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Veröffentlicht am 29.01.2022

Ein Roman wie ein Gemälde

In Zeiten des Tulpenwahns
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Dieser Roman spielt im so genannten Goldenen Zeitalter in Holland. In der Geschichte, die erzählt wird, geht es um den Gärtner Nicolaes Verbeeck und seine Tochter Margriet. Nicolaes hat bei einem Brand ...

Dieser Roman spielt im so genannten Goldenen Zeitalter in Holland. In der Geschichte, die erzählt wird, geht es um den Gärtner Nicolaes Verbeeck und seine Tochter Margriet. Nicolaes hat bei einem Brand seine Frau verloren. Er wurde dabei schwer verletzt. Die Brandnarben in seinem Gesicht erinnern ihn immer wieder an die Tragödie, als er seine kleine Tochter aus den Flammen trug, seine Frau jedoch nicht retten konnte.
Inzwischen ist die damals Zweijährige zu einer schönen jungen Frau herangewachsen. Margriet ist Nicolaes‘ Ein und Alles. Sein Kind möchte er glücklich sehen,und als sich Margriet verliebt, lässt er nichts unversucht, sie mit einer angemessenen Mitgift auszustatten. Nach langem Zögern wagt er es, in den damals florierenden Handel mit Tulpenzwiebeln einzusteigen. Es war die Zeit im 17. Jahrhundert, als mit Tulpenzwiebeln spekuliert wurde und die Preise ins Unermessliche stiegen. Der Roman hat seinen Titel völlig zurecht, denn das, was damals in Holland ausgebrochen war, konnte man wahrlich nur als „Tulpenwahn“ bezeichnen. Und das Schicksal nimmt seinen Lauf…

Es ist ein eher leiser Roman, der auf schöne, ausdrucksstarke Bilder setzt. Viele Szenen sind so wunderbar und vollkommen beschrieben, dass man sie wie ein Gemälde vor sich sieht und die Atmosphäre spürbar wird. Daneben kann die Geschichte jedoch auch mit sehr viel Spannung aufwarten, und auch wenn sich so manche Dramen abspielen, so sind diese nie reißerisch dargestellt, sondern fügen sich schicksalsergeben in die Handlung ein. Es ist eine Geschichte mit intensiv gezeichneten Charakteren, und auch wenn sie kein klassisches Happy End zu bieten hat, so ist ihr Ausgang für mein Empfinden realistisch und absolut passend. Ich habe in diesem Roman Liebe und Freude aber auch Trauer und Leid erlebt, und die Geschichte hallt immer noch stark in mir nach. Das Buch stellt für mich ein Kleinod in der Bücherwelt dar, und ich nehme es immer wieder gerne zur Hand, um einzelne Passagen erneut zu lesen und den Zauber der Worte auf mich wirken zu lassen, denn ich habe dabei stets farbenprächtige Bilder vor Augen.

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Veröffentlicht am 26.01.2022

Greta Thunberg - ein eindrucksvoller Blick hinter die Kulissen

Gretas Weg
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Ich denke mal, die meisten wissen, wer Greta Thunberg ist, zumindest würden sie die junge Frau optisch erkennen. Allerdings was man über sie in den Medien erfahren hat bzw. noch erfährt, ist recht oberflächlich ...

