Historisch gut recherchiert und ausgeführt, von der Handlung her nicht immer schlüssig
Das Herz der AlrauneDies ist der zweite Band einer Dilogie um die Hebamme und Heilerin Luzia Gassner. Das erste Buch habe ich nicht gelesen, aber man erfährt in kurzen Rückblicken doch einiges darüber, was damals geschah. ...
Dies ist der zweite Band einer Dilogie um die Hebamme und Heilerin Luzia Gassner. Das erste Buch habe ich nicht gelesen, aber man erfährt in kurzen Rückblicken doch einiges darüber, was damals geschah. Demnach ist Luzia nur knapp dem Feuertod auf dem Scheiterhaufen entkommen. Am Beginn dieses zweiten Bandes studiert Luzia, als Mann verkleidet, Medizin an der Universität von Montpellier. Frauen war es ja damals nicht gestattet, zu studieren, und Luzia lebt in der ständigen Angst, entdeckt zu werden. Am Ende ihrer Studienzeit erlebt sie Schlimmes und flieht überstürzt. Mitten im Winter macht sie sich auf den Weg zurück in ihre Heimat am Bodensee.
Martin von der Wehr, mit dem sie anscheinend in der Vorgeschichte verlobt war, ist inzwischen Stadtmedicus von Überlingen. Aber die Möglichkeiten eines Arztes waren begrenzt, und Johannes muss sich hier ständig mit dem Bader herumärgern, der ihm in die Quere kommt und völlig andere Behandlungsmethoden im Sinn hat. Über Luzias Rückkehr freut sich Johannes sehr und möchte gerne mit ihr zusammenarbeiten, da er ihr medizinisches Wissen und Können sehr schätzt. Auch menschlich kommen sich die beiden wieder näher. Aber wieder werden der jungen Frau nicht wenige Steine in den Weg gelegt. Wird sie hier in Überlingen endlich ihre Bestimmung finden und zur Ruhe kommen?
Dass Luzia in Montpellier ein Einzelgänger-Dasein führt, ist nur allzu verständlich, denn ständig läuft sie Gefahr, entdeckt zu werden. Ihre Zurückhaltung macht sie sowieso schon verdächtig, beispielsweise wenn sie bei Männer-Geselligkeiten nicht mit von der Partie ist. Auch ihr Wissen und medizinisches Können neiden ihr manche, und einer entwickelt sogar regelrecht eine Feindschaft gegen sie.
Wieder zurück am Bodensee sind ihr auch hier einige feindlich gesonnen, allerdings aus anderen Gründen. Was Luzia so alles im Lauf der Geschichte erlebt, ist heftig, allerdings war hier für mein Empfinden doch etwas dick aufgetragen. Nach allem was Luzia bereits erlebt hat, handelt sie nun oft verhältnismäßig blauäugig und sorglos. So manche Situation hätte verhindert werden können, hätte sie nicht ständig an den falschen Stellen geschwiegen. Ich musste sehr oft über sie den Kopf schütteln. Insgesamt gab es einige Szenen, die ich ehrlich gesagt nicht so ganz nachvollziehen konnte, weil sie mir von der Logik her nicht ins Gesamtbild passten. Was das genau ist, kann ich hier nicht näher erläutern, um nicht zu spoilern, aber bei der Handlung hatte ich öfter das Gefühl, dass hier manches künstlich gepusht worden ist, um der Geschichte mehr Spannung zu verleihen. Für mich hat das leider nicht so ganz geklappt.
Über den Wissensstand der Medizin wird man hier sehr gut ins Bild gesetzt, und die Erklärungen der Behandlungsmethoden haben mir sehr gefallen.
Auch der Hexenwahn hatte im 15. Jahrhundert wohl auch die Gegend am Bodensee erreicht und die Menschen im Griff. Historisch hat das Buch einiges zu bieten, aber mit Luzias Schicksal hatte ich so meine Probleme, und vor allem das Ende war für mich nicht schlüssig und viel zu stark gerafft. Plötzlich landet man im Epilog, und alles ist anders...