Im Strudel der Sucht
RoxyWährend Ivy stets das schwarze Schaf ihrer Familie war, ist Isaac stets der Vorzeigesohn gewesen. Als Isaac sich verletzt und nachfolgend zur Schmerztherapie Oxycodon („Roxy“) erhält, gerät er jedoch in ...
Während Ivy stets das schwarze Schaf ihrer Familie war, ist Isaac stets der Vorzeigesohn gewesen. Als Isaac sich verletzt und nachfolgend zur Schmerztherapie Oxycodon („Roxy“) erhält, gerät er jedoch in den Sumpf der Schmerzmittelabhängigkeit. Ivy hingegen lässt sich auf Anraten ihres behandelnden Arztes Adderall verschreiben und ehemalige Schulprobleme scheinen plötzlich gelöst. Als Reaktion darauf erhöht sie die Dosis – ganz nach der Devise: mehr Medikament, mehr Leistung. Beide Geschwister geraten somit auf ihrem eigenen Weg mit Vollgas in den Strudel der Sucht. Ob es ihnen gelingt, rechtzeitig auf die Bremse zu treten?
„Roxy“ ist der erste Roman, den ich von Neal und Jarrod Shusterman gelesen habe. Beschrieben als Fantasy-Thriller habe ich einen temporeichen Krimi mit Hochspannung zum Thema Drogenabhängigkeit erwartet.
Auf innovative Art und Weise wird mit angenehmem, flüssigem Sprachstil der Weg in die Abhängigkeit der beiden Geschwister Isaac und Ivy erzählt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Drogen, Medikamente und Betäubungsmittel, die im Buch zum Einsatz kommen, erhalten mittels einem interessanten Stilmittel Ausdruck: Sie treten als Personen mit Gedanken und Gefühlen in Erscheinung, die den jeweiligen Wirkungen und Nebenwirkungen der Drogen entsprechen. Den Facettenreichtum der diversen Substanzen hat das Autorenpaar meiner Meinung nach gut recherchiert. In wechselnden Perspektiven kommen im Verlauf des Romans somit nicht nur Isaacs und Ivys, sondern auch die Eindrücke der verschiedenen personifizierten Drogen zur Darstellung. Hiermit lassen sich die tückischen Auswirkungen der Drogen, die nicht selten verharmlost oder bagatellisiert werden wie der gegenwärtig teilweise sorglose Schmerzmittelgebrauch, nicht nur rational, sondern auch emotional erfassen. Somit werden insbesondere der Zielgruppe (Jugendliche) auf „spielerische“ Art die negativen Auswirkungen der Substanzen aufbereitet. Sehr gut gefallen hat mir ferner die Darstellung wie schleichend und unerwartet eine Suchtmittelabhängigkeit jeden treffen kann und wie schwer es ist, sich dieser wieder zu entziehen.
In Bezug auf den „Thriller“-Aspekt im Sinne eines hochspannenden, unterhaltsamen Romans wurde mein Geschmack leider nicht vollends getroffen. Mit der Romanfigur des Isaac bin ich insgesamt nicht ganz warm geworden. Auch entwickelt sich das Geschehen zunächst eher langsam und bedächtig. Zum Ende hin wurde der Roman zwar wesentlich fesselnder, inhaltlich hätte ich mir in der Gesamtschau dennoch mehr Handlungen und vor allem Interaktionen mit den Mitmenschen der Hauptfiguren gewünscht. Wie sich ein Drogenabusus z.B. auf das gesamte Umfeld auswirkt oder wie Drogenabhängige ihre Sucht verschleiern, wurde meiner Meinung nach nur oberflächlich berührt.
Nichtsdestotrotz finde ich, der Roman behandelt ein sehr wichtiges Thema auf moderne Art und legt den Fingermerk darauf, dass Sucht/Abhängigkeit jeden treffen kann. Eine wichtige Botschaft, die innovativ und gut recherchiert aufbereitet wurde.