überraschend und in sich stimmig. Obwohl es sich um eine Reihe handelt, kann man diesen Band für sich allein lesen. Für mich blieben keine Fragen offen.

Auch wenn es mich nicht in das Talberg von 1935 zieht, neugierig wie es dort 1977 und 2022 weitergeht bin ich nun schon.

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Veröffentlicht am 09.12.2021

Intensiv – ein Roman der nachdenklich macht

Duckmäuser
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„Duckmäuser“ ist nach „Die liegende Frau“ der zweite Roman des Autors Wolfgang Ehemann.

Hilmar Hitzler ist der Titel gebende „Duckmäuser“. Bereits mit sieben Jahren stellt er fest, dass er in die Zukunft ...

„Duckmäuser“ ist nach „Die liegende Frau“ der zweite Roman des Autors Wolfgang Ehemann.

Hilmar Hitzler ist der Titel gebende „Duckmäuser“. Bereits mit sieben Jahren stellt er fest, dass er in die Zukunft sehen kann. Er kann in seinen Träumen den Tod von anderen Menschen voraussehen. Diese Gabe führt dazu, dass er sich schuldig fühlt. Müsste er nicht eingreifen, wenn er weiß, was passieren wird ?

Die Grundstimmung des Buches ist ziemlich bedrückend. Sprachlich ist die Geschichte sehr gut, da die düstere Stimmung durch amüsante Dialoge zwischen Hillmar und seiner Freundin Camilla aufgelockert werden. Auch die Idee des Autors, die Möglichkeit des Protagonisten die Zukunft zu sehen und nicht eingreifen zu können ist interessant.

Sehr gut gefiel mir der Bezug zu aktuellen Ereignissen aus der nahen Vergangenheit. Hier werden Zeitgeschehen aufgegriffen, die ich selbst erlebt habe und die Erinnerungen geweckt haben.

Ich habe dieses Buch als sehr intensiv empfunden, es hat mich nachdenklich gemacht und zum Nachdenken angeregt.

Wer ungewöhnliche, gut geschriebene Geschichten mag, liegt mit diesem Buch genau richtig.

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Veröffentlicht am 09.12.2021

Fesselnder Roadtrip quer durch die USA

Meine geliebte Schwester
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„Meine geliebte Schwester“ von der Autorin Samantha Downing ist ein fesselnder Thriller, in dem sich drei Geschwister wegen des Testaments ihres Großvaters auf eine Reise quer durch die USA begeben. Die ...

„Meine geliebte Schwester“ von der Autorin Samantha Downing ist ein fesselnder Thriller, in dem sich drei Geschwister wegen des Testaments ihres Großvaters auf eine Reise quer durch die USA begeben. Die gleiche Reise haben sie 20 Jahre zuvor schon einmal gemacht, damals verschwand ihre Schwester Nikki. Unter ungeklärten Umständen.

Die drei Geschwister Beth, Portia und Eddie sind äußerst unterschiedlich und ihr Verhältnis zueinander ist alles andere als innig. Der einzige Grund dafür, dass sie sich auf die gemeinsame Reise begeben ist das Testament ihres Großvaters, da dies die Voraussetzung dafür ist, dass sie ihr Erbe antreten können.

Die Story beginnt mit dem Kapitel „Noch 14 Tage“ Tage und arbeitet sich - unterbrochen durch Rückblicke auf den Trip in der Vergangenheit - bis zum letzten Tag vor. Alles wird aus der Perspektive von Beth geschildert. Sie beschreibt die Ereignisse in kurzen klaren Sätzen und vieles wirkt erschreckend nüchtern. So lässt sich die gesamte Story leicht lesen, da der Schreibstil verständlich und flüssig ist.

Die Charaktere lernt man im Verlauf der Handlung gut kennen und die Frage, was damals mit Nikki passiert ist, bleibt durchgehend präsent. Obwohl Beth, Portia und Eddie auf gemeinsame Erinnerungen zurückschauen können, sind sie sich fremd. Für mich blieben sie lange undurchsichtig, was sie aber auch gleichzeitig interessant macht.
Dieser Thriller eignet sich gut zum Miträtseln. Meine Theorien über das, was passiert sein könnte, haben sich mehrfach geändert und am Ende wurde ich dennoch überrascht.

Insgesamt ist es ein düsterer, spannender und abwechslungsreicher Thriller, der zu keinem Zeitpunkt langweilig ist. Ich habe das Buch gerne gelesen und kann es Liebhabern von Roadtrips und Thrillern nur empfehlen.

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