Ich denke mal, die meisten wissen, wer Greta Thunberg ist, zumindest würden sie die junge Frau optisch erkennen. Allerdings was man über sie in den Medien erfahren hat bzw. noch erfährt, ist recht oberflächlich und zeigt nur ansatzweise etwas von ihrer Persönlichkeit. Die Journalistin Alexandra Urisman Otto und der Fotograf Roger Turesson haben Greta eine längere Zeit auf ihrem Weg begleitet und an ihren Erlebnissen und Erfahrungen teilgehabt. Daraus entstand dieses Buch. Greta nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Klimakrise geht. Sie hat mittlerweile eine große Anhängerschaft und wird von vielen gefeiert und verehrt wie ein Popstar, aber sie muss auch viele Anfeindungen aushalten. Beide Extreme sind nicht gut und entsprechen nicht dem, was Greta beabsichtigt. Ihr geht es nicht um die eigene Person, sondern um die Sache, das wird in diesem Buch immer wieder deutlich. Hinter den Aktionen, die aus Gretas erstem Schulstreik entstanden, wird viel vermutet, und es gibt zahlreiche Theorien. Hier wird mit derartigen Vorurteilen aufgeräumt, ihre Eltern würden sich an Gretas „Ruhm“ bereichern. Klar, ihre Eltern unterstützen sie, richten sich aber mit ihrem Verhalten nach der Tochter. Sie tun etwas für Greta, nicht Greta für sie.
Auf ausdrucksstarken Fotos und auch im begleitenden Text erfährt man etwas über die wahre Greta, die vor Kummer um die Natur- und Klimazerstörung regelrecht krank wurde und daraufhin ihr Leben änderte. Ihre Familie war an ihrer Seite und musste ebenfalls Beschimpfungen und wilde Drohungen erdulden, aber das ist für sie kein Grund, aufzugeben.
Das Buch zeigt auch die mutlosen Phasen, die es bei Greta ebenfalls gab, Zeiten, wenn Greta glaubte, all ihre Bemühungen wären umsonst gewesen und ihre Reden auf taube Ohren gestoßen.
Aber es gibt auch berührende Momente, beispielsweise die Begegnungen im Standing-Rock-Reservat in South Dakota, wo die Menschen Greta einen besonderen Namen gaben: Die Frau, die aus dem Himmel kam.
Man kann von den Schulstreiks halten was man mag, und sicher waren auch Jugendliche dabei, die anschließend nicht Gretas Ehrgeiz besaßen, den versäumten Unterrichtsstoff aufzuholen, aber grundsätzlich haben die jungen Menschen ja Recht! Sie wollen noch viele Jahrzehnte auf diesem Planeten leben, und die Aussichten sind fatal, denn es wird viel zu wenig getan, um die Klimakrise aufzuhalten. Wenn ich die aktuelle Politik beobachte, so werden Probleme nicht gelöst sonder zerredet. Nur lässt sich der CO2-Ausstoß nicht durch Diskussionen verringern sondern nur durch Handeln. Wenn man sich die Tabellen und Grafiken zur globalen Lagen ansieht, wird einem Himmelangst.
Bücher wie dieses sind wichtig und sollten viel mehr gelesen werden. „Gretas Weg“ beschreibt sehr deutlich die Brisanz des Umwelt-Themas. Die eindrucksvollen Bilder runden das Buch sehr gut ab.

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Veröffentlicht am 12.01.2022

Eine alte Dame auf den Spuren der Vergangenheit und der Suche nach ihrem Bruder

Auf den Flügeln der Zeit
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Köln im April 2019: Es ist eine sehr ungewöhnliche Situation, als zwei ältere Damen an Delias Tür klingeln und bitten, einen Blick in ihre Wohnung werfen zu dürfen. Nach anfänglicher Skepsis lässt Delia ...

Köln im April 2019: Es ist eine sehr ungewöhnliche Situation, als zwei ältere Damen an Delias Tür klingeln und bitten, einen Blick in ihre Wohnung werfen zu dürfen. Nach anfänglicher Skepsis lässt Delia sie ein und erfährt, dass es sich um die achtzigjährige Rosmarie handelt, die mit ihrer Tochter nach Deutschland gekommen ist und nach Spuren aus der Vergangenheit sucht. Damals, in Kriegszeiten und kurz danach, lebte Rosmarie mit ihrer Familie genau in dieser Wohnung. Diese erste Begegnung zwischen Delia und Rosmarie ist der Beginn einer ganz besonderen Freundschaft. Delia erfährt, dass Rosmarie kurz nach dem Krieg, zusammen mit ihren Zwillingsbruder Gerd, im Rahmen der Operation Shamrock, nach Irland gebracht wurde, eine Aktion der Nächstenliebe, um notleidenden Kindern im Nachkriegsdeutschland zu helfen. Die Zwillinge wurden getrennt, und Rosmarie verbrachte ihr weiteres Leben auf der grünen Insel, während ihr Bruder nach einigen Jahren wieder nach Deutschland zurückkehrte, dann aber spurlos verschwand.

Delia fliegt zusammen mit Rosmarie nach Irland zurück und setzt alles daran, der alten Dame zu helfen, denn für Rosie ist es ein dringendes Bedürfnis, zu erfahren, was aus ihrem Bruder geworden ist und ob er überhaupt noch lebt.

Die hauptsächliche Erzählung spielt in der Gegenwart, und wir begleiten Rosmarie und Delia bei ihren Nachforschungen. In Hazelbrook House, wo Rosmarie lebt, lernt Delia auch deren Enkel kennen. Mit Deirdre versteht sie sich auf Anhieb, und auch Brendan ist ihr sehr sympathisch. In ihm verbindet sie eine Art Seelenverwandtschaft. Allerdings geschehen dann auch Dinge, die Delia zweifeln lassen, ob es nicht besser wäre, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Erst als Rosmarie sich erinnert, wo sie als Kind Halt und Trost gefunden hat und beschließt, die Suche und ihre Geschichte in Gottes Hand zu legen, gerät alles in die richtige Bahn.

Rückblicke in die Vergangenheit erzählen von Rosmaries Kindheit und davon, wie es ihr allein in der Fremde ergangen ist. Auch die Gründe, wieso sich ihr Bruder nie mehr bei ihr gemeldet hat, werden nach und nach klar. Neben dieser fesselnden und berührenden Familiengeschichte erfährt man viel über die damalige Zeit, kurz nach dem Krieg, als die Menschen in Deutschland froren und Hunger litten. Ich hatte vorher noch nie von der Operation Shamrock gehört, finde es aber toll, was die Menschen in Irland damals für die Kinder getan haben.

Mich hat dieser Roman nachhaltig beeindruckt. Man erfährt von berührenden Schicksalen und erhält eindrucksvolle Schilderungen der irischen Landschaft. Auch eine Romanze findet in diesem schönen Roman Platz, und obwohl sie eher eine untergeordnete Rolle spielt, so rundet sie die Geschichte doch wunderbar ab. Für mich war dieser Roman ein Jahreshighlight 2021.

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Veröffentlicht am 08.01.2022

Ein fabelhaftes Märchen für Erwachsene

Ein Weihnachtsgeschenk für Walter
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Walter ist eine ganz besondere Ratte, nämlich eine Leseratte. Er trägt sehr menschliche Züge, was sein Benehmen, seine Gewohnheiten und Ansichten angeht und wohnt im Haus einer Schriftstellerin, die Kinderbücher ...

Walter ist eine ganz besondere Ratte, nämlich eine Leseratte. Er trägt sehr menschliche Züge, was sein Benehmen, seine Gewohnheiten und Ansichten angeht und wohnt im Haus einer Schriftstellerin, die Kinderbücher schreibt. Miss Pomeroy hat eine wunderschöne alte und umfangreiche Bibliothek, wo Walter sich gerne aufhält und sich so manches Buch „ausleiht“. Als er die Buchreihe entdeckt, die Miss Pomeroy geschrieben hat, ist er enttäuscht, denn die Helden der Geschichten sind allesamt Mäuse. Walter beschließt, an die alte etwas kauzige Dame zu schreiben, und es entspinnt sich eine angeregte Konversation, bei der sich die Schreibenden annähern.
Die Geschichte endet am ersten Weihnachtstag mit einer großartigen Überraschung für den liebenswerten Walter und ist zugleich der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.


Dieses hübsche Büchlein ist bei den Kinderbüchern für das Lesealter 7 bis 9 Jahre gelistet. Ich sehe es jedoch eher als ein fabelhaftes Märchen für Erwachsene. Zwar ist die geradlinige Sprache durchaus für Kinder geeignet, aber andererseits geht es in der Geschichte um reale Werke der englischsprachigen Literatur, von denen die meisten für Kinder eher unbekannt sind. Ich selbst hatte großes Vergnügen beim Lesen dieses schönen Büchleins, das so viele kleine Details, Metaphern und hintergründige Informationen enthält, die man oft gar nicht auf Anhieb erkennt, sondern erst beim erneuten Lesen darauf stößst. Auch die Illustrationen von Donna Diamond sind ganz zauberhaft.
Es ist eine wundervolle Geschichte, die von Toleranz, gegenseitigem Respekt, Rücksichtnahme, von der Liebe zu Büchern und von wahrer Freundschaft erzählt.

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